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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ausschluß Hyperurikämie - Laborwerte nur nüchtern?



powerstudent
28.11.2011, 17:26
Hallo!

Wie ist eine Hyperurikämie sicher auszuschließen bzw. zu diagnostizieren? Gilt nur der Laborbefund im nüchternen Zustand oder sollte auch 1-2 Stunden nach einem üppigen Frühstück der Normalbereich nicht verlassen werden (hier konkret 8,1 mg/dl)? Hier sind durchaus 3 Meinungen zu hören, wenn 2 Mediziner gefragt werden ;-)

Wie ist diagnostisch vorzugehen und was bedeutet es, wenn nüchtern immer normale Werte gemessen werden? Eine Laborente ist es nicht, da dies der zweite hohe Meßwert im nicht nüchternen Zustand ist.

Was ist in Sachen Hyperurikämie beim Hypertoniker (Mann, 37 Jahre) mit medikamentöser Therapie und Statintherapie noch zu beachten? Angiologie?

Nebenwirkungen/Wechselwirkungen der Medikamente? Ernährungsgewohnheiten, Alkoholkonsum?

Danke für die Anregungen.

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28.11.2011, 18:54
Keine Fernberatung... :-notify

Für alles andere:
http://de.wikipedia.org/wiki/Hyperurik%C3%A4mie

Gruß LOGO

PS: Ohne (geschilderte) Klinik ist Labor-Tuning meist recht sinnfrei...

powerstudent
28.11.2011, 19:30
Es ging eher um das Thema Prävention bzw. Diagnosemöglichkeiten und keine Fernberatung - denn der erste Gichtanfall kommt bei überhöhten Werten oft unverhofft (auch ohne geschilderte Klinik - oder gerade dann!).

Bei Werten von >6,5 mg/dl ist ja per se schon von einer Hyperurikämie auszugehen - d.h. die Frage ist doch nicht, ob, sondern wie zu diagnostizieren wäre...aber egal, der konkrete Fall geht ohnehin im real life weiter. Mit sinnlosem Labor-Tuning hat das in dieser Konstellation meiner Meinung nach recht wenig zu tun.

Rico
28.11.2011, 20:01
Zunächsteinmal wie Logo schon richtig sagt: Der Gang zum Arzt bleibt unersetzt (http://www.medi-learn.de/foren/showthread.php?t=4676)

Bei Werten von >6,5 mg/dl ist ja per se schon von einer Hyperurikämie auszugehen - d.h. die Frage ist doch nicht, ob, sondern wie zu diagnostizieren wäre...Bist Du sicher, dass Du das alles verstanden hast?
Eine Hyperurikämie ist ein zuviel (hyper) an Harnsäure (Urat) im Blut (-ämie).
Wenn man also wissen will ob eine Hyperurikämie vorleigt, dann bestimmt man eben einfach die Harnsäure im Blut.
Ob das Ergebnis (auch außerhalb der Norm) auch therapeutische Konsequenz hat hängt dann allerdings wieder von den Beschwerden ab. Es gibt ja auch Gicht bei normaler Harnsäure und es gibt jahrzentelang Asymptomatische mit erhöhter Harnsäure. Bloß nen nackten Laborwert behandeln macht - wie so oft - keinen Sinn.

Was ist in Sachen Hyperurikämie beim Hypertoniker (Mann, 37 Jahre) mit medikamentöser Therapie und Statintherapie noch zu beachten? Gewicht in den Normbereich reduzieren, ist gut für Blutdruck, Cholesterin und Harnsäure. :-top

powerstudent
28.11.2011, 20:38
Bist Du sicher, dass Du das alles verstanden hast?

Gegenfrage: bist Du sicher, daß Du das alles gelesen hast, was ich schrieb? Was ich nicht unbedingt verstanden habe, sind die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Risikofaktoren (Hypertonie, Diabetes, Übergewicht).


Eine Hyperurikämie ist ein zuviel (hyper) an Harnsäure (Urat) im Blut (-ämie).

Habe ich anderes unterstellt?. Und 8,1 ist deutlich zuviel, wenn der Normbereich bei 6,5 endet. Das ist die rein labortechnische Sicht.


