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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hygiene und Kleiderordnung in der Mensa/Kantine



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LieberInvasiv
10.12.2011, 21:38
Liebes Forum,

eine Frage die ich mir schon öfter gestellt habe und bei der ich bisher zu keiner befriedigenden Antwort gekommen bin:
Wie sieht das in Krankenhauskantinen/Mensa mit der Kleidervorschrift aus.
Von einigen Kliniken kenne ich es, dass Kittel und Co strengstens verboten sind, in anderen Häusern ist es hingegen eher üblich in voller Montur zu dinieren. Vom Kittel (teilweise schon makroskopisch als eher "befleckt" zu identifizieren), bis hin zur Notarztjacke findet sich dort alles.
Mein Laienverständnis (auch aus dem Rettungsdienst un der ganz normalen Gastronomie heraus) war bisher, dass es sich hier um sog. Weißbereiche handelt und Arbeits/Schutzkleidung in diesen nichts verloren hat.
Wie kommt es also zu so unterschiedlichen Gegebenheiten? Faulheit/Inkompetenz? Mangeldes Problembewusstsein? Oder gibt es gar keine einheitlichen Vorschriften/Regelungen?

Dr.Google konnte mir bisher noch nicht wirklich weiterhelfen.. aber vielleicht weiß jemand von euch ja weiter.. :-lesen

LieberInvasiv

SuperSonic
10.12.2011, 22:06
Bei uns gibt's nur ein Schild an den Eingangstüren, dass OP-Schutzkleidung abzulegen ist. Da sind sogar Kleiderhaken bereitgestellt, benutzt wurden die in meiner Anwesenheit aber noch nie. Ich denke, das Problembewusstsein fehlt da einfach. Und was Hänschen [Student] nicht lernt, lernt Hans [Arzt] nimmermehr (so leicht).

Das ist ja aber nur die Spitze des (Hygiene-)Eisbergs. Wenn ich sehe, wie sich Fachpersonal (inkl. Ärzte) die Hände "desinfiziert", sträuben sich mir oft die Nackenhaare...

Rico
10.12.2011, 22:08
Also bei uns ist es so, dass sichtbar verschmutzte Kittel und Bereichskleidung jeglicher Art (also blaue/grüne Monturen) verboten sind.
Man hat mal versucht Kittel ganz zu verbannen, das scheiterte aber spektakulär daran, dass es bei uns weder am Arbeitsplatz noch vor der Kantine die Möglichkeit gibt, seinen Kittel irgendwie sicher einzuschließen. Im Vorraum der Kantine kann man dazu passend eine klassische Architektenfehlleistung finden, dort befindet sich nämlich eine Garderobe, die für ein mittleres Opernhaus reichen würde mit locker 500+ Haken, an denen so im Schnitt zwischen 0 und 5 Jacken von irgendwelchen "Zivilangestellten" baumeln... bloß den Arztkittel mit Stethoskop, Büchlein und sonstigem Werkzeug will da komischerweise (und für den Architekten natürlich völlig unvorhersehbar) keiner hinhängen. Von irgendwelchen Stationslisten oder sonstigen Dokumenten mit Patientendaten drauf (Datenschutz!) fangen wir besser mal gar nicht an.

Ergo: Solange ich keine praktikable und sichere Methode angeboten kriege, meinen Kittel samt Inhalt zu Lagern bleibt er halt am Mann.
Außerdem dürfte ein regelmäßig gewechselter Kittel um ein Vielfaches hygienischer sein, als irgendeine Jacke, die vielleicht einmal im Jahr gewaschen wird und täglich auf diversen ÖPNV-Sitzen in die Klinik reist.

BTW: Was ist mit der Hose bzw. dem weißen T-Shirt? Müssen sich in den Kliniken, die den Arztkittel verbannt haben die Ärzte dann komplett umziehen?

Feuerblick
10.12.2011, 22:15
In der einzigen Mensa, die ich bisher regelmässig besucht habe, waren Kittel absolut verboten und es gab schon einen Anpfiff vom Personal, wenn man nur im Kittel mal schnell reinhuschte, um irgendjemanden noch kurz was zu fragen. Die Kittel wurden im Eingangsbereich an Garderobenhaken gehängt, Wertsachen o.ä. hat man entweder in der Klinik gelassen oder mit zum Essen genommen (falls man sie versehentlich noch im Kittel hatte). Geklaut wurde meines Wissens nie was...

LieberInvasiv
10.12.2011, 22:16
BTW: Was ist mit der Hose bzw. dem weißen T-Shirt? Müssen sich in den Kliniken, die den Arztkittel verbannt haben die Ärzte dann komplett umziehen?

Nein, das habe ich bisher noch nicht erlebt.

