PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Nachfrage zu Arbeitszeit bzw. Uni-Tarif



Sunflower
10.12.2011, 14:50
Hallo zusammen,

ich hätte eine Frage bezüglich der festgelegten Arbeitszeiten, bzw. Überstunden in (Uni-) Kliniken.
Und zwar hatte ich vor kurzem ein Vorstellungsgespräch an einer Uni, und im nachhinein von den dortigen Assistenten erfahren, dass die vertraglich unterschreiben müssen, dass sie für 42 Stunden bezahlt werden, aber einwilligen bei Bedarf 48 Stunden fürs gleiche Gehalt zu arbeiten, also auf gut deutsch, sie unterschreiben, dass sie bereit sind pro Woche 6 kostenlose Überstunden zu arbeiten.

Ich habe vorhin schon ein wenig im Forum nach Infos diesbezüglich gesucht, aber keinen wirklich passenden Infos/Antworten gefunden.

Kennt ihr das an euren Kliniken auch so, bzw. ist das normal an (Uni-)Kliniken? Was haltet ihr davon?
...persönlich bin ich davon nicht begeistert.

Und noch eine kurze zweite Frage: ist es allgemein üblich, dass man an den Unis (auf 1-Jahr) befristete Verträge bekommt?

Würd ich freuen, wenn ein paar ihren "Senf" dazu geben könnten ;-)

Vielen Dank!

THawk
10.12.2011, 15:10
Nein, ist es nicht. Du suchst in der Päd, oder?
Ich arbeite ja auch an der Uni, natürlich fallen Überstunden an und werden nicht immer dokumentiert. Wir machen zur Zeit mal wieder eine 'verpflichtende' Dokumentation von allen Ärzten, mal schauen was rauskommt. Wir bekommen allerdings auch den freien Tag nach Dienst voll bezahlt, sodass dadurch pro Dienst unter der Woche 8 Überstunden vergolten werden. Das vertragliche Vorgehen, wie von dir geschildert, finde ich verdammt dreist und würde mir zu denken geben.

Und bzgl. 1-Jahres-Vertrag: Ist bei uns nicht so üblich (sofern du keine Drittmittelstelle hast, da kann es mal sein). Erster Vertrag über zwei Jahre, dann Folgevertrag bis zur FA-Prüfung.

Sunflower
10.12.2011, 15:59
Puh, dann bin ja beruhigt, bzw. in meiner Meinung bestärkt, denn mein erster Gedanke war auch, dass ich das schon ein wenig unverschämt finde, und mich vorallem auch dieser Grundgedanke dahinter stört.
Im Vorstellungsgespräch wurde davon natürlich nichts erwähnt. Bezüglich des 1-Jahres-Vertrag wurde aber tatächlich nochmal nachgefragt, ob man trotzdem die Stelle nehmen würde. (Ich dachte bis dahin auch, dass der Vertrag länger wäre)

Das mit den kostenlosen Überstunden habe ich übrigends von einer ehemaligen Mit-PJlerin erfahren, die dort angefangen hat. Sie erzählte, dass sie diese "Überstunden Klausel" auch erst beim Vertrag unterschreiben gesehen hat. Auf ihre Frage, ob sie das unterschreiben müsse, gab es ein "Ja müssen Sie" der Personalabteilung.

loxi
11.12.2011, 11:33
Das ist ja echt mal dreist, das sind in der Woche grob 130 EUR die man seinem Arbeitgeber einfach so schenkt!

Wenn Du MB-Mitglied bist, würde ich da mal nachfragen, ob man das tatsächlich unterschreiben muss, aber selbst wenn nicht, wird einem das der Arbeitgeber dann schon anders irgendwie spüren lassen...

Dr.Nemo
11.12.2011, 11:48
Ich hatte mich zuvor auch an einer Uniklinik beworben, und auch diesen Vertrag erhalten: 42h-Woche und Erklärung dass ich bereit bin auf 48h aufzustocken.. Bei meiner Nachfrage vor Ort hieß es: Das wäre halt so, ich könne das auch rückgängig machen und das läge an dem "Schichtsystem"... Aha..

