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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Einleitung bei Notsectio



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gnuff
11.02.2012, 12:53
Ganz ehrlich? Eine Notsectio ist en typische "Ein Mensch, eine Ampulle"-Situation... also so wie Miss es geschrieben hat, 500mg Pento, 100mg Sux, und dann eine Ampulle Fentanyl (0,1mg) oder Alfentanil (1mg) und Morphin (10mg)... das Opiat aber wie gesagt meistens nach Abnabelung.

"Nobody fucks with a hundred of sux!"

Markus-HEX
11.02.2012, 12:57
Succi 1%, 2% oder 5%?

Weitere Medikamentengaben während der Sectio?

Letztendlich ist die Konzentration des Succis egal - wir haben 2 % (also 20 mg/ml), machen aber auch Relaxantien grundsätzlich in 5 ml Spritzen.
Für Kleinkinder verdünnen wir es weiter runter.
Aber ich glaube schon, dass das die meistverwendete Konzentration ist und auch von der Handhabung sinnvoll ist. Höher konzentrierte Lösungen eignen sich ja häufig gut bei Perfusormedikamenten, nur da ist Succi ja definitiv nicht sinnvoll, somit kann das keine Begründung sein.
Kurios finde ich auch das Succi-Partyfässchen mit 25 ml 2% (wird oft im Rettungsdienst genutzt, da nur diese Größe als nicht.kühlpflichtige Trockensubstanz vorliegt) - da ist dann "eine Ampulle" schnell mal um den Faktor 5 zu viel.

Weitere Medikamente:
Bei uns nach Abnabelung gibts ein Opioid (Sufentanil, z.B. 20µg) und Narkosegas, mit Rücklagerung des Uterus und Beginn des Bauchdeckenverschlusses Dipidolor (5 - 7,5 mg) , andere Kollegen machen es aber auch anders. Die Gynäkologen wünschen ein Single-Shot-Antibiotikum (Cefuroxim) zusätzlich eine Infusion mit Oxytocin (10 IE auf 5oo ml G5%, Geschwindigkeit je nach Uteruskontraktion, meist wird nach etwa 100 ml verworfen).
Ein Kollege gibt zur RSI eine geringe Dosierung Ketanest S

gnuff
11.02.2012, 13:18
...
Kurios finde ich auch das Succi-Partyfässchen mit 25 ml 2% (wird oft im Rettungsdienst genutzt, da nur diese Größe als nicht.kühlpflichtige Trockensubstanz vorliegt) - da ist dann "eine Ampulle" schnell mal um den Faktor 5 zu viel...

um so etwas zu verhindern gibt es Sux in Schweden nur in einer einzigen Konzentration: 2ml Ampulle, 50mg/ml

Nachtrag zu den übrigen Medikamenten: Chirocain (Levobupivacain) 5mg/ml bis 150mg als LA durch den Operateur beim "Zumachen"...

FataMorgana
11.02.2012, 16:04
Hey, vielen Dank den ganzen aktiven Gasmenschen hier!

Das Fallbeispiel wird so richtig plastisch und nimmt Formen an.

Habe jetzt korrigiert auf 500 mg Thiopental und 100 mg Succi, dann nach Abnabelung Sevofluran (kann man das auch irgendwie noch präzisieren - welche Konzentration?) und 0,1 mg Fentanyl.

Brutus
12.02.2012, 09:38
Ganz ehrlich? Eine Notsectio ist en typische "Ein Mensch, eine Ampulle"-Situation... also so wie Miss es geschrieben hat, 500mg Pento, 100mg Sux, und dann eine Ampulle Fentanyl (0,1mg) oder Alfentanil (1mg) und Morphin (10mg)... das Opiat aber wie gesagt meistens nach Abnabelung.
"Nobody fucks with a hundred of sux!"

