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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Stangyl®



Rettungshasi
16.01.2011, 15:04
Hallo (bei all dem Umzugsstress sollten auch alte Traditionen wie "Fragen stellen" nicht verloren gehen^^),

ich will keine konkrete Handlungsanweisung und verstoße deswegen hoffentlich nicht gegen die FAQ.

Mir wurde bekannt, dass Stangyl®(Trimipraminmesilat) gern bei Einschlafstörungen verschrieben wird. Wie schaut es aus mit der Suchtkomponente? Habt ihr da Erfahrungen, ob es mit Ausschleichen (wie lange dauert das überhaupt?) getan ist oder ist der Gewöhnungseffekt stärker ausgeprägt?
Wenn man durch die Einnahme zunimmt, geht das zusätzliche Gewicht nach Absetzen rückstandslos wieder weg? Soweit ich weiß, sind das größtenteils Wassereinlagerungen, oder?

Vielen lieben Dank im Voraus für eure Antworten

RS-USER-Bärentöter
16.01.2011, 15:45
ich würde generell kein Antidepressivum bei Einschlafstörungen nehmen, es sei denn, ich wäre depressiv (was ich ja bin). Wenn Allgemeinmaßnahmen nicht helfen ("Schlafhygiene") Baldrian/Hopfen (nicht als Bier!), ggf. ein niedrigpotentes Neuroleptikum z.B. Melperon (Eunerpan"), oder, solange es kurzfristig/situativ bedingt ist, ein kurzwirksames Benzo.

Das ist meine Meinung und nicht als Ratschlag zu verstehen!

bredo
24.01.2011, 12:14
Mein Psych-Dozent meinte der Vorteil der Antidepressiva sei, das sie keinen Gewöhnungs- und Abhängigkeitspotential haben. Also bei chronischen Schlafstörungen die bessere Alternative im Vergleich zu beispielsweise den Benzos.

RS-USER-Sargnagel
25.01.2011, 00:10
Ich weiss daß die Psychiatrische Uniklinik Freiburg bei behandlungsbedürftigen Schlafstörungen schon seit Jahren den Einsatz von sedierenden Antidepressiva empfielt.

Jetzt gerade habe ich nur diesen Link (http://www.journalmed.de/072001/kongressaktuell3.htm) gefunden.

Vorteile sind neben der geringeren Suchtgefahr wohl auch die Senkung des Cortisolspiegels (ist bei Streß erhöht) sowie eine Anhebung des Melatoninspiegels.

Rettungshasi
25.01.2011, 01:10
Ist man durch die Anhebung des Melatoninspiegels dann nicht dauerhaft müde?

Knusperriegel
25.01.2011, 06:56
Sehr viele Antidepressiva haben eine ausgleichende, aber keinesfalls sedierende Wirkung.
Aus diesem Grund soll die Einnahme dann auch morgens erfolgen.

Die ausgleichende Wirkung kann aber fatale Folgen haben, wenn der Klient suizidal ist/wird.
Verhinderte vorher die mit der Depression einhergehende Teilnahmslosigkeit die Aktivitäten, die nach den Suizidgedanken folgen könnten, ist jetzt der Weg buchstäblich frei.
Schon einige Therapeuten freuten sich über die registrierte Belebung ihrer Klienten; diese wurden aktiver.
Tatsächlich führte das Antidepressiva dazu, daß jetzt der Strick wirklich gekauft wurde (Klient nimmt wieder am öffentlichen Leben teil!), der vorher nur in Gedanken vorhanden war.

RS-USER-Sargnagel
25.01.2011, 11:30
Ist man durch die Anhebung des Melatoninspiegels dann nicht dauerhaft müde?

Bei richtiger Indikation, dem richtigen Medikament in richtiger Dosierung abends eingenommen sollte das nicht passieren. Leider gibt`s hierfür keine Standarddosierung. Da hilft nur ein erfahrener (Fach-)Arzt, ggf. langsame Steigerung der Dosis und testen welcher Wirkstoff für den jew. Pat der richtige ist.


@ Knusperriegel:

Wenn sedierende Antidepressiva zur Therapie der behandlungsbedürftigen Insomnie richtig eingesetzt werden kommt es überwiegend dadurch zur Aktivitätssteigerung weil der Pat. nachts endlich schlafen kann. Um Risiken zu minimieren sollte jedoch die Therapie und zuvor eine gründliche Diagnostik durch einen Schlafmediziner, bzw. erfahrenen Psychiater/Neurologen erfolgen.


Die Wirkung von Medikamenten mit Wirkung auf das Gehirn kann leider nur sehr eingeschränkt verallgemeinert werden. Beim Gesunden führt z.B. Methylphenidat ausschließlich zu einer Aktivitätssteigerung und wirkt beim depressiven Pat. rascher als herkömmliche Antidepressiva (in den USA daher u.a. in der Palliativmedizin eingesetzt) wohingegen z.B. ein Teil der AD(H)S Patienten hiermit besser schlafen kann. Daher meine dringende Empfehlung, zumindest zur erstmaligen Verordnung sowie zur Verlaufskontrolle, einen Facharzt bzw. hierauf spezialisierte Klinikambulanzen aufzusuchen. Im Internet für Laien zugängliche Infos sind oft unvollständig und von Angst vor Neben-/Wechselwirkungen geprägt.

