PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Sekten



Seiten : [1] 2

ehemalige Userin 24092013
23.06.2003, 23:00
Was sagt ihr dazu?
Was glaubt ihr, warum geraten Leute darein......und warum auch Leute, die eigentlich als stark von ihrer Persönlichkeit her zählen?

Ich lass die beiden fragen mal so stehen und hoffe, der Rest ergibt sich.


Gruss Kaddel

Peter Artz
24.06.2003, 00:12
Nun ich denke es gibt vielschichtige Gründe für Leute so etw. zu machen.

Für einige ist es sicherlich der Anlaufpunkt der Fluchtpunkt der Familienersatz. Es sind Menschen die vom "normalen" Leben enttäuscht wurden und nun einen neuen Fixpunkt in ihrem Leben suchen.

Für andere ist es sicherlich auch eine Herausforderung, vielleicht sogar die "Karriereleiter".

Die labilen Persönlichkeiten werden von den Sekten sicherlich ausgenutzt. Werbeprogramme sind sicherlich speziell darauf ausgelegt, vielleicht daher auch die häufigen Persönlichkeitstest die angeboten werden.

Aber welche Intentionen manche Menschen dafür wirklich haben ist sicherlich eine schwere Frage...

:-peng

Sani
24.06.2003, 09:33
Original geschrieben von Peter Artz
Für einige ist es sicherlich der Anlaufpunkt der Fluchtpunkt der Familienersatz.

hm... dann zähle ich aber lieber meine Freunde als Familienersatz... auch wenn es "nur" Internetfreunde sind...

Lava
24.06.2003, 21:34
Ich kenne mich jetzt überhaupt nicht damit aus, aber es hängt sicher auch von der Festigkeit des eigenen Weltbildes (und Selbstbildes?) ab. Wenn das labil ist, ist man vielleicht empfänglicher für Sekten. Man braucht also starke Minderwertigkeitsgefühle und den Glauben an das Fremdbestimmtsein, denke ich.

Froschkönig
24.06.2003, 21:42
Warum müssen Sekten was mit nem labilen Bild von Irgendwas zu tun haben ? Wieviel weniger labil ist es, fest ans Christentum oder den Hinduismus zu glauben ? Vielleicht liefert mir der Sektenguru ja das, was ich schon immer gesucht habe....wer sind wir, daß wir anderen vorschreiben, was sie glauben oder wie sie leben sollen ?

:-meinung

VORSICHT : Das war nur Grundsätzlich gemeint, ich spreche hier nicht von Sekten, die ihre Mitglieder offensichtlich ausbeuten, ausnutzen oder sonstwie schädigend behandeln.


Der Frosch

Lava
24.06.2003, 22:02
Warum müssen Sekten was mit nem labilen Bild von Irgendwas zu tun haben ? Wieviel weniger labil ist es, fest ans Christentum oder den Hinduismus zu glauben ?

Seinen Glauben kriegt man meistens schon im Kindesalter aufgedrückt, während man zu einer Sekte ja meist erst später geht. Außerdem stehen die Weltbilder von Sekten doch oft eher in Kontrast zur allgemeinen Weltanschauung. Also muss man da schon ein paar Dinge über Bord werfen, wenn man einem Guru folgen will. Z.B., dass im Schweif von Hale Bob Raumschiffe fliegen...

milz
24.06.2003, 22:24
VORSICHT : Das war nur Grundsätzlich gemeint, ich spreche hier nicht von Sekten, die ihre Mitglieder offensichtlich ausbeuten, ausnutzen oder sonstwie schädigend behandeln.

Schlimm finde ich es, wenn dabei Kinder zu Schaden kommen, sei es psychisch durch die Vermittlung eines verkorksten Weltbildes (ist natürlich subjektiv) oder körperlich, zB.: Transfusionsverbot bei Zeugen Jehovas oder Massenselbsmorde (selten, gab's aber schon. Ich glaube "Sonnentempler" hießen die.)


Ansonsten braucht glaub' ich jeder irgendeinen Glauben/Ideologie/Sinnstiftung, wie immer das auch aussehen mag.

Froschkönig
24.06.2003, 22:27
Original geschrieben von Janine
Also muss man da schon ein paar Dinge über Bord werfen, wenn man einem Guru folgen will. Z.B., dass im Schweif von Hale Bob Raumschiffe fliegen...