Wenn man also wissen will ob eine Hyperurikämie vorleigt, dann bestimmt man eben einfach die Harnsäure im Blut.

Das wurde doch getan, mit Ergebnis = 8,1 (wie eingangs ausgeführt) und vorige Befunde mehrfach außerhalb des Referenzbereiches.Oder worauf stellst Du nun ab? Oft wird sogar der Hinweis "Definitionsgemäß liegt bei Werten > 6.5 mg/dl eine Hyperurikämie vor!!" mit aufgedruckt. Falscher Alarm?


Ob das Ergebnis (auch außerhalb der Norm) auch therapeutische Konsequenz hat hängt dann allerdings wieder von den Beschwerden ab. Es gibt ja auch Gicht bei normaler Harnsäure und es gibt jahrzentelang Asymptomatische mit erhöhter Harnsäure. Bloß nen nackten Laborwert behandeln macht - wie so oft - keinen Sinn.

Das ist die interessantere Frage. Offensichtlich wird ein deutlich überhöhter Wert durchaus als zu diagnostizieren und therapieren gesehen (ist wohl eine Einzelfallentscheidung des praktizierenden Arztes) - sonst müßte doch bei jedem Patienten auf die ersten Gichtanzeichen gewartet werden (ein Ansatz, der eher das Kind mit dem Bade ausschütten würde).

Übergewicht abbauen, gesunde Ernährung, mäßiger Alkoholkonsum, Nichtrauchen und Sport sind immer hilfreich.

Rico
28.11.2011, 21:22
Gegenfrage: bist Du sicher, daß Du das alles gelesen hast, was ich schrieb? Was ich nicht unbedingt verstanden habe, sind die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Risikofaktoren (Hypertonie, Diabetes, Übergewicht).Schau, diese Fragestellung war jetzt aus den bisher geliegerten Informationen nicht ganz leicht herauszulesen:
Hypertonus, Hyperlipidämie, Diabetes (und zu einem geringen Grad die Hyperurikämie) sind alles Folgen vom Übergewicht.
Eine relevante "Quervernetzung" gibt es nicht, sprich, eine isolierte Verbesserung der Blutdruckeinstellung führt nicht zu besseren Blutfetten und eine niedrigere Harnsäure hat keine positiven Effekte auf Blutdruck & Co.
Bei einer Reduktion von Übergewicht hat man aber positive Effekte auf alle vier.

Habe ich anderes unterstellt?Bei der Frage:
"Bei Werten von >6,5 mg/dl ist ja per se schon von einer Hyperurikämie auszugehen - d.h. die Frage ist doch nicht, ob, sondern wie zu diagnostizieren wäre..." war jetzt mir zumindest nicht ganz klar, dass Dir die Definition geläufig ist. Du hast gefragt, wie es zu diagnostiziert wird und ich hab es beantwortet. Deshalb kläre ich immer gerne Begrifflichkeiten um sicherzustellen, dass wir auch vom gleichen reden... manche meinen ja vielleicht auch, Hyperurikämie wäre der Fachbegriff für Gicht oder so und dann redet man aneinander vorbei...




Und 8,1 ist deutlich zuviel, wenn der Normbereich bei 6,5 endet. Das ist die rein labortechnische Sicht.Deutlich zuviel ist schonmal eine Aussage, die man ohne Betrachtung der zugehörigen Klinik nicht so einfach treffen kann. Denn wer jahrelang asymptomatisch ist, für den ist das eben nicht "deutlich zuviel". Es ist nichtmal zwingend "zuviel". Labornormwerte werden in der regel definiert indem man ein nach bestem Wissen gesundes Kollektiv untersucht und dann jeweils die unteren und oberen 5% kappt und die dazwischenliegende Spanne zum Normbereich macht. Ergo liegen bereits definitionsgemäß 10% der Leute außerhalb der Norm ohne dass sie in irgendeiner Weise krank wären. :-notify

Das wurde doch getan, mit Ergebnis = 8,1 (wie eingangs ausgeführt) und vorige Befunde mehrfach außerhalb des Referenzbereiches.Oder worauf stellst Du nun ab? Oft wird sogar der Hinweis "Definitionsgemäß liegt bei Werten > 6.5 mg/dl eine Hyperurikämie vor!!" mit aufgedruckt. Falscher Alarm?Nee, schon in der Sache richtig... dann ist es halt ne Hyperurikämie... aber die ist halt nicht per se krankhaft (siehe oben) - was man damit anfängt hängt halt entscheidend vom klinischen Bild ab.

