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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Lidocain neuro- und kardioprotektiv vs. andere LA



Flauscheding
05.02.2012, 08:06
Huhu,
vielleicht weiß das einer von euch. Lidocain soll neuro- und kardioprotektiv sein, wohingegen die anderen LA aber neuro- und kardiotoxisch sind. Kann mir mal einer erklären wo der Unterschied ist, dass es genau ins Gegenteil umschlägt?
Und wie genau kommt es bei LA-i.v.-Gabe zu Krampfanfällen? Was ist der Mechanismus?

Flauscheding
05.02.2012, 09:20
... natürlich solls heißen "kardioprotektiv", ich kanns nur nicht mehr ändern. Peinlich peinlich ;-))



(habs mal geändert - Bille11/mod)

SuperSonic
05.02.2012, 09:59
Bupivacain und Ropivacain sind lipophil und haben eine hohe Plasmaproteinbindung. Lidocain, Mepivacain und Prilocain sind deutlich weniger lipophil und weniger stark an Plasmaproteine gebunden.

Die lipophilen LA haben nicht nur eine hohe lokalanästhetischen Potenz, sondern diffundieren auch langsamer vom Wirkort ab ("fast-in, slow-out"). Lidocain entspricht vom Diffusionsverhalten "fast-in, fast-out", außerdem wirkt es in hoher Konzentration stärker vasodilatierend als die lipophilen LA und wird so schneller umverteilt.

Am Arbeitsmyokard werden die Na(+)-Kanäle in unterschiedlichen Phasen des Aktionspotentials blockiert: Lidocain bindet an den offenen Na(+)-Kanal in der Aufstrichphase des AP (Phase 0) und löst sich während der diastolischen Ruhephase (Phase 4) schnell wieder ab. Bupivacain bindet an den inaktiven Na(+)-Kanal in der Abstrich- und Plateau-Phase (Phasen 1 und 2) des AP und diffundiert während der Diastole langsam wieder ab. Dadurch wird die Repolarisation (Phase 3) verzögert mit der Folge, dass Bupivacain akkumulieren, die absolute Refraktärphase verkürzen und Arrhythmien fördern kann. Zum Vergleich: Lidocain würde erst bei Herzfrequenzen von >240/min zu langsam abdiffundieren. Lustigerweise kann man Bupivacain-bedingte Arrhythmien mit Lidocain i.v. behandeln.

In niedrigen Dosen wirken LA dämpfend auf höhere kortikale Zentren (flüchtige Somnolenz), in steigender Dosierung werden inhibitorische subkortikale Neuronen enthemmt (zentrale Sympathikusstimulation, Krampfanfälle).

Quellen:
Thiel/Roewer, "Anästhesiologische Pharmakotherapie"
Striebel, "Die Anästhesie: Grundlagen und Praxis, Band 1"
(Google books ;-))

epeline
05.02.2012, 10:29
und was macht bupivacain dann zum geburtshilflichen anästhetikum?
glaube, sowas gelernt zu haben.... vor 3 semestern.

Brutus
05.02.2012, 10:45
und was macht bupivacain dann zum geburtshilflichen anästhetikum?
glaube, sowas gelernt zu haben.... vor 3 semestern.

Kannst Du wunderschöne rückenmarksnahe Anästhesien in der Geburtshilfe mit machen. Wirkt schnell und lange. Und wenn man es richtig macht, hast Du außerhalb des Spinalkanals keinerlei wirklich messbare Konzentrationen. Also keine UAW beim Kind und wenig bei der Mutter.

Flauscheding
05.02.2012, 11:46
Bupivacain und Ropivacain sind lipophil und haben eine hohe Plasmaproteinbindung. Lidocain, Mepivacain und Prilocain sind deutlich weniger lipophil und weniger stark an Plasmaproteine gebunden.

Die lipophilen LA haben nicht nur eine hohe lokalanästhetischen Potenz, sondern diffundieren auch langsamer vom Wirkort ab ("fast-in, slow-out"). Lidocain entspricht vom Diffusionsverhalten "fast-in, fast-out", außerdem wirkt es in hoher Konzentration stärker vasodilatierend als die lipophilen LA und wird so schneller umverteilt.

Am Arbeitsmyokard werden die Na(+)-Kanäle in unterschiedlichen Phasen des Aktionspotentials blockiert: Lidocain bindet an den offenen Na(+)-Kanal in der Aufstrichphase des AP (Phase 0) und löst sich während der diastolischen Ruhephase (Phase 4) schnell wieder ab. Bupivacain bindet an den inaktiven Na(+)-Kanal in der Abstrich- und Plateau-Phase (Phasen 1 und 2) des AP und diffundiert während der Diastole langsam wieder ab. Dadurch wird die Repolarisation (Phase 3) verzögert mit der Folge, dass Bupivacain akkumulieren, die absolute Refraktärphase verkürzen und Arrhythmien fördern kann. Zum Vergleich: Lidocain würde erst bei Herzfrequenzen von >240/min zu langsam abdiffundieren. Lustigerweise kann man Bupivacain-bedingte Arrhythmien mit Lidocain i.v. behandeln.

In niedrigen Dosen wirken LA dämpfend auf höhere kortikale Zentren (flüchtige Somnolenz), in steigender Dosierung werden inhibitorische subkortikale Neuronen enthemmt (zentrale Sympathikusstimulation, Krampfanfälle).

Quellen:
Thiel/Roewer, "Anästhesiologische Pharmakotherapie"
Striebel, "Die Anästhesie: Grundlagen und Praxis, Band 1"
(Google books ;-))

Oh prima, Danke! Ich habs zwar gegoogelt, aber nicht gefunden.
Und in meinen Büchern bin ich auch nicht fündig geworden.

Nur: wie genau wirken LA sympathikusstimulierend im Hirn, was ist der Pathomechanismus? Muß ja auch irgendwas mit den Na-Kanälen zu tun haben ...


P.S. Danke Bille :-)