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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : einfach nach 8 Stunden Arbeit gehen?!



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sunshineteufel
07.12.2011, 13:07
Hallo ihr lieben,

ich bin im 2. WBJ in der Inneren und komme mit den Arbeitszeiten einfach nicht mehr klar, ich habe momentan über 200 Überstunden angesammelt, wo ich wieder weiß dass ich sie weder vergütet bekomme noch in Freizeit ausgeglichen werden können.
Meine Beziehung leidet momentan ebenfalls sehr unter dem Aspekt dass ich so gut wie nie zu Hause bin und wenn dann nur zum Schlafen. Nächste Woche bin ich wieder für 6 Nachtdienste hintereinander eingetragen. Bei normalen Tagesdiensten stehe ich früh morgens um 5 Uhr auf und komme vor 18 uhr nicht aus der klinik. 2 komplette tage hintereinander frei gabs schon lange nicht mehr.
Ich weiß nicht so recht was ich tun soll und habe mich schon oft gefragt was eigentlich passieren würde bzw. mit welchen Konsequenzen ich rein rechtlich zu kämpfen hätte, wenn ich wie in meinem Arbeitsvertrag(ohne opt-out regel) einfach nach 8 Stunden Arbeit nach Hause gehen würde bzw. meinen letzten Patienten nach 16 Uhr noch fertig mache?

Feuerblick
07.12.2011, 13:28
Wie machen das denn deine Kollegen? Normalerweise übernimmt nach der regulären Arbeitszeit der Dienst (auch die Neuaufnahmen, wenn noch welche kommen!) und nur wirklich wichtige Dinge, die unbedingt erledigt werden müssen, werden in Überstunden erledigt. Machen deine Kollegen auch so viele Überstunden? Was sagt die Verwaltung, was mit den Überstunden passieren soll? Und (falls sie nicht bezahlt werden und ihr alle so viele Überstunden ansammelt): Was hält dich in diesem Laden???

FirebirdUSA
07.12.2011, 13:46
Naja, rechtlich ist das ganze relativ einfach von dem was du schreibst:

1. Überstunden werden nicht bezahlt und nicht in Freizeit abgegolten. Dies ist nur möglich wenn diese nicht offiziell angeordnet sind.
2. Nicht angeordnete Überstunden sind nicht zu leisten.

Sollte dir ein Oberarzt sagen du musst das noch fertig machen, in der Akte dokumentieren. Das ist dann eine angeordnete Überstunde die ausgezahlt werden muss wenn sie nicht innerhalb von XX Monaten (siehe Tarifvertrag) in Freizeit abgegolten werden kann.

Somit kann dir rechtlich nichts passieren (es gibt ja noch den Dienstarzt). Wie sich das ganze dann für den Dienstarzt darstellt ist eine andere Sache und wahrscheinlich unschöne Gespräche mit dem Chef/OA sind auch garantiert. Nur muss man sich dann natürlich überlegen ob man da weiterarbeiten will.

sunshineteufel
07.12.2011, 14:30
Also meine Kollegen haben in etwa gleich viele Überstunden, wir haben auch seit mehreren Jahren Personalmangel, aber eine neue bzw. eigentlich 2 benötigte Stellen werden nicht ausgeschrieben.
Meine Kollegen sehen das ganze etwas pessimistisch in Bezug auf das Kündigen und Klinik wechseln. Sie meinen woanders ist es auch nicht anders oder vlt. noch schlimmer, wobei ich mir das eigentlich gar nicht schlimmer vorstellen kann. Wohne ja schon fast in der Klinik.
Desweiteren weigern sich die OA/Chefärzte nach 17 Uhr abgeleistete Überstunden zu unterschreiben, dazu gab es auch eine klare Ansage.
aber ihr habt vermutlich recht, werde mich mal nach etwas neuem umschauen
danke für die antworten :)

Feuerblick
07.12.2011, 14:46
Gut, wenn die Oberärzte sich weigern zu unterschreiben, dann finden auch keine Überstunden mehr statt und ab 17 Uhr fällt der Hammer. Wer dankt dir denn, wenn du dich für dieses Haus kostenlos fertigmachst? Genau! NIEMAND!!!! Und wenn deine Chefs nicht in der Lage sind, zwei (!!!) freie Stellen zu besetzen, dann haben sie nichts anderes verdient...