RS-USER-pille
05.02.2011, 14:00
Ich weiss daß die Psychiatrische Uniklinik Freiburg bei behandlungsbedürftigen Schlafstörungen schon seit Jahren den Einsatz von sedierenden Antidepressiva empfielt.

Moin,

auch wenn's hier fast schon "zu spät" dafür ist:

Mich stören diese häufig zu beobachtenden "Alleingänge" solcher Unikliniken.
Da werden schon gerne mal übliche Pfade verlassen, alles im Dienste der Forschung, heißt es.
Aber wie's nun beim Forschen mal so ist, sowas kann auch ein Irrweg sein...

Warum nimmt man nicht einfach mal das (uralte) Opipramol?

Da ist ja schon in der Fachinfo messerscharf beschrieben, daß die sedierende Wirkung noch vor dem antidepressiven Effekt steht.
Also eine abendliche Einnahme Sinn macht und die Nacht, auch in Wachphasen, längst nicht so "blue" erscheint.

Aber warum solchen "Schlagern" der 70er mißtrauen?

Man darf nicht vergessen, daß es auch heute noch kein "ideales" Antidepressivum gibt.
Der gesamte Problembereich war in den 80er / 90er Jahren eine hemmungslose Werbespielwiese der Industrie, die viele Mediziner alleine nur durch bunte Anzeigen und so allerlei Zuwendugen bestimmte "Therapiestandards" festgelegt haben.

Auch die 3. Mittelforschung war von solchen "Einflüssen" nie ganz frei.


Erst der in diesem Jahrzehnt verstärkt aufkommende Kostendruck führt teilweise wieder zu einer Rückkehr zu alten (billigen) Wirkstoffen...
Da kann man ja fast froh sein, daß auch noch recht neue Mittel, wie Venlafaxin(INN) oder Sertralin(INN) bereits als Generika verfügbar sind.

Abhängigkeitspotential haben irgendwie alle Medikamente / Genußmittel.
:-keks
Demzufolge auch entprechend Nebenwirkung.


Das A&O ist eine gute ärztliche Betreuung mit entsprechend Gesprächszeit...

RS-USER-Sargnagel
05.02.2011, 15:27
Hallo Pille,

meine Zeit mit überwiegend schlaffördernden Mitteln ist schon längst vorbei, da ich meine persönliche Einstellung hierzu geändert habe. Wenn ich 1 - 2 Nächte nicht oder nur sehr wenig schlafe, dann kann ich eben in der 3. umso besser pennen. Man darf sich dann "nur" nicht drüber ärgern, bzw. sich selbst leid tun.

Veränderungen in alt eingefahrenen Therapien sind nach meiner Erfahrung oft nur dadurch zu erreichen wenn diese Art von "Alleingängen" gestartet werden. Für mich ist an diesem Konzept interessant daß es auch von kritischen Suchtmedizinern befürwortet wird.

Wie gesagt, ich rede ausdrücklich nur von behandlungsbedürftigen Schlafstörungen und nicht von einer durchwachten Nacht z.B. wg. Vollmond.

Ob Opipramol gegenüber Trimipramin oder Imipramin Vorzüge bringt kann ich nicht sagen. Da ist ja auch immer, zusammen mit dem Facharzt, individuelles austesten angesagt. Zugelassen ist, soweit mir bekannt keiner der genannten Wirkstoffe bei Schlafstörungen. Bei den trizyklischen Antidepressiva ist meines Wissens nur Doxepin zur Behandlung von Schlafstörungen zugelassen.

Selbstverständlich können alle Stoffe eine gewisse Sucht, bzw. einen Gewöhnungseffekt hervorrufen das gilt aber auch für Nahrungsmittel, auch wenn ich sie ausdrücklich nicht mit Medikamenten gleichstellen will.

Ich selbst stehe alt hergebrachten Arzneimitteln absolut nicht skeptisch gegenüber. Schließlich haben behandelnde Ärzte hier oft einen jahrelangen Erfahrungsschatz durch den sie nicht allein den Herstellerangaben vertrauen müssen.

RS-USER-pille
06.02.2011, 11:51
Bei den trizyklischen Antidepressiva ist meines Wissens nur Doxepin zur Behandlung von Schlafstörungen zugelassen.

Moin,
und das laut FAM-Text auch nur im Zusammenhang mit depressiven Erkrankungen oder leichten Entzugserscheinungen... :jump:
also kein Einsatz bei "nur" Schlafstörungen...:rolleyes:

Opipramol darf auch bei somatoformen Störungen verschrieben werden
("alles, nichts, oder"...) :-p

RS-USER-Sargnagel
07.02.2011, 21:03
Nur mal dumm gefragt, was sind FAM Texte?



Wenn`s ums Thema Zulassung geht schau ich in die jeweils aktuelle Fachinfo und da stehen bei Doxepin (Aponal - FI 03/2009) folgende Anwendungsgebiete:
– Depressive Erkrankungen
– Angstsyndrome
– Leichte Entzugssyndrome bei Alkohol-, Arzneimittel- oder Drogenabhängigkeit
– Unruhe, Angst, Schlafstörungen und funktionelle Organbeschwerden


Bei Opipramol (Insidon - FI 06/2008) finden sich als Anwendungsgebiete:
– Generalisierte Angststörung
– Somatoforme Störungen


Unabhängig davon wird es dem Pat. regelmäßig egal sein ob der jeweilige Stoff exakt für das auf ihn zutreffende Krankheitsbild zugelassen ist. Getreu dem Motto wer heilt (lindert) hat recht.