PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Pflichttertial Allgemeinmedizin?



Seiten : [1] 2 3

StellaMaris
20.02.2012, 17:08
Habe vorhin auf der Seite des Ärzteblattes folgenden Artikel gefunden:

http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/49181

Offensichtlich steht da im Moment zur Debatte, das Wahltertial im PJ abzuschaffen und durch ein Pflichttertial Allgemeinmedizin zu ersetzen, so dass das PJ dann nur noch aus Innere, Chirurgie und Allgemeinmedizin bestünde.
Bei den ganzen Protesten, die es offenbar dagegen gibt, ist ja nicht zu erwarten, dass dieses Vorhaben demnächst in die Tat umgesetzt wird. Aber mal so ganz allgemein gefragt - was haltet ihr davon? Ist dies wirklich ein guter Weg, die Allgemeinmedizin besser ins Studium einzubinden?
Ich fände, es wäre ein ziemlich unschöner Weg, dies auf Kosten des Wahltertials zu tun, da man ja so nur noch die Famulaturen hätte, um in die Bereiche, die einen interessieren, mal reinzuschnuppern. Und wer sich für keines der drei Pflichtfächer besonders begeistern kann, für den wäre das PJ dann eine ziemliche Durststrecke. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass einem mit einem solchen MUSS dahinter die Allgemeinmedizin wesentlich sympathischer gemacht wird.

Shizr
20.02.2012, 19:40
Saublöd, strunzdämlich, bescheuert... bitte hier noch fünf bis zehn weitere vergleichbare Adjektive denken.

Die Idee ist so dämlich, dass sie einer Diskussion eigentlich gar nicht würdig ist. Aber sei's drum. Irgendwelche idiotischen Sesselfurzer meinen offenbar, mal wieder mit ner bescheuerten Idee ihre Existenz in Ministerien rechtfertigen zu müssen.


Der Hausarztmangel besteht m.M.n. nicht, weil niemand die Weiterbildung machen wollte, sondern weil niemand zu den derzeitigen Arbeitsbedingungen als Hausarzt arbeiten möchte.

Mit der grenzdebilen Idee, da jetzt im PJ ein Zwangstertial einzuführen, ändert man am Problem nichts. Streng genommen macht man es nur noch schlimmer, weil plötzlich Lehrpraxen jährlich massenhaft Studenten durchschleusen müssen, die weder ein auch nur marginal ausgeprägtes Interesse an der Allgemeinmedizin haben noch jemals Hausarzt werden würden.

Und ein Zwangstertial ändert nichts daran. Das ist bloße Augenwischerei, um mal wieder den Eindruck zu erwecken, dass die Politik am Hausarztmangel was macht.

Tatsache ist: Wenn man dem Hausarztmangel zu Leibe rücken will, müssen die Arbeitsbedingungen besser werden. Das würde Geld kosten, weil dabei so hirnverbrannt blöde Konzepte wie Budgetierungen und dergleichen mehr zur Diskussion stehen müssten.
Geld ins Gesundheitswesen pumpen ist aber politisch nicht erwünscht.


Also macht man lieber sinnfreien Pseudoaktionismus.
Tolle Wurst.

Feuerblick
20.02.2012, 19:46
http://bvmd.de/news/medizinstudierende_warnen_vor_abschaffung_des_wahl tertials_im_pj/

Das Ganze hat mit der Neugestaltung der Approbationsordnung zu tun. Die wichtigen Dinge sind schon so gut wie beschlossen (Hex wieder aufteilen, Teilzeit-PJ ermöglichen, mehr Fehltage), aber so manch ein Landesgesundheitsministerium dachte sich wohl, dass man auf den Hausarztmangelzug aufspringen müsse. Und so laufen seit einer Woche diverse Berufsverbände Amok gegen diesen Vorschlag. Selbst die Vereinigung der Allgemeinmediziner überschlägt sich nicht gerade in ihrer Begeisterung. Klar... wenn man regelhaft einen PJ in der Praxis hat, muss man die passende Infrastruktur schaffen. Das kostet Geld, Zeit, Nerven...
Dem Hausarztmangel wirds nicht helfen (die Innere ist ja auch eher nicht total überlaufen, weil alle das Innere-Tertial sooo toll finden), andere Fächer werden mehr trommeln müssen, um Frischfleisch zu bekommen.

