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THawk
01.02.2012, 17:36
Hallo.
Ich hatte heute mal wieder so ein Erlebnis bei dem ich mich sehr zusammenreißen musste um freundlich zu bleiben:
Einem Kind mit etwas seltsamen Hautausschlag setze ich eine entsprechende Lokaltherapie an und schreibe in die Anordnung noch einen Abstrich auf Allg. MiBi und Hautschuppen auf Pilze. Das Kind war unterwegs, kommt der Dienstwechsel. Die Spätdienst-Schwester 'bittet' mich diesen Abstrich zu machen. Ich hätte ihn wohl gemacht, aber für den Fall, dass dann Dienstschluss ist (Kind war noch nicht wieder da) wollte ich, dass es die Schwester macht. Da weigert sie sich, das wäre ärztliche Aufgabe. Und wenn ich's nicht mache bekommt das Kind halt heute Abend noch nicht die Kortison-Creme... :-o

Wie ist das bei euch? Bei uns meinen viele Schwestern banale Sachen ablehnen zu können mit dem Verweis dass es ärztliche Aufgabe sei. Wer muss es 'beweisen' - ich oder die Schwester?

Das fängt bei diesem Hautabstrich an, geht über Blasenkatheter bei Mädchen und hört bei Hickmann-Verbandswechseln noch längst nicht auf. Und gerade hat jede Station so ihre eigenen 'Liebelings-Arzt-Tätigkeiten'. Oder reagiere ich da über und erwarte zu viel?!
Aber wo führt denn das für die Pflege hin? Wenn die solche medizinischen Sachen nicht mehr machen wollen können wir auch nur noch ungelernte Kräfte einstellen. Essen austeilen können die auch!

dreamchaser
01.02.2012, 17:52
Ich musste mich in meinem neuen Haus auch komplett umgewöhnen: ich schneide Druckverbände nach Coro/Angio selbst auf (in meinem alten Haus wurde der durch die Pflege abgemacht, die haben dann auch schonmal die Leiste nach Coro angeschaut und mir Bescheid gesagt), ziehe Fäden, telefoniere wegen Betten rum...einfach alles, wo man keine Lust hat weiter drüber nachzudenken, heisst es "das muss der Arzt machen".

Reflex
01.02.2012, 17:56
Bei uns gibt es klare Verfahrens/Arbeitsanweisungen wer was macht. wobei ich auf der Stroke Unit ein sehr nettes Pflegeteam habe, die mir auch das Legen von Magensonden abnimmt, obwohl dass eigentlich Arztaufgabe bei uns ist. Ich muss dann nur noch kontrollieren. Wo Unsicherheit bestehen ist, das abnehmen von kapilliären BGAs wo sich aber eher die Pflege und die MTAS streiten wessen Ding das ist.

morgoth
01.02.2012, 18:21
Was ich hasse ist, wenn ich im Stationszimmer sitze und was schreibe, das Telefon klingeln und anschließend eine Schwester sagen höre "Da muss ich sie an den Arzt weiterreichen" und ich dann in gefühlten 90% der Fälle eine völlig belanglose Antwort geben darf.

ehemalige Userin 24092013
01.02.2012, 18:35
Ist man als Arzt / Ärztin dem Pflegepersonal gebenüber net weisungsbefugt und kann damit anordnen, dass der Abstrich von Schwester X gemacht werden muss?

Wenn ich sowas lese kommt mir echt was hoch: unsereiner wäre früher froh gewesen um mal n bissle mehr machen zu dürfen. Nein net nur froh - stolz sogar!

