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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mehr Molekularbiologie im Studium?



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Zwäähn
11.01.2012, 13:22
Frage mich aber auch, ob es wirklich sinnvoll ist, Mediziner für Forschung im Labor einzusetzen, eben weil diese Arbeits- und Denkweise bei den klassischen Naturwissenschaftlern doch von Grund auf gelehrt wird.


...und genau solche kommentare sind es, die eine friedliche koexistenz immer wieder erschweren!

Herzkasperl
11.01.2012, 13:56
Diese modische Erschafferei von Spezialspezialstudiengängen scheint unglücklicherweise auch noch dazu zu führen, dass die Leute denken, man müsse das, was man später mal so macht (oder gar forscht!!) bereits im Studium machen... Vollkommener Quatsch.

Und zu Medizin: Das Medizinstudium soll Ärzte ausbilden. Und dann kommt erst mal lange nichts. Wenn ein paar Leute in die Forschung wollen, sollen sie sich halt den Alberts oder was weiß ich holen, muss ein Physiker, der Biophysik macht, auch.

Healix
11.01.2012, 15:44
Jedes Fach hat seine Berechtigung und wir haben in Deutschland den Vorteil, dass wir in unserer medizinischen Ausbildung eine gewaltige Basis bekommen.
Klar, Fächer wir Sozialmedizin oder auch die hier angesprochene Urologie sind nicht jedermanns Sache, ABER man sollte darüber Bescheid wissen, was es da wo gibt, damit man im Zweifelsfall auch weiss, wo man wen ansprechen muss, damit das entsprechende Problem gelöst wird.
Und über die "Fachidiotie" der Amerikaner gibt es schon Threads und auch genug Berichte, nur auf Grund des USMLE Step2 festzulegen, dass die amerikanische Ausbildung keine Fachidioten und keine schlechten Forscher hervorbringt, ist ziemlich weltfremd.
Der erste Teil war (schlechte?) Ironie, ich fand es ziemlich lächerlich, dass man für ein klinisches Fach mit nicht mal zwei Tagen Unterricht für das ganze Studium schon durch ist...
Zweiteres habe ich nie behauptet. Aber es ist nun mal Fakt, dass die Staaten in der Medizin eine Nation sind, an der sich andere orientieren, was Forschung und Lehre angeht. Es gibt ja auch genug Deutsche, die versuchen, drüben ihre Weiterbildung zu kriegen. Der Qualität scheint aber das völlige Fehlen von Humangenetik, Arbeitsmedizin etc. als Einzelfächer nicht zu schaden. Man muss nicht alles ausklammern und künstlich aufpusten.

Rico
11.01.2012, 20:58
Warum wäre es wichtig, dass man mehr Wert legt auf Molekularbiologie?1. Um den medizinischen Fortschritt besser zu verstehenDen medizinischen Fortschritt auf molekularbiologische Erkenntnisse zu reduzieren springt aber etwas kurz. Medizin ist viel mehr als nur das. Da gehört z.B. Materialforschung dazu z.B. für Hüftprothesen, Stents. Da gehören soziologische Forschungen dazu, z.B. um Zusammenhänge in der Psychiatrie und Psychosomatik besser zu verstehen. Und es gehört physikalisch-mathematische Forschung dazu, z.B. bei den Bildgebenden Verfahren.Diese Aufzählung lässt sich noch sehr lange fortführen.Medizin ist nun einmal eine Wissenschaft, die sich vieler Hilfswissenschaften bedient und die (Molekular-)Biologie ist dabei eine von vielen, neben Physik, Chemie, Biochemie, Psychologie, Soziologie, Mathematik, Informatik, Jura, Pflegewissenschaften, Erziehungswissenschaften, Ökotrophologie, Biomechanik, Optik, und, und, und...Wenn Du jetzt also forderst eine bestimmte Hilfwissenschaft in den Vordergrund zu stellen, dann müsstest Du auch begünden, wieso die wichtiger ist als die anderen und mehr Platz in den sechs Jahren Studium braucht - und nebenbei soll ja auch noch Zeit sein für das Kernfach Medizin.Und da sind wir halt an dem Punkt, dass der Mediziner in den Hilfswissenschaften allenfalls Grundkenntnisse braucht, die komplizierten Sachen lösen dann auf dem Feld eben die, die das studiert haben - sonst könnte man den Molekularbiologen bald abschaffen, wenn das der Arzt eh alles kann.
2. Um die Grundlage für wissenschaftliches Arbeiten zu legen. Ein Mediziner muss auch in der Lage sein, Fragen zu stellen und darüber nachdenken, wie man diese beantworten kann. Die so essentielle Molekularbiologie bietet dafür den Grundstein.Wissenschaftliche Methodik ist doch kein Privileg oder gar Monopol dieser einen Fachrichtung.Das gilt für die Forschungszweige aller o.g. Fachrichtungen in gleichem Maße.