Wenns unbedingt sein müsste, könnte man den Leuten doch eine Wahlmöglichkeit zwischen Innere und Allgemeinmedizin lassen statt ein drittes Pflichttertial aus dem Boden zu stampfen...

McDübel
20.02.2012, 20:15
oh man...interessant...das hab ich noch gar nicht mitbekommen :-((

denkstdu
20.02.2012, 20:16
Hm also ich glaube noch nicht wirklich, dass es zu ner Neuerung oder sagen wir einem erneuten Wechsel der Appro und des PJ kommt. Wir man auch in dem Artikel sieht, obwohl man ja nicht alles glauben soll, was im Ärzteblatt steht.
http://www.aerzteblatt.de/archiv/121817/Neue-Approbationsordnung-Bundesrat-verschiebt-Abstimmung

Feuerblick
20.02.2012, 20:18
Joa, die PJ-Mobilität ist der zweite Zankapfel. Die Chancen für HEx, Teilzeit-PJ und mehr Fehltage alleine stünden vermutlich gar nicht so schlecht.

SynC
23.02.2012, 19:28
Lächerlich. Außerdem ist ein Wahltertial schon viel zu wenig. Es sollte mindestens 2 wählbare Tertiale geben (oder zumindest für das Tertial Chirurgie alternative Fächer mit chirurgischer Komponente wie z.B. Gyn oder HNO).

chil-i
23.02.2012, 21:28
Ich fände weitaus sinnvoller, das PJ in Quartale aufzuteilen und dann zwei Wahlfächer wählen zu können.

Healix
24.02.2012, 14:00
Jo, finde ich ebenfalls. Den einen Monat weniger in der Chirurgie werden die meisten sehnlich herbeiwünschen, und die Internisten wirds nicht schmerzen. Gibt schon so gut wie keine Möglichkeiten, im Studium Inhalte auszuwählen.

epeline
24.02.2012, 16:02
es gibt auch leute, die sich einen monat weniger innere wünschen ^^

Keenacat
24.02.2012, 16:42
Wenn, dann Allgemeinmed bitte als Zweiwochenpraktikum im Innere-Tertial, meinethalben auch verpflichtend (tut sicher keinem weh, mal aus ambulanter Perspektive zu gucken). Drei Pflichttertiale sind natürlich einfach Bullsh*t.

dreamchaser
24.02.2012, 22:58
Früher war das PJ mal in 4 Teile aufgeteilt, ich meine, man konnte damals 2 Teile wählen. War zu den Studienzeiten meiner Mutter, also schon sehr lange her.

Muriel
25.02.2012, 09:32
Nee, da war Gyn zusätzlich verpflichtend.

dreamchaser
25.02.2012, 12:01
Ah, ok, ich war mir nicht sicher, ob das verpflichtend war, oder ob sie das gewählt hatte. Aber wenn man das mit der Allgemeinmedizin umsetzen will, dann könnte man es ggf. so machen. Nur möchte man ja die Studenten wahrscheinlich am ehesten in Landarztpraxen schicken: die sind am wenigsten auf sowas ausgerichtet, und eine Unterkunft gibt es wahrscheinlich in den wenigsten Fällen.

