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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Akutes und chronisches Nierenversagen



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papiertiger
14.12.2011, 09:23
Morgen allerseits,

unsere Nephrologen regen mich auf. Das ist nun nichts neues, aber akut hätte ich da mal zwei Altfragen, die ich hier gerne diskutieren würde.

Ohne große Vorrede:

- ausdiskutiert, wech ist die Frage -


So, und nun zu der Diuretika-Aussage, die das Problem an der ganzen Sache darstellt: Ich bin mir bewusst, dass das ein sehr umstrittenes Thema ist. So wie der Sacherverhalt in der VL dargestellt wurde, hätte ich die Aussage auch primär als falsch gewertet.

Aber: Es ist hier allgemein von der Mortalität die Rede und nicht von der renalen Morbidität/Mortalität, also der ganz unmittelbar durch die Nierenschädigung selber zustandekommenden Mortalität. Wenn ich jemand mit einem Diuretikum davor bewahre, in seinem durch Überwässerung bei ANV verursachten Lungenödem zu ersaufen verbessere ich ja durchaus seine Mortalität. Habe das praktisch auf ITS auch so erlebt, dass man Diuretika in dieser Indikation gab. Davon abgesehen habe ich just diese Aussage unlängst im Rahmen der Anästhesielernerei wortwörtlich so in einem Intensivmedizin-Lehrbuch (Springer, "Die Intensivmedizin", aktuelle Auflage) gelesen.

*grmpf* Klar.. in der Klausur zählt das, was der Nephrologe für richtig hält. Aber das wurmt mich, so in der Art gestrickt sind nämlich 90 % der Altfragen. Zur Diskussion stellen wollte ich das Ganze hier noch einmal vor allem mit der Fragestellung, ob ich/wir da irgendeinen entscheidenden kleinen Aspekt übersehen haben, der eine als richitg erscheinende Antwort doch falsch macht oder so, nicht dass ich mir da einen Kopf mache und die Mortalitätsaussage ist dann doch richtig sein könnte.. die scheinen die Nephrologen nämlich als Antwortmöglichkeit zu lieben.

Danke schonmal für eventuelle Denkanstöße.

dantheg
16.12.2011, 21:54
Egal was die Nephrologen sagen, Diuretika verbessern in fast keinem Bereich die Mortalität sondern führen lediglich zu einer Verbesserung der Symptomatik. Beim oligurischen Nierenversagen besteht die Therapie darin, Durchblutung zur Niere wiederherzustellen. Wenn man in dieser Phase Diuretika gibt quetscht man die noch lebendigen Glomeruli aus und verringert das intravaskuläre Volumen was potentiell zu weniger Durchblutung und zur Verschlimmerung eines Nierenversagens führen kann.

Am Ende des Tages sind die Nieren eher egal denn man kann die leicht ersetzen. Wenn man wegen Nierenversagen allein ein gefährliches Lungenödem hat (kommt nicht so oft vor) wird man meist mit Diuretika nicht sehr viel anfangen können, da hat man eine klassische Indikation zur Dialyse.

Insofern, fast jede Klausurfrage mit Mortalitätsbenefit und Niere ist meist falsch.

Postrenale Ursachen sind tatsächlich bei ambulanten Patienten recht häufig. Stationär sieht es völlig anders aus, da sind prärenale Ursachen die häufigsten.

Evil
17.12.2011, 10:40
Wenn man wegen Nierenversagen allein ein gefährliches Lungenödem hat (kommt nicht so oft vor) wird man meist mit Diuretika nicht sehr viel anfangen können, da hat man eine klassische Indikation zur Dialyse.
Da wage ich mal zu widersprechen.
Eine der häufigsten Formen des Nierenversagen ist das acute-on-chronic, wo eine vorgeschädigte (meist alters-, diabetes- und/oder NSAR-bedingt) Niere durch ein akutes Ereignis in ein oligurisches bis anurisches Nierenversagen überführt wird.
Da dies überwiegend bei alten multimorbiden Patienten der Fall ist, besteht nur eine sehr eingeschränkte Indikation zur Dialyse, auch wenn das die meisten Nephrologen anders sehen, v.a. die Mitglieder jener "Firma", die sich KfH nennt und möglicherweise ihre Ursprünge in Sizillien hat.

In genau diesen Fällen bewirkt die forcierte Diuretika- und Flüssigkeitsgabe eine Mortalitätsreduktion.