mainzer
07.12.2011, 14:49
ganz kurz und knapp mein senf:
1. betriebsrat/mav o.ä. informieren
2. kliniksdirektorium informieren
3. schreiben an ca, dass überstunden sei xy monaten nicht in freizeit abgegolten wurde unter hinweis auf deinen arbeitsvertrag und vorbehaltener meldung an die ärztekammer...
4. parallel neue stelle suchen, dies aber nach möglichkeit erst kundtun, wenn deine überstunden zumindest finanziell abgegolten wurden... ;-)

in der heutigen zeit und auf dem gegenwärtigen arbeitsmarkt muss sich keiner so etwas bieten lassen...auch wenn manche oä von der "alten" schule auch heute noch sagen, dass es "uns neuen" ja soooo gut ginge im vergleich zu früher...jajaja....olle kamellen...
interessehalber (auch gern per pn): arbeitsort?

grüßle

Medimatze
07.12.2011, 15:22
1. betriebsrat/mav o.ä. informieren
2. kliniksdirektorium informieren
3. schreiben an ca, dass überstunden sei xy monaten nicht in freizeit abgegolten wurde unter hinweis auf deinen arbeitsvertrag und vorbehaltener meldung an die ärztekammer...
4. parallel neue stelle suchen, dies aber nach möglichkeit erst kundtun, wenn deine überstunden zumindest finanziell abgegolten wurden... ;-)


Zu 1.: Schau dir an WER im Bertriebsrat sitzt. Pflege und vielleicht 1 Anästhesist. Der BR ist immer bestens informiert -sie wissen auch über eure Arbeitszeiten bescheid. Die kümmern sich um ihre eigenen "Probleme".

Zu 2.: Kliniksdirektor?! Der weiss es ja auch.

zu 3.: Also wenn ich immer Freizeitausgleich nehmen würde, könnte ich an 1 1/2 Tagen pro Woche zu Hause bleiben. Das kann man machen und erzwingen, man wird keine Ausbildung in dieser Zeit geniessen, dir Arbeit auf Station bleibt liegen, die Kollegen werden unzufrieden uns und und. I

zu 4.: Wenn man Überstunden geleistet hat, geht man einfach zum Chef, erklärt ihm die Situation "Geld oder Freizeit". Ende. Ganz einfach.

Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass 50% der Überstunden aus Unorgansisiertheit resultieren und daran muss/kann man arbeiten. Das setzt voraus, dass man sich selbst kritisch gegenüber ist. Vielleicht auch mal Kollegen fragt. Wenn man eine bestimmte Stelle haben möchte, dann muss man u.U. auch etwas mehr dafür tun. Wenn man irgendeine Stelle will, kann man durch die Lande ziehen... Ich selbst kommen morgens 45 Minuten früher zur Arbeit. Niemand stört, niemand ruft an. Visiten sind dann vorbereitet, eine Todo-Liste ist gemacht (an die ich mich halte), der Bauch gefüllt, alle Labore gesehen, die kritischen Patienten besucht, und kurz der Diensthabende nach Neuigkeiten angerufen. Ich habe um 7:00Uhr den Durchblick. Der Preis: 45 Minuten Überstunden. Dafür gehe ich pünktlich nach Hause. Viele Kollegen vertrödeln sich beim Telefonieren, Visitieren, Briefschreiben usw. Viele Dinge kann man delegieren. Wenns einem Patienten schlecht geht und der Anruf ertönt "dem Pat. XY gehts schlecht -kommen sie" kann man erstmal "Bitte Vitalparameter messen, EKG schreiben, Blut (AM BETT) richten usw." die Schwester beschäftigen. Eine Visite dauert für meine Patienten 45 Minuten (40 Patienten). Nicht länger. Was in dieser Zeit nicht gemacht ist, wird dann gemacht wenn Zeit dafür ist. Pausen sind oft viel zu lange, man vertrödelt sich in Gesprächen mit Angehörigen und Schwestern. Ich gebe Angehörigen einen Zeitrahmen -und halte mich dran. Ab 16:45 werden nur noch die aller nötigsten Dinge gemacht. Den Rest macht der Diensthabende. Man muss sich organisieren und diszipliniert sein. Vieles kann man auch telefonisch regeln. ICH sage wann und was gemacht wird -zumindest die Dinge die ich zu entscheiden habe. Ich finde damit kann man sich selbst viele Stunden einsparen. Wenn ich im OP bin ist das halt so. DAS ist dann mein Job. DAFÜR bleieb ich länger.

mainzer
07.12.2011, 15:40
Zu 1.: Schau dir an WER im Bertriebsrat sitzt. Pflege und vielleicht 1 Anästhesist. Der BR ist immer bestens informiert -sie wissen auch über eure Arbeitszeiten bescheid. Die kümmern sich um ihre eigenen "Probleme".

