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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Fragen über fragen



sommermensch
26.02.2012, 13:31
Also, ich bin jetzt in der 10. Klasse und werde bald 16. Langsam drängt sich schon die Frage auf, was man später mal machen möchte. Ich mache mir schon seit längerer Zeit ernsthafte Gedanken und da ich schon seit sehr langer Zeit die Möglichkeit eines Medizinstudiums in Betracht ziehe, wollte ich mal einige Fragen loswerden. :)
Mich interessiert vor allem eigentlich schon das Studium an sich, ich zweifle nur noch, ob mir auch der spätere Beruf wirklich Spaß machen kann. Man hört ja gerade von der Arbeit im Krankenhaus nicht viel gute. Lange Schichten, extrem hoher Duck und dafür ist die Bezahlung auch nicht wirklich angemessen. Auf der anderen Seite denke ich, dass man mit dem Medizinstudium viele verschiedene Dinge machen kann: Krankenhaus, eigene Praxis, Labor, Forschung ... Irgendetwas was mir Spaß macht wird schon dabei sein. Aber so anzufangen ohne so richtig eine Idee zu haben was man machen kann? Ich kenne einige, die jetzt schon genau wissen, dass sie z.B. Neurochirurg werden wollen. Wie war das bei euch? Hattet ihr auch so richtig Pläne und haben sie sich während des Studiums oder in der Zeit als Assistenzarzt nochmal stark verändert? Mir Persönlich macht gerade die Arbeit mit Kindern sehr viel Spaß (Kinderarzt, Kinderchirurg, Pädiatrie <-- was ist eigentlich genau der Unterschied?)
Viele sagen, man soll einfach ein Praktikum machend danach wird man schon wissen, ob es einem gefällt oder nicht. Bekommt man in den ein oder zwei Wochen aber wirklich genug Einblicke um das sagen zu können. Einige, die ich kenne haben letztes Jahr eine Woche Praktikum im Krankenhaus gemacht und waren nicht sehr begeistert. Sie waren nur auf einer Station und hatten eher so den Eindruck im Weg zu sein.
Ich überlege auch ein freiwilliges soziales Jahr im Ausland nach dem Abi in einem Krankenhaus zu machen. Hat jemand von euch Erfahrungen gemacht? Mit gefestigten Sprachkenntnissen gäbe es auch die Möglichkeit im Ausland zu studieren oder dort zu arbeiten. Welche Länder bieten sich an? Ich habe gehört, dass dort oft die Arbeitsbedingungen besser sind, aber es nahezu unmöglich ist, wenn man nicht reich ist dort einen bezahlbaren Studienplatz zu bekommen. Hat jemand damit Erfahrungen gemacht?

Ich weiß, dass ich noch Zeit habe, aber man macht sich ja schon so seine Gedanken und da wollte ich einfach mal ein paar Dinge fragen. Danke schonmal ;)

Sommermensch

magertopfen
26.02.2012, 14:07
Hallo Sommermensch,

falls du es noch nicht gemacht hast: wenn du ein wenig das Archiv des Forums durchstöberst, findest du sicher viele Infos, die auch für dich hilfreich wären.

Zu deinen Fragen/Gedanken:


Lange Schichten, extrem hoher Duck und dafür ist die Bezahlung auch nicht wirklich angemessen.
Das kommt auf viele Faktoren an: das Fach, die Arbeitsstelle, deine eigene Person. Ob das Geld für dich reicht, musst du selbst entscheiden. Auch hier ist das Fach entscheidend - man kann in der Medizin sicher auch Geld machen, wenn man es darauf anlegt und sich geschickt anstellt. Großer Reichtum ist aber nicht der Standard.



Aber so anzufangen ohne so richtig eine Idee zu haben was man machen kann? Ich kenne einige, die jetzt schon genau wissen, dass sie z.B. Neurochirurg werden wollen.
Die meisten fangen ohne fixe Idee an. Und die fixen Ideen manch anderer ändern sich noch eintausend Mal während dem Studium (bleib gespannt was aus deinen Neurochirurg-Freunden wird!). All das ist normal und kein Grund zur Unruhe. Ausnahmen sind meistens Leute, die von den Eltern irgendeine Praxis übernehmen sollen.



Kinderarzt, Kinderchirurg, Pädiatrie <-- was ist eigentlich genau der Unterschied?)
Kinderarzt ist das selbe wie Pädiater. Dieser behandelt Kinder mit zumeist konservativen Methoden, also ohne große chirurgische Eingriffe (z.B. mit Medikamenten oder einfachen Eingriffen). Ein Kinderchirurg behandelt chirurgische Fälle und ist auch ein eigener Facharzt. Hier nochmal zu der Frage bzgl. Bezahlung: leider sind die meisten Fachrichtungen, die mit Kindern zutun haben, im Durchschnitt schlechter bezahlt als andere.



