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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : oraler Glucosetoleranztest und Tachycardie. Zusammenhang?



Smibo
28.12.2011, 22:02
Patientin ist in der 26. SSW und hat aufgrund einer familiären Vorbelastung den oralen Glucosetoleranztest durchführen lassen. Nüchternblutzucker lag bei 80 mg/dl (kapillär). Etwa 10min nach dem Trinken der 75gr Glucoselösung (in 300 ml Wasser) bekam sie eine Tachycardie. Knapp 45 min später wurde ein EKG aufgenommen und es zeigte sich eine Herzfrequenz von 140 Schlägen/min und einer deutlichen Rechtsherzbelastung, RR lag bei 100/60. Ausserdem lag eine leichte Dyspnoe vor und die Patientin klagte über Druckgefühl im Oberbauch. Weitere 60 min später lag die Herzfrequenz bei 120 Schlägen/min und es wurde ein Kardiologe hinzugerufen. Der kardiosonographische Befund war unauffällig. Erst nach knapp 3 Stunden verschwand die Dyspnoe und die Herzfrequenz stabilisierte sich auf 87 Schlägen/ min. EKG war dann unfaufällig.

Der 1 Stunden postprandial (kapillär) Blutzucker: 174 mg/dl
Der 2 Stunden postprandial (kapillär) Blutzucker: 116 mg/dl

Meine Frage ist, ob es einen möglichen Zusammenhang zwischen der Einnahme der Glucoselösung und der kardiovaskulären Reaktion gibt? Da eine reaktive Hypoglykämie ausgeschlossen ist, müsste es einen anderen Grund geben.

Auch hat die Diabetologin eine Gestationsdiabetes als Diagnose festgesetzt, da der 1 Stunden Blutzuckerwert nach oGTT zu hoch sei. Die Patientin sollte nun zu Hause den Blutzucker selbst bestimmen. Innerhalb von einer Woche lagen ihre Werte wie folgt:

nüchtern zwischen 62-71 mg/dl
1 Stunde postprandial zwischen 81- 119 mg/dl bei normaler Nahrungsaufnahme.

Meine weitere Frage wäre, ob der Blutzuckerwert von 174 mg/dl nach oGTT nicht deswegen zu hoch erscheint, da in dieser Stresssituation auch Adrenalin ausgeschüttet wird. Und Adrenalin ist ja bekanntlich ein Gegenspieler des Insulins und erhöht den Blutzuckerspiegel. Kann man wirklich nur aufgrund dieses Wertes von einer Gestationsdiabetes sprechen?

Danke euch!!

Rico
28.12.2011, 23:03
Erstmal Glückwunsch zur Schwangerschaft. :-winky

Also eine bekannte Nebenwirkung des OGTT wäre das nicht, was v.a. gar nicht passt sind die EKG-Veränderungen.
Bei Tachykardie + Dyspnoe + Rechtsherzbelastungszeichen im EKG (auch klinisch?) in der Schwangerschaft würde ich jetzt als erstes an eine Lungenembolie denken - haben die Kollegen offensichtlich auch und das Echo veranlasst. Dass das dann unuaffällig war schließt immerhin zumindest mal ne größere Embolie aus. Wie sieht es denn mit Beinschwellungen aus (v.a. links)?
Was waren das denn für eine Rechtsherzbelastungszeichen im EKG und waren die komplett reversibel?
Andere Ursachen der Tachykardie? Z.B. Schilddrüse? Cavakompression?

Wenn Du unsicher bist, was das OGTT-Ergebnis unter der Stressituation angeht, dann wiederhol ihn doch einfach. Zum einen wäre dann die Testlösung als Ursache der Tachykardie nochmal getestet (würde mich aber echt wundern) und zum anderen hättest Du dann den Test nochmal unter geordneten Bedingungen.
Wobei auch halbwegs normale postprandiale Werte halt nen Gestationsdiabetes nicht ausschließen. Wenn man nicht gerade eimerweise Nudeln oder sonstige Kohlenhydrate konsumiert, dann kommt man mit der Kohlenhydratchallange gar nicht in die Regionen eines OGT (75g Glucose, die quasi unverzögert zur Resorption zur Verfügung steht, sind halt schon ein ganz anderes Kaliber als normale Nahrungskohlenhydrate, die erstmal langsam gespalten werden müssen und dann peu à peu im Blut eintreffen), weshalb nach normalen Mahlzeiten der Effekt auf den BZ nicht so evident ist wie nach dem OGTT - deshalb macht man den ja.
Hat mal einer einen HbA1c gemacht?

Smibo
29.12.2011, 00:52
Danke dir :-)

EKG kann ich als Zahni definitiv nicht mehr bewerten, zumal diese Situation ja nicht grad aufnahmefähig macht. Es bestanden keine Schwellungen der Extremitäten. D- Dimere waren die Wochen vorher schon stark erhöht. Grund war jedoch ein schwangerschaftbedingtes Erythema nodosum migrans, was schon sehr hartnäckig war. Daher wurde niedermolekulares Heparin über Wochen gespritzt und einige Tage vor dem oGTT konnte es abgesetzt werden, da das D- Dimer sich wieder normalisiert hat. Bein-/ Beckenvenen sind laut Phlebologie o.B.

Könnte es evt. eine allergische Sofortreaktion auf Konservierungsstoffe der Glucoselösung sein?

HbAc1 wurde laut meines Wissens nicht untersucht. Dachte das würde man in der Schwangerschaft nicht machen:-nix

Tritt V.Cava Kompressionssyndrom auch im Sitzen auf :-nix

Bei V.a. Lungenembolie: wie würde man weiteres Vorgehen in der Schwangerschaft planen?