Zu 2.: Kliniksdirektor?! Der weiss es ja auch.

zu 3.: Also wenn ich immer Freizeitausgleich nehmen würde, könnte ich an 1 1/2 Tagen pro Woche zu Hause bleiben. Das kann man machen und erzwingen, man wird keine Ausbildung in dieser Zeit geniessen, dir Arbeit auf Station bleibt liegen, die Kollegen werden unzufrieden uns und und. I

zu 4.: Wenn man Überstunden geleistet hat, geht man einfach zum Chef, erklärt ihm die Situation "Geld oder Freizeit". Ende. Ganz einfach.

Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass 50% der Überstunden aus Unorgansisiertheit resultieren und daran muss/kann man arbeiten. Das setzt voraus, dass man sich selbst kritisch gegenüber ist. Vielleicht auch mal Kollegen fragt. Wenn man eine bestimmte Stelle haben möchte, dann muss man u.U. auch etwas mehr dafür tun. Wenn man irgendeine Stelle will, kann man durch die Lande ziehen... Ich selbst kommen morgens 45 Minuten früher zur Arbeit. Niemand stört, niemand ruft an. Visiten sind dann vorbereitet, eine Todo-Liste ist gemacht (an die ich mich halte), der Bauch gefüllt, alle Labore gesehen, die kritischen Patienten besucht, und kurz der Diensthabende nach Neuigkeiten angerufen. Ich habe um 7:00Uhr den Durchblick. Der Preis: 45 Minuten Überstunden. Dafür gehe ich pünktlich nach Hause. Viele Kollegen vertrödeln sich beim Telefonieren, Visitieren, Briefschreiben usw. Viele Dinge kann man delegieren. Wenns einem Patienten schlecht geht und der Anruf ertönt "dem Pat. XY gehts schlecht -kommen sie" kann man erstmal "Bitte Vitalparameter messen, EKG schreiben, Blut (AM BETT) richten usw." die Schwester beschäftigen. Eine Visite dauert für meine Patienten 45 Minuten (40 Patienten). Nicht länger. Was in dieser Zeit nicht gemacht ist, wird dann gemacht wenn Zeit dafür ist. Pausen sind oft viel zu lange, man vertrödelt sich in Gesprächen mit Angehörigen und Schwestern. Ich gebe Angehörigen einen Zeitrahmen -und halte mich dran. Ab 16:45 werden nur noch die aller nötigsten Dinge gemacht. Den Rest macht der Diensthabende. Man muss sich organisieren und diszipliniert sein. Vieles kann man auch telefonisch regeln. ICH sage wann und was gemacht wird -zumindest die Dinge die ich zu entscheiden habe. Ich finde damit kann man sich selbst viele Stunden einsparen. Wenn ich im OP bin ist das halt so. DAS ist dann mein Job. DAFÜR bleieb ich länger.

1-3: hier ging's mir v.a. um das schriftlich festhalten des ist-zustandes...denn hinterher weiß keiner mehr davon...
4: scheint ja in diesem fall nicht besonders gut zu funktionieren oder glaubst du dem ca fallen 200 überstunden mehrerer seiner mitarbeiterInnen nicht auf????

dem rest stimmte ich voll und ganz zu...organisiert sein muss man. daher kommt auch, dass man als anfänger halt für alles länger braucht und auch länger da ist...ab einem gewissen erfahrungsgrad sollte das mMn allerdinsg passé sein.

einziger kritikpunkt: ...45 min visite...sorry...glaub ich nicht ;-)

McDübel
07.12.2011, 15:59
Also meine Kollegen haben in etwa gleich viele Überstunden, wir haben auch seit mehreren Jahren Personalmangel, aber eine neue bzw. eigentlich 2 benötigte Stellen werden nicht ausgeschrieben.