Wie oft werden denn die Kittel bei euch gewechselt/gereinigt? Hier scheint es da keinen Standartwert für zu geben..
Stellt sich ja eigentlich die Frage warum in D der Kittel immer noch so hoch gehalten wird. In GB scheinen die da ja schon weiter zu sein...



Außerdem dürfte ein regelmäßig gewechselter Kittel um ein Vielfaches hygienischer sein, als irgendeine Jacke, die vielleicht einmal im Jahr gewaschen wird und täglich auf diversen ÖPNV-Sitzen in die Klinik reist.

Naja, man findet Problemkeime ja auch außerhalb der Krankenhäuser, aber ich denke mal, dass "Arbeitskleidung" hier doch um einiges belasteter sein dürfte. Gerade die weiten und langen Ärmel des heiß geliebten Kittels sind ja ja nachweißlich ein Problem.

Feuerblick
10.12.2011, 22:22
Wenn unsere Kittel ja mal gewaschen würden... ich glaube, die legen die nur in irgendeine Desi-Soße ein, denn die sind nach dem "Waschen" genauso makroskopisch verschmutzt wie vorher...

Rico
10.12.2011, 22:24
Geklaut wurde meines Wissens nie was...Da bei uns des Öfteren aus Arzt-, Patienten- und sogar Statonszimmern geklaut wird und das Gebäudemanagement (das auch für Garderobenhaken bzw. potentielle Schließfächer verantwortlich ist) regelmäßig Rundmails schickt, dass man seine Wertsachen ja nicht unbeaufsichtigt lassen soll tue ich genau das.

Rico
10.12.2011, 22:39
Nein, das habe ich bisher noch nicht erlebt. Dann wird das "Kein Kittel-Gebot" ja durch das Erlauben von potentiell genauso verschmutzten Hosen schon perfekt konterkariert.
Vor allem wenn man bedenkt, dass man den Kittel ja auch vor dem Isozimmer gerne mal auszieht und gegen den Einmalkittel ersetzt, wohingegen die Hose (welche ja auch nur unzureichend von den Einmalkitteln bedeckt wird) täglich MRSA und ESBL visitiert.

Wie oft werden denn die Kittel bei euch gewechselt/gereinigt? Hier scheint es da keinen Standartwert für zu geben..
Stellt sich ja eigentlich die Frage warum in D der Kittel immer noch so hoch gehalten wird. In GB scheinen die da ja schon weiter zu sein...Ich kann mir sooft ich will neue Kittel holen (wir haben keine persönlich angepassten, sondern bestellen einfach nur die entsprechende Größe aus dem Regal), ich darf zwei komplette Monturen mitnehmen, vor Wochenenden und Feiertagen, wenn die Wäscheausgabe zu hat auch mal drei.
In meinem PJ-Haus gab es einen Automaten, aus dem man jederzeit eine neue Montur rauslassen konnte, solange man nicht höchstens drei ausgeliehen hatte.

Naja, man findet Problemkeime ja auch außerhalb der Krankenhäuser, aber ich denke mal, dass "Arbeitskleidung" hier doch um einiges belasteter sein dürfte. Gerade die weiten und langen Ärmel des heiß geliebten Kittels sind ja ja nachweißlich ein Problem.Wenn man die Arbeitskleidung regelmäßig wechselt, dann sollte gerade das nicht der Fall sein...
Und wo ist der Unterschied ob ich jetzt in der Kantine mit dem Kittel hocke oder z.B. im Hösaal bei der Fortbildung oder dem Demoraum bei der Morgenandacht?

epeline
10.12.2011, 23:20
ich kenne es aus mehreren häusern bis jetzt auch so, dass die "bereichskleidung", also grün, blau etc, verboten ist, weiß aber erlaubt, auch kittel....
kittel aber wohl eher aus den schon genannten gründen.

mainzer
11.12.2011, 14:52
bei uns im haus wird in bereichs- (=op=grün) und funktionskleidung (blau/weiß) unterschieden.
während letzteres in der kantine erlaub ist, ist grün tabu !
kittel sollen zum essen abgelegt werden (würde ich einen tragen, würde ich das aber auch machen wollen); dafür gibt es im speisenraum extra kleiderständer...

flavour
11.12.2011, 15:09
Rein aus Interesse: Vielleicht hat jemand gute Studien zum Vergleich Wundinfektionsraten USA vs Deutschland?

Ich finde hier wird im OP und Mensa extrem Terror geschoben, auf Station hingegen wird es mit der gründlichen Wundpflege nicht so eng genommen, was aber auch daran liegt, dass man unterbesetzt ist. Wird nicht täglich gewechselt, es fehlt an den richtigen Materialien. Oft wird das auch gerne an unerfahrene Schwestern abgegeben, die sich halt auch noch nicht so gut damit auskennen.
Und hier haben wir auch mal angesetzte Blutegel hinter der Heizung wiedergefunden.

