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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ausbildung Orthopädie in der Schweiz, in Deutschland oder in Österreich



madniki
26.11.2011, 09:59
Hallo,

zu meiner Situation:

Ich bin Österreicherin und habe in Deutschland Medizin studiert und werde nächsten Herbst fertig. Derzeit bin ich in meinem Pratktischen Jahr im Wahltertial Orthopädie in der Schweiz und möchte auch den Ortho-Facharzt machen.

Nun hat man mich in meinem Krankenhaus in der Schweiz angesprochen, ob ich mich nicht dort bewerben möchte.

Da ich ungebunden bin, habe ich also mehrere Möglichkeiten, in Deutschland mit der Ausbildung zum Facharzt zu beginnen, in der Schweiz oder nach Österreich zurückzukehren (den Turnus brauche ich rechtlich gesehen nicht).

Nun meine Frage:

Gibt es hier jemanden, der die Situation in der Orthopädie in mindestens 2 dieser Länder kennt und mir Vor-und Nachteile der Ausbildung in diesen Ländern sagen kann:



1) Wie leicht/schwer bekomme ich in OÖ, Salzburg, NÖ... (ohne Turnus) oder im bayrischen Raum eine Facharztausbildungsstelle in der Orthopädie?

2) Wie sieht es mit der Bezahlung aus? Wo verdient man am besten, auch wenn man die Arbeitszeit, Dienste bzw. die Abzüge für Versicherungen etc. beachtet? Falls es wichtig ist, in der Schweiz bin ich derzeit im Kanton Solothurn.

3) Wie sieht es aus, wenn ich zB in der Schweiz beginne und in Ö oder D weitermachen möchte? Sollte ich darauf achten, dass ich mit etwas Ähnlichem wie dem deutschen Common Trunk oder den erforderlichen Gegenfächern in der Schweiz beginne (die haben auch 12-24 Monate basischchirurgischer Ausbildung). Ist es dann einfacher in Ö oder D mit der Ausbildung zum Orthopäden weiter zu machen?

4) Wie sieht es bei den einzelnen Facharztprüfungen in den drei Ländern aus? Wo sind sie am schwierigsten, aus welchen Teilen bestehen sie etc....

5) Kann ich überhaupt mit einem Studium in Deutschland die Facharztprüfung nach österreichischem oder schweizer Recht ablegen oder muss ich mich sowieso nach den deutschen Bestimmungen halten und dort meine Facharztprüfung machen.



Ich weiß, das sind viele Fragen, es wäre aber schon hilfreich, wenn mir jemand die eine oder andere beantworten bzw. eine Einschätzung der Lage aus seiner Sicht geben könnte.

Vielen Dank

Niki

stennadolny
26.11.2011, 15:18
In Deutschland muß man erstklassige Infos aus erster Hand haben, um etwas über die Ausbildungsbedingungen in einer Ortho sagen zu können.

Alles andere ist sinnlos.

Wenn Du in D studiert hast und Ortho machen möchtest, solltes Du Dich eigentlich bereits darüber vor Ort informiert haben.

Da Ortho in Ö auch sehr begehrt sein dürfte, wird es dort ohne Vitamin B und/oder Turnus bzww. unfallchirurgische-chirurgische Vorerfahrung keine Stelle geben, schon garnicht, wenn man von "extern" kommt, allenfalls an Unikliniken mit exzellenten wiss. Referenzen.

In Bayern bekommt man in der Reha jederzeit (Schrott?-)Ausbildungsstellen.

Vermute mal, daß es ziemlich blöd sein dürfte, von der Schweiz nach Ö oder D zu wechseln, mal ganz abgesehen von den Anrechnungsproblemen.

FA-Prüfung in Ö ist machbar. Über die Inhalte mußte Dich schon selbst informieren.

Mit deutschem Studienabschluß kannst Du in D und Schweiz Deinen FA machen.

Warum allerdings haste überhaupt als Ösi in D studiert, wenn Du in Ö kein Vitamin B hast bzw. in D nicht weitermachen möchtest ?