Leelaacoo
17.12.2011, 11:08
Ich halte die Aussage : Beim oligurischen NV verbessert man die Mortalität mit Diuretika für schlichtweg falsch...es gibt genug Studien (vor allem für das ANV in der Sepsis) wo eine Mortalitätssteigerung durch Furosemidgaben gezeigt wurde (bin jetzt grad zu faul, diese rauszusuchen, aber man kann in den Sepsisleitlinien nachlesen). Aus eigener Erfahrung: wir machen (nachdem AUSREICHEND Flüssigkeit gegeben wurde und ausreichend Kreislaufstabilisierung durch Katecholamine erreicht wurde - meist gesteuert mittels PiCCO) einen Furosemid-Versuch (Testdosis) --> scheidet der Patient daraufhin prima aus und die Retentionswerte sinken wird es weiter gegeben...das ist aber sehr selten der Fall...und wenn, dann steigt Harstoff trotzdem weiter an, auch wenn das Krea sinkt. Ich gebe Furosemid wirklich als allerletzes Mittel, bevor mir der Patient bis zur Dialyse "ersäuft"...bringt meist aber wenig bis nichts und schadet wohl auch eher...
Es gibt einen Unterschied zwischen Ausscheidung und Clearance...da sagt der Kollege nach dem WoEnde: hat prima ausgeschieden mit dem Lasix-Perfusor: aber HST hängt bei 120 und im Urinbeutel ist helles Wasser, kein richtiger Urin...

Ich würde auf "falsch" tippen...

LG lee

Evil
17.12.2011, 12:07
Die Studien beziehen sich meines Wissens hauptsächlich auf Intensivpatienten mit Sepsis und/oder Multiorganversagen, die oft auch noch zusätzlich beatmet werden.

Quantitativ häufiger und studienmäßig praktisch nicht erfaßt ist der alte multimorbide Patient 80+ auf Peripherie, der durch ein Akutereignis (Pneumonie, Fraktur,...) in der Klinik landet und bei dem die vorgeschädigte Niere ganz versagt.
Prognosebedingt werden diese Patienten in der Regel nicht auf Intensivstation verlegt und auch nicht dialysiert.
Welche Therapiemaßnahmen bleiben dann in der Oligurie? Reine Volumentherapie führt da rasch zu völligen kardialen und pulmonalen Dekompensation, d.h. man macht entweder überhaupt keine Therapie, auch keine Volumengabe, oder kombiniert notgedrungen Volumen und Diuretika.
In diesem Fall verbessert die Diuretikagabe die Mortalität erfahrungsgemäß durchaus.

Leelaacoo
17.12.2011, 13:34
Der 80+ Patient mit acute on chronic NV auf Peripherie und Pneumonie ist in den allermeisten Fällen einfach stark exsikkiert...dem nun Lasix zu geben ist weit jenseits aller internistischen Handlungsweisen...wie oft hast du ältere Patienten prärenal versagen sehen, wenn sie nicht "trocken" waren? (die chirurgische Voltaren-Therapie mal ausgenommen, aber das ist ja auch nicht prärenal).
Häufiges ist häufug, und dann heißt es erst Mal Wasser geben...aber da scheint ja jeder eine eigene Einstellung zu haben...ich habe auch viele Kollegen, die einfach so wahnsinnige Angst vor der "Dekompensation" haben, weil irgendwo in der Diagnosenliste "Herzinsuffiezienz" steht, dass die Pat. mit prärenalen NV auch noch ne Einfuhrbeschränkung bekommen, statt sich klinisch am Patientenzustand zu orientieren. Ein älterer mensch mit HWI und prärenalem NV hat aber auch oft ein Wasserdefizit von mehreren Litern...da mit Lasix ranzugehen ist absurd.

LG Lee

Evil
17.12.2011, 13:51
wie oft hast du ältere Patienten prärenal versagen sehen, wenn sie nicht "trocken" waren?
Ziemlich häufig während meiner Zeit in der Inneren.
Und die Voltarentherapie solltest Du mitnichten herausnehmen, das ist peripher mit eine der häufigsten Ursachen.
So schlau, einem exsikkierten Patienten erstmal Volumen anzubieten, bin ich auch, vielen Dank ;-) Nur isses damit dann oft eben nicht getan.