Und hier kommt noch der Onkel mit den dummen Sprüchen, die aber irgendwie doch meistens einen wahren Hintergrund haben:
"Die Hersteller der Medikamente haben sich ja was dabei gedacht, GENAU diese Menge in eine Ampulle reinzumachen."
Und wenn man sich mal die "Standarddosierung" für Erwachsene ansieht, dann kommt das "meistens" ja auch hin.
:-meinung

mainzer
12.02.2012, 15:28
Weitere Medikamente:
Bei uns nach Abnabelung gibts ein Opioid (Sufentanil, z.B. 20µg) und Narkosegas, mit Rücklagerung des Uterus und Beginn des Bauchdeckenverschlusses Dipidolor (5 - 7,5 mg) , andere Kollegen machen es aber auch anders. Die Gynäkologen wünschen ein Single-Shot-Antibiotikum (Cefuroxim) zusätzlich eine Infusion mit Oxytocin (10 IE auf 5oo ml G5%, Geschwindigkeit je nach Uteruskontraktion, meist wird nach etwa 100 ml verworfen).
Ein Kollege gibt zur RSI eine geringe Dosierung Ketanest S

antibiose ist bei uns ampicillin (2g), 3 IE Oxytocin gibt's bei uns direkt und 10 IE in 500 ml Stero Iso...achja und als peripheres Analgetikum gibt's 1 g Perfalgan (achtet der Chef penibel drauf, auch bei SpA-Sectios).

ketanest zur sectio?!?!?!?!?!?!? (welche dosierung?)

Markus-HEX
12.02.2012, 15:42
Bei uns gibt es kein Oxytocin als Bolus:
http://www.aerzteblatt.de/archiv/63382/Notfaelle-in-der-Geburtshilfe-peripartale-Blutungen-Kardiovaskulaere-Nebenwirkungen

KetaminS: 12,5 bis 25 mg

Literaturangabe: Thiopental + 0,5 mg/kg KG Ketamin (wenn allein gegeben: 0,75 - 1 mg/kgKG) (Repetitorium Anästhesie, Heck, Fresenius)

Sebastian1
12.02.2012, 16:09
Dito, Markus. UNd das eit vor ein paar Jahren Frau Gogarten (damals Münster, heute München) genau diese entsprechenden Empfehlungen ausgesprochen hat. Dazu kann man noch sagen, dass der durch die Operateure (!) beobachtete maximale uterotone Effekt bei Bolusgaben bei < 1 IE Oxytocinbolus beobachtet wurde, alles andere kauft also offenbar nur UAW ein.
Hier dann 10 IE Oxytocin ad 1000 ml RL.

Markus-HEX
12.02.2012, 16:20
Nimmt eigentlich irgendwer ein anderes Hypotikum außer Trapanal? Propofol z.B.?

mainzer
12.02.2012, 19:11
Bei uns gibt es kein Oxytocin als Bolus:
http://www.aerzteblatt.de/archiv/63382/Notfaelle-in-der-Geburtshilfe-peripartale-Blutungen-Kardiovaskulaere-Nebenwirkungen

KetaminS: 12,5 bis 25 mg

Literaturangabe: Thiopental + 0,5 mg/kg KG Ketamin (wenn allein gegeben: 0,75 - 1 mg/kgKG) (Repetitorium Anästhesie, Heck, Fresenius)

danke, war mir bewusst..aber als kleiner assi hab ich da gegen den klinik-standard (und das bei gutem chef, der eigentlich sonst immer up-to-date ist) keinerlei chance :-)


p.s. danke für die ketanestdosierungen... ;-)

Bille11
12.02.2012, 19:17
ich hab schonmal propofol gegeben. nach oberarztanweisung. hat prima funktioniert. eigenverantwortlich würd ich dennoch trapanal geben. :-)

ehemalige Userin 24092013
13.02.2012, 22:11
Interessant die Syntocinongaben. Wir geben 10 E als Bolus und anschliessend 20 E in 1000 ml RF über 24 h. Sevo gibts auch gleich nach Einleotung, also vor Abnabelung. Je nach Gyn werden aus den 10 E Bolus auch mal 15...... wobei ich mich frage ob dann net schon bald an Nalador gedacht eerden kann.

mainzer
14.02.2012, 10:56
lustig, dass das tatsächlich SOOO unterschiedlich gehandhabt wird...
mehr als 6 IE als bolus sind eigentlich seit der letzten s-1leitlinie out...
siehe hier:
http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/015-063l_S1_Peripartale_Blutungen.pdf

Bille11
14.02.2012, 18:20
wir geben 3 IE oxytocin als bolus und 10 IE in 500/1000 jono und lassen es mal laufen. ggf. noch 10 IE in die gleiche/eine zweite parallel, falls es wirklich blutet. so richtig begriffen hab ich das allerdings noch nicht. und finde die informationen hier hochspannend. :-top