Jetzt bin ich an einem kirchlichen Haus, ohne Anbindung an eine Uni. Der Tarif wurde an den kommunalen Tarif angepasst. Habe einen 6-Jahresvertrag über die volle Weiterbildungszeit mit einer 40h-Woche mit vollem Personalschlüssel, so dass Überstunden nicht anfallen sollen (es sei denn ich bin zu langsam...). Mein Nettogehalt unterscheidet sich nur sehr geringfügig von dem Anfängernetto der vorherigen Uni, das Team ist klasse und zufrieden. Und ich bins auch :)

Es gibt immer eine bessere Wahl, als sich mit schlechten Bedingungen zu arrangieren.

Hoppla-Daisy
11.12.2011, 12:33
So wird's hier auch sein, Steffi :-). Und mit solchen "Angeboten, die man nicht ablehnen kann" (:luigi:) könnte man mich nicht wirklich locken :-peng

Sunflower
12.12.2011, 12:05
Danke für eure Antworten.
Super finde ich diese Sache auch nicht, aber eigentlich wäre es die Stelle die ich gerne genommen hätte. (Die andere Päd-Stelle hat dafür ihre eigenen Nachteile, die mich als Berufsanfänger noch eher von einer Zusage abhalten würden)

Rico
12.12.2011, 12:35
Sagt mal, seid Ihr sicher, dass Ihr den Vertrag richtig verstanden habt?
Ich arbeite ja auch an ner Uni und hab einen formalen 42h-Vertrag, bei aber 45h-Woche, d.h. ich mache pro Woche regelhaft 3 Überstunden. Das sind aber angeordnete Überstunden, die bezahlt oder als Freizeit ausgegleichen werden, die mach ich nicht für umsonst.
Wenn man sich freiwillig bereit erklärt, regelhaft länger als die tarifvertraglich festgelegte Arbeitszeit zu arbeiten, dann ist das ja mitnichten umsonst. Auch Opt-Out und dergleichen heißt ja nicht, dass man umsonst arbeitet, sondern, dass man halt mehr arbeitet als eigentlich vorgesehen.

Brutus
12.12.2011, 12:39
Also ich wäre Vorsichtig bei so einem "Angebot". Zum einen haben es auch die Unis nicht mehr sooo dicke, dass sie solche Forderungen stellen können, siehe letzte Tarifauseinandersetzungen. Zum anderen kann ich nicht nachvollziehen, wieso in der jetzigen Situation noch Jahresverträge verteilt werden. Normalerweise bekommst Du mittlerweile einen Vertrag über die Facharztweiterbildung resp. der Zeit, die der Weiterbildungsberechtigung des Ermächtigten entspricht. Danach werden i.d.R. unbefristete Verträge angeboten. Gut, meistens mit 6 Monaten Probezeit, aber eigentlich deutlich längerfristige/unbefristete Verträge.
Ob man sich wirklich derart in die Hand der Verwaltung geben will, ... ... Denn man darf nicht vergessen, Du unterschreibst einen 42h Vertrag, und willigst gleichzeitig ein, freiwillig und unbezahlt 6h pro Woche länger zu arbeiten. Das heißt, dass die "Verwaltung" die Mitarbeiter ja pronzipiell so einplanen kann, dass sie auf jeden Fall 48 Stunden pro Wochen arbeiten. Und dass sind dann pro Mitarbeiter und Woche 6h, im Monat 24h, im Jahr 288h.
Rechnen wir das mal kurz durch: Der einfachheit halber nehmen wir 300 Stunden, als Assistent nehmen wir mal magere 25€/h. Macht mal eben 7500€/anno, die pro Assistenzarzt eingespart werden!
Nehmen wir den Facharzt mit ebenfalls mageren 30€/h kommen wir schon auf 9000€/anno.
Und der OA mit 35€/h verdient pro Jahr 10500€ weniger. Rechnet man dies mal auf ALLE ärztlichen Mitarbeiter hoch, so spart die Klinik da einen ganzen Batzen an Geld.
ICH würde das nicht machen! Vor allem vor dem Hintergrund der letzten Tarifverhandlungen, auch und gerade an den Unikliniken würde ich diese Praxis sehr wohl mal an den MB schicken. Die dürften sich das sehr wohl für interessieren!

