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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Alarm für NEF: Herz



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Toran
28.12.2010, 17:16
Ihr werdet Nachmittags zu einem Notfall gerufen. Beim Eintreffen befindet sich der Pat. schon im RTW und die RAs beginnen gerade mit der Versorgung und Untersuchung. Der Pat. ist von alleine in den RTW gestiegen.

Der Pat. ist um die 50 Jahre alt, sehr aufgeregt und klagt über Brustschmerz...

RS-USER-Brummel
29.12.2010, 09:58
Na dann ist das RTW-Team (also ich und Kollege) ja bestimmt schon dabei etwas zu machen und hat RR, BZ, O2 und Anamnese parat, das 12 Kanal klebe ich gerade.

RS-USER-Shalimah
29.12.2010, 12:50
Gut, ich komm dann erstmal rein und hör mir an, was die Kollegen zu sagen haben. Vitalzeichen, etc.

Bis dahin sollte das 12-Kanal fertig sein und ich kann mir zum einen das EKG ansehen (seh ich als Internistin da was?) und zum anderen den Pat. befragen:

Wann haben die Schmerzen angefangen?
Lokalisation der Schmerzen?
Ausstrahlung?
Verändern sich die Schmerzen beim Atmen oder bei Bewegung?
Sind die Schmerzen gleichbleibend, stechend, drückend etc.?
Hat er selber schon was gegen die Schmerzen unternommen? (Nitro z.B.)
sind Vorerkrankungen bekannt?

In der Zwischenzeit lasse ich schonmal einen zugang vorbereiten und lege ihn...

Toran
30.12.2010, 17:05
RR palp. 210, BZ 123 mg/dl.

Der Pat. gibt an, die Schmerzen hätten vor ca. 30 Minuten begonnen. Er selber leidet an Bluthochdruck, hat aber kein Nitro oder ähnliches genommen. Es schmerzt und drückt in seiner Brust, aber wirklich beschreiben kann er es nicht. Ein Austrahlung verneint er, der Schmerz scheint gleich zu bleiben.

Seine Atmung ist beschleunigt und er ist noch immer sehr aufgeregt wird aber etwas ruhiger und auch der Schmerz wird etwas weniger. Er macht sich unglaubliche Sorgen um seinen Hund und wer ihn versorgen könnte, da seine Frau gestern ins Krankenhaus gekommen wäre, und und und.

@Shalimah - Als erfahrene Internistin und Notärztin (so war es im Realfall) erkennst du nichts auf dem 12-Kanal EKG.

RS-USER-Saphira
30.12.2010, 22:40
ich bin zwar kein Arzt, aber haben wir zu dem RR auch nen Puls und ne Sättigung?
Ansonsten versuchen wir mal den Herrn zu beruhigen und warten auf die Ansage von Frau Doktor...

RS-USER-Phil the Fox
31.12.2010, 00:17
ggf. 2 Hub Nitro bei gelegtem Zugang... wenn er kein Viagra o.ä. in den letzten 24h genommen hat...

Toran
31.12.2010, 07:26
P 130, SpO2 98 %, der Pat. beruhigt sich weiter. Bei dem Nitro warten wir mal ab was die Frau Dr. sagt.

RS-USER-Shalimah
31.12.2010, 10:00
Ich bin kein Freund von Nitro. Bei der Konstellation von Tachykardie (wohl ne Sinustachykardie, wenn ich das EKG sonst als unauffällig behfundet hab?) und hypertensiver Entgleisung, würde ich für meinen Teil nen ß-Blocker bevorzugen. Bei uns auf den Autos wäre das ne Ampulle Beloc.


Ich hätte aber gerne vorher noch ne Medikamentenanamnese. Was nimmt er sonst so gegen seinen Blutdruck, nimmt er noch anderes Zeugs. Nicht dass er Verapamil schluckt oder ähnliches ;)

Toran
31.12.2010, 11:16
Was der Pat. genau an Medikamenten genommen hat, kann ich nicht mehr sagen. Aber du bist auf dem richtigen Weg. Das Beloc geben wir mal, ganz wie im Realfall. :) Noch irgendwas, vielleicht eine Arbeitsdiagnose?

RS-USER-Shalimah
31.12.2010, 11:33
Sinustachykardie, hypertensive Entgleisung und Thoraxschmerz...
Als Arbeitshypothese würd ich entweder ein akutes Coronarsyndrom bei Hypertension oder eine Lungenembolie in den Raum schmeißen.

Je nachdem, wo ich unterwegs bin, bekäme der Pat. daher jetzt von mir noch eine Ampulle Aspisol, 5000iE Heparin, 600mg Plavix (ist samt 0,5l Wasserflasche auf unseren RTWs) und ab mit Blaulicht in die nächste Kardiologie.

