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mediwin
14.02.2012, 21:09
Muss man ein schlechtes Arbeitszeugnis der Bewerbung beilegen?

Ich gebe zu, dass die Frage auf den ersten Blick etwas verwunderlich ist, aber ich habe von meiner letzten
Stelle ein schlechtes Arbeitszeugnis bekommen.

Wenn ich dieses nun meiner nächsten Bewerbung nicht beilegen würde... was soll ich denn dann sagen, wenn ich im Bewerbungsgespräch nach dem letzten Arbeitszeugnis gefragt werde? Ich kann doch dann schlecht sagen, ich hätte keines bekommen...

Weis jemand einen Rat?

Vielen Dank

psycho1899
14.02.2012, 21:16
Verlang ein vernünftiges Arbeitszeugnis... ein fehlendes Arbeitszeugnis würde mich irritieren, wenn ich Dein potentieller neuer Chef wäre. Es sei denn, ich wäre so verzweifelt, dass ich jeden Arzt mit gültiger Approbation und rudimentären Deutschkenntnissen nehmen müsste. Dann wäre mir das Arbeitszeugnis whs. ziemlich egal.

Desiderius
16.02.2012, 18:51
Ich habe mich damals aus einer ungekuendigten Stelle beworben ohne Arbeitszeugnis beilage, habe die Stelle bekommen und mein neuer chef hat es bis jetzt nicht gefragt. Die wissen aber, wenn Menschen wechseln, das die einen Grund der Unzufriendeheit haben ueber die andere Stelle. Das konnte sich mein Chef auch denken, hat er auch so angedeutet wenn man das diplomatisch im Gespraech einpackt.

Probiere wenn Du noch nicht gekuendigt hast DIch zu bewerben und zu unterschreiben.

milz
16.02.2012, 19:18
Wie wärs mit AG verklagen. Der muss dir ein wohlwollendes Zeugnis ausstellen.

Muriel
16.02.2012, 19:22
Wobei ich mich da nach dem Sinn frage. Wenn wohlwollend heißt, es darf nichts Negatives Drinstehen, gibt es ja genügend Codes, die vordergründig dem Arbeitnehmer tolle Dinge bescheinigen, die im Klartext, derjedem geläufig ist, aber heißen "War 'ne faule inkompetente Sau". Wenn wohlwollend bedeutet, auch nach Berücksichtigung dieser Redewendungen muss das immer noch toll sein das Zeugnis, dann frage ich mich, warum wir überhaupt Zeugnisse brauchen, wenn eh jeder ein tolles bekommt. Da kann ich als neuer Arbeitgeber nichts mit anfangen und als Arbeitnehmer hat das auch nur einen bitteren Beigeschmack.

psycho1899
16.02.2012, 21:44
Seh ich auch so... wundert mich auch ein wenig, warum es nicht möglich ist, als Arbeitgeber in ein Zeugnis zu schreiben, dass ein Arbeitnehmer Mist ist, wenn's sie/er es nunmal ist ;-)

wjsl
16.02.2012, 23:46
Vielleicht kannst du ja eine neutralere Formulierung oder Kürzung der Stellungnahme versuchen zu erwirken. Sprich einfach nochmal mit dem vorherigen Chef, schildere ihm deine Lage, wie problematisch ein solches Zeugnis für deine weitere Laufbahn ist, und dass du gern nochmal eine Chance hättest. Unter Umständen wird er schon bereit sein, zumindest die schlimmsten Passagen zu streichen.
Was meinst du denn war der Grund für die negative Bewertung?

gnuff
17.02.2012, 09:31
Bist Du im Marburger Bund? Falls ja, lass die das erledigen...

Kackbratze
17.02.2012, 09:37
Ansonsten lass Dir noch ein wertungsfreies Zeugnis über deine Tätigkeiten ausstellen.

StellaMaris
17.02.2012, 11:31
Zum Thema "wohlwollend" habe ich gerade folgendes gefunden:


Der Begriff "wohlwollend" wird oft missverstanden. Ein Zeugnis soll, so die Rechtssprechung, "nicht nur der Wahrheit entsprechen, sondern auch mit verständigem Wohlwollen verfasst" sein. Im Klartext heißt das, dass der Zeugnisaussteller zwar der Wahrheit verpflichtet ist, aber nicht jede Schwäche eines Beurteilten auf die Goldwaage legen sollte. Er sollte konstruktiv werten, nicht destruktiv, und ggf. sollte er das sprichwörtliche Auge zudrücken. Auch ein mangelhaftes Zeugnis (Note 5) kann demnach wohlwollend verfasst sein, wenn z.B. vom Beurteilten verursachte konkrete Probleme im Zeugnis wohlwollend unerwähnt werden. Gefragt ist also nicht Schönfärberei, sondern eine strikt höfliche Ausdrucksweise auch für Leistungsmängel.