Also eigentlich dürfte ich meine Gusche hier nicht aufmachen, da vom Ausbildungsstand her noch nicht so weit. Dennoch (da hin und wieder auch Arbeitnehmerin) bin ich immer wieder verblüfft darüber, was manche so mit sich machen lassen!?! Wie kommt das eigentlich? Gruppenzwang? Machen alle so, muss ich also auch? Angst davor als Asozial zu gelten? Ich verstehe es nicht...:-nix

Asozial sind bei euch nur die OÄ/Chefärzte! Bei so viel Scheuklappen-Verhalten und Dreistigkeit seitens deiner Vorgesetzten, hätte ich noch nicht einmal Böcke darauf, mich mit solchen Nasen auseinanderzusetzen...kündigen und weg da!

wjsl
07.12.2011, 16:22
Delegieren setzt voraus, dass es welche gibt, die das dann durchführen; da in der Pflege noch mehr gekürzt wird, gestaltet sich selbst das immer schwieriger.

Mir kam auch schon ein paar Mal die Idee, einen Managementkurs oder ähnliches zu machen, da man nach dem Examen in den ersten Jahren erstmal nur Stationsmanager und kaum etwas anderes ist. Zumindest aus Sicht dessen, was ich im PJ erlebte.

Ob man nach Leistung oder nach Anwesenheit entlohnt oder frei gibt, darüber kann man sicher lang streiten. Daran hängt aber, wie viele Mitarbeiter gebraucht werden bzw. wie viele Stellen zu besetzen sind. Wer legt das eigentlich fest? Woran "sieht" man das?

Das mit dem früher Kommen ist eine gute Idee, werde ich mir für meinen Einstieg merken.

Nur das mit den 45 min Visiten scheint mir kaum möglich: Was machst du, wenn die Leute nicht mehr aufhören zu reden? Wenn Angehörige danebenstehen und lästig werden?

Dann noch eine provokative Frage: Was würde passieren, wenn man nach offiziellem Dienstschluss alles liegen lassen und gehen würde? Hätte das rechtliche Konsequenzen, oder nur die, dass man intern Ärger bekommt? Wäre das ein Kündigungsgrund?

Dass sich das keiner traut ist mir klar; aber wie ist die konkrete Rechtslage?

Brutus
07.12.2011, 16:26
Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass 50% der Überstunden aus Unorgansisiertheit resultieren und daran muss/kann man arbeiten. Das setzt voraus, dass man sich selbst kritisch gegenüber ist. Vielleicht auch mal Kollegen fragt.
Nun ja, jetzt hat der TE ja geschrieben, dass alle Assistenten in diesem Bereich Überstunden vor sich herschieben. Und jetzt pauschal ALLEN Assistenten Unorganisation vorzuwerfen ist auch etwas "einfach", oder?


Wenn man eine bestimmte Stelle haben möchte, dann muss man u.U. auch etwas mehr dafür tun. Wenn man irgendeine Stelle will, kann man durch die Lande ziehen... Ich selbst kommen morgens 45 Minuten früher zur Arbeit. Niemand stört, niemand ruft an. Visiten sind dann vorbereitet, eine Todo-Liste ist gemacht (an die ich mich halte), der Bauch gefüllt, alle Labore gesehen, die kritischen Patienten besucht, und kurz der Diensthabende nach Neuigkeiten angerufen. Ich habe um 7:00Uhr den Durchblick. Der Preis: 45 Minuten Überstunden. Dafür gehe ich pünktlich nach Hause.
Entschuldigung, aber NEIN! Es ist schon klar, dass ich für eine bestimmte "Stellung" vll. etwas mehr Leistungsbereitschaft an den Tag legen muss, aber es kann ja wohl nicht sein, dass dafür erwartet wird, dass ich unbegrenzt Überstunden schieben soll.
Es ist ja Dein Bier, wenn Du morgens eine Stunde früher kommst, weil Du Dich dann besonders vorbereiten kannst. Aber wenn, dann bitte auch "eingestempelt". Alles andere ist dämlich! Denn so können sich die Arbeitsbedingungen nicht verbessern.
Und davon ab: wenn Du mich als Diensthabenden, der sich die Nacht um die Ohren geschlagen hat, und noch bis halb acht pennen könnte, deutlich VOR der Regelarbeitszeit anrufen würdest, um Dich nach der letzten Nacht zu erkundigen, ich weiß nicht, ob ich danach noch geschmeidig sein könnte...


