PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Privatisierung



fragender
26.01.2012, 14:53
Hallo,

bei uns findet demnächst ein Entscheid über die Privatisierung zweier Kliniken statt. Genauer gesagt sollen sie fusionieren und dadurch rechtlich von Eigenbetrieben in eine Eigengesellschaft umgewandelt werden.
Die Argumente dafür und dagegen kenne ich, kann aber eben nicht einschätzen, wie realistisch die Pläne sind und würde mich deswegen über ein paar Meinungen von "hinter den Kulissen" dazu freuen.

Argumente für die Privatisierung:
- Rücklagen mussten 2009 aufgelöst werden, Defizite und Investitionsstau im zweistelligen Millionenbereich
- Fusion der Kliniken, dadurch Änderung von Eigenbetrieben zur Eigengesellschaft; kein Verkauf
- Möglichkeit neuer Einnahmequellen (Partnerschaften, Versorgungszentrum)
- Tarifverträge und Beschäftigungsgarantie (realistisch???)
- Verwaltung verringern, Pflege verbessern (realistisch???)


Argumente gegen die Privatisierung:
- finanzielle und organisatorische Selbstständigkeit
- GmbH-Bildung nur der erste formelle Schritt, materielle Priv. würde bald folgen
---> keine Tarifverträge, Teilschließungen
- Einkommenseinbußen beim Personal um Gewinne zu sichern
- Insolvenzrisiko


Nuja. Ich war noch nie in nem Krankenhaus, kenne weder die Zustände für die Patienten, noch weiß ich, was im Hintergrund abgeht. Die Medien behaupten viel, aber was davon stimmt, was ist der Sensationsgier geschuldet?

LMD
26.01.2012, 17:13
Ich schätze mal, dass du/sie wohl aus der gleichen Stadt kommt wie ich. Habe die Argumente gelesen und bin wahrscheinlich nicht wirklich unparteiisch, weil ich in einem der häuser arbeite.

doch was ich noch ergänzen kann, die stadt hat die gewinne aus den vorjahren nicht als rücklagen hinterlegt, sondern in andere eigenbetriebe wie kindergärten gesteckt.

mein meinung: mit ja für den erhalt der eigenbetriebe stimmen. es wird sich einiges in der finanzstruktur der häuser ändern müssen, aber der erhalt ist möglich. wenn man mit nein stimmt: wenn die betriebe in eine gmhb umgewandelt werden ist der kauf durch private konzerne nicht fern. die lage, größe und das leistungsspektrum der häuser ist viel zu gut und interessant als das sich ein privater das ganze entgehen lassen würde. dies wird zum stellenabbau im pflegerischen bereich führen, die serviceleistungen (wäsche und küche) werden ausgelagert (zu geringen preisen). die ärzte werden insgesamt nicht schlechter wegkommen, da für di zwar dann der tarifvertrag des neuen konzerns gelten wird, die aber meist gleich sind, bei den pflegekräften ist das nicht zwingend so.

was wird passieren: gegebenenfalls es wird die nötige stimmenanzahl erreicht (woran ich gerade zweifle, aber ich hoffe es) und es kommt ein nein --> gmbh, kommt ein ja, dann heißt das nur, dass der stadtrat entscheiden darf und aufgrund der aktuellen zusammensetzung erwarte ich den ausgang als ungewiss.

nur mal so und nur mein meinung

Brutus
26.01.2012, 17:36
Tja, schwierig... Ich bin allerdings etwas desillusioniert. Bei uns in der Gegend gibt es seit einigen Jahren mehrere Hospitalvereinigungen. Das kann gut gehen, muss aber nicht. Bestes Beispiel ist ein KH, das gerade erst zum Jahreswechsel dicht gemacht wurde. Und in der Nachbarstadt steht dieser Schritt dieses Jahr noch an. Und in beiden Fällen ist es meiner Meinung nach ein hausgemachtes Problem. Zugunsten der "größeren" Häuser wird dem kleinen Anhängsel zuerst die Grundlage (Patienten) entzogen und dann heißt die logische Folge: zuwenig Patienten, zuwenig Erlöse, defizitär ==> Haus wird geschlossen...
Eine andere KH-Gemeinschaft im Kreis handhabt es genau anders. Dort werden die kleineren Häuser in den einzelnen Städten gefördert, weil man erkannt hat, dass man durch diese eben die "größeren" Baustellen aus den Nachbarstädten zugewiesen bekommt. Dafür hält man die kleinen Häuser eben aus... Aber das geht eben nur mit einem großen "Bruder".