Leelaacoo
17.12.2011, 17:59
Zum einen ist das NSAR-bedingte NV kein prärenales NV (lies doch bitte den Satz ganz durch)...zum anderen brauchts du dich nicht angegriffen zu fühlen, ich sehe es angesichts nun 6 Jahren Innere inzwischen einfach zu häufig, dass folgende Kette abläuft: Pflege: "Der Patient scheidet nicht aus" - Arzt: "Dann geb ich mal 40 Lasix"...es ist doch Fakt: die Mehrheit der ANV auf der gemischten Inneren (abseits der spezialisierten Nephro) sind PRÄRENAL...ergo damit am häufigsten exsikkosebedingt (und dann hat der liebe 80+ - Patient ja auch noch sein HCT weitergenommen trotz der AZ-Minderung und der Pneumonie)...das kannst du doch nicht im Ernst abstreiten. Ich empfand nur deine Empfehlung, jemanden Oliguren mit Lasix vor dem Lungenödem bewahren zu wollen, nur weil zu multimorbide für die Dialyse für sehr unscharf und meiner Erfahrung nach in den meisten Fällen für schlicht nicht indiziert...aber wie ich schon sagte, Erfahrungen sind verschieden und jedes Haus hat so seine Traditionen (wie die Jono + 40 mg Lasix-Mischung oder irgendwelche anderen Schemata).

> und es ging ja um die Frage, die ist immer noch falsch meiner Meinung nach...


LG Lee

papiertiger
17.12.2011, 19:16
Mein Problem mit der Frage war ja schlicht und ergreifend dieses, dass diese eine Aussage, die von unseren Nephrologen so ziemlich in jeder Klausur einmal als gesuchte oder auszuschließende Falschaussage mit eingebaut wird (ist mir jetzt beim weiteren Kreuzen noch mehrmals begegnet), sich wortwörtlich in einem aktuellen Intensivmedizinlehrbuch wiederfindet, als Richtigaussage natürlich. Nun, mag sein, Bücher sind hin und wieder ja auch mal nicht auf dem neuesten Stand der Dinge.

Trotzdem wäre ich da geneigt, mich der Sichtweise anzuschließen, dass es durchaus Konstelllationen gibt, in denen die Mortalität AUCH durch die Gabe eines Diuretikums positiv mitbeeinflusst wird.. siehe das, was Evil geschrieben hat. Von einem universell gültigen Mortalitätsbenefit durch Diuretikagabe war ja auch in der Frage so nicht die Rede.

Naja. Wie dem auch sei, ich werd's trotzdem als falsch ankreuzen.

Evil
17.12.2011, 20:30
Zum einen ist das NSAR-bedingte NV kein prärenales NV (lies doch bitte den Satz ganz durch)...zum anderen brauchts du dich nicht angegriffen zu fühlen, ich sehe es angesichts nun 6 Jahren Innere inzwischen einfach zu häufig, dass folgende Kette abläuft: Pflege: "Der Patient scheidet nicht aus" - Arzt: "Dann geb ich mal 40 Lasix"...es ist doch Fakt: die Mehrheit der ANV auf der gemischten Inneren (abseits der spezialisierten Nephro) sind PRÄRENAL...ergo damit am häufigsten exsikkosebedingt (und dann hat der liebe 80+ - Patient ja auch noch sein HCT weitergenommen trotz der AZ-Minderung und der Pneumonie)...das kannst du doch nicht im Ernst abstreiten. Ich empfand nur deine Empfehlung, jemanden Oliguren mit Lasix vor dem Lungenödem bewahren zu wollen, nur weil zu multimorbide für die Dialyse für sehr unscharf und meiner Erfahrung nach in den meisten Fällen für schlicht nicht indiziert...aber wie ich schon sagte, Erfahrungen sind verschieden und jedes Haus hat so seine Traditionen (wie die Jono + 40 mg Lasix-Mischung oder irgendwelche anderen Schemata).

> und es ging ja um die Frage, die ist immer noch falsch meiner Meinung nach...


LG Lee
Oh, ich fühle mich keinesfalls von Dir angegriffen :-)
Aber anscheinend hast Du nicht verstanden, worauf ich hinaus wollte, oder vielleicht habe ich mich auch nicht präzise genug ausgedrückt: ich habe nirgends geschrieben, bei einem akuten Nierenversagen Lasix i.v. als Monotherapie zu geben.
Auch habe ich mich nirgends auf prärenale Ursachen für Nierenversagen beschränkt, weil dies meiner jahrelangen internistischen, chirurgischen, anästhesiologischen und hausärztlichen :-)) Erfahrung nach keineswegs das Gros der Fälle ausmacht.