Ja...aber das sind ja die Sondersperenzchen, von denen man dann auch immer in der Regenbogenpresse liest. Die Zeugen Jehovas sind strenggenommen auch eine Sekte und da fliegen keine Ufo´s, es gibt keine Massenverbrennungen etc...das einzige, was unsereins immer auffällt, ist, daß sie keine Transfusionen wollen. Das ist aber nicht mehr oder weniger ausgefallen als kein Schweinefleisch zu essen oder keinen Alkohol zu trinken.!

Und nur, weil man seinen glauben als Kind zunächst aufgezwungen bekommt, heißt das nicht, daß man labil ist, wenn man sich umentscheidet. Schließlich steht einem diese Entscheidung zu und als Kind kann man das wohl schlecht. Es sind schon zahllose Berühmtheiten irgendwohin konvertiert, ohne daß selbige charakterschwach oder gaga wirkten.

Nachtrag :


Original geschrieben von milz
zB.: Transfusionsverbot bei Zeugen Jehovas

Das stellt sicher ein Problem dar, jedoch ist es durch die heutigen Möglichkeiten der Eigenblutspende zumindest bei elektiven Eingriffen entschärft. Wenn ich natürlich mein verunfalltes Kind sterben lasse, weil es kein Blut bekommen darf, wirkt das ziemlich barbarisch oder unsinnig auf uns, wobei mir unser Lebensverlängerungswahn bei manchen Patienten auch ziemlich barbarisch vorkommt...und in beiden Fällen lassen wir die Betroffenen nicht selbst entscheiden ! Das nur mal zum nachdenken !

Noch´n Nachtrag :

Wenn man Sekte so definiert wie auf dieser (http://www.relinfo.ch/sekten/stufen.html) Website, dann ist einem allerdings nicht mehr so ganz wohl ums Herz....ich denke, auf sowas wollte Kaddel auch ursprünglich hinaus.

milz
24.06.2003, 23:23
...das einzige, was unsereins immer auffällt, ist, daß sie keine Transfusionen wollen. Das ist aber nicht mehr oder weniger ausgefallen als kein Schweinefleisch zu essen oder keinen Alkohol zu trinken.!

Ich hatte mal ein paar Wachturm-Exemplare gelesen -länger her- und da ging es zB. in einem Artikel um die Frage, wie man seinen Kindern beibringt, daß Onanieren Verstoß gegen Gottes Gebot ist (entsprechende Zitate gibt`s tatsächlich in der Bibel). Finde ich persönlich schon bedenklich, weil das sicher zu einigen schuldgefühls-bedingten Neurosen führt. Gibt`s aber sicher auch noch außerhalb von den ZJ, von daher fraglich.

Problem ist halt, wo man da persönlich und staatlicherseits die Grenze zieht. Wenn jemand kein Schwein ißt, schadet das niemand.
Was aber tun, wenn zB. eine hier lebende Familie afrikanischer Herkunft, ihre Tochter beschneiden lassen will, weil dies in deren Heimat und Kultur so üblich ist?
Es gibt Leute, die argumentieren, daß dieser Eingriff bei uns unter sterilen OP-Bedingungen mit Analgesie eine "saubere" Sache wäre und mit den von Menschenrechtsorganisationen angeprangerten Beschneidungen mit dreckiger Rasierklinge in irgendeiner afrikanischen Hütte nicht vergleichbar ist. Und jetzt?
Verstümmelung Wehrloser oder doch Kulturgut?

Von daher finde ich, daß man die Frage der Toleranz nicht so einfach und pauschal beantworten kann.

Froschkönig
24.06.2003, 23:32
Original geschrieben von milz
...Und jetzt?
Verstümmelung Wehrloser oder doch Kulturgut?

Von daher finde ich, daß man die Frage der Toleranz nicht so einfach und pauschal beantworten kann.

Natürlich ist die Antwort nicht einfach...vielleicht sogar unmöglich !
Man kann nicht alles haben : Entweder, ich habe für alles eine Erlaubnis oder ein Verbot, oder ich lebe in einem Land, in dem es Grund- und Persönlichkeitsrechte gibt ! Das eine schließt das andere quasi aus. Da ist mir aber lieber, über manches zu grübeln und zu debattieren als keine Entscheidungen mehr zu haben und in einem totaliären Regime für alles eine Gebrauchsanweisung vorgesetzt zu bekommen.

:-meinung :-meinung :-meinung

airmaria
24.06.2003, 23:37
Was ist der Unterschied zwischen Sekte und Religion?