Viele Kollegen vertrödeln sich beim Telefonieren, Visitieren, Briefschreiben usw. Viele Dinge kann man delegieren. Wenns einem Patienten schlecht geht und der Anruf ertönt "dem Pat. XY gehts schlecht -kommen sie" kann man erstmal "Bitte Vitalparameter messen, EKG schreiben, Blut (AM BETT) richten usw." die Schwester beschäftigen.
Ja nee, is klar. Wenn mich eine Schwester anruft, weil es einem Patienten schlecht geht, dann beschäftige ich die erstmal noch ein wenig, bis ich irgendwann dahin gehe? Also, ich habe im OP, auf der Intensiv und auf der Station gearbeitet. Aber wenn eine Schwester / Bruder / Sonstwer angerufen hat, dass es einem Patienten schlecht geht, dann bin ich dahin gegangen. Wenn es nicht so dringend war, OK, Shit Happens. Aber ich habe eben auch die Erfahrung gemacht, dass man so beiläufig in ein Zimmer gerufen wird, wo man den Patienten akzidentell extubiert / ZVK ex, oder sonstige Katastrophen vorgefunden hat. Dann erstmal die begonnene Arbeit fortzuführen und irgendwelche Beschäftigungen anzuordnen... Suboptimal.


Eine Visite dauert für meine Patienten 45 Minuten (40 Patienten). Nicht länger. Was in dieser Zeit nicht gemacht ist, wird dann gemacht wenn Zeit dafür ist. Pausen sind oft viel zu lange, man vertrödelt sich in Gesprächen mit Angehörigen und Schwestern. Ich gebe Angehörigen einen Zeitrahmen -und halte mich dran.
Respekt! Pro Patient eine Minute! Da würde ich mich als Patient auch sofort verstanden fühlen. Ich habe ja nix gegen kurze Visiten, aber man kann jawohl nicht innerhalb einer Minute den Patienten visitieren, mit den Schwestern etwaige Anordnungen diskutieren und das ganze auch noch dokumentieren! Und den Angehörigen einen Zeitrahmen zu geben... das mag in den meisten Fällen ja funktionieren, aber darauf zu bestehen, wenn ungeklärte Fragen im Raum stehen???


Ab 16:45 werden nur noch die aller nötigsten Dinge gemacht. Den Rest macht der Diensthabende. Man muss sich organisieren und diszipliniert sein. Vieles kann man auch telefonisch regeln. ICH sage wann und was gemacht wird -zumindest die Dinge die ich zu entscheiden habe. Ich finde damit kann man sich selbst viele Stunden einsparen. Wenn ich im OP bin ist das halt so. DAS ist dann mein Job. DAFÜR bleieb ich länger.
Oh wie habe ich das gehasst: bei der Übergabe schon zu hören, hömma, da musse noch Blutkonserven kreuzen und anhängen, da noch dies und da noch jenes machen.
Wenn ICH meine Station verlasse, dann ist die aufgeräumt. Der Diensthabende hat einen Bereitschaftsdienst und keinen Arbeitsdienst. Und man darf auch hier nicht vergessen, alles was man dem Diensthabenden aufs Auge drückt ist letztendlich Arbeit, welche eigentlich durch zusätzliches Personal erbracht werden sollte. Und nur durch diese unseligen, nicht dokumentierten Überstunden (sowohl diejenigen, die morgens und abends nicht dokumentiert werden, als auch die vom Dienst erbrachte "Regelarbeit") funktioniert dieses System, und der Arbeitgeber lacht sich ins Fäustchen.

LasseReinböng
07.12.2011, 16:39
1 min/Patient kann man in der Inneren nicht machen.

mainzer
07.12.2011, 16:40
danke brutus...sprichst mir in vielen punkten direkt aus der seele...

wjsl
07.12.2011, 16:47
Das Ausgangsproblem war doch, dass man Überstunden nicht aufschreiben kann; und dass man in jenem Fall Lösungen finden muss, damit der Betreffende nicht komplett ausbrennt. Das mit dem Abschieben auf den Diensthabenden ist dennoch wohl langfristig nicht zielführend, da jeder auch mal Diensthabender ist. Wobei das nicht immer Rufbereitschaften sind, zumindest hier gibt es da zwischen den Abteilungen Unterschiede.

