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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Doku "Konflikt Organspende"



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Nautila
19.12.2011, 16:08
Gab's nicht mal einen entsprechenden Ärztedoku-Thread? :-bee Hab's leider nicht gefunden...

Jedenfalls heute abend, Montag, 19. Dezember 2011, 23.25 Uhr im Ersten
Konfliktfall Organspende (WDR)

http://www.daserste.de/doku/beitrag_dyn~uid,uo0w7cws6mnzc4gw~cm.asp

Klingt sehr interessant.

Gast26092018
19.12.2011, 16:24
Ah ja, das wollte ich mir auch anschauen!
Ich habe mir letztens auch einen Organspendeausweis zugelegt.
In Östereich tun die ja Organe auch ohne Spendeausweis entnehmen, da gilt die Widerspruchsregelung.
Findet ihr das falsch/schlecht?

McDübel
19.12.2011, 17:27
Das Bewusstsein zum Thema ist nach wie vor nicht präsent genug. Persönlich bin ich erst, da jemand aus meinem näheren Umfeld auf ein Organ wartet, seit letztem Jahr Organspendeausweisträgerin. Recht spät, wie ich finde.

Das Problem liegt zusätzlich auch in der "Vorstellung über die Organentnahme". Die Leute wollen nicht, dass ihre Leichen "ausgeschlachtet", sondern respektvoll behandelt werden. Ich denke, das ist die große Angst und genau da gilt es anzusetzen in Sachen Prävention.

Gast26092018
19.12.2011, 17:59
Ich habe mir den Ausweis auch relativ spät zugelegt. Ich habe mir vorher nie richtig Gedanken darüber gemacht:-nix, dachte mir jo ich bin ja noch jung, habe noch Zeit...aber wenn man sich das überlegt wie schnell ein Leben zu Ende gehen kann:-?

Tun die Bakterien, Pilze, Maden und das ganze Kleinvieh im Erdboden den Körper respektvoll behandeln?
Ich glaube ich will sowieso lieber verbrannt werden, als begraben und aufgefressen zu werden.

Die Niere
19.12.2011, 18:20
Das Problem liegt zusätzlich auch in der "Vorstellung über die Organentnahme". Die Leute wollen nicht, dass ihre Leichen "ausgeschlachtet", sondern respektvoll behandelt werden. Ich denke, das ist die große Angst und genau da gilt es anzusetzen in Sachen Prävention.Das Problem ist meiner Meinung viel weniger die Art der Organentnahme als das, was danach mit den Organen passiert. Hab mich nur schweren Herzens für die Organspende entscheiden können...

Aber dafür gibt es einen anderen Thread...

lg, die niere

Gast26092018
19.12.2011, 20:34
Das Problem ist meiner Meinung viel weniger die Art der Organentnahme als das, was danach mit den Organen passiert. Hab mich nur schweren Herzens für die Organspende entscheiden können...

Ich verstehe nicht:-nix Was soll denn mit den Organen geschehen? Wir leben hier ja nicht in Bangladesh:-nix
Ich versteh den Sinn einfach nicht...Ist den Menschen die die Organspende ablehnen lieber das ihre Organe verwesen und von Kleinvieh aufgelöst werden als das die Organe in anderen Menschen weiterleben und ein Menschenleben gerettet werden kann? Oder gibt es bei uns illegale Machenschaften von denen ich noch nichts gehört habe:-nix

Relaxometrie
19.12.2011, 20:49
Ich verstehe nicht:-nix Was soll denn mit den Organen geschehen?
Ich weiß nicht, was Niere meint. Aber bei mir ist es so, daß ich früher ohne weiteren Nachdenkens für die Organspende war. In letzter Zeit habe ich einige Ärzte gehört, die selbst eher nachdenklich bzgl. der Sinnhaftigkeit der Organspende sind, und ich kann deren Argumente gut verstehen: oft wird sehr kranken Patienten in den höchsten Tönen vorgeschwärmt, daß die Organspende der Weisheit letzter Schluß ist. Daß das lebenslange Einnehmen von Immunsuppressiva und viele Nebenwirkungen aber auch nicht sooo toll sind, wird wohl nicht immer ehrlich kommuniziert. Vielen Patienten werden wohl falsche Hoffnungen gemacht, was das Leben nach der Transplantation angeht.
Trotzdem würde ich Organe spenden, da Organknappheit mangels Spendenbereitschaft meiner Meinung nach der schlechteste Grund für unterlassene Organspende ist.
Zu beantwortende Fragen sind natürlich trotzdem unter anderem diese:
"Ist die Transplantation überhaupt sinnvoll für den Empfänger?"
"Haben Ärzte im Krankenhaus überhaupt genug Zeit, potentielle Spender zu melden?"

