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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Medizin der Zukunft



funny
25.06.2003, 11:35
Hallo,

ich bin Nicht-Medizin-Studentin und habe auch keine spezielle Fachfrage. Nur eines würde mich interessieren. Wenn man die Forschung in der Medizin betrachtet bzw. zukünftige Entwicklungen, wie viel sind dann beispielsweise 5 Jahre? Ist das eine Zeit, in der sich viel tut oder eher eine geringe Anzahl Jahre?Darauf gibt es wohl keine eindeutige Antwort, oder? Wahrscheinlich kommt das auch sehr auf den Fachbereich an. Aber man hört im "Volksmund" doch immer wieder Sätze wie: In 10 Jahren ist die Medizin schon wieder viel weiter als jetzt!" Hat dieser Satz Gültigkeit oder ist das nur Wunschdenken?

Eure Meinung würde mich interessieren.

Grüsse, :-top Funny.

Ductus Botalli
25.06.2003, 15:40
@ funny:

Also wenn man bedenkt wie lange z.B. neue medizinische Operations/Behandlungsmethoden oder Medikamente brauchen, bis sie auch volltauglich und anerkannt eingesetzt werden können, vergehen normalerweise einige Jahre!!
Ach verständlich oder würdest Du irgendwas schlucken, was vorher noch nicht ausgiebig getestet wurde!
Auch die Vorstudien, bis man überhaupt zu einem Therapieansatz kommt, nehmen manchmal Jahre in Anspruch und bei manchen Sachen kommt man sowieso nicht wirklich weiter (siehe Aids oder Krebs, obwohl vielleicht auch mit Einschränkungen zu sehen).

Also ich glaub 5 Jahre sind nicht wirklich ein Zeitabschnitt innerhalb dem ein bedeutender Sprung in der Medizin gemacht werden kann, aber ich lass mich natürlich auch gern eines besseren belehren (wenn´s denn auch hilft) !

Bye der Ductus

DerBlinde
25.06.2003, 15:46
5 Jahre sind nichts.
Allerdings muß man unterscheiden, ob es sich um ein neues Therapieverfahren oder nur zum Beispiel um eine etwas modifizierte Klemme handelt.
Für die Etablierung neuer Therapien sollte man sicher im Schnitt 20 Jahre und mehr einkalkulieren...

Rico
25.06.2003, 18:38
Denkt doch mal an die minimalinvasive Chirurgie - die war auch relativ schnell flächendeckend da... oder an die vielen katheterinterventionellen Eingriffe (Dilatieren, Stenten, Coilen), die sind auch noch recht neu und schnell etabliert gewesen.
5 Jahre sind vermutlich etwas knapp, aber in 10 Jahren tut sich schon einiges:
Insulinpumpen für Diabetiker z.B. waren vor 10 Jahren noch so groß wie Kassettenrekorder, heute sind sie kleiner als eine Kassette.
Ich könnte mir z.B. vorstellen, daß man bis in 10 Jahren Materialien entwickelt hat, an denen Blut nicht gerinnt, sodaß man intrakorporale Insulinpumpen implantieren könnte, die kontinuierlich den BZ messen und entsprechend Insulin abgeben.

Nur so als eine Idee, was sein könnte, aber ich bin mir relativ sicher, daß wir mit unserem heutigen Wissen in 10 Jahren zum alten Eisen gehören würden...

DerBlinde
25.06.2003, 19:38
Original geschrieben von Rico
...Ich könnte mir z.B. vorstellen, daß man bis in 10 Jahren Materialien entwickelt hat, an denen Blut nicht gerinnt...

Gibt es schon. Wird für TCI Heartmate (von der Firma Thoratec) verwendet. Das ist ein sog. Assist Device (von Laien auch "Kunstherz" genannt, was aber nicht ganz richtig ist). Ist mit einer künstlichen Membran ausgestattet, die kaum thrombogen ist. Es ist ausreichend, die Patienten mit ASS 100 tgl. zu antikoagulieren. Just FYI (for your information)....

Froschkönig
25.06.2003, 22:46
In 5 Jahren ändert sich eine ganze Menge...manches davon ändert sich dann 5 Jahre später wieder auf die alte Methode zurück....... :-D

Rico
25.06.2003, 23:11
Original geschrieben von DerBlinde
Gibt es schon. Jaja, bloß eine Meßelektrode, die den BZ misst kann man draus nicht herstellen, somit ist es dafür untauglich... sonst wären laut unserem Prof. auf einen Schlag fast alle Diabetiker "geheilt"...