Fakt ist, daß bei dem o.g. 80+ Patienten leider oft eine reine Volumengabe nicht ausreicht. Und bevor die Leuts dann überwässert werden, kommst du um eine zusätzliche Diuretikagabe nicht herum, wenn, was häufig der Fall ist, eine Dialysetherapie nicht mehr indiziert ist. Andernfalls bringst Du den Patienten nämlich um, und das stellt in meinen Augen durchaus eine Mortalitätserhöhung dar ;-)

Rico
17.12.2011, 22:49
Fakt ist, daß bei dem o.g. 80+ Patienten leider oft eine reine Volumengabe nicht ausreicht. Und bevor die Leuts dann überwässert werden, kommst du um eine zusätzliche Diuretikagabe nicht herum, wenn, was häufig der Fall ist, eine Dialysetherapie nicht mehr indiziert ist. Ich glaub, ihr redet latent aneinander vorbei. Man muss da trennen zwischen anurischen Nierenversagen und solchen mit einer gewissen Restausscheidung.
Für die Anurischen stimmt das was Lee gesagt hat schon. Kein Medikament auf der Welt verbessert die GFR und wenn die im ANV Null ist, dann hilft es auch nicht im Tubulus oder der Henleschleife irgendwelche Kanäle zu blocken, das macht ja erst wieder Sinn wenn die Ausscheidung >300ml/d wird, vorher ist da einfach so wenig Primärharn, dass da schlicht nichts ist, was man an der Rückresorption hemmen könnte. Da kauft man sich nur die toxischen Nebenwirkungen der Diuretika ein.
Bei alten Leuten mit nem Kreanstieg (definitionsgemäß ja auch ein ANV), aber noch ganz brauchbarer Urinproduktion und nur gering reduzierter Ausschiedung stimmt dann wieder das was Evil sagt, nämlich, dass die die Flüssigkeit, die sie brauchen ohne Diuretika nicht mehr loswerden, ergo helfen hier Diuretika.
Von daher haben beide Recht, oder? :knuddel:

dantheg
18.12.2011, 02:26
In genau diesen Fällen bewirkt die forcierte Diuretika- und Flüssigkeitsgabe eine Mortalitätsreduktion.

Ich will nicht wirklich widersprechen denn immer kann man ein zwei Fälle zitieren wo eine solche Vorgehensweise was gebracht hat aber es macht keinen Sinn sowohl Diuretika als auch Flüssigkeit zu geben ... entweder hat man zu viel oder zu wenig Volumen, dementsprechend sollte man entweder Diuretika oder Flüssigkeit geben. Wenn du hierzu Daten hast wäre ich interessiert sie zu lesen. Bei Patienten deren Volumenstatus schwierig zu bestimmen ist macht es Sinn sich langsam heranzutasten mittels kleinen Flüssigkeitsgaben.

Interessanter wird es natürlich wenn man global Volumenüberschuss hat aber intravasal zu wenig (etwa bei der Herzinsuffizienz), hier bringt es schon was, Diuretika zu geben aber in solchen Fällen handelt es sich nicht um eine reine Niereninsuffizienz sondern um ein kardiorenales Syndrom. Und soweit ich weiß führt die Behandlung der Herzinsuffizienz mit Diuretika nicht zu einer Verringerung der Mortalität (anders als zum Beispiel bei ACE Hemmer).

Natürlich - wenn einer Volumenüberladen ist und ein Lungenödem hat dann kann man das Volumen mit Diuretika schon managen aber meist geht das auf Kosten der Nieren. Und ob wirklich eine Verringerung der Mortalität durch Diuretika bewirkt wird wage ich zu bezweifeln. Natürlich benutze ich bei Lungenödem auch Diuretika, aber Mortalitätsbenefit nachzuweisen ist richtig schwierig. Die Therapie des akuten oligurischen Nierenversagens besteht allerdings darin das verursachende Agens zu finden und einzustellen und genug Durchblutung zur Niere aufrechtzuerhalten bis sich die Niere erholt (oder nicht).

NSAR können übrigens sehr wohl eine prärenale Ursache für Nierenversagen sein (Prostaglandinproduktion wird verhindert was zu einer Minderdurchblutung der Glomeruli führt). Sie ist sogar häufiger als die ebenso mit NSAR verbundene interstitielle Nephritis.