Die Visite ist ja auch nur orientierender Kontakt, wesentliche Befunde oder Eingriffe werden ja im Tagesverlauf in Ruhe dann nochmal ausführlicher diskutiert. Nur ist das nicht immer so absehbar. Insofern finde ich es toll, wenn jemand es schafft sich aufs Wesentliche zu konzentrieren und vor allem effizient, organisiert und schnell zu arbeiten. Das geht wohl tatsächlich besser, wenn außenrum weniger Trubel herrscht.

Das mit dem Tubus/ZVK ex wurde ja, wie ich das verstanden habe, von der Pflege nicht bemerkt; kann man das dann also mit einem Anruf von dort, wo sie einen explizit verlangen, verglichen werden? Es ist wohl auch entscheidend zu wissen, wie kompetent welche Pflegekraft ist; überhaupt ist das Entscheidende wohl herauszufinden, an wen man sich mit was am besten wenden kann.

Nochmal zur Ausgangsfrage: Was wäre die Folge, wenn man nach Dienstschluss alles stehen und liegen ließe? Kündigung? Benachteiligung in der Ausbildung? Sonstige rechtliche Konsequenzen?

sunshineteufel
07.12.2011, 17:08
Das finde ich auch eine sehr interessante Frage, meine Kollegen meinen ich dürfte nicht einfach so gehen mit dem Argument der "unterlassenen Hilfeleistung" ....ich weiß nciht ob dieses argument so wirklich greifbar ist
Laut meinem arbeitsvertrag habe ich eine Überstundenpflicht in Ausnahmefällen, aber max. bis zu 48 stunden die woche...die ich locker überschreite
aber wie es mit dem wirklichen recht aussieht, weiß ich leider nicht.
natürlich würde arbeit liegen bleiben und meine kollegen wären auch alle nicht erfreut drüber, aber wenn alle wirklich nur ihre 8-9 stunden machen würden, würde denke ich auch endlich jemand oder mehrere zusätzlich eingestellt werden...und man hat noch was von seinem leben(man hat ja schließlich nur eins, und eine familie gründen möchte ich irgendwann schließlich auch gerne nochmal)
Benachteiligt werden in der Ausbildung kann ich mir ebenfalls gut vorstellen, unsere chefs mögen es sehr wenn man am besten "immer präsent" ist, die arbeit am besten gestern schon erledigt hätte und ihnen jederzeit anbietet doch noch dieses und jenes extra zu erledigen.
Kennt sich jemand mit der Rechtslage aus?

WackenDoc
07.12.2011, 17:09
Nein- normalerweise wird in der Visite alles Wichtige mit dem Patienten besprochen- du hast später keine Zeit um ausführlich nachzuvisitieren. Das mag in der Chirurgie anders als in der Inneren sein.

Und da ich auch schon einige Zeit als internistischer Diensthabender hinter mir hab- nein, es ist nicht schön, wenn man übernimmt und noch von x Stationen die To-Do-Liste und zeitgleich eine gut gefüllte Notaufnahme samt Notaufnahmestation an der Backe hat.

Was passiert, wenn du zu Dienstschluss einfach gehst? Im Zweifel sind dann Patienten nicht versorgt und wenn´s dumm läuft, dreht man dir genau daraus einen Strick. Du bist nämlich, primär derjenige, der für den Patienten verantwortlich ist.
Benachteiligung in der Ausbildung: Ganz sicher.

Und in bestimmten Dingen kommt auch deine beste Planung an ihre Grenzen: Nämlich dann, wenn du auf Entscheidungen oder auch Zuarbeit von anderen angewiesen bist.
Wenn der OA erst um 17 Uhr zur Besprechung kommt, kannst du dir dann ausrechnen, wann du die Station verlässt.

Ein anderes großes Problem liegt darin, dass wir viel zu viele Aufgaben zu erledigen haben, die eigentlich nicht in unseren Aufgabenbereich gehören.

Achso: Ich bin richtig froh, dass ich die aktuell ne Stelle hab, wo Überstunden nur durch Dienste anfallen (wie diese Dienste aussehen, hab ich ja woanders schon beschrieben). Ich war jetzt- glaub ich- in den letzten Monaten 2x je 20 min oder so länger da. Aber auch nur, weil noch kleinere Notfälle kurz vor Dienstschluss rein gekommen sind.

Feuerblick
07.12.2011, 17:18
Was das Rechtliche angeht, würde ich mich schon mal an den Marburger Bund wenden...

sunshineteufel
07.12.2011, 17:22
das hört sich schon etwas traumhaft an, ihr habt nicht zufällig gerad ne stelle frei?