Froschkönig
25.06.2003, 23:15
Original geschrieben von Rico
sonst wären laut unserem Prof. auf einen Schlag fast alle Diabetiker "geheilt"...

A propos Diabetiker und Medizin der Zukunft :

Zahllose orale Antidiabetika, Jahrzehnte der Forschung.....und trotzdem hat sich laut der gängigen Studien an der verkürzten Lebenserwartung der Diabetiker wenig bis nix geändert....nichts gegen Lebensqualitätsverbesserung, ist sicher ein unglaublich wichtiger Faktor....aber es ist bisher alles, was erreicht wurde. Und die neueren Geschichten wie Glinide und Glitazone kann man oft wegen der KI´s nicht einsetzen oder sie sind zu teuer oder man will sie nicht....und außerdem ist fraglich, ob sie überhaupt so viel mehr bringen, als das "bewährte" Zeug !

Rico
25.06.2003, 23:50
Hauptproblem bei den Diabetikern ist ja die Compliance. Was nützen mir die betsen Pharmaka, wenn der Patient sein Spritzschema nicht versteht oder nicht die Disziplin hat es einzuhalten.
Das ergibt sich leider aus den Risikogruppen:
Typ 1: Kinder & Jugendliche, die keinen Bock haben, sich zu spritzen oder auf Schokolade zu versichten.
Typ 2: Der schon immer übergewichtige, unsportliche, der sich noch nie großartig um seine Gesundheit gekümmert hat.
Dazu noch die Pankreopriven, die ihren Diabetes auf den Boden einer alkoholinduzierten chronischen Pankreatitis rangezüchtet haben, bei denen Du die Therapie fast gleich ganz bleiben lassen könntest.
[Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel]

Dazu kommen noch Probleme, wie daß es doch einen Haufen Leute gibt, die NICHT RECHNEN können und so einer kann natürlich keine BEs addieren und Faktoren für die Insulindosis berechnen (bzw. wenn, dann befinden die sich irgendwo normalverteilt zwischen hypoglykämischem Koma und homöopathischer Dosis).
Wieder andere kapieren die komplizierten Schemata einfach nicht und müssen deshalb zwangsweise auf ein weniger suffizientes aber einfacheres Schema umgestellt werden.

Drum ist die intrakorporale BZ-Messung mit integrierter Insulinabgabe als "Inselzellprothese" eigentlich der Königsweg, weil er den Faktor "Patient" ausschaltet, bzw auf das Nachladen der Akkus reduziert.
Ein Riesenfortschritt für diese Erkankung!!

FataMorgana
26.06.2003, 00:18
Original geschrieben von DerBlinde

Das ist ein sog. Assist Device (von Laien auch "Kunstherz" genannt, was aber nicht ganz richtig ist).

Mag ja sein, dass das nicht ganz richtig ist. Ich war allerdings während meines PJs für einen Monat in der Herz-Thorax-Chirurgie, wo zumindest das biventrikuläre Assist Device (das allerdings nicht voll implantierbar ist) auch von Nicht-Laien (sprich Fachärzten für Herzchirurgie) als Kunstherz bezeichnet wurde. Es gibt anscheinend halt kein vernünftiges deutsches Wort dafür.

DerBlinde
26.06.2003, 03:21
Original geschrieben von FataMorgana


Mag ja sein, dass das nicht ganz richtig ist. Ich war allerdings während meines PJs für einen Monat in der Herz-Thorax-Chirurgie, wo zumindest das biventrikuläre Assist Device (das allerdings nicht voll implantierbar ist) auch von Nicht-Laien (sprich Fachärzten für Herzchirurgie) als Kunstherz bezeichnet wurde. Es gibt anscheinend halt kein vernünftiges deutsches Wort dafür.

Mag sein, daß viele Kollegen auch "Kunstherz" zu den Assist Devices sagen. Ein Kunstherz ist aber eigentlich im engeren Sinne nur ein TAH - Total Artificial Heart, zum Beispiel das AbioCor. Assist Systeme sind das nicht, stellen aber ein weites Feld dar. Dazu gehört die einfache IABP (intra-aortale Ballon-Pumpe), das schon erwähnte Heartmate, oder auch das Lion-Heart und Axialpumpen wie das Jarvik 2000.
Und BVADs sind garnicht so selten. Werden aber eben auch BVADs (BiVentricular Assist Device) genannt, weil sie Unterstützungs-Systeme sind ;-)

Rico
26.06.2003, 08:29
Wie wäre es mit "Hilfs-Herz"?
Nur so als Vorschlag für die nächste Nomenklaturkonferenz... :-D