Aber wie schon gesagt, im Großen stellt sich die Niere hinter den wichtigeren Organen (Hirn, Herz, Lunge) an also an sich ist es egal wenn die Niere in Mitleidenschaft gezogen wird wenn wichtigere Sachen anstehen.

WackenDoc
18.12.2011, 10:34
Wir hatten in auf der Inneren recht häufig den Typus 80J+, niereninsuffizient und herzinsuffizient, keine Indikation für invasives Monitoring. Nen halben Liter Flüssigkeit mehr und die Lunge ist voll gelaufen, nen halber Liter weniger und die Niere ist in die Knie gegangen.
Was bei diesen Patienten ganz gut geholfen hat, war eben die Mischung aus Flüssigkeit und Diuretikum. Ich kann´s mir nur so erklären, dass die Niere von dem vermehrten Flüssigkeitsangebot profitiert, aber die Diuretika gebraucht hat, um die Flüssigkeit wieder los zu werde.
Ja, ich kenn auch die Mischung: 500ml Ringer mit 20-40mg Lasix drin.

Leelaacoo
18.12.2011, 11:07
Man sollte natürlich rechtzeitig aufhören, in exsikkierte Patienten Wasser "reinzuschütten", bevor sie dekompensieren...das "zu viel" dann durch Schleifendiuretika wieder rauszuholen ist ja auch nicht der Sinn der Sache...ich finde es praktisch, abseits von Intensivmedizin auch mal den Schallkopf auf den Bauch zu halten und die VCI anzuschauen, allein der Hautzustand kann nämlich ganz schön täuschen. Generell wird in der Klinik ja der Flüssigkeitsbedarf entweder unter- oder überschätzt, vor allem auf der Peripherie, wo die Bilanzierung ja eher schlecht als recht funktioniert und man die Patienten auch nicht immer wiegen kann. Ich bin ja jetzt kein Lasixgegner, aber dass das "Anschucken" der Niere durch Lasix die Mortalität verbessert wage ich zu bezweifeln...auch wenns dann erst Mal so schön voll und hell im Beutel aussieht. Und gerade bei Herzinsuffizienten mit schlechter renaler Perfusion ist nicht der Wasserentzug entscheidend sondern die Perfusionsverbesserung durch Verbesserung des HI...wer schon kardial dekompensiert mit nem RR von 100 mmHg und steigendem Krea vor sich hingurkt profitiert ja nicht von den 40 mg Lasix als "Nierenspülung" sondern höchstens von der Vorlastsenkung mit resultierender besserer Herzfunktion. Und jeder kann auch genug Beipiele von NV unter Diuretika bringen, oder nicht?

Aber wie schon gesagt, jeder machts irgendwie anders und wenns dem Patienten zumindest kurzfristig nützt ists doch recht...

(PS: ob die Lunge "vollläuft", weil der Pat. herzinsuffizient ist oder ob es sich um eien "fluid lung" bei NV handelt ist ja schon ein Unterschied...ich redete die ganze zeit von der "fluid lung", bei einer Lungenödem aufgrund einer HI gibt man natürlich Diuretika....nur dass hier die Sachen nicht durcheinander kommen)

LG Lee

Nemesisthe2nd
19.12.2011, 11:14
@lee...

kleine zwischenfrage zu harnstoff... wenn krea gleich bleibt oder fällt und HST ansteigt, bei einem (septischen) intensivpatienten... hat das nicht eher was mit katabolie und hungerstoffwechsel als mit nierenversagen zu tun?

Leelaacoo
19.12.2011, 21:29
Das spielt sicherlich mit herein...jedoch kommt es interessanterweise zum HST-Anstieg oft nach der Akutphase...und bei manchen Pat. fast 2 Wochen nach erfolgtem Kostaufbau, richtig erklären kann ich mir das nicht immer, aber da sind immer so viele verschiedene Dinge gleichzeitig, die im Argen liegen, dass ich mich auch nicht festlegen will, was zu viel Prozent mithineinspielt. Ich sehe die HST-Anstiege natürlich konkordant zum Kreaanstieg beim septischen NV, dann aber nach Beginn der polyuren Phase, Kreaabfall, Kreislaufstabilisierung und NACH korrektem Kostaufbau steigt es häufig noch Tage lang an...wie erklärt ihr euch das?

