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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Alarm RTW/NEF - Akute Atemnot



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Brutus
18.01.2012, 16:54
Jawohl. Vitalparameter bleiben gleich. SO2 bei guten 90-91% unter 5l O2 über Nasenbrille, HF leicht sinkend, ist mittlerweile OHNE Intervention auf 120/min runter, die Patientin wirkt auch deutlich ruhiger und die Atemmechanik sieht auch etwas besser aus. RR liegt bei 115/70mmHg, das EKG sieht gleich aus. Laut Patientin sind die Druckschmerzen leicht besser geworden.
Also fahren wir los. An der nächsten Einmündung wird gewendet, nur um direkt wieder anzuhalten...
Kurze Zeit später öffnet sich die Seitentür, der NEF-Assistent steht in der Tür mit dem Handy in der Hand welches er Euch hinhält. Die Leitstelle ist dran und er hat keinen Nerv mehr, dem Disponenten zu erklären, dass wir zur Erstversorgung ins KH wollen und dann ggf. weiterverlegen werden.
Ihr nehmt das Handy und der Disponent erklärt Euch, dass das KH abgemeldet sei, und keine Intensivkapazitäten frei habe. Ihr sollt deswegen die 35km entfernte Klinik anfahren...
Und nu???

Evil
18.01.2012, 17:07
Die Entscheidung darüber unterliegt aus medizinischen Gründen dem Notarzt vor Ort, nicht dem Leitstellendisponenten, der dem Notarzt gegenüber in medizinischen Belangen nicht weisungsbefugt ist. Genau das teile ich dem Herrn Disponenten mit und daß er uns in der nahen Klinik anzumelden hat. Und dann fahren wir weiter zum ursprünglichen Ziel.

Brutus
18.01.2012, 17:22
Sehr wohl! Also dem Disponenten ganz ruhig erklärt, dass wir aus Dringlichkeitsgründen die nächste Klinik mit Akutinterventionsmöglichkeit anfahren.
Weiter gehts. Allerdings sind wir eh 2 Minuten später in der Zielklinik. Allerdings drückt Euch der RA in der Liegendanfahrt wieder das Telefon in die Hand. Der Disponent möchte sich wohl doch nicht so wirklich mit Eurer Wahl anfreunden.
Leider ist der Empfang in der Liegendanfahrt und während des Weges durch die Radiologie in die Notaufnahme dermaßen schlecht, dass man sich gegenseitig nicht versteht und die Verbindung letztendlich abreißt.
Der RA erklärt Euch deshalb, dass der Disponent etwas von LHK mindestens noch eine Stunde besetzt und weiterfahren erzählt hat...

Miss
18.01.2012, 18:35
LHK besetzt? *seufz* mit Sonderrechten sind doch auch 35km *recht schnell* zurückgelegt :-nix Ich bin mal gespannt, wie Du Dich entschieden hast. Auf der einen Seite ist so ein Patient in einer Klinik meist besser versorgbar, auf der anderen Seite Interventionsmöglichkeit besteht halt noch nicht, doof.

chil-i
18.01.2012, 18:47
Schwierig.
Kurz mal zur zeitlichen Einordnung. Die Patientin gab an, seit dem Nachmittag bestünde die akute Symptomatik (die wir als ACS interpretieren). Mittlerweile dürfte es... 19.30h sein?

Eigentlich gibt es folgende Möglichkeiten:
a) Dem Disponenten glauben und sich gleich auf die Socken machen in die weiter entfernte Klinik
b) Notfalls 1h warten
c) Wo man sowieso schon mal da ist, kann man die 5 Minuten auch noch investieren und einfach mal den aufnehmenden Arzt fragen, wies aussieht. Danach weiß man zumindestens ungefähr, wie lange der LHK wirklich noch abgemeldet ist und kann besser abwägen.

35 km durch Berufsverkehr ist jedenfalls sehr unangenehm.
ich wäre für c!

Brutus
18.01.2012, 19:25
LHK besetzt? *seufz* mit Sonderrechten sind doch auch 35km *recht schnell* zurückgelegt :-nix Ich bin mal gespannt, wie Du Dich entschieden hast. Auf der einen Seite ist so ein Patient in einer Klinik meist besser versorgbar, auf der anderen Seite Interventionsmöglichkeit besteht halt noch nicht, doof.
Naja, aber im Berufsverkehr einmal quer durch die verbotene Stadt? Nee, dat geht gar nicht. :-))


Schwierig.
Kurz mal zur zeitlichen Einordnung. Die Patientin gab an, seit dem Nachmittag bestünde die akute Symptomatik (die wir als ACS interpretieren). Mittlerweile dürfte es... 19.30h sein?
Kommt etwa hin...


Eigentlich gibt es folgende Möglichkeiten:
a) Dem Disponenten glauben und sich gleich auf die Socken machen in die weiter entfernte Klinik
b) Notfalls 1h warten
c) Wo man sowieso schon mal da ist, kann man die 5 Minuten auch noch investieren und einfach mal den aufnehmenden Arzt fragen, wies aussieht. Danach weiß man zumindestens ungefähr, wie lange der LHK wirklich noch abgemeldet ist und kann besser abwägen.
35 km durch Berufsverkehr ist jedenfalls sehr unangenehm.
ich wäre für c!
Ich auch. Wenn ich den Patienten eh schon im Flur vor der Ambulanz habe, dann soll der Internist sich den ansehen, und dann entscheiden. Die hatten wirklich einen Patienten im LHK aufliegen, aber der Internist hat dem Coro-Chef unser EKG gezeigt, danach wurde entschieden, dass der Patient aufgenommen werden soll, sprich in der Ambulanz Blutentnahme, "richtiges" EKG, Aufklärung, etc... Und in dieser Zeit wurde der erste Patient fertig kathetert.
Wir haben ca. eine Stunde später am Funk dann mitgehört, dass das Nachbar-NEF dann von eben jenem KH eine Sekundärverlegung in besagte "verbotene" Stadt gemacht hat. Ich denke mal, dass das unsere, frisch coronarangiographierte Patientin war...