In den USA kamen ständig Attendings in den OP, beugten sich tief über die Schulter vom operierenden Resident, waren vielleicht 10cm von der OP-Wunde weg.
Auf Station hingegen wurde teilweise mehrfach täglich eine extrem durchdachte und gründliche Wundpflege durchgeführt. Es gab auch immer genug Materialien. Und von allem wurden tausend Abstriche gemacht. Und jedes Anzeichen von Dekubitus wurde ausgiebig photographiert und dokumentiert. Und eine spezielle Matratze für den Patienten zu organisieren war nie ein Problem.
Kam mir insgesamt etwas besser organisiert vor. Und das war im County Hospital, sehr viele Patienten ohne jegliche Versicherung. Trotzdem gab es allerhöchstens 2er-Zimmer, oft auch nur 1er Zimmer. Es wurde sich auch viel mehr um eine gute Ernährungslage gekümmert.
Und überall hängen die ganzen Purell Hand Sanitizer Boxen aus. Der obligatorische (deutsche?) Handshake wurde da auch ausgelassen, trotzdem fühlten die Patienten sich zu Recht wesentlich umsorgter.
Zur Arbeit hingegen ist man in Scrubs & Kittel gefahren und damit auch nach Arbeit nochmal in den Supermarkt. ;)
Und im OP konnte man, wenn man sich das erste Mal morgen steril gewaschen hatte, bei den folgenden OPs nur dieses eine Gel einreiben und galt dann wieder als steril. Muss ich auch mal eine Studie zu raussuchen.

Bin sicherlich biased, aber auf eine Samplesize von ca. 1 Jahr hab ich in Deutschland deutlich mehr Wundinfektionen, Flap-Thrombosen und zufällig entdeckte Dekubiti gesehen.

Eilika
11.12.2011, 15:09
Bei uns gibt es nur im OP spezielle (grüne) Kleidung... und die ist überall ausser im OP tabu... in grün raus darf man nur bei REA-Alarm. Und da ich aus Prinzip keinen Kittel trage, brauch ich den auch nie ausziehen :-)

SuperSonic
11.12.2011, 16:40
Bei uns gibt es nur im OP spezielle (grüne) Kleidung... und die ist überall ausser im OP tabu...
Das habe ich nie so ganz nachvollziehen können. Desinfiziert werden muss sie so oder so. Liegt es daran, dass außerhalb des OP-Bereichs zu viele Fusseln hängenbleiben können, die bei der faserarmen Reinigung hinderlich wären?

Eilika
11.12.2011, 16:41
Wo bitte wird Kleidung desinfiziert? Und das zeichnet ja doch Bereichskleidung aus, dass sie nur in einem speziellen Bereich verwendet wird. Sonst macht sie ja keinen Sinn...

SuperSonic
11.12.2011, 16:47
OP-Wäsche wird ja wohl kaum bei 40 °C im "Bunt"-Waschgang mit Persil gewaschen werden, sondern chemisch (Zusätze) und/oder thermisch (höhere Waschtemperatur) desinfiziert werden.

SuperSonic
11.12.2011, 17:04
Gerade bei Google Books in "Praktische Krankenhaushygiene und Umweltschutz" gefunden:


Vor Verlassen der OP-Abteilung soll die Bereichskleidung ausgezogen werden. Dies geschieht weniger aus hygienischen als aus disziplinären Gründen. Es soll nicht der Eindruck aufkommen, dass man den OP-Bereich auch in der normalen Arbeitskleidung betreten kann, wenn die OP-Mitarbeiter ihn in der z. B. grünen Bereichskleidung verlassen. Allerdings kommen immer dann hygienische Gründe zum Tragen, wenn außerhalb der OP-Abteilung in der Bereichskleidung Tätigkeiten mit einem Kontaminationsrisiko, z. B. Verbandswechsel oder Visite auf der Intensivstation, durchgeführt werden. Um nicht unnötig viel Wäsche zu verbrauchen, kann gebrauchte, aber saubere Bereichskleidung im Schrank aufbewahrt werden, damit sie bei erneutem Besuch der OP-Abteilung wieder angezogen werden kann.

Bereichskleidung darf also prinzipiell auch außerhalb des OP-Bereichs getragen werden, solange sichergestellt ist, dass der OP-Bereich nicht mit kontaminierter Bereichskleidung erneut betreten wird, man sich also im Zweifel beim Zurückkehren frisch einkleidet...

LieberInvasiv
11.12.2011, 19:11
Bereichskleidung darf also prinzipiell auch außerhalb des OP-Bereichs getragen werden, solange sichergestellt ist, dass der OP-Bereich nicht mit kontaminierter Bereichskleidung erneut betreten wird, man sich also im Zweifel beim Zurückkehren frisch einkleidet...

