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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kirchenmitgliedschaft wichtig?



Neujahrsrakete
21.06.2003, 10:09
Gestern habe ich mit einer Freundin mal wieder eine Runde diskutiert, um die Gesellschaft zu verbessern...usw und so fort :-D
Auf jeden Fall möchte ich jetzt gerne mal auskundschaften, wie wichtig die auf der Lohnsteuerkarte eingetragene Religionszugehörigkeit für eine Anstellung in einer kirchlichen Institution ist.
Meiner Meinung nach kann die fehlende Religionszugehörigkeit schon dazu führen, daß man zum Bewerbungsverfahren gar nicht erst zugelassen wird.
Die Freundin, mit der ich da diskutiert habe, meinte, daß es gar nicht mehr so streng sei, und daß einem bei einer Bewerbung trotz Kirchenaustritt erstmal keine Nachteile entstehen würden.

Hat jemand Erfahrungen damit gemacht, oder kennt jemanden, der trotz Kirchenaustritt eine Stelle in einer kirchlich geleiteten Institution bekommen hat, oder eben nur wegen des Kirchenaustrittes die Stelle nicht bekommen hat (z.B. jegliches Personal in einem kirchlichen Krankenhaus, Kindergartenplatz für die eigenen Kinder)?

Bettina

Heinz Wäscher
21.06.2003, 10:52
es kommt einfach drauf an, wo Du Dich bewirbst
in den neuen Bundesländern und in den Unikliniken wirds - denk ich mal- niemanden groß stören, konfessionslos oder gar ein ketzerischer Kirchenaussteiger zu sein!
anders ist das bei KH, die von irgendwelchen Orden mitgetragen werden

hibbert
21.06.2003, 11:09
Als ich mein Auswahlgespräch hatte, haben sie mich danach gefragt und waren dann eher fassungslos, als ich erwähnte, dass ich weder getauft noch konfirmiert bin. Also ich denke bei einigen Leuten oder Institutionen spielt die Religionszugehörigkeit, wie Heinz sagt, doch eine wichtige Rolle.

milz
21.06.2003, 11:55
In in dieser Gesellschaft zählen Äußerlichkeiten halt oft mehr als die "Inneren Werte". Ist aber auch nichts Neues, oder?

Gruß

Rico
21.06.2003, 12:14
In dem katholischen Krankenhaus in dem ich Zivi gemacht hab werden gar keine Leute dauerhaft eingestellt, die KEINE Religion (so wie ich) haben. Ich wurde bloß eingestellt, weil mein Arbeitsverhältnis ja begrenzt war.
Als Arzt würde ich da keine Stelle kriegen - außer sie müssen bis dahin jeden nehmen, der überhaupt in einem 100-Betten-Haus auf dem Land mit zweieinhalb Fachrichtungen arbeiten will. :-D

Ach ja: Ein Drittel aller Krankenhäuser in Deutschland sind konfessionell getragen - und fallen somit für konfessionslose in der Regel als Arbeitsplatz aus... :-(

Heinz Wäscher
21.06.2003, 12:17
es ist echt verlogen!
evangelisch bin ich nur aufm Papier und hab seit über 10 Jahren seit meiner Konfirmation keine Kirche mehr von innen gesehen.
Bin ich jetzt besser als sog. Heiden?

Rico
21.06.2003, 14:46
Lustig ist vor allem, daß Du durchaus eingestellt wirst, wenn Du IRGENDEINE Religion hast, also auch eine, die im Widerspruch mit der kath. Kirche steht.
So nach dem Motto: "Lieber dem falschen, ketzerischen Glauben angehören als gar keinem."


Das is dann ungefähr so als wenn man bei der Führerscheinkontrolle zwar keinen Führerschein vorweisen kann, wohl aber einen Mitgliedsausweis der "Anonymen Alkoholiker" :-)) :-party

hobbes
21.06.2003, 14:53
Darüber habe ich ja noch gar nie nachgedacht. Nichtsdestotrotz ist dies für mich kein ausreichender Grund einer Kirch beizutreten. Ich hege nicht den Wunsch einer Institution zu dienen, deren Borniertheit zur beschriebenen Intoleranz führt.
Was machen diese religiösen Krankenhäuser eigentlich mit "heidnischen Patienten"? Wegweisen oder missionieren?

Neujahrsrakete
21.06.2003, 15:44
Original geschrieben von Rico
Ein Drittel aller Krankenhäuser in Deutschland sind konfessionell getragen - und fallen somit für konfessionslose in der Regel als Arbeitsplatz aus... :-(

Das ist eine weitere Sache, der man mal nachgehen sollte:
Nach meinen bisherigen Recherchen (deren Umfang noch nicht enorm ist) scheint die Situation so zu sein, daß selbst die Krankenhäuser mit kirchlichem Träger zum allergrößten Teil staatlich finanziert werden. Wenn das tatsächlich der Fall ist, müssten meiner Meinung nach auch die Einstellungskriterien "staatlich", also unabhängig von einer auf dem Papier bestehenden Religion sein.

Lava
21.06.2003, 19:32
Krass.... ich bin auch nicht getauft. Sollten mir dadurch irgendwann mal Nachteile entstehen (bis jetzt gab's noch keine), würde ich ganz schön auf die Barrikaden gehen! Von wegen Glaubensfreiheit und so. Und als ob die millionen "Gläubigen" hierzulande wirklich an den Kram in der Bibel glauben.... :-??? Ich kenn eine, die rennt jeden Sonntag in die Kirche aber von kein-Sex-vor-der-Ehe hält sie nicht viel. Was is'n das bitte für 'ne Religion?? Und ich soll dadurch keine Stelle bekommen? Wo ich vielleicht auch ein guter Mensch bin????

