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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Erfahrungen mit Freisemester



lilapple
20.12.2011, 13:27
Hallo,

also zunächst mal muss einfach mal loswerden, dass es mich sehr überrascht hat, wie wenig einem die Studienberatung bei uns über die generellen Unterschiede zwischen Urlaubs- und Freisemester bzw. die jeweiligen Folgen sagen kann..

Aber nachdem ich mir jetzt meine Informationen von verschiedenen Stellen so gut es geht zusammengepflügt habe, bin ich mir inzwischen ziemlich sicher, dass für eine evtl. aufwändigere Doktorarbeit der experimentellen Art das Nehmen eines Freisemesters die richtige Wahl wäre.
Zwar zahlt man ja hier anscheinend definitiv die vollen Semesterbeiträge, aber man ist regelrecht eingeschrieben und falls Zeit übrig ist kann man ja sogar doch noch den ein oder anderen Kurs belegen.
Ganz generell scheint das "Freisemester" ja kein allgemeingültiger Begriff zu sein...


Meine Frage richtet sich jetzt an all diejenigen, die schon auch Erfahrungen mit dem Nehmen eines Freisemesters im Rahmen Ihrer Promotion haben.

1.) Zunächst mal würde mich ganz generell interessieren, ob sich das ganze für euch "gelohnt" hat, ob ihr es also wieder machen würdet und ob das Opfern eines kompletten Semesters euch wirklich angemessen weit vorangebracht hat bei eurer Doktorarbeit.

2.) Dann die Frage nach dem Zeitpunkt: Ist es nicht in vielerlei Hinsicht sinnvoll, zunächst mal studienbegleitend eingearbeitet zu werden und zu beginnen und erst in einem späteren Semester auszusetzen, wenn man schon eine bessere Übersicht hat und das Freisemester auch möglichst effektiv nutzen kann?
Voreil hierbei wäre ja auch, dass man mit dem liebgewonnen Semester noch etwas mehr Zeit verbringen kann...

3.) An die Bafög-Empfänger unter euch: Wie ist das jetzt? Unglaublicherweise konnte mir bisher keiner dazu ne verbindliche Aussage machen. Laut BaföG gibt es ja ne Reihe von Gründen, über die Regelstudienzeit hinaus gefördert zu werden. Ob ab das Nehmen eines Freisemesters für die Promotion darunter fällt, ist irgendwie, auch wenn das doch häufiger von Interesse sein sollte....

4.) War es eurer Erfahrung nach / in euren Fällen möglich, trotz des Freisemesters den ein oder anderen Kurs zu belegen und zumindest einige Prüfungen mit zu schreiben? Wäre ja schon schön so ein bisschen vorzuarbeiten.

5.) Zum Organisatiorischen: Was muss man dafür tun? Irgendwem Bescheid geben (Prüfungsamt etc?) Oder einfach nicht für die entsprechenden Kurse anmelden?

6.) und ganz generell, haben sich für euch durch das Freisemester und die dadurch entstehende Verlängerung des Studiums über die Regelzeit hinaus irgendwelche Nachteile ergeben?

Für Antworten wäre ich euch super super dankbar!!
LG

Strodti
20.12.2011, 18:28
Kann leider nicht all zu viel dazu beitragen, da für mich keine Studienverlängerung in Frage kommt, aber wichtig ist, dass ein Urlaubssemester vor dem PJ zu Problemen führen kann. Einige Dekanate lassen Anmeldungen aus dem Urlaub nicht zu.

Sunflower
20.12.2011, 19:41
Ich habe nach einem nicht erfolgreichen Doktorarbeitsversuch vor meinem PJ ein Freisemester genommen um nochmal einen Versuch mit neuer Arbeit in einem anderen Institut zu starten.
Ich habe ganz normal die Semestergebühren gezahlt und mich ansonsten aber nirgendwo gemeldet (da ich ja zu dem Zeitpunkt auch schon scheinfrei war.)
Für mich war es die richtige Entscheidung, da ich all meine Probandenversuche in dem Semester geschafft habe, wenn es auch mit dem Schreiben etwas gehapert hat. Zusätzlich konnte ich auch noch über Weihnachten/Neujahr etwas Frei machen, um dann frisch im Februrar ins PJ zu starten.
Leicht fiel mir die Entscheidung aber anfangs nicht, und ich habe lange darüber nachgedacht, da für mich anfangs auch keine Studiumverlängerung in Frage kam.