So kenne ich das auch. Wird zwar auf der perihperen Station vom Chef nicht so gerne gesehen, aber so lange man sich beim Betreten des OP Bereichs neu einkleidet ist es ok. Macht ja sonst auch wirklich nur aus den "disziplinären" Gründen Sinn.

Brutus
12.12.2011, 11:12
Naja, in vielen Fällen ist die "Bereichskleidung" doch eher was fürs Ego... Hier gucken, ich arbeite auf der ITS / OP... Es macht ja schon Sinn, dass der Arbeitgeber in den Bereichen, wo die Kleidung der Mitarbeiter deutlich beschmutzt werden kann, Bereichskleidung stellt, die auch nach RKI-Richtlinien gesäubert werden. Allerdings halte ich die Argumentation des Bereich nicht verlassen in Bereichskleidung für etwas überzogen. Ich bin mir sicher, dass die morgens frisch angezogene Bereichskleidung deutlich "sauberer" ist, als so manche Kleidung der Stationsbediensteten, egal welchen Berufs. Denn die Bereichskleidung wird mindestens am Schichtanfang frisch gewaschen angezogen, ich möchte nicht wissen, wie lange weiße Hosen, T-Shirts, Kittel teilweise im Schrank hängen und jeden Morgen angezogen werden.
Der krasseste Spruch, den ich zum Thema Bereichskleidung gedrückt bekommen habe war folgender: ich war neu in der Klinik, der AWR lag "außerhalb" des OP. Um den Patienten dorthin zu bekommen, musste man 10m über den Flur VOR der Intensiv. Diese 10m durftem an NICHT in Bereichskleidung (grün) gehen, was ich natürlich trotzdem IMMER gemacht habe. Nun ja, der Chef der UCH hatte es sich zur Lebensaufgabe gemacht, den Hygienebeauftragten zu mimen und hat mich mehrmals angemahnt, dass dies nicht erlaubt sei. Seine geilste Erklärung war: Herr Brutus, sie sind ja noch neu hier! In Grün den OP zu verlassen ist das Privileg der Chefärzte!!!
Soviel zum Thema Hygiene / disziplinären Gründen. :-))

Zur Kantine: Bei uns hingen die Kittel / Jacken immer an der Garderobe IN der Kantine. Trotzdem sind dort 3 meiner Kittel auf nimmerwiedersehen verschwunden. Ich habe sie letztendlich gar nicht mehr angezogen. :-)) Das hat einigen Chefs zwar auch nicht gepasst, aber das war nicht mein Problem... Meinem wars egal. :-))

Hoppla-Daisy
12.12.2011, 11:29
In der Klinik, wo ich im Januar meine Arbeit aufnehmen werde, ist es nicht üblich, dass den Ärzten Wäsche gestellt wird. Sprich, mein eigener Kittel wird immer schön im Arztzimmer hängen bleiben und wahrscheinlich nur dann mit nach Hause genommen werden für die Wäsche, wenn er wieder mal angestaubt ist. Ich werde es dann wohl genauso machen wie die anderen Kollegen: weiße (eigene) Hose, (täglich frischer) grüner Kasack. Ich sehe es nämlich nicht ein, meine (u. U. besudelte) Arbeitskleidung in der heimischen Waschmaschine zu waschen.

Ich bin gespannt, wie es dann in der Kantine sein wird. Als bei meiner Hospitation allgemein zum Mittagessen getrötet wurde, gingen jedenfalls alle in dieser Bereichskleidung los. Wie es dann in der Katine aussah, weiß ich nicht, weil da meine Hospitation endete ;-).

In meinem PJ-Haus war es so, dass in der Kleidung zu Mittag gegessen wurde, die gerade am Mann/an der Frau war: Kittel und/oder Bereichskleidung.

An der Uni wiederum MUSSTEN die Kittel im Garderobenbereich bleiben. Aber mal ehrlich, jedesmal die Kitteltaschen ausräumen, weil man Angst haben muss, seinen Kram am Ende der Mahlzeit nicht mehr vollzählig zu haben? Das kann es auch nicht sein :-nix

antonia123
12.12.2011, 12:37
an der uni an der ich studiert habe ist es absolut üblich, dass in sämtlichen bereichskleidungen (auch schön mit gelbem schutzkittel und noch um den hals baumelnden mundschutz) in die mensa gegangen wird.. und weil das noch nicht reicht besitzen viele mitarbeiter noch die dreistigkeit mit ihrer klinikkleidung (schutzkittel!!!!!!!) in ein nahegelegenes restaurant zu gehen (das nicht zur klinik gehört und auch nicht auf klinikgelände ist) da könnte ich jedes mal kotzen wenn ich das sehe, finde ich absolut unmöglich.