Heinz Wäscher
21.06.2003, 19:47
Original geschrieben von Janine
Ich kenn eine, die rennt jeden Sonntag in die Kirche aber von kein-Sex-vor-der-Ehe hält sie nicht viel. Was is'n das bitte für 'ne Religion??

sorry, auch wenn ich nicht gerad zu den Gläubigsten gehöre.

aber es ist einfach ein Vorurteil zu sagen, daß ein ernsthaft gläubiger Christ keinen Sex vor der Ehe haben darf( ich rede von der evang. Kirche!), und wenn er denn doch Sex vor der Ehe hat, kann man ihm doch nicht seinen Glauben absprechen!

Ich renn auch nicht in die Kirche, und richtig gläubig bin ich auch nicht, aber irgendwas in mir hindert mich, aus der Kirche auszutreten

Lava
21.06.2003, 19:55
OK, das war ein Extrembeispiel. Aber wie kann man sich als strenggläubigen Katholiken bezeichnen, wenn man sich nicht an die "Regeln" hält?

Ach, ich lasse es lieber. Bei dem Thema kann ich nicht vernünftig diskutieren. Wenn die Leute in die Kirche gehen wollen, sollen sie doch. Ich will nur nicht benachteiligt werden, wenn ich das nicht tue.

hibbert
21.06.2003, 20:03
Ich finde es verlogen nicht aus der Kirche auszutreten, wenn man nicht richtig daran glaubt. Was hindert einen denn daran, die Angst vielleicht doch in der Hölle zu schmoren?? :-)) Ich finde es heuchlerisch. Und das ist genau das, was diese Institution mit all ihren Lügen und Intrigen am Leben erhällt.
Mich würde es mal interessieren, wie es hier aussehen würde, wenn der Papst so könnte, wie er wollte!!! Ich denke Forschung und Entwicklung würden gegen null gehen und die Verelendung der 3.Weltländer würde noch weiter voranschreiten...so jetzt wird es emotional.... :-blush

Neujahrsrakete
21.06.2003, 20:11
Original geschrieben von Janine
Und als ob die millionen "Gläubigen" hierzulande wirklich an den Kram in der Bibel glauben.... :-???

Natürlich sind unter denen, die laut Lohnsteuerkarte Kirchenmitglied sind, jede Menge Leute, die ungläubig sind. Und unter denen, die ausgetreten sind, gibt es jede Menge wirklich gläubige, die in freien Gemeinden "aktiv gläubig" sind.
Aber um die Diskussion "wer ist der bessere Christ" geht es mir jetzt gar nicht, obwohl das auch eine spannende Diskussion wäre.
Ich möchte mich nur mal etwas genauer darüber informieren, wieviel der "Glaube auf dem Papier", sprich die Eintragung auf der Lohnsteuerkarte, zählt, wenn es um die Bewerbung in einer kirchlichen Institution geht. Krankenhäuser sind nunmal (tragischerweise?) oft kirchlich angehaucht und deswegen finde ich es spannend zu wissen, wie sich ein Kirchenaustritt auf die Stellenvergabe auswirkt.

Heinz Wäscher
21.06.2003, 20:51
@ Hibbert
es ist ja kein alles-oder-nichts-Prinzip
ich muß mich ja nicht mit allem einverstanden erklären

diese entweder/oder-Kritik ist in Fragen des Glaubens nicht anwendbar

hobbes
21.06.2003, 23:02
Es besteht natürlich die Gefahr als sog. Ungläubiger, dieselbe Intoleranz bzw. denselben Nichtrespekt gegenüber Gläubigen zu entwickeln, welche die sog. Gläubigen, bzw. die Kirchenvertreten gegenüber den Nichtkirchenmitglieder aufweisen. Da es aber gerade diese Intoleranz der Kirche ist, welche mich an der Kirche extrem stört - verwende ich diese Logik nicht im Umkehrschluss.

Glaube, bzw. kirchliche Mitgliedschaft ist für mich eine reine Privatsache, bzw. sollte eine solche sein. Ich habe Respekt vor dem Glauben der meisten Gläubigen und respektiere ihre Lebensweise und habe Achtung vor ihren Heiligtümern und Feiern.

Was ich jedoch nicht möchte ist es, von einer Kirche, welche symbiontisch mit dem Staat (oder parasitär?) verschmolzen ist, von Würdenträgern welche mafiöse Verstrickungen in beiden Gebilden haben - als Nichtmitglied ausgegrenzt und schikaniert werden. Es ist endlich die Zeit gekommen, Staat und Kirche vollends zu trennen. Die Vermischung von Staat und Kirche bedingt eine ganz gefährliche Machtballung, welche der Menschheit schon oft zum Verhängnis geworden ist.

Es geht nicht an, dass staatlich finanzierte Krankenhäuser kirchlich verwaltet werden und dass religiös gefärbte (intolerante) Anstellungskriterien angewandt werden (auch wenn diese nicht schriftlich vorliegen).

Lava
22.06.2003, 15:27
Das nur so als Nebenbemerkung:


Achtung vor ihren Heiligtümern

Ich hab mal gehört, dass Jesus' Kreuz 20m hoch gewesen sein müsste, wenn alle Splitter von seinem Kreuz, die irgendwo als Reliqien aufgehoben werden, echt wären. Und Johannes der Täufer (?) muss mindestens drei Köpfe gehabt haben.... :-))