... und eine Studie über irgendeine psychologische Fragestellung verstehst Du nicht besser oder schlechter, wenn Du Molekularbiologie intensiv betrieben hast.

bipolarbär
14.01.2012, 09:19
Ich hätte gerne lineare Algebra und Vektoranalysis im Curriculum, was als Nebeneffekt das Problem mit den vielen Bewerbern über die Jahre dezimieren würde.

Kyutrexx
14.01.2012, 09:41
Es gibt einfach keine zusammenhängende molekularbiologische Ausbildung im Medizinstudium.
Au contraire.
Das mag bis vor 10 Jahren noch der Fall gewesen sein, aber das war mal.
Nicht ganz ohne Grund heißt das Lehrfach inzwischen Biochemie und Molekularbiologie (siehe Approbationsordnung).

Ich weiß nich wie es an anderen Unis ist, aber hier in MD geht die Biochemie mit ihren molekularbiologischen Fragen schon recht weit ins Detail (und dem folgend auch die Physiologen und die Biologen); heißt: es wird das mögliche gelehrt, was man mit Hilfe von erhältlicher Literatur lehren kann.
Hier finden zum Beispiel 4 Vorlesungen die Woche statt + Seminar am Freitag: also 5 mal die Woche Biochemie / Mol.-Biologie. Wieviel mehr soll das denn noch werden?
Meiner Kenntnis nach sind wir in MD da nicht die einzigen - an vielen Unis wird die Biochemie, siehe Fachbezeichnung, immer mehr in Richtung Molekularbiologie getrimmt; und es wird auch an anderen Unis die Biochemie / MB so weit gepuscht, dass die Studenten teilweise kein Land mehr sehen.

Herzkasperl
14.01.2012, 10:04
Ich hätte gerne lineare Algebra und Vektoranalysis im Curriculum, was als Nebeneffekt das Problem mit den vielen Bewerbern über die Jahre dezimieren würde.

So abwegig wäre der Gedanke nicht, wenn man ernsthaft die Forderung aufstellt, im Medizin-Studium sollten die Studenten für die Forschung ausgebildet werden. In naher Zukunft wird auch bei den Molekularbiologen nicht mehr viel ohne Informatik laufen.

Kackbratze
14.01.2012, 10:36
2 Semester Empathie fehlen auchnoch. Wer braucht schon Wissen, wenn er empathisch ist?

Michael72
14.01.2012, 10:52
2 Semester Empathie fehlen auchnoch. Wer braucht schon Wissen, wenn er empathisch ist?

Das gibt's doch schon. Zumindest in Heidelberg. MediKIT und PsychoKIT. Und das unter dem Credo "Empathie kann man lernen!"

Kackbratze
14.01.2012, 10:56
Heidelberg, was ist schon Heidelberg?
Bundesweit!
Entweder man verlängert das Studium, oder man kürzt unwichtige Fächer wie Pharmakologie (wieviele Mediziner werden Pharmakologe?) oder Chirurgie (schnitzen kann jeder). DAS wäre eine Reform!

