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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Spritzen von Medikamenten über das Injektionsventil einer Braunüle?



DocEmmetBrown
06.01.2012, 09:15
Während einer Famulatur ist mir folgende Peinlichkeit passiert, als ich einem Patienten eine Spritze Lasix in eine bereits liegende Braunüle injizieren sollte. Dabei setzte ich die Spritze auf das Injektionsventil oben auf der Braunüle auf, ließ aber den Mandrin eingelegt. Als ich dann den Stempel der Spritze herunterdrückte, ging natürlich nichts in die Vene. Stattdessen wurde die Spitze meiner Spritze durch den Druck nach oben aus dem Injektionsventil gedrückt, was entsprechend dazu führte, dass das Lasix, sobald die Öffnung der Spritze am oberen Rand des Injektionsventils war, in alle Richtungen spritzte, quasi wie beim Duschkopf, dem man knapp eines der Löcher zuhält.

Mehrmals hatte ich Ärzte in der Vergangenheit beobachtet, wie sie trotz eingelegten Mandrins über das Injektionsventil gespritzt haben. Gibt es da irgendeinen Trick, wie das funktioniert? Muss man den Mandrin doch ein kleines Stück herausdrehen? Oder geht es nur, wenn ein zu kleiner Mandrin für die jeweilige Braunüle verwendet wird?

Besteht in einem solchen Fall eigentlich ein Infektionsrisiko für mich? Ein paar Sprizer der Lasixdusche sind zwar bestimmt auch auf die Mundschleimhaut gelangt. Eigentlich ist das Injektionsventil aber doch mit einer Membran gegen das Lumen hin abgeschlossen, sodass das Spritzenkopf oder das herausspritzende Lasix eigentlich gar keinen Kontakt zu Blut des Patienten gehabt haben dürften.

Lizard
06.01.2012, 10:38
Hallo,
ich habe noch nie gesehen oder gehört, dass jemand etwas in eine Braunüle spritzt in der noch ein Mandrin steckt.
Allein um alle Reste des Medikaments aus dem Lumen der Braunüle zu spülen würde ich nur etwas einspritzen wenn eine Infusion angeschlossen ist.
Möglicherweise wird das aber in anderen Häusern anders gehandhabt.

Das Infektionsrisiko halte ich in deinem Fall für sehr gering.

Grüße

Lizard

Brutus
06.01.2012, 11:47
Bist Du Dir sicher, dass ein Mandrin in der Braunüle steckte? Das funktioniert nämlich IMHO nicht. Oder könnte es sein, dass die Viggo nur mit einem weißen/roten/blauen Stecker verschlossen war. Dann kann man nämlich alles über das Injektionsventil spritzen.

DocEmmetBrown
06.01.2012, 11:58
Also in meinem Fall steckte ganz sicher ein Mandrin in der Braunüle, weshalb ich ja auch nix hineingespritzt bekommen habe. In den beobachteten Fällen bin ich mir eigentlich auch sicher, weil ich in einem der Fälle den Arzt gefragt hatte und der meinte, das ginge schon. Später war dieser Arzt leider in Urlaub, sodass ich nicht mehr genauer nachfragen konnte.

Eigentlich erscheint mir das aber auch bei weiterem Nachdenken nicht wirklich möglich. Der Mandrin verschließt ja den Schlauch der Braunüle. Damit Flüggigkeit über das Injektionsvenitl uberhaupt in das Lumen der Braunüle gelangen kann, muss mittels des Drucks der eingespritzen Flüssigkeit ja ersteinmal der Schaumstoffzylinder, der das Injektionsventil im Ruhezustand verschließt, komprimiert werden. Wenn aber die Braunüle verschlossen ist, ist der Schaumstoffzylinder ja unbeweglich, weil Blut als Flüssigkeit ja nicht kompressibel ist und der Weg aus der Braunüle in die Vene ja verlegt ist. Vielleicht habe ich mich doch bei dem Kollegen verhört? Oder geht es vielleicht nur bei zu kleinem Mandrin?