Das ist die interessantere Frage. Offensichtlich wird ein deutlich überhöhter Wert durchaus als zu diagnostizieren und therapieren gesehen (ist wohl eine Einzelfallentscheidung des praktizierenden Arztes) - sonst müßte doch bei jedem Patienten auf die ersten Gichtanzeichen gewartet werden (ein Ansatz, der eher das Kind mit dem Bade ausschütten würde).Nicht unbedingt. Wenn ich 100 asymptomatische menschen mit Hyperurikämie habe, von denen in den nächsten 5 Jahren einer einen Gichtanfall kriegt... soll ich dann alle 100 behandeln, auch wenn ich 99 umsonst behandele (ich weiß ja leider nicht, welcher der eine mit der Gicht ist)?
Und soll ich die 100 auch behandeln, wenn in den 5 Jahren bei 10 Nebenwirkungen der Behandlung zu erwarten wären, ich also mehr Leuten schade als nutze?
Und das alles um zwar sehr unangenehmes, aber doch gut behandelbares Krankheitsbild wie einen Gichtanfall zu verhindern?

powerstudent
28.11.2011, 22:00
Hypertonus, Hyperlipidämie, Diabetes (und zu einem geringen Grad die Hyperurikämie) sind alles Folgen vom Übergewicht.


So pauschal dargestellt ist das sicher nicht richtig. Stichwort genetische/familiäre Disposition, Krankheiten (Krebs, organischer Diabetes) - nur ein gewisser Prozentsatz wird eine Folge von Übergewicht und westlichem Lebensstils sein.

Davon abgesehen können wir uns wohl darauf einigen, daß die Frage hier nicht abschließend geklärt werden kann.

Es kommt auf die Gesamtsituation des Patienten an (Vorerkrankungen, Risikofaktoren) und jeder Arzt bewertet den gleichen Sachverhalt u.U. anders und schlägt andere Therapien vor.

Nicht zuletzt wird auch die Frage GKV oder PKV bei der Wahl der Mittel eine Rolle spielen (im letzteren Fall ist doch noch eher Bereitschaft vorhanden, zur Prävention Geld in die Hand zu nehmen - Beispiel Statintherapie).

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28.11.2011, 22:08
Es kommt auf die Gesamtsituation des Patienten an (Vorerkrankungen, Risikofaktoren) und jeder Arzt bewertet den gleichen Sachverhalt u.U. anders und schlägt andere Therapien vor.

Irgendwie ist dieser Satz komplett konträr zu deinem vorherigen "Hyperurikämie-Definitions-Gehampel" (übrigens nicht böse gemeint, mir fällt gerade nur nix Besseres ein - mein Kopf ist ein bißchen Dissertations-Brainfucked ;-))... Dafür aber ein sehr richtiger Beitrag.

Gute Nacht
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Rico
28.11.2011, 22:21
So pauschal dargestellt ist das sicher nicht richtig. Stichwort genetische/familiäre Disposition, Krankheiten (Krebs, organischer Diabetes) - nur ein gewisser Prozentsatz wird eine Folge von Übergewicht und westlichem Lebensstils sein.Ist halt bezogen auf die Übergewichtigen, denn die Zusammenhänge wolltest Du doch wissen, da ist häufiges häufig, nämlich der Hypertonus, die HLP, und der Typ 2 Diabetes als Folgen des Übergewichts.
Klar kannste jetzt auch einen Typ 1 Diabetiker mit Übergewicht, einer familiären Hyperlipidämie und einem sekundären Hypertonus bei Nierenarteriensteose konstruieren, bei dem das tatsächlich unabhängig voneinader ist, aber das ist dann halt echt gezwungen...
Wenn hierzulande der Symptomkomplex Übergewicht, HTN, HLP und DM2 auftritt, dann hängt das in 99% der Fälle wie beschrieben zusammen.