Wie sieht es denn mit Minusstunden aus? Wenn ihr Euch verpflichtet, freiwillig 6 Stunden länger pro Woche zu arbeiten, und das unentgeldlich, was ist denn, wenn ihr mal eher geht? Werden Euch diese Minusstunden denn abgezogen, oder werden die mit den "freiwillig" erbrachten Stunden verrechnet? Dann könnte man ja diese Stunden auch in Freizeit wieder ausgleichen, sprich aufschreiben und irgendwann abfeiern...

Sunflower
12.12.2011, 13:14
Alles gute Fragen, auf die ich auch gerne Antworten hätte

Wie gesagt, ich selbst habe den Vertrag noch nicht gesehen, und habe die Infos von einer Person die dort vor ein paar Wochen angefangen hat zu arbeiten. Es kann durchaus sein, dass diese Person es falsch verstanden und mir dann dementsprechend unkorrekt erklärt hat, und es in Wahrheit so ist wie Rico es beschrieben hat (also 6 angeordnete Überstunden). Ich schätze, dass ich da einfach ma abwarten und dann selbst nachschauen muss, falls ich die Stelle tatsächlich bekomme. Im Vorstelllungsgespräch wurde auf jedenfall diesbezüglich nichts erwähnt.

...dieser blöde Tarifkram und mein momentaner "Noch-ist-nichts-konkret und -noch-nicht-wissen-wie-es-weitergeht" Zustand schlägt langsam ein wenig auf meine Stimmung ...bah, vielleicht liegt es auch am nicht enden wollenden Regen heute. *schulter zuck*

Nochmals Danke für eure Kommentare.
Es ist immer schön zu wissen, dass man hier ernsthafte Rückmeldungen bekommt (solange man nicht trollt ;-) )

Rico
12.12.2011, 14:13
Zum anderen kann ich nicht nachvollziehen, wieso in der jetzigen Situation noch Jahresverträge verteilt werden. Normalerweise bekommst Du mittlerweile einen Vertrag über die Facharztweiterbildung resp. der Zeit, die der Weiterbildungsberechtigung des Ermächtigten entspricht. Danach werden i.d.R. unbefristete Verträge angeboten. Wobei ja viele auf Drittmittelstellen angestellt sind, und da darf (!) der Vertrag nicht länger sein, als Mittel vorhanden sind. Wenn es also jährlich irgendeine Zuwendung, z.B. von der DFG gibt, die beispielsweise an ein jährliches Re-Audit geknüpft ist, dann darf man Mitarbeiter, die von diesem Geld bezahlt werden keinen längeren Vertrag geben, sonst könnte sich ja die Situation ergeben, dass falls die Zuwendung gestrichen wird, ein Mitarbeiter einen Arbeitsvertrag hat auf dessen Erfüllung er zurecht bestehen kann, aber kein Geld da ist um ihn zu bezahlen (zumindest im dafür vorgesehenen Topf).

Thomas24
12.12.2011, 15:13
Bei uns wurde im Regelfall ein zwei Jahresvertrag gegeben, und bei Gefallen ein Anschlussvertrag bis zur FA Reife.
Die tarifliche Arbeitszeit liegt bei 42 h/Woche- wobei eine 45 h/Woche Opt out Regelung "gern gesehen" wurde (neuerdings auf 48h/Woche erhöht worden). Die dadurch angesammelten Überstunden wurden mit ca 15% mehr Gehalt vergütet. Man kann natürlich niemanden zwingen, in das Opt- Out einzuwilligen...

Der Haken: einmal in Opt out eingewilligt, betrug die Kündigungsfrist für das Opt out 6 Monate.
2. Während Urlauben etc. läuft die Opt- Out Regelung weiter, so dass man theoretisch während seines Urlaubes "Minusstunden" ansammelt-