Muriel
25.02.2012, 12:24
Zumal gerade in Praxen die Skepsis gegenüber Studenten oder generell "Neuen" sehr groß sein kann und ich mich deshalb frage, was die da genau wollen. Selbst ich als Ärztin habe, als ich mit mehrjähriger Berufserfahrung neu in die Praxis dazugekommen bin, erst mal sehr argwöhnische Blicke erhalten und immer wieder Sprüche wie "Nein, ich geh zum Doktor!" Alteingesessene Patienten lassen sich nicht so einfach auf Studenten "abschieben". Und selber entscheiden darf man ja eh nichts als Student. Eine Arbeitserleichterung oder Bereicherung für unterversorgte Gebiete sehe ich nicht wirklich, nur sehr viel Frust.

epeline
25.02.2012, 13:27
davon abgesehen, dass viele praxen gar nicht die räumlichkeiten für diesen zweck haben... ich m eine, soll man 4 monate im gleichen sprechzimmer daneben hocken? (wie im blockpraktikum bei mir)
es bräuchte dann ja ein extra behandlungszimmer.... und lehr-willige hausärzte

Feuerblick
25.02.2012, 14:52
Das ist ja auch der Kritikpunkt, denn sogar der Berufsverband der Allgemeinmediziner in seiner Stellungnahme erwähnt. Man müsse Geld investieren für ein eigenes Sprechzimmer, man müsse Zeit investieren für die Betreuung der Studenten.
Mal ehrlich: Welcher Allgemeinmediziner gibt sich das? Einen unwilligen Studenten im Pflichttertial, den er babysitten muss, für den er Räumlichkeiten schaffen muss und über den sich wegen akuter Lustlosigkeit am Ende auch noch die Patienten beschweren? Man würde ja nicht nur den Studenten etwas aufdrücken, was die nicht wollen, sondern eben auch den Allgemeinmedizinern... :-nix

WackenDoc
25.02.2012, 16:46
Bevor man über nen Pflichttertial in der Allgemeinmedizin nachdenkt, wäre wohl ein echter Fähigkeitenkatalog für´s Studium sinnvoll.

Übrigens würde sich Anästhesie fast noch besser als Allgemeinmedizin für ein Pflichttertial eignen-incl. Rettungs/Notfallmedizin.

Die Aufwertung der Allgemeinmedizin bekommt man sicher nicht über ein Pflichttertial hin- sondern darüber, dass die Allgemeinmedizin aus ihrem Schattendasein raus kommt(und nicht von wegen wir in der universitären Medizin sind das Maß aller Dinge, Arbeit in den kleinen Häusern ist nur Schmalspurmedizin und Allgemeinmedizin ist eh nur Husten-Schnupfen-Durchfall, dafür braucht man eigentlich auch keine 6 Jahre studieren) und natürlich über gescheite Arbeitsbedingungen´.

Mit dem Pflichtterial kann ja auch nicht so ganz passen- sonst wären Innere und Chirurgie ja überlaufen. Aber da schaffen es ja einige Häuser erfolgreich, auch noch die letzten tapferen Interessenten im PJ zu vergraulen.

DocEmmetBrown
01.03.2012, 07:16
Kann dem Vorschlag auch nichts abgewinnen. Die Behandlung vieler Krankheitsbilder in der allgemeinmedizinischen Praxis lernt man ja vermutlich auch (natürlich nur bei entsprechender Betreuung) im Innere Tertial, gibt ja auch hausärztliche Internisten. Kleinere chirurgische Fertigkeiten (z.B. Fäden ziehen, Abszesse spalten) lernt man vermutlich im Chirurgie Tertial. Auch für den angehenden Allgemeinmediziner wäre es da doch viel sinnvoller, sich aus einem anderen Fach noch Kenntnisse anzueignen. Fächer wie HNO, Neurologie, Pädiatrie oder Urologie kommen ja auch im Alltag des Allgemeinmediziners vor.

formaline
11.03.2012, 14:30
Hallihallo!
Ich äußer mich auch mal dazu:
1. stimme ich allen Gegenargumenten zu!
2. wenn es kein Wahltertial gibt, wann mache ich dann z.B. mein Tertial Pathologie oder Radiologie (neu an unserer Uni)?
3. HIER DARF MAN ÖFFENTLICH SEINEN FRUST DARÜBER ABLASSEN:
http://hammerexamen.de/postcard/index.php?step=1

:)