WackenDoc
06.01.2012, 12:33
Geht an sich auch, wenn man den Mandrin lockert- nur da haste das Problem, dass es dann am falschen Ende raus laufen kann.
Also Mandrin ausbauen, spritzen, neuen einbauen. Oder eben nur Stöpsel, dann geht´s auch, aber dann halten die Viggos nicht so lange und du hast das Problem der Thrombenbildung.

DocEmmetBrown
06.01.2012, 12:48
Das mit dem Lockern macht Sinn. Besagter Arzt hat nämlich den Mandrin immer mit einem Tupfer umgriffen, dann vermutlich, um die eventuell auf der falschen Seite herauslaufende Flüssigkeit abzufangen. Eine Methode, die man sich abschauen sollte, scheint das aber dann eher nicht zu sein?

Würdet ihr das Infektionsrisiko in meinem Fall ähnlich wie Lizard auch als gering einschätzen? Hatte den Vorfall direkt auch dem Stationsarzt, der im Allgemeinen ein eher vorsichter Mensch war, geschildert und der hat auch gemeint, dass er da keine Gefahr sehe.

WackenDoc
06.01.2012, 12:52
Ich sehe da auch keine Infektionsgefahr.
Theoretisch zwar möglich- Ventil beschädigt, patienteneigene Flüssigkeit jensseits des Ventils (was du geöffnet haben dürftest, das Problem lag eher darin dass weiter "hinten" dich war.
Aber praktisch würde ich mir da keine Sorgen machen. Da hast du wohl ne größere Gefahr beim HÄndeschütteln.

dreamchaser
06.01.2012, 20:50
Mir hat auch mal eine Schwester erzählt (und auch vorgemacht), dass man bei Braunülen ab einer bestimmten Größe (war das grün?) auch bei liegendem Mandrin etwas zuspritzen kann. Hat bei ihr geklappt, bei mir aber nie - ich mache also immer den Mandrin raus und nach dem Spritzen einen neuen rein.
Mir fällt gerade ein: wenn man wissen möchte, ob das theoretisch geht, kann man ja mal einfach eine Viggo mit einem Mandrin versehen (also sauberes Material, ausserhalb des Körpers) und dann mal mit einer Spritze mit Wasser probieren, ob was durch die Viggo mit liegendem Mandrin durchgeht. Vielleicht probiere ich das am Montag mal aus.

Feuerblick
06.01.2012, 20:55
Ja, das geht auch... hab ich durchaus schon gemacht, wenn ich keine Lust auf das Raus- und Reinfummeln des Mandrins hatte. Kam weder an anderer Stelle raus noch musste ich zu fest drücken...

Leelaacoo
06.01.2012, 21:06
Habt ihr inzwischen nicht auch diese Bionecteur-Dinger? Sind ganz praktisch und wohl auch hygienisch unbedenklich...bei der Einweisung damals hieß es auch, dass die Zugänge genauso wenig "zu gehen" wie mit dem Mandrin...
Was ich aber nicht sehen kann, wenn jemand den Mandrin rausfummelt, aufs Bett legt zum Spritzen und dann den gleichen Mandrin wieder reinfummelt....da gibbet echt Ärger! Mit Mandrin zuspritzen habe ich noch nie probiert, werds morgen mal testen, ob das überhaupt möglich ist...

LG Lee

wjsl
06.01.2012, 21:19
Bei mir ging es mit liegendem Mandrin durchaus rein, selbst ohne Lockerung und in der richtigen Größe. Machmal zwar auch daneben, aber meist funktionierte es.

Das Infektionsrisiko dürfte vom Erreger abhängen, um den es geht; insgesamt ist es jedoch extremst unwahrscheinlich.

WackenDoc
06.01.2012, 21:25
Machmal zwar auch daneben, aber meist funktionierte es.

Und genau da liegt nen Problem- man weiss nie, wie viel vielleicht rein gegangen ist, ob überhaupt was rein gegangen ist etc.
Dass es manchmal klappt hat ja der ein oder andere schon beschrieben, aber es klappt halt nicht zuverlässig.
Die Zeit die man gewinnt, wenn man das Teil nicht ausbaut, verliert man am Ende wieder, wenn man neu aufziehen und ein 2.x zum Patienten muss.