LG Lee

Evil
20.12.2011, 12:40
Man sollte natürlich rechtzeitig aufhören, in exsikkierte Patienten Wasser "reinzuschütten", bevor sie dekompensieren...das "zu viel" dann durch Schleifendiuretika wieder rauszuholen ist ja auch nicht der Sinn der Sache...ich finde es praktisch, abseits von Intensivmedizin auch mal den Schallkopf auf den Bauch zu halten und die VCI anzuschauen, allein der Hautzustand kann nämlich ganz schön täuschen. Generell wird in der Klinik ja der Flüssigkeitsbedarf entweder unter- oder überschätzt, vor allem auf der Peripherie, wo die Bilanzierung ja eher schlecht als recht funktioniert und man die Patienten auch nicht immer wiegen kann.
Ist mir alles bekannt, nichtsdestoweniger ist das Ganze aber nicht so simpel. Erfahrungsgemäß dauert die Oligurie eine ganze Weile, genauso wie der Anstieg der Retentionswerte. Wenn die Bilanz da aber bereits wieder ausgeglichen ist (sprich VCI > 2cm und nicht atemvariabel, beginnende Ödeme, Anasarka o.ä.), drehst Du dann einfach die Infusion zu und schreibst den Patienten ab? Oder vielleicht nicht doch ein wenig kombinierte Diurese- und Volumentherapie?
Meines Wissens gibt es für diese Situation keine aussagekräftigen Studien (und für die Patientengruppe schon gar nicht), und Dialyse ist eben oft KEINE Alternative.

papiertiger
21.12.2011, 17:10
Ich schieb nochmal eine Frage hinterher, bei der ich grad auch auf keinen grünen Zweig komme:

- Frage (weg) -

zu A) wäre gerade mein Falschantwortsfavorit.. andererseits, macht Kalium weg und streng kontraindiziert ja eig. nur beim anurischen ANV - oder?

zu B) Kaliumverschiebung nach intrazellulär, kann man.

zu C) hab ich in dieser Indikation noch nie gehört :-blush, aber laut Herold richtig bei Hyperkaliämie (ebenfalls Kaliumverschiebung)

zu D) Indikation bei ANV mit Hyperkaliämie und Azidose gegeben, ja.

zu E) macht ja auch Sinn hinsichtlich Azidosekorr. und Kaliumverschiebung

*seufz* Was freu ich mich auf morgen Nachmittag, wenn die Nephrologen mich (erst)mal kreuzweise können..

papiertiger
21.12.2011, 18:49
- noch eine Frage -

dantheg
22.12.2011, 05:36
kleine zwischenfrage zu harnstoff... wenn krea gleich bleibt oder fällt und HST ansteigt, bei einem (septischen) intensivpatienten... hat das nicht eher was mit katabolie und hungerstoffwechsel als mit nierenversagen zu tun?

Auch ab und an an die GI Blutung denken wenn diese Konstellation gegeben ist...

Zu den Fragen:

Bei der Hyperkaliämie in dem Fall hängt es entscheidend davon ab wie das Ausgangskrea ist, wenn der Patient normal bei 1.8 liegt dann würde ich die Dialyse als Falschantwort ankreuzen denn bei einem kleinen Anstieg des Kreas würde ich nicht unbedingt daran denken den Patient zu dialysieren. Kalium von 6.6 ist nicht extrem viel aber natürlich wenn einer am Tag davor ein Krea von 1 und ein Kalium von 4.5 hatte dann braucht er die Dialyse. Beta Mimetika können schon genutzt werden allerdings muss man beachten dass die Dosen eine Größenordnung (5-10x) höher liegen als beim Asthma um einen Effekt beim Kalium zu sehen. Persönlich gebe ich bei der Hyperkaliämie kaum Bikarbonat aber theoretisch kann man es nutzen wenn einer wirklich azidotisch ist. 7.3 ist aber nicht wirklich sonderlich sauer. Die Frage ist schon etwas unglücklich gestellt.

Metformin verursacht kein Nierenversagen per se. Die Wahrscheinlichkeit einer Laktatazidose ist allerdings bei Nierenversagen und Metformineinnahme erhöht, daher gibt es eine Kontraindikation bei Nierenversagen. Kontrastmittel können Nierenversagen versursachen, deswegen wird oft das Metformin ein zwei Tage vor einer Kontrastmittelgabe ausgesetzt um das Risiko einer Laktatazidose so gering wie möglich zu halten.