RS-USER-Bärentöter
31.12.2010, 11:57
Je nachdem, wo ich unterwegs bin, bekäme der Pat. daher jetzt von mir noch eine Ampulle Aspisol, 5000iE Heparin, 600mg Plavix (ist samt 0,5l Wasserflasche auf unseren RTWs) und ab mit Blaulicht in die nächste Kardiologie.

und wenn Du Pech hast, ist es eine Aortendissektion...

Edit: das EKG ist unauffällig, die Klinik ist nicht unbedingt typisch und Zeit für ein Echo (in der Klinik) ist auch noch. Bei dieser Konstellation Aspisol, Heparin und Plavix gefährdet den Patienten!

RS-USER-Shalimah
31.12.2010, 12:06
Naja, erstens ist das häufige häufig, zweitens würde es einem Pat. mit Aortendissektion sehr wahrscheinlich schlechter gehen, und drittens: So böse sind Aspisol, Heparin und Plavix nu auch nicht, als dass sie eine OP verhindern würden.

RS-USER-Bärentöter
31.12.2010, 12:13
Naja, erstens ist das häufige häufig, zweitens würde es einem Pat. mit Aortendissektion sehr wahrscheinlich schlechter gehen, und drittens: So böse sind Aspisol, Heparin und Plavix nu auch nicht, als dass sie eine OP verhindern würden.

ich bin auf dem Land, da ist die nächste Herzchirurgie weit weg. Auch wenn das häufige häufig ist, ist das seltene dennoch zu bedenken. Und wie gesagt, für ein Echo ist noch Zeit genug. Aortendissektionen sind so selten nicht, ich habe schon einige gefahren (sekundär), und die beschriebene Klinik paßt ganz gut (außer daß die Patienten meistens den Schmerz als "punktförmig" beschreiben.

RS-USER-Shalimah
31.12.2010, 12:18
Gut, vielleicht ist es ein Unterschied, ob man im Ruhrgebiet fährt, oder auf dem Land.
Bei uns ist die nächste große Gefäßchirurgie nur 5min weiter weg, als die Kardiologie.
Ich hab auch schon einige Aortendissektionen sekundär gefahren, aber die Klinik war in allen Fällen doch anders, als sie es hier beschrieben wurde.

Toran
31.12.2010, 12:36
Soll ich auflösen oder wollt ihr noch weitermachen?

RS-USER-Bärentöter
31.12.2010, 12:39
naja, das kann ja mehreres sein, von der normalen hypertensiven Krise über ACS bis hin zu allen möglichen seltenen Geschichten.

RS-USER-Shalimah
31.12.2010, 12:43
MAch mal weiter.
Wenn wir hier anfangen, alle möglichern Differetialdiagnosen abzuklappern, sind wir nächstes Jahr noch dran ;)

12fly
31.12.2010, 12:45
Was der Pat. genau an Medikamenten genommen hat, kann ich nicht mehr sagen. Aber du bist auf dem richtigen Weg. Das Beloc geben wir mal, ganz wie im Realfall. :) Noch irgendwas, vielleicht eine Arbeitsdiagnose?

Welche Wirkung setze darauf hin ein?
Vitalparameter?
Bewußtseinsänderung?
VAS der Schmerzen vor und nach der Medigabe?
Ein Auskultatorischer RR wäre nicht schlecht.

Wurde vor der Medigabe eine Überdosierung anderer/verwechselter Medikamente ausgeschlossen?

Toran
31.12.2010, 15:20
Genaue Parameter nach Medikamentengabe habe ich leider nicht mehr.

Aber nach der Gabe von Beloc ging der Blutdruck auf akzeptable Werte runter. Der Pat. wurde dann noch mit Diazepam etwas sediert. Insgesamt trat damit eine starke Besserung der Beschwerden ein. Der NA ging dann davon aus, dass insbesondere die psychische Belastung und Stress die Auslöser der Probleme war.

Jedoch stand natürlich auch ein AKS im Raum. Somit gab es noch mal Aspisol, sowie Paspertin gegen einen verschmutzten RTW. Anschließend ging es ohne Alarm in die nicht weit entfernte Klinik mit Herzkatheterlabor.

Im Krankenhaus konnten dann zunächst keine kardiale Ursachen gefunden werden. Somit schien die Diagnose einer Blutdruckentgleisung auf Grund von psychischer Belastung bestätigt.

Etwas überraschend war dann doch das Ergebnis aus dem Labor, wo man dann doch einen Herzinfarkt nachgewiesen hatte.

RS-USER-Shalimah
31.12.2010, 15:26
Ist so ungewöhnlich nicht. Wir hatten in letzter Zeit mehrere Patienten mit unauffälligem EKG und positiven Herzenzymen, die dann im Katheter ein Gefäß fast komplett dicht hatten. Daher schließt ein normales EKG für mich längst nicht mehr ein ACS aus.