WackenDoc
18.01.2012, 19:43
Mal ne andere Frage: Ist es bei euch nicht üblich, dass man als Notarzt direkt Verbindung zum Katheterlabor Verbindung aufnimmt?

Ich glaube übrigens auch nicht, dass die Fahrt zum anderen Haus so eine große Zeitersparnis gebracht hätte. Erst recht wenn man Zeiten wie Übergabe da, Aufnahme etc. mit einrechnet.

@Brutus: Jetzt weiss ich auch, wo du die P-Wellen gefunden hast

Evil
18.01.2012, 19:48
Bei den Zeiträumen muß man aber schon auch eine Lyse in Erwägung ziehen, zumindest nach Rücksprache mit dem Kardiologen. Habt Ihr welche auf dem Wagen, Brutus?
An meinem aktuellen Standort gibt es das nicht, aber in Bayern hatten wir Metalyse auf NEF und RTW.

McBeal
18.01.2012, 19:48
Was ist denn die verbotene Stadt für Dich? GE oder DO?

papiertiger
18.01.2012, 19:49
Danke für den Fall! Wann gibts den nächsten? (passt gerade so gut in meine Innere-Chirurgie-Anästhesie-Notfallmed-Lernsession.. ;-) )

Brutus
18.01.2012, 20:09
Mal ne andere Frage: Ist es bei euch nicht üblich, dass man als Notarzt direkt Verbindung zum Katheterlabor Verbindung aufnimmt?
Ich glaube übrigens auch nicht, dass die Fahrt zum anderen Haus so eine große Zeitersparnis gebracht hätte. Erst recht wenn man Zeiten wie Übergabe da, Aufnahme etc. mit einrechnet.
@Brutus: Jetzt weiss ich auch, wo du die P-Wellen gefunden hast
Naja, zum Katheterlabor kann ich eigentlich nirgendwo direkt Kontakt kriegen. Ich könnte in ein paar Städten mit dem internistischen Dienst reden, und teilweise kann ich ein EKG auch faxen. Das geht dann meist auf ein Faxgerät auf der Intensiv oder an der Pforte. Aber mal ehrlich: wenn ich das KH aus dem Fenster der Patientin SEHEN kann, dann faxe ich nicht und verliere damit noch mal 3-5min. Zeit. Und wenn man überlegt, dass der Patient ja eh erstmal katheterfein gemacht wird, dann fahre ich halt zur Erstversorgung in das nächste Haus, und DIE sollen sich dann um die Weiterbehandlung kümmern. DAS ist nämlich NICHT meine Aufgabe! Erstversorgung, dann unter gesicherten Bedingungen weitere Planung und Sekundärverlegung...


Bei den Zeiträumen muß man aber schon auch eine Lyse in Erwägung ziehen, zumindest nach Rücksprache mit dem Kardiologen. Habt Ihr welche auf dem Wagen, Brutus?
An meinem aktuellen Standort gibt es das nicht, aber in Bayern hatten wir Metalyse auf NEF und RTW.
Jo, Lyse haben eigentlich die meisten mittlerweile aufm Auto. Lemke et al. haben da doch auch vor einiger Zeit mal eine Studie laufen gehabt, da haben sich glaube ich viele aus der Region dran beteiligt...


Was ist denn die verbotene Stadt für Dich? GE oder DO?
Der Gentleman genießt und schweigt... :-))


Danke für den Fall! Wann gibts den nächsten? (passt gerade so gut in meine Innere-Chirurgie-Anästhesie-Notfallmed-Lernsession.. ;-) )
Mal sehen, ich wollte sowieso mal was aus der alten Anästhesiekiste ziehen, aber dieser Fall passte gerade so schön...
Ich fand den deshalb so schön, weil eigentlich ALLE vor Ort was gegen die Luftnot machen wollten, mir allerdings das EKG nicht koscher vorkam. Und hinterher waren alle der Meinung, dass die Infarktschulter ja sooo schön lehrbuchmäßig aussähen, aber man DAS ja nach der Klinik und dem 4k-EKG so nicht vermuten konnte...

Schön fand ich vor allem die Aussage des Ehemanns: Siehste! Nur die Herzkranzgefäße sind zu! Also kein Herzinfarkt!!! :-)) :-))

chil-i
18.01.2012, 20:42
Schön fand ich vor allem die Aussage des Ehemanns: Siehste! Nur die Herzkranzgefäße sind zu! Also kein Herzinfarkt!!! :-)) :-))

Jetzt aber mal ohne Spass, ich meine mal gelesen zu haben, dass ein Herzkranzinfarkt gar nicht soo schlimm sein soll.
Spaß beiseite.

Vielen Dank mal wieder und warum nicht jeden Tag? :-)

Relaxometrie
18.01.2012, 20:59
Schön fand ich vor allem die Aussage des Ehemanns: Siehste! Nur die Herzkranzgefäße sind zu! Also kein Herzinfarkt!!! :-)) :-))
Ich wollte schon die ganze Zeit schreiben, daß ich es ein wenig übertrieben fand, ein EKG zu schreiben und dann auch noch 'nen LHK-Platz zu erkämpfen.
Ein paar Gloubli hätten's für's Erste bestimmt auch getan :-))

Danke für den Fall, Brutus.