Rico
01.02.2012, 18:36
Bei uns ist das auch relativ klar geregelt, auch wenn es manchmal ulkig ist.
"Frau XY kriegt bitte noch 1 Amp irgendwas"
"Als Kurzinfusion?"
"Nee, das kannst Du auch einfach aus der Hand spritzen."
"Oh, i.v.-Injektionen muss aber der Arzt machen."
"Na, dann eben als Kurzinfusion." :-D

LolaBlau
01.02.2012, 19:05
Ich kenne das Problem auch und werde da glaube ich niemals durchblicken. Ob es da eine feste Regelung gibt weiß ich nicht, wenn dann denke ich Hausintern. Bei uns legt die Pflege Magensonden... zumindest auf unserer neurologischen Station und auf Intensiv sowieso. Wir waren voll, eine Patientin lag ausgelagert eine Etage tiefer (Gyn/Gefäßchirurgie) und schon darf ich die Magensonden legen... "Das machen wir hier nicht" durfe ich mir anhören. Konsequenz als ich den Oberarzt deshalb angesprochen habe (weil es mich aufgeregt hat): Patientin wurde auf unsere Station übernommen als ein Bett frei wurde und dort haben die Schwestern ohne ein Wort zu sagen die Magensonde gelegt. Da verstehe ich wirklich die Welt nicht mehr... Dafür beklebe ich oben jedes Blutröhrchen selbst mit Etiketten, da sich die Schwestern dafür nicht zuständig fühlen...
Irgendwie sind solche Sachen ja wirklich überall anders geregelt, verstehen tue ich das nicht ehrlich gesagt.
Aber das mit den Kurzinfusionen kenne ich genauso auch! :) Bekloppte Regelung, aber egal, das soll mir doch so egal sein!

WackenDoc
01.02.2012, 19:09
Mit dem ein oder anderen Medikament kannste den Patienten weniger schädigen als mit Insulin- aber da ist noch keiner auf die Idee gekommen, dass das ärztliche Aufgabe wäre.
In meinem PJ-Haus war sogar das Anhängen der RiLacs/NaCls ärztliche Aufgabe.

mainzer
01.02.2012, 19:17
In meinem PJ-Haus war sogar das Anhängen der RiLacs/NaCls ärztliche Aufgabe.

Bitte....?!?!?!?!?!?!???????????????????????????
:-???

Muriel
01.02.2012, 19:18
An meinem alten Haus waren immer aus welchem Grunde auch immer Akten verschwunden. Da wir bis auf die Briefe und Befunde wie Labor, Radio, MiBi, Patho alles andere ausschließlich als Papierdoku hatten, war das verdammt nervig. Insbesondere wenn von fünfzehn Aufnahmen am Tag bei der Hälfte die Akte fehlte und man nicht mal wusste, warum der Patient eigentlich da war, da auch der geplante OP-Plan nicht unbedingt up to date sein musste. Die Stationssekretärin, die für die Aufnahmen zuständig war, rief einmal in der Ambulanz (Aktenverwalter) an und fragte nach, ließ sich dann mit einem "Keine Ahnung" abspeisen, weil "dafür habe ich keine Zeit, da musst Du Dich drum kümmern" (Standardspruch auch beim Bettensuchen auf anderen Stationen, wenn wir voll waren) und ich bekam dann eine leere Kladde mit herrlichem NICHTS in die Hand gedrückt und sollte dann den Patienten bespaßen. Als wirklich nichts half, bin ich irgendwann dazu übergegangen, in der Ambulanz anzurufen und denen zu sagen, dass ich in einer halben Stunde entweder die Akte hier vorliegen habe oder aber den Patienten nach unten schicke, so dass die Damen dort ihm erklären, warum wir ihn nicht aufnehmen können und er nicht operiert werden darf.

Rico
01.02.2012, 19:23
Mit dem ein oder anderen Medikament kannste den Patienten weniger schädigen als mit Insulin- aber da ist noch keiner auf die Idee gekommen, dass das ärztliche Aufgabe wäre.Das mit dem Insulin ist eh so ein Klassiker
Ein Insulinperfusor, der irgendwie mit 2E/h dahintuckert, der ist des Teufels und ständig springt irgendwo eine Schwester rum und misst Blutzucker aus Angst vor der Hypo... aber 100E Lantus oder 40E Actrapid werden ohne Hemmungen subkutan reingejubelt. :-nix

dreamchaser
01.02.2012, 19:24
Auf meiner alten Intensivstation musste ich sogar ACC und Mucosolvan spritzen - aber Morphin haben die Schwestern bei Bedarf aus der Hand gegeben, wenn es (genauso wie ACC7Muco) auf dem Plan stand. Das habe ich wirklich nie begriffen...