Ich sehe da keinen!
Nur wenn die Mitgliederzahl eine gewisse Dimension erreicht, ändert sich der Name (und die Akzeptanz durch die "Allgemeinheit"), oder nicht?

"Mary" airmaria

PS: ich gründe ab sofort die Maryreligion!
Großzügige Spenden zwecks persönlichem Wohlstandes des Propheten bitte auf mittels PM zu erfragendes Konto überweisen.
:-)) :-)) :-))

Peter Artz
25.06.2003, 00:18
gibts denn bei dir auch Zeitschriften für die Beiträge die ich löhne ? :-))

airmaria
25.06.2003, 00:26
Original geschrieben von Peter Artz
gibts denn bei dir auch Zeitschriften für die Beiträge die ich löhne ?
Klar, für die ersten 100 Spenden (größer 100.000 Euronen) vergebe ich exklusiv gebrauchte Scheißhauslektüre:
wahlweise Westfälisches Volksblatt (ohne Sportteil) oder ungelesenes aber verknittertes Ärzteblatt.

:-)) :-)) :-))

"Mary" airmaria

Sani
25.06.2003, 19:01
Original geschrieben von airmaria
Klar, für die ersten 100 Spenden (größer 100.000 Euronen) ...

bitte wer von den Foren-Usern (die du evtl. schon kennengelernt hast) verdienen Gehälter in dieser Größenordnung ??? :-))

Lava
25.06.2003, 20:52
Was ist der Unterschied zwischen Sekte und Religion?

Ich bin zwar weder Theologe noch Soziologe, aber da gibt es ganz bestimmt Definitionen. Zumindest schon mal die Zahl der Anhänger, die Zeit der Entstehung und die historischen Hintergründe. Außerdem finde ich, dass der Begriff "Sekte" immer etwas negativ besetzt ist. Sicherlich nicht ohne Grund.

hobbes
25.06.2003, 22:32
Original geschrieben von Froschkönig


Ja...aber das sind ja die Sondersperenzchen, von denen man dann auch immer in der Regenbogenpresse liest. Die Zeugen Jehovas sind strenggenommen auch eine Sekte und da fliegen keine Ufo´s, es gibt keine Massenverbrennungen etc...das einzige, was unsereins immer auffällt, ist, daß sie keine Transfusionen wollen. Das ist aber nicht mehr oder weniger ausgefallen als kein Schweinefleisch zu essen oder keinen Alkohol zu trinken.!


Deine Rolle als Advocatus diabolis in diesem Thread in Ehren, aber: es gibt klare und fundamentale Unterschiede zwischen einer Kirche (dazu zählen auch Freikirchen) und einer Sekte.

Eine Sekte lässt sich wie folgt definieren:

Gruppen oder Organisationen, die psychologisch subtilen Techniken der Bewusstseinskontrolle einsetzen, um Menschen in ihre Abhängigkeit zu bringen, werden in der Umgangssprache als Sekten bezeichnet. Diese Bewusstseinskontrolle ist der kleinste gemeinsame Nenner dieser Gruppierungen, die Art und Weise ist sehr unterschiedlich.

Gruppierungen, die sich von einer größeren Religionsgemeinschaft abgespaltet haben. Sie meinen aufgrund "neuer" Offenbarungsquellen den einzig wahren Weg zum Heil oder zur Erlösung zu kennen und bewerten oft einzelne Glaubensaspekte über.

Merkmale einer Sekte sind: Führerperson, Heilsversprechen, Abhängigkeit, Feindbilder, Abschottung, Gruppendruck

Die Sekte versucht, moderne Menschen in ein angeführtes Kollektiv zurückzuführen. Kritikfähigkeit wird systematisch verdrängt. Es wird kritiklose Identifikation verlangt. Die Angst der Mitglieder wird hemmungslos geschürt. Angstbesessene Leute verzichten gerne auf Kritik. Der Totalitarismus einer Sekte wird rituell gestaltet. Jede Sekte inszeniert Opfer, übt radikale Opferbereitschaft. Geopfert werden Geld, Beruf, bisherige Beziehungen, Anspruch auf Privatleben, Kritikbereitschaft, Individualismus, bisheriger Name, persönliche Kreativität.