Danke dir!!!

Rico
29.12.2011, 07:11
Also wenn man eine TBVT ausgeschlossen hat, das D-Dimer unauffällig war und Du noch bis kurz vorher Heparin gekriegt hattest, dann ist eine Lungenarterienembolie eigentlich vom Tisch.Allergische Sofortreaktion, die sich nur mit einer Kreislaufreaktion manifestiert? Ist jetzt nicht das allerhäufigste... war denn die Dypnoe eher bronchospastisch (sprich Du konntest zwar gut einatmen, hast aber Probleme gehabt, die Luft wieder rauszupressen) oder war es eher so, dass egal wie schnell Du geatmet hast, Du das Gefühl hattest, dass nicht genug ankommt?Sind denn sonst Allergien bekannt?HbA1c kann man schon machen (D-Dimer macht man ja auch, obwohl mit zunehmender Schwangerschaft die auch physiologisch erhöht sind).

McBeal
29.12.2011, 10:48
Herzlichen Glückwunsch! :-)
Puh, wenn keine EKG-Veränderungen aufgetreten wären, hätte ich es ja einfach auf die Nüchternheit und damit verbundene Kreislaufreaktion geschoben. Aber so?
HbA1c kann man machen, schließt aber, wenn er in Ordnung ist, keinen GDM aus (so war es bei mir), weil es ja nunmal ein Langzeitwert ist und die Glucosetoleranzstörung ja erst zum Ende hin auftritt.

Da bei Dir ja bisher nur der Einstundenwert im oGTT erhöht war und sonst alle Werte in Ordnung sind, ist es eigentlich noch kein GDM, sondern nur eine eingeschränkte Glucosetoleranz. Ich denke aber, dass die bedandelnden Ärzte lieber auf Nummer sicher gegen wollen und es daher GDM nennen, damit jetzt engmaschiger kontrolliert (Doppler, Plazentaverkalkung) und am Termin eingeleitet (halb so schlimm! :-) ) wird.

Alles Gute!

LG
Ally

Leelaacoo
29.12.2011, 11:10
Hallo! Mich irritiert das EKG mit der "deutlichen" Rechtsherzbelastung...ich denke, es wird wohl ein Sagittaltyp (SIQIII oder SISIISIII-Typ) vorgelegen haben + RSB...ein Sagittaltyp ist in der Schwangerschaft aber nicht unbedingt pathologisch sondern kann durch die Verlagerung des Herzens und damit der Herzachse bedingt sein...26te SSW dürfte dafür durchaus schon reichen...und wenn du den RSB vorher schon hattest (auch nicht unbedingt pathologisch....manchmal wird auch ein inkompletter RSB "überinterpretiert") muss das ja nichts neues gewesen sein und die Tachykardie eine kurze SVT-Phase, welche auch in der SS nicht selten sind...oder einfach eine Sinustachykardie wegen SS+Nüchternheit+schnelle Glc-Zufuhr (auch der Magen wird ja durch die SS verlagert/komprimiert --> Frühdumping -ähnliche Symptomatik möglich). hast du ein Vor-EKG (vielleicht sogar VOR der SS?)...und hat es einige Tage danach nochmal ein Kontroll-EKG gegeben?
Wahrscheinlich ist es einfach nichts Schlimmes und die Kollegen haben ja auch schon ein Echo gemacht...aber dass man sich natürlich gerade in der Situation Sorgen macht ist ja ganz klar...
Und den BZ würde ich auch auf jeden Fall weiter kontrollieren...Werte sind zwar nur leicht erhöht bei dem 1 h-Wert...aber Familienanamnese + Wert ist kontrollbedürftig.

LG Lee und alles Gute für die weitere Schwangerschaft!

Smibo
29.12.2011, 17:17
Danke euch! Das Ekg kann ich wie gesagt leider gar nicht mehr interpretieren. Es war jedoch nach 3 Stunden wieder unauffällig. Es besteht eine Allergie, aber gegen welches Lebensmittelallergen ist nicht bekannt (hatte schon in der Frühschwangerschaft eine heftige allergische Reaktion mit Quaddel/Urtikariabildung am ganzen Körper und Dyspnoe)

Das Einatmen war erschwert:-nix

Hatte gestern zu Abend eine große Pizza verzehrt und der 1 Stundenwert danach lag bei 96mg/dl :-)

Werde mal fleissig weitermessen und bei weiteren Auffälligkeiten mal wieder ein Ekg machen lassen. Hauptsache die Maus bekommt nichts davon mit!

apple01
29.12.2011, 18:07
..ein Sagittaltyp ist in der Schwangerschaft aber nicht unbedingt pathologisch sondern kann durch die Verlagerung des Herzens und damit der Herzachse bedingt sein...

müsste es in der SS nicht eher zu einer achsenverlagerung in richtung linkstyp kommen?

Leelaacoo
29.12.2011, 23:03
müsste es in der SS nicht eher zu einer achsenverlagerung in richtung linkstyp kommen?

Kann, muss aber nicht (kommt auch ein wenig auf die Konstitution der Schwangeren an ;-) Und elektrische ist ja nicht gleich anatomische Herzachse)

LG Lee

Evil
30.12.2011, 12:17
Durch die Vergrößerung des Uterus wandert die Herzspitze nach oben. Das kann sie sowohl in der Transversalachse (= nach links oben) als auch in der Sagittalachse (= nach vorne oben). Wie Lee schon sagte konstitutionsabhängig.