WackenDoc
07.12.2011, 17:24
Doch, mein Arbeitgeber hat prinzipiell einige Stellen frei.
Ich muss aber fairerweise dazu sagen, dass dieses entpannte Leben eher punktuell ist.

Brutus
07.12.2011, 17:25
Das Ausgangsproblem war doch, dass man Überstunden nicht aufschreiben kann; und dass man in jenem Fall Lösungen finden muss, damit der Betreffende nicht komplett ausbrennt. Das mit dem Abschieben auf den Diensthabenden ist dennoch wohl langfristig nicht zielführend, da jeder auch mal Diensthabender ist. Wobei das nicht immer Rufbereitschaften sind, zumindest hier gibt es da zwischen den Abteilungen Unterschiede.
Nun ja, Du kannst die Überstunden natürlich IMMER aufschreiben (solltest Du auch machen), aber ob sie denn auch anerkannt werden, steht auf einem anderen Blatt.
Zum Thema Bereitschaftdiensthabende: es ist primär mal völlig unerheblich, ob es einen Rufdienstler oder Anwesenheitsdienst trifft. Beide machen einen "Bereitschafts"-Dienst. Und wenn man denen die Regelarbeit aufs Auge drückt, machen die letztendlich die "Überstunden", nur werden diese dann eben nicht als solche erkannt!
Das empfinde ICH im Übrigen auch als Unkollegial (sowohl das Abschieben auf den Bereitschaftdienst als auch das nicht als Überstunden dokumentieren).


Die Visite ist ja auch nur orientierender Kontakt, wesentliche Befunde oder Eingriffe werden ja im Tagesverlauf in Ruhe dann nochmal ausführlicher diskutiert. Nur ist das nicht immer so absehbar. Insofern finde ich es toll, wenn jemand es schafft sich aufs Wesentliche zu konzentrieren und vor allem effizient, organisiert und schnell zu arbeiten. Das geht wohl tatsächlich besser, wenn außenrum weniger Trubel herrscht.
Schön wärs! Aber die Realität sieht ja leider anders aus. In den allermeisten Fällen hast Du ja NUR in der alltäglichen Visite ÜBERHAUPT noch Kontakt zum Patienten. Und wenn ich den dann in einer Minute abkanzel...


Das mit dem Tubus/ZVK ex wurde ja, wie ich das verstanden habe, von der Pflege nicht bemerkt; kann man das dann also mit einem Anruf von dort, wo sie einen explizit verlangen, verglichen werden? Es ist wohl auch entscheidend zu wissen, wie kompetent welche Pflegekraft ist; überhaupt ist das Entscheidende wohl herauszufinden, an wen man sich mit was am besten wenden kann.
DANN wäre es ja umso schlimmer! Wenn die Pflegekraft es noch nicht einmal bemerkt hätte, und ich ihr dann noch ein paar Beschäftigungen auftrage, bevor ich mich um den Patienten kümmere. Nee, die Schwester war sehr wohl am rotieren und hat den Patienten versorgt, nur man kennt das ja: Du bist gerade schwer beschäftigt mit dem Patienten und draußen geht zufällig jemand vorbei. Dem sagst Du, hömma, hol mal schnell den Arzt. Und im Arztzimmer kommt nur an: Du sollst mal eben in Zimmer 6 gehen. Wenn Du Glück hast, wird noch gesagt, dass man da etwas panisch war...
Und auch bei einem Anruf: im Notfall kommt da nur, komm mal schnell in die 6! Und da wird auch nicht diskutiert, sondern hingegangen. Und da ist es auch erstmal zweitrangig, welche Qualifikation der Anrufer hatte. Da kann auch die Stationsraumpflegerin angerufen haben...


Nochmal zur Ausgangsfrage: Was wäre die Folge, wenn man nach Dienstschluss alles stehen und liegen ließe? Kündigung? Benachteiligung in der Ausbildung? Sonstige rechtliche Konsequenzen?
Wenn Du keinen Patienten gefärdest, weil Du ihn unversorgt einfach liegen lässt, solltest Du rein rechtlich nix zu befürchten haben.
ABER: Benachteiligungen, Mobbing, eine ordentliche Kündigung, oder eben kein Verlängerungsvertrag wären ja Möglichkeiten, die durchaus denkbar wären...