Nicht zuletzt wird auch die Frage GKV oder PKV bei der Wahl der Mittel eine Rolle spielen (im letzteren Fall ist doch noch eher Bereitschaft vorhanden, zur Prävention Geld in die Hand zu nehmen - Beispiel Statintherapie).Da gibt's doch sehr konkrete Vorgaben unabhängig vom Versicherungsstatus:
Eine Therapie (zunächst Ernährungsumstellung/Gewichtsabnahme, wenn kein Effekt, dann Statin) des Cholesterins erfolgt bei
LDL > 160mg/dl egal was für weitere Risikofaktoren vorliegen
LDL > 130mg/dl und indestens zwei weiteren kardiovaskulären Risikofaktoren
LDL > 100mg/dl wenn eine manifeste Gefäßerkrankung (KHK, cAVK, pAVK) vorliegt (Sekundärprophylaxe).

Da ist jetzt wenig Interpretationsspielraum für PKV/GKV-Gedöns - zumal ja auch eine Statintherapie Nebenwirkungen hat und es deshalb kein Ausdruck von der "Bereitschaft zur Prävention" ist, einem PKV-Versicherten ohne Risikofaktoren das LDL von 120 auf 80 einzustellen... der hat davon nämlich eher keinen Nutzen von, was sein kardiovaskuläres Risiko angeht, wohl aber drohen die Nebenwirkungen.

powerstudent
29.11.2011, 22:03
Gut - daß hinsichtlich PKV/GKV-Gedöns einmal das gute, aber teure Sortis (Patent läuft bald aus) und einmal allenfalls das günstige Simvastatin (bei entsprechend passender Risikoeinstufung, sonst zur Selbstzahlung) veordnet wird, lassen wir nun einmal beiseite...auch daß hier durchaus mit unterschiedlichen Maßstäben gemessen wird. Aber das führt nun vom Thema ab und war auch nicht das, was ich diskutieren wollte.

Aber kommen wir doch noch einmal auf die Eingangsfrage zurück, die bei allem Eifer etwas übersehen wurde: wie sind hohe Werte aus dem Normbereich heraus (Harnsäure, Blutzucker, Cholesterin) nach einer Mahlzeit einzustufen, wenn die Nüchternwerte generell unauffällig sind? Verdächtig oder ohne Symptomatik unverdächtig? Wie hoch dürfen diese Werte denn ansteigen, bevor sich Falten in der Stirn des Arztes bilden? Gibt es hier Richtwerte?

Und was ist eine Symptomatik, wenn bestimmte Erkrankungen im Frühstadium überhaupt keine Symptome liefern? Wo fängt man denn an, in Richtung metabolisches Syndrom oder gar Diabetes zu vermuten?

Ich glaube gerade nicht, daß diese Frage im Alltag derart banal ist. Jeder Hausarzt wird doch ggf. vor dieser Situation stehen und eine Antwort geben müssen.

WackenDoc
30.11.2011, 18:11
Die Werte werden NÜCHTERN bestimmt. Wenn sie bei nicht ausreichender Nüchternheit erhöht sind (was sehr häufig passiert, weil die Patienten es nicht kapieren, was "nüchtern" heisst), wird bei Nüchternheit nachkontrolliert.
Bei nicht- Nüchernheit sind sie nicht verwertbar.

Das gilt allerdings nicht einfach so für den Blutzucker-da gibt es Grenzwerte bei Nüchternheit und bei Nicht-Nüchternheit. Bei normalen Nüchtern- aber erhöhten postprandialen Werten besteht dann der Verdacht auf eine gestörte Glucosetoleranz. Kann man z.B. mit einem OGTT und HbA1c weiter abklären.

Edit: Hättest du dich mal in deiner Frage mal genauer ausgedrückt, wäre auch klarer gewesen, was du meinst.