Moorhühnchen
01.02.2012, 19:25
Wenn ich sowas lese kommt mir echt was hoch: unsereiner wäre früher froh gewesen um mal n bissle mehr machen zu dürfen. Nein net nur froh - stolz sogar!Nein nein, Kaddel. Heutzutage geht es nur noch darum, so viel unangenehme Arbeit wie möglich an andere abzuturfen....
Neulich abends im Dienst bin ich bei sowas fast ausgerastet: meine OÄ hatte mich gegen 20 Uhr ausgelöst, weil noch vom Tage übriggebliebene Prämeds zu machen waren. Ich weiß, das ist kein Notfall und muß auch nicht im Dienst gemacht werden, aber es gab die vorangegangenen Tage Diskussionen deswegen.... ständig klingelte das Telefon wegen diversem Kleinscheiß und als ich mich endlich einer wirklich umfangreichen Prämed gewidmet hatte, kommt eine Schwester auf mich zu, die Batterien einer Schmerzpumpe in Zimmer 6 seien zu wechseln. Ich muß sie wohl etwas verständnislos angeschaut haben, denn DIESE Batterien zu wechseln ist wirklich kein Hexenwerk und antwortete, ich habe jetzt wichtigeres zu tun, als diese Batterien zu wechseln. Ich weiß, das war patzig, aber wie soll man zu etwas kommen, wenn man ständig wegen unwichtiger Sachen gestört wird! Ihre ebenso patzige Antwort: "Na gut, dann hat die Patientin eben weiter Schmerzen!"
Ich glaub mein Schwein pfeift........
"Sagen Sie, wie wechseln Sie denn zuhause die Batterien Ihrer Fernbedienung?"
"Das ist was anderes.... Ich bin hier MPG-Gerätebeauftragte, ich DARF diese Batterien nicht wechseln, weil ich nicht eingewiesen bin!!" :-wand
Nee, is nich wahr, oder????? Ich hab meine Prämed fertig gemacht, habe mir die Patientin angeschaut, die wirklich Schmerzen hatte, habe die Batterie gewechselt und meinen eigentlichen Gedanken verworfen es *aus Prinzip* nicht zu machen, womit allerdings keinem geholfen wäre. Und während ich mit dem heiligen Vorgang des Batteriewechsels beschäftigt war, kam ein Schockraumalarm.............

Zum Glück war's kein Rea-Alarm.... *kopfschüttel*

Evil
01.02.2012, 19:35
Die Tätigkeitsbereiche unterscheiden sich von Haus zu Haus, das ist eine rein organisatorische Angelegenheit und gehört von den Chefärzten/OAs in Zusammenarbeit mit der entsprechenden Pflegedienstleitung klar festgelegt.
Solang das nicht der Fall ist, kann man es als Arzt im Einzelfall schwer haben, Anordnungen durchzusetzen. Ein Arzt ist der Pflege gegenüber in medizinischen Dingen weisungsbefugt, nicht aber in organisatorischen, und der Übergang ist da oft fliessend.

Im Zweifelsfall würd ich mir aber das schwarz auf weiß zeigen lassen wollen, daß eine bestimmte Tätigkeit ärztliche Aufgabe ist. Und wenn das nirgendwo steht, fragt man halt am nächsten Tag die PDL (letzteres führt gelegentlich zu sprunghaft steigender Motivation der Pflege, Aufgaben plötzlich doch zu übernehmen ;-)).

WackenDoc
01.02.2012, 19:39
Hühnchen: Kommt mir bekannt vor. In meinem PJ-Haus war´s der piepende Perfusor/elektronischer Tropfenzähler. Problem: Tropfkammer voll. Konnte von der Pflege nicht behoben werden, weil keine Einweisung. Dass ich keine hatte, hat dann keinen interessiert und dem Patienten musste ja geholfen werden.