Brutus
12.12.2011, 15:44
Die tarifliche Arbeitszeit liegt bei 42 h/Woche- wobei eine 45 h/Woche Opt out Regelung "gern gesehen" wurde (neuerdings auf 48h/Woche erhöht worden). Die dadurch angesammelten Überstunden wurden mit ca 15% mehr Gehalt vergütet. Man kann natürlich niemanden zwingen, in das Opt- Out einzuwilligen...
Der Haken: einmal in Opt out eingewilligt, betrug die Kündigungsfrist für das Opt out 6 Monate.
2. Während Urlauben etc. läuft die Opt- Out Regelung weiter, so dass man theoretisch während seines Urlaubes "Minusstunden" ansammelt-
Das ist aber eine sehr eigenwillige Interpretation des Opt-Outs. Und ich bin mir nicht sicher, ob die so haltbar ist. Opt-Out heißt ja nichts anderes, als dass man einwilligt, freiwillig mehr als die lt. Gesetz mögliche Höchstarbeitszeit pro Woche arbeiten würde.
Sprich man hat vertraglich eine 42h Woche, darf lt. Gesetz max. noch 6 Überstunden machen, und willigt ein, über diese 6 Stunden hinaus bis max. 54h / 56h / 60h pro Woche zu arbeiten. Dies heißt aber NICHT, dass man dann vertraglich diese Stundenanzahl auch erbringen MUSS! Sondern wenn ich länger als 42h arbeite, komme ich nicht ab 48h in die Illegalität und bekomme natürlich auch die gesamte Zeit bezahlt / ausgeglichen. Die 6monatige Kündigungsfrist fürs Opt-Out ist richtig, variiert aber von Einrichtung zu Einrichtung. Kommt eben auf die Verhandlungen der MAV/Betriebsrat an.
Was definitiv falsch ist: die Opt-Out-Regelung läuft eben NICHT im Urlaub weiter! Wäre dem so, dann könnte man die Mitarbeiter ja deutlich länger als gesetzlich erlaubt arbeiten lassen, weil die Urlaubszeit ja als Ausgleichszeitraum gelten würde. Dem ist aber nicht so.

Was ihr da eher unterschrieben habt ist eher so eine Regelung wie oben beschrieben, mit dem Unterschied, dass es bei Euch bezahlt wird. Allerdings finde ich, dass ihr da ein wenig über den Tisch gezogen werdet. Überstunden werden in der Regel eigentlich mit 130% vergütet. Daher verzichtet ihr ja schon mal auf 15% Überstundenzuschlag.
Dazu kommt noch eine nicht unerhebliche Problematik: wie regelt ihr denn Dienstbelastung, wenn ihr das Opt-Out schon für die reguläre Arbeitszeit ausnutzt? Verstöße gegen das ArbZG??

Sunflower
12.12.2011, 17:42
Oh je, ich stelle bei eurer Diskussion immer mehr fest, dass ich mich in diesem Bereich echt wenig auskenne *seufz*

ChillenMitBazillen
13.12.2011, 12:44
Unahängig davon, ob du die Stelle antrittst, solltest du den Marburger Bund informieren, dass dort der Tarifvertrag umgangen wird.

FirebirdUSA
14.12.2011, 09:26
Vorsicht, sie hat den Vertrag nicht selber gesehen. Wahrscheinlich ist es wirklich nur der Opt-Out Vertrag und der verstößt nicht gegen den Tarifvertrag.

ChillenMitBazillen
14.12.2011, 15:09
Opt out heißt, dass die Assistenten einwilligen, mehr zu arbeiten. Wie das zu bezahlen ist, steht im Tarifvertrag, und da steht nicht drin, dass die 42. bis-48. Stunde kostenlos sind.

Es ist ein absolutes Unding, Angestellte unter Druck zu setzen, den geltenden Tarifvertrag zu unterschreiten.

Sunflower
14.12.2011, 16:19
Wie firebird nochmal erwähnte, habe ich den Vertrag bis jetzt nie selbst gesehen/gelesen, und nachdem ich heute leider eine Absage für die Stelle erhielt :-nix(seufz), werde ich das Rätsel wohl leider erstmal nicht auflösen können.
...ich werde allerdings nochmal versuchen bei der erwähnten gerade gestarteten Assistenzärztin nachzufragen.

Auf jedenfall Danke für eure Tipps und Kommentare, denn noch habe ich keinen Vertrag unterschrieben, aber jetzt weiß gleich ein wenig mehr worauf ich dann demnächst beim Vertrag-Durchlesen achten muss.

LasseReinböng
25.12.2011, 23:20
Ich halte das Erstposting für ein Missverständniss...ich habe neulich auch einen Arbeitsvertrag über 48h an einer Uniklinik angeboten bekommen. Die 48h werden natürlich bezahlt, alles andere wäre Wahnsinn.