Quelle:
http://www.arbeitszeugnis.de/faq.php#24

Kommt also drauf an, ob nur die "Note" schlecht ist (daran wird sich wohl leider nicht viel ändern lassen), oder ob das Zeugnis einfach fies formuliert ist (dann darf man ein neues verlangen).
Im Zweifelsfall würde ich aber immer versuchen, nochmal mit dem AG zu reden, ob sich nicht zumindest einige Punkte entschärfen ließen, oder, wie Kackbratze geschrieben hat, es mit einem sogenannten "einfachen Arbeitszeugnis" versuchen, in dem nur die Art und Dauer der Beschäftigung und die einzelnen Tätigkeiten aufgeführt sind. Man kann aber sicher davon ausgehen, dass sich ein potentieller neuer AG auch seinen Teil denkt, wenn man nur ein einfaches Arbeitszeugnis vorweisen kann, also würde ich es im Zweifelsfall lieber mit einem nicht so guten qualifizierten versuchen, man kann ja im Vorstellungsgespräch auch nochmal einiges erklären.

dlu20
18.02.2012, 15:33
Muss man eigentlich jedes Zeugnis mitschicken oder würden z.B. bei einer Bewerbung für Innere auch die Innere-Zeugnisse/PJ-Beurteilungen ausreichen? Bei mir ist das so viel Zeug (2 für jedes Tertial + Fachkunde Strahlenschutz + Ausbildungszeugnis usw....) und ich befürchte, dass spätestens nach dem 3. Zeugnis eh keiner mehr weiterliest...

wjsl
18.02.2012, 22:47
Hattet ihr PJ Beurteilungen? Bei uns war es nur eine Bescheinigung über den Zeitraum mit Angabe eventueller Fehltage. Ein wohlwollendes Zeugnis gab es nur von den Anästhesisten, der Rest machte sich da nicht viel Mühe.

Wenn man vorher eine Stelle hatte, ist es wohl besser, auch das Zeugnis von dort beizulegen. Wie hier schon angeraten wurde wäre es wohl das Beste, nochmal mit dem Chef zu reden, was sich daran ändern ließe, woran es vor allem hakte, was genau der Grund für die negative Bewertung war.

Solara
19.02.2012, 09:30
Vielleicht kannst du ja eine neutralere Formulierung oder Kürzung der Stellungnahme versuchen zu erwirken. Sprich einfach nochmal mit dem vorherigen Chef, schildere ihm deine Lage, wie problematisch ein solches Zeugnis für deine weitere Laufbahn ist, und dass du gern nochmal eine Chance hättest. Unter Umständen wird er schon bereit sein, zumindest die schlimmsten Passagen zu streichen.
Was meinst du denn war der Grund für die negative Bewertung?

Sei realistisch, wjsl - kein Chef ändert ein Zeugnis weil du ihn anbettelst.
Logisch ist ihnen klar, was solch ein Zeugnis bedeutet.

Ich würde es, wie gnuff schon sagt, mit Hilfe des MB versuchen, notfalls übers Arbeitsgericht.

Desiderius
19.02.2012, 14:30
Meine Erfahrung ist, wenn man zum Anwalt geht, wird einem geraten sein Zeugnis selber zu schreiben und dies den Chef vorzulegen (!) , d.h. man erledigt die Arbeit vom Anwalt. Arbeitisgericht dauert viel zu lange bis man etwas erreicht, in der Zeit hat man in der heutigen Zeit schon eine Stelle.

John Silver
19.02.2012, 18:18
Im Grunde muss man ein schlechtes Zeugnis nur dann hinnehmen, wenn der Chef die schlechten Bewertungen auch im Detail begründen kann und man diesen Begründungen nichts entgegenzusetzen hat. Ansonsten kann man jeden noch so despotischen Chef mit Hilfe des Marburger Bunds und der zuständigen Landesärztekammer in die Schranken weisen. Entgegen der besonders unter Chefs weit verbreiteten Meinung kann der Vorgesetzte nicht einfach ein Zeugnis nach Lust und Laune schreiben.

Was ein wertungsfreies Zeugnis betrifft, so ist es eine sehr gute Möglichkeit, von der ich ebenfalls Gebrauch gemacht habe. Man sollte abers bedenken, dass ein solches Zeugnis nach bis zu 12 Monaten Tätigkeit noch plausibel erscheint, aber spätestens dann, wenn man länger als 1 Jahr in einer Klinik tätig war, kommt dem künftigen Chef ein solches Zeugnis nicht koscher vor.