Die Niere
19.12.2011, 21:45
Da ich sehr viel Zeit hat, hinter die Kulissen zu schauen und auch aktiv hinter den Kulissen mitzuarbeiten, weiss ich, dass gute Organe, die durchaus Menschenleben retten könnten, aufgrund bestimmter Verteilungsalgorithmen Patienten bekommen, deren Prognose knapp vor infaust ist und dementsprechend es sich um ein verschwendetes Organ handelt.

Gleiches gilt insbesondere für die Lebertransplantation für Alkoholiker.

Daher meine Bedenken...und trotzdem der Entscheid FÜR Organspende.

gruesse, die niere

Gast26092018
19.12.2011, 22:07
Aber ist nicht die Organknappheit der Grund dafür dass meist diejenigen die Organe bekommen die schon eine lange Wartezeit hinter sich haben? Wenn es mehr Organspenden gäbe, würden vielleicht auch mehr Menschen profitieren, die noch nicht so lange auf der Warteliste stehen und die eine bessere Prognose haben:-nix

epeline
20.12.2011, 02:15
Ich habe mir den Ausweis auch relativ spät zugelegt.

so alt bis du ja nun nicht ;-)

Die Niere
20.12.2011, 09:29
Hab mir die Sendung mal angeschaut und fand sie grösstenteils ganz gut gemacht, aber eine Vielzahl an interessanten Blickwinkeln wurde ausgelassen und vielleicht wurde auch zu viel auf Dingen herumgeritten, die ich persönlich noch nie als Problem erlebt habe, da ich sie in der Form nicht kenne (z.B. Organentnahme ohne Narkose oder ein lapidares "Wir müssen noch über die Organe ihres Sohnes sprechen").

gruesse, die niere

Kackbratze
20.12.2011, 09:52
Bei solchen Sendungen ist immer der schmale Grat zwischen "reisserisch" und informativ dabei.
Die normalen Fernsehkonsumenten haben eher Angst vor solchen Gesprächen oder "Entnahme ohne Narkose", weswegen das Problem angesprochen werden muss und gleichzeitig natürlich auch der "Aufreger" geschaffen werden muss, damit über die Sendung auch später noch geredet wird.

Die Niere
20.12.2011, 10:07
Aber kennt es jemand in seiner Klinik, dass Organe ohne Narkose entnommen werden?

Relaxometrie
20.12.2011, 10:32
Ich habe mir die Sendung auch angesehen und fand sie gut. Es wurden zwar nicht die Inhalte gesendet, die ich mir versprochen hatte. Ich hatte gehofft, daß nochmal ganz genau alle zur Debatte stehenden Möglichkeiten der Organspendemodalitäten aufgeführt werden würden. Das aber nur aus reiner Faulheit, denn Basisinfos dazu kennt man ja schon und die fehlenden Infos kann man ja auch selbst einholen.
Ich fand es gut, mal die Sicht von absoluten Laien präsentiert zu bekommen. Egal, wie irrational einem als Arzt die Ängste vorkommen......sie herrschen nunmal in einigen Köpfen vor, können die Organspende wirksam blockieren/verhindern und sind das, worauf man im Gespräch eingehen muß.
Allerdings bin ich fest davon überzeugt, daß man -egal mit welcher Lösung- nie alle Menschen dort abholen können wird, wo sie stehen. Von daher hoffe ich, daß das Thema im Bundestag nicht immer weiter zerredet wird, sondern daß endlich mal ein rechtsgültiger Entschluß gefasst wird. Der sollte meiner Meinung nach irgendwie lauten, wie:" Jeder, der einen Personalausweis bekommt, muß sich äußern (ja/nein). Diese Entscheidung ist aber lebenslang änderbar."
Was mir der Film nochmal gezeigt hat, ist die Tatsache, daß Menschen, die sich vor dem unerwarteten Tod eines Angehörigen nie mit dem Thema Organspende auseinandergesetzt haben, verständlicherweise an ihre Grenzen gelangen, wenn sie in der Krisensituation auch noch über Organspende entscheiden sollen. Diese Entscheidung wäre ihnen abgenommen, wenn der Verstorbene seinen Willen einmal geäußert und dokumentiert hätte (muß ja nur ein Wort auf einem Ausweis sein). Dann entspricht eine möglicherweise stattfindende Organentnahme dem Willen des Toten und die Angehörigen haben sich (so traurig und gegen ihr eigenes Weltbild gestellt das für sie sein kann) damit abzufinden.

Kackbratze
20.12.2011, 10:37
Aber kennt es jemand in seiner Klinik, dass Organe ohne Narkose entnommen werden?

Nein, bei uns nicht.

wjsl
01.01.2012, 23:10
Ich verstehe nicht ganz, woher die Angst vor einer fehlenden Narkose rührt: Wenn jemand hirntot ist, dann hat er doch weder Schmerzen noch Bewusstsein, oder sehe ich das falsch?