Michael72
14.01.2012, 11:05
oder man kürzt unwichtige Fächer wie [...] Chirurgie

Das wäre in der Tat ein guter Ansatz. Das Schneiden könnten doch dann wieder die Bader übernehmen!

Kackbratze
14.01.2012, 11:23
Die Pharmakologie reichen wir an die Homöopathen weiter.

Muriel
14.01.2012, 11:26
Dann wird die Pharmaforschung auch preiswerter und wir müssen keine horrenden Preise für Medikamente zahlen.

THawk
14.01.2012, 11:41
Wo ist eigentlich der Threadersteller geblieben? :-p Es scheint er hat vor lauter Molekularbiologie keine Zeit mehr für diesen Thread...

Kackbratze
14.01.2012, 11:49
Ist ja nur ein Freund, kein Familienmitglied ;-)

Freund der Medizin
14.01.2012, 18:59
Also, um mich mal wieder zu melden! :-)

Ich muss zugeben, ich hätte nicht gedacht, dass ich hier nur Gegner meiner (zugegeben provokanten) These antreffe. Aber diese Gegenwehr hat mir viel geholfen, weil ich nun weiß, dass ich von meinen eigenen Interessen nicht auf andere schließen kann! Ich persönlich finde Molekularbiologie wahnsinnig interessant!

Ich bin aber völlig einverstanden damit, zu sagen, dass man im Medizinstudium selbst keine weiteren Inhalte mehr aus der Molekularbiologie behandeln sollte und dass Einzelne, die tiefer an der Materie interessiert sind, ihre Neugier selber ausleben sollten.

Kyutrexx
14.01.2012, 19:16
Also, um mich mal wieder zu melden! :-)

Ich muss zugeben, ich hätte nicht gedacht, dass ich hier nur Gegner meiner (zugegeben provokanten) These antreffe. Aber diese Gegenwehr hat mir viel geholfen, weil ich nun weiß, dass ich von meinen eigenen Interessen nicht auf andere schließen kann! Ich persönlich finde Molekularbiologie wahnsinnig interessant!

Ich bin aber völlig einverstanden damit, zu sagen, dass man im Medizinstudium selbst keine weiteren Inhalte mehr aus der Molekularbiologie behandeln sollte und dass Einzelne, die tiefer an der Materie interessiert sind, ihre Neugier selber ausleben sollten.
Hat so eigentlich niemand gesagt.

Eher ist es so, dass nach dem Gefühl vieler Studenten viel zu viel Biochemie / Molekularbiologie im Studium enthalten ist - mit Inhalten, die schon auf dem jetzigen Level teilweise nur für die Forschung interessant sind.

papiertiger
14.01.2012, 19:36
Eher ist es so, dass nach dem Gefühl vieler Studenten viel zu viel Biochemie / Molekularbiologie im Studium enthalten ist - mit Inhalten, die schon auf dem jetzigen Level teilweise nur für die Forschung interessant sind.

Das hat hier aber auch keiner direkt gesagt.

netfinder
14.01.2012, 19:46
Muss hier jetzt jeder etwas dazu sagen? ;-)

Kackbratze
14.01.2012, 19:48
Das Problem ist, dass jeder die eigenen Interessen im Studium mehr vertreten sehen will und, offen gesagt, das geht leider nicht.
Da kommt dann die alte Idee der Universitäten und des Studiums an sich wieder hervor, dass man sich entsprechend der eigenen Interessen weiterbilden soll und muss.
Die Unis bieten eine Menge dafür an (Ringvorlesungen, Gasthörerscheine), man muss es nur selber wollen und dann auch umsetzen.
Ein "ich bleib auf meinem Popo sitzen und andere Leute sollen die Studienordnung ändern" zeigt in den meisten Fällen eigentlich nur, dass man vielleicht ein gesteigertes Interesse an einem Fach hat, aber nicht den Willen, es sich selbst zu erarbeiten.