Zum PJ habe ich mich dann entsprechend der Anmeldefristen angemeldet, und es lief alles problemlos (anders wäre es gewesen, wenn ich das PJ nicht um ein ganzes Semester sondern um ein Tertial hätte schieben wollen. Das ist bei uns nur im Ausnahmefall möglich, und hierzu zählt explizit nicht das Fertigstellen, etc. einer Doktorarbeit).

Ich kenne auch noch ein paar andere die direkt vor dem PJ ein Freisemester genommen haben um ihre Dr.-Arbeit fertig zustellen, etc.

Insgesamt bereue ich das Freisemester nicht, habe aber auch den Luxus gehabt, dass ich eine extrem günstige 1-Zimmer-Wohnung + Unterhaltskosten hatte bzw. habe, und meine Eltern mit mitfinanziert haben (Danke Mama und Papa :-) )

Bezüglich deiner Fragen zu begleitenden Kursen, etc. und Bafög kann ich dir leider keine Infos geben, da ich nur in den ersten vier Semester Bafög bekommen habe, und wie gesagt, zum Zeitpunkt des Freisemesters scheinfrei war. Ich hätte aber auf jedenfall noch Wahlfächer belegen können, wenn ich gewollt hätte.

Hoffe, dass ich dir ein wenig weiterhelfen konnte.

Moonchen
20.12.2011, 20:11
Ich kann zwar nicht aus eigener Erfahrung sprechen, jedoch hat eine gute Freundin von mir ein Freisemester für ihre Doktorarbeit genommen und ich habe da ein wenig Einblick genommen ;)
Sie hatte das Freisemester auch mit dem Ziel genommen mit ihrer Doktorarbeit möglichst weit voranzukommen, hat am Ende jedoch weit weniger geschafft, als sie sich vorgenommen hatte. Laut ihrer Erfahrung trödelt man dann doch mehr in den Tag herein, wenn man keine "festen" Termine hat (wie beispielsweise Kurse oder Seminare zu denen man gehen muss) - allerdings musste sie auch keine Versuche oder ähnliches im Labor machen, da sieht es dann wahrscheinlich schon wieder anders aus.

Und zum Bafög: Ich beziehe auch Bafög und soweit ich weiß, bekommt man das Bafög nur innerhalb der Regelstudienzeit gezahlt (also 12 Semester und 3 Monate). Darüber hinaus kann man weiter Bafög als "Studienabschlußhilfe" oder so ähnlich für maximal 1 Jahr beantragen, allerdings musst du dieses dann zu 100% zurückzahlen und bekommst keinen 50% Zuschuß vom Staat.

Mit dem Rest kenne ich mich leider nicht aus, wobei das ja wahrscheinlich auch von Uni zu Uni unterschiedlich sein wird :-nix

Liebe Grüße
Moonchen

scope
21.12.2011, 00:32
In etwas mehr als einem halben Jahr könnte ich dir mehr dazu sagen... Ich hab mich nach einem erfolglosen Versuch jetzt auch dazu entschieden das nächste Semester der Doktorarbeit zu widmen und ein, zwei kleine Kurse nebenher zumachen, damit man nicht völlig aus der Uni raus ist. Schwer ist mir die Entscheidung allerdings wirklich gefallen, da ich auch nie vorhatte für eine Diss ein Semester frei zu nehmen und schon gar nicht im Labor zu sein.Aber wie das Leben so spielt: Jetzt nehm ich ein Freisemester und werde im Labor unterwegs sein :-D

Ich hab einfach eingesehen, dass Vollzeit an der Uni, eine zeitintensiver Job oder bei mir Hobby (welchen/welches man noch nicht aufgeben kann oder möchte), und eine einigermaßen ordentliche Bearbeitung einer Diss gleichzeitig kaum zu machen sind. Zumindest dann nicht, wenn man wie ich am Ende vom 7. Semester ist und der Zeitkorridor bis zum PJ langsam dünn wird.