Man muss andererseits aber auch nur ein Lehrbuch aufschlagen, um zu sehen, dass ein Leben mit Fremdorgan alles andere als spaßig ist: Lebenslange Immunsupression, Zweitmalignome, Niereninsuffizienz, rezidivierende Infekte, ständige Nachkontrollen, ständige Ängste vor einer Abstoßung, das Bewusstsein dass auch dieses Organ nicht ewig hält...vielleicht wäre es tatsächlich besser, die Forschung an adulten Stammzellen zu liberalisieren oder auch andere Techniken (wie Latissimus dorsi Verpflanzung etc) zu verbessern. Ein Mangel an Spenderorganen könnte das unter Umständen auch forcieren.

Allerdings scheint dies eher unwahrscheinlich. Das Problem ist denke ich nicht, dass zu wenige einen Ausweis hätten, sondern dass nur wenige Todesarten dafür in Frage kommen. Nur wenn ich durch einen Unfall in jungen Jahren sterbe, bringt mein Ausweis überhaupt etwas. Nur stellt das eben nicht die häufigste Todesursache dar...

ehemaliger User_25062015
01.01.2012, 23:16
Du denkst ernsthaft, dass die Leute nicht spenden wollen, weil sie überlegen, ob sie an der richtigen Ursache sterben?

Solara
01.01.2012, 23:19
wjsl,

klar ist ein Leben mit Immunsupression nicht "spaßig" - aber man lebt zumindest.
Ist ein Tod erstrebenswerter?

Kackbratze
01.01.2012, 23:36
Ich verstehe nicht ganz, woher die Angst vor einer fehlenden Narkose rührt: Wenn jemand hirntot ist, dann hat er doch weder Schmerzen noch Bewusstsein, oder sehe ich das falsch?

Das ist ja der Trick an Angst, sie ist in den meisten Fällen irrational.


Das Problem ist denke ich nicht, dass zu wenige einen Ausweis hätten, sondern dass nur wenige Todesarten dafür in Frage kommen. Nur wenn ich durch einen Unfall in jungen Jahren sterbe, bringt mein Ausweis überhaupt etwas. Nur stellt das eben nicht die häufigste Todesursache dar...

Bitte?
Schonmal ernsthaft mit dem Thema beschäftigt oder bloss die Apothekenumschau gelesen?!?

Rico
01.01.2012, 23:51
Man muss andererseits aber auch nur ein Lehrbuch aufschlagen, um zu sehen, dass ein Leben mit Fremdorgan alles andere als spaßig ist: Lebenslange Immunsupression, Zweitmalignome, Niereninsuffizienz, rezidivierende Infekte, ständige Nachkontrollen, ständige Ängste vor einer Abstoßung, das Bewusstsein dass auch dieses Organ nicht ewig hält...vielleicht wäre es tatsächlich besser, die Forschung an adulten Stammzellen zu liberalisieren oder auch andere Techniken (wie Latissimus dorsi Verpflanzung etc) zu verbessern. Ein Mangel an Spenderorganen könnte das unter Umständen auch forcieren. Erstaunlicherweise sind Organempfänger nicht gesund, sondern immer noch chronisch krank, nur anders - und im idealfall mit besserer Lebensqualität.
Deshalb darfst Du einen Transplantierten halt nicht mit einem komplett Gesunden vergleichen was seine komplikationsgefahr angeht, sondern musst ihn mit einem Nichttransplantierten mit der gleichen Grunderkrankung vergleichen - und da man ja echt krank sein muss für ne Tx (v.a. Leber und Herz) fahren die Transplantierten deutlich besser.
Was es da an Organersatzverfahren und Supportiva gibt, das stinkt doch alles ab gegen ne gute Tx: Cardiac assist devices, MARS... was gibt's da an tragfähigen Konzepten, was 10-15 Jahre hält - außer vielleicht Dialyse, aber selbst da laufen die Transplantierten besser.
Und warum? Weil die Niere nicht nur ein Blutfilter ist und das Herz nicht bloß eine Pumpender Muskel, sondern die ja auch zahlreiche andere Funktionen haben (z.B. endokrine) und die kann man nur sehr unzureichend immitieren. Ein Latissimus-dorsi-Schwenklappen fängt halt nicht an im richtigen Moment BNP auszuschütten, nur weil man ihn auf's Herz näht.
Von den mannigfaltigen Funktionen der Leber und der Niere mal ganz zu schweigen, das wird auf Dekaden nicht annährend in der Qualität eines Orginalorgans zu erreichen sein.

Allerdings scheint dies eher unwahrscheinlich. Das Problem ist denke ich nicht, dass zu wenige einen Ausweis hätten, sondern dass nur wenige Todesarten dafür in Frage kommen. Nur wenn ich durch einen Unfall in jungen Jahren sterbe, bringt mein Ausweis überhaupt etwas. Nur stellt das eben nicht die häufigste Todesursache dar... Warum soll ein Unfalltod einen als Spender disqualifizieren?