GOMER
26.11.2011, 16:23
Aus meiner beschränkten Erfahrung heraus würde ich sagen, daß es in Deutschland extrem schwer ist gute Weiterbildungsstellen in Ortho/Unfall (oder jedem anderen chir. Fach) zu bekommen. Die Stellen in Deutschland, die frühzeitig (auch schon im Common-Trunk) eine gute operative Ausbildung bieten sind rar und meist auch voll besetzt.

Welchen Eindruck hast Du denn von Deinem aktuellen Schweizer PJ-Haus gewonnen? Was sagen denn die Assis, würden Sie Dir zu einem Arbeitsbeginn vor Ort raten? Wenn Du Dich dort wohl fühlst, spricht meines Erachtens nichts dagegen dort anzufangen, die Kohle ist ja in SO auch nicht schlecht (7100CHF/Monat brutto, für Anfänger, wenn ich das recht in Erinnnerung habe).

madniki
26.11.2011, 16:29
@ stennadolny:
Erst mal danke für die Antwort. Was ich allerdings nicht verstehe, ist, warum man immer gleich so einen aggressiven Unterton einfließen lassen muss.
"Warum allerdings haste überhaupt als Ösi in D studiert, wenn Du in Ö kein Vitamin B hast bzw. in D nicht weitermachen möchtest ? "-

Vielleicht weil die Studienbedingungen an österreichischen Med-unis vor sechs Jahren äußerst katastrophal waren, weil wir überrannt worden sind, von deutschen Studenten?! Und ich sag ja weder, dass ich in Deutschland nicht weitermachen möchte, noch dass ich in Ö keine Vitamin B habe/brauch/will... nimm es, wie du willst... sondern ich wollte unterschiedliche Meinungen/Erfahrungen hören, um meine Entscheidung leichter treffen zu können.
Ich hätte auf mehr Gesprächskultur in einem Forum gehofft, wenn man sachliche Fragen stellt, dass man dann auch sachliche Antworten bekommt. Das ist ja der Sinn eines Forums, aber scheinbar versteht den nicht jeder, oder spricht aus manchen der Neid, ein Komplex.... schade.

@gomer:
Danke, ja ich fühl mich eigentlich wohl dort, nur wollte ich eigentlich näher an zuhause. Allerdings habe ich ja noch fast ein Jahr bis es ernst wird. Bis dahin werde ich die nächsten beiden Tertiale ja auch in Bayern machen und sehen können, wie es dort wird. Was ich allerdings wissen wollte, ist, ob vergleichbar mit dem Verdienst in D oder Ö unterm Strich nach Abzügen in der Schweiz mehr bleibt, und das kann mir eben nur jemand sagen, der schon in mehr als einem Land gearbeitet hat.

GOMER
26.11.2011, 16:37
Well, wenn Zuhause Vorarleberg oder Tirol is, dann kannste in der Schweiz ja mal Richtung SG oder GR schauen. Wenn zuhause Wien ist, spielt es keine Rolle ob Du in Basel oder München arbeitest, musst ja eh nach hause fliegen.

god0t
26.11.2011, 16:40
Wieso sind die "guten Ausbildungsplätze" in Deutschland rar bzw. schon belegt? Ich verstehe diese Aussage nicht. Woher kommen denn bitte diese Erfahrungswerte?

madniki
26.11.2011, 16:42
zuhause ist Zentralraum Oberösterreich, also die goldene Mitte, und da wären ja zB Passau oder andere grenznahe Häuser naheliegend. Regensburg war auch die nächstgelegene Meduni, nur so nebenbei. Und Zürich Linz gibts leider keinen Direktflug, aber die Entfernung ist ja nicht das alleine Ausschlaggebende.

GOMER
26.11.2011, 16:47
Wieso sind die "guten Ausbildungsplätze" in Deutschland rar bzw. schon belegt? Ich verstehe diese Aussage nicht. Woher kommen denn bitte diese Erfahrungswerte?