Großer Mist wäre natürlich wenns nix wird, dann hat man ein Semester in den Sand gesetzt.

mfg scope

lilapple
23.12.2011, 07:30
Vielen Dank schon mal für eure interessanten Antworten :-winky

Ist wirklich keine leichte Entscheidung..
Zumal ich jetzt, nach einiger Telefoniererei, mit Sicherheit weiß, dass ein "Freisemester" für die Doktorarbeit kein Grund für einen längeren Bezug von Bafög ist, wie ihr ja auch schon vermutet habt..
Das stellt mich durchaus vor ein Problem, da ich vom Bafög schon mehr oder weniger abhängig bin und eigentlich kein verzinstes Darlehen aufnehmen wollte, auch nicht zum Ende hin..

Auf der anderen Seite sollte das vielleicht nicht der ausschlaggebende Hinderungsgrund sein. Wäre ja schon schade, wenn ein potenziell interessantes Promotionsthema wg des Geldes nicht wahrgenommen wird..
Es scheint ja auch einige Fördermöglichkeiten von anderer Seite zu geben, sei es im Rahmen eines Promotionsstudiums oder durch eine kleine Bezahlung vom Institut selbst (wenn hier noch jemand Erfahrungen hat, wäre ich auch sehr dankbar).

Unterm Strich hat sich aber meine Anfangsüberlegung durch eure Erzählungen nur verhärtet: Ich sollte ein Freisemester wirklich erst etwas später und nicht gleich zu Beginn der Doktorarbeit nehmen, allein schon um so gut wie möglich abschätzen zu können, ob es sich auch wirklich rentiert. Das wäre ja so ziemlich der Worst Case, ein solches "Opfer" zu bringen, um danach festzustellen, dass es relativ sinnfrei war...


Über weitere Posts eurer Erfahrungen würde ich mich sehr freuen! :-top

wjsl
31.12.2011, 14:11
Ich kenne einige, die ein Freisemester nahmen und fertigwurden, andere, die noch immer nicht fertig sind. So pauschal kann man nicht sagen, dass die Erfolgsaussichten davon abhingen. Ich habe wegen Krankheit ein Semester verloren, und auch die vorher begonnene Doktorarbeit, danach dann aber in relativ kurzer Zeit eine gut benotete Arbeit noch vor dem PJ fertigstellen können. Du kannst wegen allem möglichen ein Semester verlieren, und jederzeit was neues anfangen; im Nachhinein würde ich das nicht mehr so tragisch sehen wie damals. Ich kenne sogar Leute, die das Examen um ein Semester schieben, weil sie noch ein wenig Urlaub machen wollen. Allerdings ist da wohl auch der materielle Hintergrund ein anderer.

Frag doch mal deine Eltern; vielleicht würden sie dir durchaus helfen, wenn du die Lage deutlich genug schilderst. Falls du das nicht willst, würde mir spontan noch ein Stipendium einfallen: An unserer Uni gab es ein so genanntes Promotionsprogramm, sogar mit einem geringen monatlichen Lohn. Es gibt aber auch bundesweite Stiftungen, und aus Drittmitteln ließe sich(wenn auch sicher nicht bei jedem Doktorvater) ein Beschäftigungsverhältnis mit Entlohnung auf geringfügiger Basis organisieren. Ich würde beim Doktorvater die Lage einfach mal ansprechen. Unter Umständen weiß er auch Adressen für Stipendien in dem Bereich.

lilapple
05.01.2012, 13:18
Danke für deinen Beitrag.
Leider können mich meine Eltern beim besten Willen nicht unterstützen, auch wenn sie ein Freisemester vielleicht sogar gut heißen würden.
Diese Promotionsstipendien interessieren mich wirklich sehr, zb unter welchen Bedingungen man gefördert wird etc. Nur leider wurde der Link auf unserer Fakultätsseite irgendwie deaktiviert, ich komme an keine Infos für derartige Stipendien in Würzburg. :-notify

Ich werde das im nächsten Gespräch auf jeden Fall einmal ansprechen. :-winky

wjsl
24.01.2012, 23:55
Du kannst dich ja mal in der Studienberatung erkundigen, die müssten eigentlich auch Bescheid wissen; vereinzelt werden auch von externen Stiftungen Stipendien ausgeschrieben; ich würde das an deiner Stelle bei einem "Vorstellungsgespräch" mit potentiellen Betreuern ansprechen, ob sie so was vermitteln könnten. Manche(nicht alle) reagieren darauf sogar kooperativ.