Miss
14.02.2012, 19:39
Bei uns genauso wie bei Bille. Je nach Vorliebe des Operateurs gerne auch noch Methergin. Wird das sonst noch wo gegeben?
Wenn nix hilft, dann halt Nalador.

wjsl
14.02.2012, 22:02
Was ich mich schon immer fragte, mir aber nie jemand wirklich überzeugend erklären konnte, ist warum ausgerechnet Thiopental gegeben wird; dachte eigentlich, dass das zumindest während der SS kontraindiziert sei. Es macht Atemdepressionen, ist plazentagängig, setzt Histamin frei und macht Tachykardien. Was soll da der Vorteil gegenüber Propofol sein?

Nemesisthe2nd
14.02.2012, 22:16
jahrzentelange erfahrung mit der substanz....

und propofol macht auch atemdepression und hypotension... und dann reflektorische tachykardie...

außerdem ist die anschlagzeit von thiopental geringer als die von propofol... was ja nicht unwichtig ist wenn man gleich succi hinterherjagt... denn wer möchte schon solche faszikulationen + das gefühl zu ersticken bei bewusstsein erleben...

gnuff
14.02.2012, 22:26
Was ich mich schon immer fragte, mir aber nie jemand wirklich überzeugend erklären konnte, ist warum ausgerechnet Thiopental gegeben wird; dachte eigentlich, dass das zumindest während der SS kontraindiziert sei. Es macht Atemdepressionen, ist plazentagängig, setzt Histamin frei und macht Tachykardien. Was soll da der Vorteil gegenüber Propofol sein?

Thiopental ist einfach das älteste Präparat und damit einfach schon immer da gewesen... es ist somit "getestet", es funktioniert und niemand ist bereit "richtige" Tests mit z.B. Propofol zu machen bzw. wie soll so etwas funktionieren, so eine Studie würde ewig dauern, würde ein Vermögen kosten und niemand würde mitmachen...

Dann gibt es noch das Argument, Thiopental würde schneller anschlagen als Propofol, was es angeblich zum besseren RSI-Hypnotikum macht... das halte ich allerdings für Käse, der Unterschied ist marginal und der pH von 11 ist für mich eigentlich eine Kontraindikation in Akutsituationen, in denen das Risiko eines dislozierten Zugangs deutlich höher ist. Darüberhinaus macht es PONV und einen katastrophalen Überhang.
Ich halte mich an unseren hausinternen Standard, weil jegliches Abweichen gerade bei einer Notsectio inakzeptabel ist, aber gut finde ich es nicht.

gnuff
14.02.2012, 22:32
...denn wer möchte schon solche faszikulationen + das gefühl zu ersticken bei bewusstsein erleben...

...das passiert aber nicht. Der Unterschied in der Anschlagszeit ist etwas, was ich bisher nur gelesen habe, nichts was ich auch nur annähernd verifizieren konnte. Ich habe hunderte von RSI mit Propofol gemacht und lege wirklich wert auf das R, d.h. Propofol rein, Spritze wechseln, Sux rein, keine Pause dazwischen... das Propofol kommt zuerst am Wirkort an...

Rumpelstilzchen
25.02.2012, 21:43
In meinem letzten Haus haben wir zur Notsectio eigentlich alles gespritzt was da war, also 500 mg Thiopental, gefolgt von 100 mg Succinylcholin. Schwangere mit 60 kg waren eher die Ausnahme, da waren die 500 mg Thiopental also gerechtfertigt, meistens hab ich nur angesagt: "Alles von allem", und dann war's klar.

Argumente für Thiopental wären: kurze Wirkdauer, eventuell weniger Kreislaufdepression und außerdem beim Fötus ein ausgeprägter First-pass-Mechanismus, der eine Depression des Neugeborenen weniger wahrscheinlich macht.

Nach Abnabelung des Kindes habe ich großzügig Opioid gegeben (Fentanyl, Sufentanil, was aufgezogen war), denn immerhin handelt es sich um eine Notfallaparotomie, und die Frauen stehen unter maximalem Streß in einer körperlichen und seelischen Ausnahmesituation, die stecken das weg. In üblichen Dosen sollen intraoperative Opioide nach Sectio keine Depression des Kindes beim Stillen machen.