Vielleicht stelle ich da hohe Ansprüche, aber ich kenne nur wenige Häuser in denen Jung-Assis früh viel operieren. Und diese Häuser, die ich kenne, haben kurz und mittelfristig keine freien Stellen.

madniki
26.11.2011, 16:50
Dann hab ich auch noch eine ?naive? Frage, wie erfährt man als künftiger Assi, ob das Haus eine gute Ausbildung bietet? Nur durch Fragenstellen, bei Leuten, die man kennt, oder kann man das sonst noch wo rauslesen (aber nicht aus dem Teesatz*g*)?

GOMER
26.11.2011, 16:53
Viel hospitieren und viel mit den Assis vor Ort sprechen.

stennadolny
26.11.2011, 17:00
Von Linz aus ist München beinahe gleich weit entfernt wie Regensburg und im Ballungsraum München ist weitaus mehr orthopädisch los (ob gut oder schlecht, sei jetzt mal dahingestellt). Meines Wissens nach ist auch Oberösterreich keine orthopädische Wüste.

Willst Du jetzt möglichst nahe an Mamas Rockzipfel bleiben oder eine gute und solide Orthoausbildung ?

Wenn Du in Ö Vitamin B Richtung Ortho hättest, müßtest Du hier nicht nachfragen.

In Ö soll die Orthoausbildung recht solide sein, z.B. in Ried im Innkreis, allerdings braucht man dafür in der Regel eben den Turnus. Im Haus, nicht irgendwo. Kein Wunder: In Ö gibt es viel weniger Orthoausbildungsstellen als in D (bei vergleichbarer Abteilungsgröße) und die Stationsarbeit+Hakenhalten machen meist die Turnusärzte. WENN man in Ö eine Stelle hat, kommt man (jedenfalls an den peripheren Häusern) solide zum Operieren.

Ortho ist nach wie vor sowohl in der Niederlassung als auch stationär ökonomisch sehr attraktiv, nicht nur in D. Deswegen der "Heiße Kampf" um die Stellen. Gute Operateure können exzellent verdienen, weshalb man sich naturgemäß keine Nachwuchskonkurrenz heranzüchten möchte.

Entweder Du bleibts in der Schweiz, tust Dir in Ö den Turnus (und evtl. ein paar Jährchen Unfallchirurgie) an oder springst in D ins Kalte Wasser, was höllisch in die Hose gehen kann.

Da braucht man nicht gleich beleidigt zu sein, wenn man mit der Realität konfrontiert wird.

madniki
26.11.2011, 17:02
danke, diese antwort ist schonmal viel informativer. geht ja

stennadolny
26.11.2011, 17:08
Naja, bei einem Medizinstudium in Regensburg braucht man auch mal Mitleid, nicht ?

god0t
26.11.2011, 18:25
Und von welchen Häusern sprichst Du, wenn Du von guter UCH / Ortho-Ausbildung in Deutschland sprichst, Gomer? Dafür muss man doch ordentlich rumgekommen sein? Ich stehe selber vor diesem Problem, daher würde mich interessieren woher Dein Erfahrungsschatz rührt. Namen kannst Du mir auch gerne per PN schicken..

madniki
26.11.2011, 20:25
würden mich natürlich auch per PN interessieren, danke dafür

Lava
26.11.2011, 21:09
Vielleicht stelle ich da hohe Ansprüche, aber ich kenne nur wenige Häuser in denen Jung-Assis früh viel operieren. Und diese Häuser, die ich kenne, haben kurz und mittelfristig keine freien Stellen.

Was heißt denn für dich früh viel operieren? War im Frühjahr auf dem AO Kurs Trauma 1 und die Leute, mit denen ich da gesprochen habe, durften eigentlich alle gleich viel wie ich oder sogar schon mehr operieren. Also sooooo fatal sehe ich die Situation in Deutschland nicht. Ich selbst finde, ich kann mich nicht beschweren. Besser geht immer, klar, aber einen nicht unerheblichen Teil meines OP Katalogs hab ich jetzt schon nach weniger als der Hälfte der Weiterbildungszeit voll. :-nix