Daraus wird ersichtlich, dass der Einfluss der Sekte auf die Persönlichkeit ihrer Mitglieder derartig ist, dass diese nicht mehr zur freien Willensäusserung und freier Handlung befähigt sind. Der Knackpunkt ist, dass die Sektenmitglieder der Sektenführung gehörig gemacht werden. Dies gelingt natürlich leichter aufgrund einer ohnehin labilen oder gestörten Persönlichkeitsstruktur - erstaunlicherweise aber oft auch bei überdurchschnittlich intelligenten oder gar gesellschaftlich und unternehmerisch erfolgreichen Menschen.

Die Sekte hat definitionsgemäss die Möglichkeit, ihren Einfluss auf die Mitglieder auszunutzen. Im Allgemeinen ist davon auszugehen, dass von solchen Möglichkeiten auch dann und wann Gebrauch gemacht wird. Und alleine diese Tatsache macht sie gefährlich.

Ich denke nicht dass es sinnvoll ist, die Sektenposition hier zu verteidigen. Allenfalls wäre eine Trennlinie zwischen Sekte und Freikirche zu ziehen.

hobbes
25.06.2003, 22:38
Original geschrieben von Janine


Ich bin zwar weder Theologe noch Soziologe, aber da gibt es ganz bestimmt Definitionen. Zumindest schon mal die Zahl der Anhänger, die Zeit der Entstehung und die historischen Hintergründe. Außerdem finde ich, dass der Begriff "Sekte" immer etwas negativ besetzt ist. Sicherlich nicht ohne Grund.

Das ist genauso. Die Definition im obigen Posting.

Die hier verbreitete Verharmlosung kann m.E. nur auf Unkenntnis beruhen. Aber: Sekten sind ein für viele Menschen (in kritischen Lebenssituationen) gefährliches Problem sein - welches nicht zu verachten ist. Es gibt u.a. auch staatlich unterstützte Anti-Sekten-Präventionskampagnen.

hobbes
25.06.2003, 22:43
Das ist genauso. Die Definition im obigen Posting.

Die hier verbreitete Verharmlosung kann m.E. nur auf Unkenntnis beruhen. Aber: Sekten sind ein für viele Menschen (in kritischen Lebenssituationen) gefährliches Problem sein - welches nicht zu verachten ist. Es gibt u.a. auch staatlich unterstützte Anti-Sekten-Präventionskampagnen.

Anzufügen wäre, dass es sicherlich auch in der Kirche "sektanartige" Tendenzen gab oder noch immer gibt. Dennoch wird in den grossen Kirchen durchaus Widerspruch geduldet, lässt die Auslegung der heiligen Schriften grossen Interpretationsspielraum, werden keine konkreten Versprechungen (wohl aber abstrakte) gemacht, gibt es nicht eine solche Struktur, welche dem Guru eine diktatorische Macht gestatten wurde (auch der Papst in nicht allmächtig), werden die Mitglieder finanziell nicht total ausgenutzt und wird die Privatsphäre in der Regel nicht wesentlich tangiert. Es ist jedem Krichenmitglied schlussendlich überlassen, in welcher Form und wie sehr er sich an religiösem Leben beteiligt.

Dort wo das nicht mehr so ist, dort beginnt die Trennlinie zur Sekte oder zum Fundamentalismus - welcher im Prinzip auch eine Sektenstruktur darstellt. Und Fundamentalismus gibt es bei allen grossen und kleinen Religionen.

:-meinung

Froschkönig
25.06.2003, 23:54
Original geschrieben von hobbes
Die hier verbreitete Verharmlosung kann m.E. nur auf Unkenntnis beruhen.


Ich habe bereits in meinem Vorletzten Beitrag einen Link zur Definition des Sektenbegriffes gepostet, bei dem deutlich wurde, daß es mit Sekten nicht eitel Sonnenschein ist, also dürften wir uns wohl einig sein....und nix mit Unkenntnis, alles nur Frage der Definitioin.

Der Frosch

P.S. @hobbes : Du mußt Dich nicht selbst zitieren, man kann Beiträge auch ändern und so ergänzen ;-)

hobbes
26.06.2003, 00:04
Ich weiss Frosch - du darfst getrost davon ausgehen, dass ich es noch nicht nötig habe, meine ach so tollen Beiträge gleich selbst zu zitieren! Ich habe mich verwählt und anstelle von ändern auf zitieren gedrückt. Und einmal gepostet, ist es ja nicht möglich ein posting zu löschen, oder? :-))

Darüberhinaus bin ich froh, wenn wir uns einig sind. Nichtsdestotrotz wird die Position, dass Sekten durchaus gefährlich sind, durch meine Postings jetzt etwas klarer. :-)