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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Privatpatienten



p4uL
09.01.2012, 07:59
Folgendes Szenario möchte ich hier diskutieren:
Der Chef ist nicht im Haus. Ich bin als Narkotiseur in einer Aussenstelle mit 4 OP-Sälen. Es gibt nur einen Oberarzt und 3 eher unerfahrene Assistenten (erstes oder zweites Jahr). Es werden 4 Patienten in den jeweiligen Einleitungsräumen aufgelegt, 3 davon sind Privatpatienten. Der Oberarzt teilt 2 Assistenten (u.a. mich) notgedrungen für Privatnarkosen ein und macht sich dann für eine Katheteranlage beim dritten Privaten steril. Ich soll nun eine Spinalanästhesie anlegen. Vorerfahrung: ca. 40 Mal gemacht. Der Patient hat nun bei Punktion extreme Schmerzen und auch beim 3ten Versuch kann der Spinalkanal nicht aufgefunden werden. Der Patient bekommt eine vasovagale Reaktion wird bradykard/ hypoton und muss sich in die Horizontale begeben, stabiliseirt sich dann aber ohne Medikamente schnell wieder. Ich rufe den Oberarzt, der aber immer noch steril ist und nicht kommt. Nach erneuter Desinfektion der Punktionsstelle gelingt die Anlage der SPA problemlos. Trotz dem glücklichen Ausgang, habe ich mich in der Situation extrem unwohl gefühlt und bin auch nicht sicher ob das alles so rechtens war/ ist und ob ich mich korrekt verhalten habe indem ich einfach weiter gemacht habe.
Ist das bei Privatpatienten so überhaupt zulässig? Was für Konsequenzen können folgen? Hätte ich mich anders verhalten sollen/ können?

GOMER
09.01.2012, 13:26
Den Privatpatientenaspekt mal aussen vor:
Dir als nicht-Facharzt muß eigentlich zu jedem Zeitpunkt ein FA zur Seite stehen (können) um in Notfallsituationen (die hier gegeben war) eingreifen zu können, dies war nicht gegeben. Ich sehe hier einen Fehler im System, der von Seiten Deiner Abteilungsoberen schnellstmöglich behoben werden muß.

Daß Maßnahmen, die privatrechtlich liquidiert werden, nicht vom Chef, bzw. einem seiner Stellvertreter geleistet werden, kann als Betrug ausgelegt werden, ist aber vorrangig das Problem des Rechnungstellenden (Chef).

Rico
09.01.2012, 19:44
... außer der Chef steht plötzlich im Narkoseprotokoll obwohl er gerade einen Vortrag vor 500 Zuhörern in Shanghai hält.Dann könnte auch die Frage aufkommen, wie der Name da draufgekommen ist.

Feuerblick
09.01.2012, 19:56
Nicht jeder Privatpatient hat auch die Chefarztbehandlung in seiner Versicherung...

p4uL
09.01.2012, 20:00
Wärs ein notfall gewesen wär der OA schon reingeschneit. ich hatte die Situation ja schon im Griff. Ausserdem war ne erfahrene Pflegekraft dabei. Der Patient ist nicht vom Tisch gefallen oder instabil geworden. Als Notfall würde ich die Situation nicht werten. Es geht mir mehr darum wie das ist, wenn der Patient da jetzt gegen die Klinik vorgeht wgn privat etc. Kann er das überhaupt, ihm ist ja letztendlich kein schaden entstanden, bzw. ist ja nicht gesagt, dass ein FA das besser gemacht hätte...

Rico
09.01.2012, 20:18
Wärs ein notfall gewesen wär der OA schon reingeschneit. ich hatte die Situation ja schon im Griff. Ausserdem war ne erfahrene Pflegekraft dabei. Der Patient ist nicht vom Tisch gefallen oder instabil geworden. Als Notfall würde ich die Situation nicht werten. Es geht mir mehr darum wie das ist, wenn der Patient da jetzt gegen die Klinik vorgeht wgn privat etc. Kann er das überhaupt, ihm ist ja letztendlich kein schaden entstanden, bzw. ist ja nicht gesagt, dass ein FA das besser gemacht hätte...Die Frage ob ein Schaden entstanden ist ist ja unabhängig von der PP-Frage.
Der Patient hatte eine Komplikation, die zu dem Eingriff gehört und mit aufgeklärt worden ist (schwierige Punktion, Fehlpunktion, Kreislaufreaktion, etc). Das ist genau wie eine Wundheilungsstörung nach ner OP, die kann immer auftreten auch trotz größtmöglicher Sorgfalt und wenn der Patient bei der Aufklärung darüber informiert worden ist und dann "trotzdem" zugestimmt hat, dann ist das nicht dein Problem. Und ob jetzt ein Asistent oder der Chef beteiligt war ist auch egal.

Anders die monetäre Sache: Patient zahlt für Chef -> Patient kriegt Chef. Alles in Butter.
Patient zahlt für Chef und kriegt Paul... Betrug.
Ist halt die Frage wie das Haus das abrechnet.
Vielleicht schaut ja in der Rechnungsstelle einer ins Protokoll rein ob der Chef tatsächlich da war und berechnet das nur dann. Ist bei uns mit den Einzelzimmern ja auch so. Solange es vom Ablauf her geht, kriegen die Leute das, wenn die Station voll ist, dann kommt da noch einer rein... für die tage zahlen die dann aber auch nur Zweibett... macht alles die Verwaltung.

tomten
09.01.2012, 20:19
das kommt auch immer darauf an, was in den Wahlleistungsvertrag steht, den Patient unterschreibt: in einer Nachbarklinik wird das so gehandhabt, dass da neben den beiden möglichen Oberärzten der Privatstation auch immer die zwei Privatassistenten als persönliche Vertreter des Chefs aufgeführt sind und so der Form genuege getan ist...