@Evil: Ich kenn´s umgekehrt. Alles was nicht als pflegerische Tätigkeit definiert ist, ist automatisch ärztliche Tätigkeit.
Highlight: Also gemäß unserer Arbeitsanweisung müssen wir 2 Rundgänge pro Schicht machen (incl. Blut wegbringen). Wenn du danach noch Blut in´s Labor haben willst, dann mach´s gefälligst selber.
Ähm-tschuldigung, dass der Patient die Troponinkontrollen laufen hat und die nicht mit euren Rundgangzeiten kompatibel sind.

THawk
01.02.2012, 20:22
Okay, ich merke schon - es geht nicht nur mir so :-D
Das Highlight war heute bereits zuvor unsere stellv. Chefärztin, die einen Brief, der rasch fertig werden sollte, selbst überarbeitet und end-vidiert hat. Den wollte sie nun inkl. Akte unserer Stationsschwester geben damit der Brief rausgeht. Diese entgegnete: "Ja, aber ich weiß auch nicht wer diesen Brief nun verschickt! Aber geben Sie nur her, dass gebe ich dann der Frau Dr. X..." (Frau X ist meine jüngere Kollegin). Hab mich dann rasch eingeschaltet, dass weder Frau X noch ich das machen werden und es definitiv nicht unsere Aufgabe ist und sie ggf. den Brief an die Sekretärin unseres Oberarztes weiterreichen soll. Führte dann zu größeren Beschwerden, dass es ja wohl nicht ihre Aufgabe sei und das auch mal irgendwo Grenzen hätte.

Kaddel, diese Einstellung würde ich mir auch wünschen, bzw. erwarte sie eigentlich. Und gar nicht mal so wenige Schwestern haben auch genau diese Einstellung! Aber bei den anderen stehen wir mit der Weisungsbefugnis im Graubereich zwischen medizinisch und organisatorisch wie Evil schon sagte. Und wer nun beweisen muss wessen Aufgabe es ist - ich weiß es einfach nicht. Und eigentlich ist das eine Diskussion, die so etwas von überflüssig ist, dass es mich schon nervt, dass ich meine Nerven darauf verschwenden muss.

Muriel
01.02.2012, 20:33
Daher liebe ich meine Arbeit in der Praxis. Da habe ich in knapp zwei Jahren noch kein einziges Mal auch ansatzweise gehört "Das ist nicht mein Aufgabenbereich" oder ähnlich Gelagertes. Die Arzthelferinnen sind top und machen echt alles.

Grombühlerin
01.02.2012, 21:12
Bei uns in der Krankenpflegeausbildung wurde dereinst gelehrt, dass "i.v."grundsätzlich Arztsache ist (auch wenn nur Ringer ist), s.c. und i.m. dagegen wir machen dürfen.
Der Lehrer hat aber zugegeben, dass das nicht wirklich logisch ist, schließlich kann man mit i.m. auch richtig was kaputt machen.

tomten
01.02.2012, 21:17
das kann sogar innerhalb einer Klinik unterschiedlich sein - Station 1 macht bei uns alle DKs, Abstriche etc bei den Kindern ohne zu murren, auf meiner aktuellen muss ich darum betteln. Ist sehr abhängig von den Pflegedienstleitung der Station - auf einer Station hat mich die Stationsdrachenschwester ins Herz geschlossen und da kommen sie sogar freiwillig zum Blutabnehmen helfen.

THawk
01.02.2012, 22:20
Was heißt hier 'freiwillig zum Blutabnehmen helfen'?! Du bist doch auch in der Pädiatrie. Ich habe es noch nie anders erlebt als dass ich mind. eine Schwester beim Blutabnehmen mit dabei habe (ohne zu fragen!). Es sei denn ich nehme auf der Onko aus dem Hickmann ab oder aus nem ZVK oder wenn es ein kleines Frühgeborenes ist das sich eh nicht wehrt oder nen ganz großer vernünftiger. Das wundert mich jetzt schon ;-)