Dann gibt es da noch parteiliche Stiftungen; die aber meist soziales Engagement oder dergleichen verlangen, oder zumindest gern sehen würden. Mitgliedschaft ist da nicht obligat, aber natürlich gern gesehen.

In Ulm ist das Promotionsstipendium eigentlich gut organisiert; aber nicht nur das. Die Psychiater bieten sogar ein Stipendium an, bei dem die Betreffenden, sofern sie sich dafür verpflichten, als Assistenten dort anzufangen, monatlich ein geringes "Gehalt" bekommen; das zurückgezahlt werden muss, sofern man es sich doch anders überlegt; eigentlich ein billiger Kredit. Außerdem wäre diese Stelle danach befristet. Falls alle Stricke reißen würden; vielleicht habt ihr in Würzburg ja was ähnliches. Aber auch das müsste eine Studienberatung eigentlich wissen.

Yggdrasil
20.08.2014, 12:58
Da hier schon so viele posts bzgl. Freisemester-Erfahrungen vorhanden sind: Hat irgendjemand in der medi-learn-Welt Erfahrungen gesammelt mit 2, ja ZWEI, Freisemestern?
Ich hatte bereits ein FreiS genommen wegen Probandenrekrutierung/Laborarbeit für meine Dissertation, jedoch waren diese Erledigungen so umfangreich, dass ich kaum Zeit zum Schreiben bekam in dieser Zeit. Wegen baldigem PJ, Famulatur u Blockpraktika überlege ich nun ein weiteres Freisemester zu nehmen zwecks konzentrierter Arbeit an der Dissertation/Ordentliche Vorbereitung 2. Ärztl. Prüfung. Iwer schonmal etwas diesbzgl gehört?

rirateme
21.08.2014, 08:28
Ja, ich habs so gemacht, allerdings nicht fürs Schreiben sondern für weiter Experimente. Was genau willst du wissen ?

papiertiger
21.08.2014, 19:42
Hier auch - was willste konkret wissen?

elastic
31.10.2016, 13:09
Da hier schon so viele posts bzgl. Freisemester-Erfahrungen vorhanden sind: Hat irgendjemand in der medi-learn-Welt Erfahrungen gesammelt mit 2, ja ZWEI, Freisemestern?
Ich hatte bereits ein FreiS genommen wegen Probandenrekrutierung/Laborarbeit für meine Dissertation, jedoch waren diese Erledigungen so umfangreich, dass ich kaum Zeit zum Schreiben bekam in dieser Zeit. Wegen baldigem PJ, Famulatur u Blockpraktika überlege ich nun ein weiteres Freisemester zu nehmen zwecks konzentrierter Arbeit an der Dissertation/Ordentliche Vorbereitung 2. Ärztl. Prüfung. Iwer schonmal etwas diesbzgl gehört?

hattest du dich dafür entschieden und könntest du bitte deine Erfahrungen mit uns teilen? :)

Yggdrasil
06.11.2016, 17:47
Erstmal ein mea culpa an die Herrschaften für´s Nicht-Antworten zum Zeitpunkt 2014, verweile nicht besonders oft hier im Forum...!

Nun: Ich habe mich dagegen entschieden und die letzten beiden Semesterferien vor der 2. Ärztl. Prüfung genutzt, um die Arbeit fertig zu schreiben. Den Stress war es wert, denn dadurch kann man diesbzgl. unbesorgt ins PJ gehen und hat nicht das Problem wie andere, während des PJs wochenends noch pubmed hoch- und runter zu duddeln um z.B. die EInleitung zu puzzeln...oder wie wiederum andere, die nun wärhend ihrer ersten Stelle verzweifelt versuchen, die Arbeit in ihrer Freizeit fertig zu bekommen.
Aber soetwas hängt ja immer von individuellen Umständen ab, alsdass man da generelle Empfehlungen rausgeben könnte...
Ich hatte eine exzellente Betreuung, die sicherlich auch eine tragende Rolle gespielt hatte!