Bekommt man in den ein oder zwei Wochen aber wirklich genug Einblicke um das sagen zu können.
Wahrscheinlich nicht. Schaden kann ein Praktikum aber sicherlich nicht. Bezüglich Studium und Praktikum im Ausland kann ich dir mangels Erfahrungen nicht weiterhelfen.

Zusammengefasst finde ich, dass bei gegebenem Interesse und mangels besseren Alternativen nichts gegen ein Medizinstudium spricht. Schau dir auch mal diese Flowchart auf meinem Blog (http://topfen.wordpress.com/2012/02/15/flowchart/) an, um dir ein Bild der Möglichkeiten nach dem Medizinstudium zu machen.

sommermensch
26.02.2012, 14:22
Vielen Dank :)
Ja, ich habe schon ziemlich viel im Forum und auch in verschiedenen Blogs gelesen.

Was die Sache mit der Bezahlung angeht, erwarte ich sicher nicht damit stinkreich zu werden, aber man möchte eben schon angemessen für das was man tut und eben den Streß und den Druck, dem man ausgesetzt ist, bezahlt werden. Das ist her sicher auch stark von der Fachrichtung abhängig.

Dass sich der ganz spezielle Berufswunsch oft ändert, habe ich auch schon oft gelesen, aber viele oder sogar die meisten haben nach meinem Eindruck und was ich eben in den Blogs gelesen habe zu beginn des Studium eine relativ genaue Vorstellung, was sie später machen wollen. Du bist jetzt im 8. Semester, darf man fragen, ob du schon einen Plan hast oder das ganze immer noch so auf dich zukommen lässt? ;)

Und danke für die absolut geniale Flowchart, die meinen Eindruck verstärkt, dass man mit einem Medizinstudium echt viel machen kann, an was man vielleicht nicht gleich denkt. :)

Sommermensch

Kackbratze
26.02.2012, 14:52
Dass sich der ganz spezielle Berufswunsch oft ändert, habe ich auch schon oft gelesen, aber viele oder sogar die meisten haben nach meinem Eindruck und was ich eben in den Blogs gelesen habe zu beginn des Studium eine relativ genaue Vorstellung, was sie später machen wollen.

Viele haben auch keine echte Ahnung, was sie machen wollen, sondern nur eine Liste von Fachbereichen, die sie NICHT machen wollen und während des Studiums, bzw. im PJ kristallisiert sich erst der eigentliche Fachbereich heraus.
Die schreiben sowas nur nicht in ihren Blog ;-)

Auch später kann man Fachwechsel problemlos wechseln, man ist nicht ein Leben lang an den einmal begonnenen Weg gebunden.

magertopfen
26.02.2012, 15:07
Die schreiben sowas nur nicht in ihren Blog
:D


Du bist jetzt im 8. Semester, darf man fragen, ob du schon einen Plan hast oder das ganze immer noch so auf dich zukommen lässt? ;)
Naja - ich würde es anders formulieren als "noch keinen Plan haben" - ich sehe noch keinen Grund mich auf eine Fachrichtung festzulegen. Klar hab ich die ein oder andere Idee (Neuro? Innere? Auge?), manche Sachen kann ich mir derzeit auch gar nicht vorstellen (Unfallchirurgie) - aber ich lebe nach Yoda im jetzigen Moment.

Nochmal zu Bezahlung: es ist im Vergleich zu dem, was Fußballer bekommen, sicher nicht angemessen. Man muss sich wahrscheinlich zusätzlich auch mit dem immateriellen Wert der Arbeit zufrieden geben, etwas wertvolles und sinnvolles zutun.

sommermensch
26.02.2012, 15:44
Man muss sich wahrscheinlich zusätzlich auch mit dem immateriellen Wert der Arbeit zufrieden geben, etwas wertvolles und sinnvolles zutun.

Das hast du aber schön gesagt :)
Aber stimmt schon irgendwie.

Kackbratze
26.02.2012, 16:09
Nein, sollte man nicht tun.
Auf diesem Boden wurden die schlechten Dienstbezahlungen und schlechten Arbeitsbedingungen gegründet, die es in anderen Ländern so nicht gibt.
Medizin ist immernoch primär Arbeit und Arbeit gehört bezahlt.

sommermensch
26.02.2012, 16:15
Nein, sollte man nicht tun.
Auf diesem Boden wurden die schlechten Dienstbezahlungen und schlechten Arbeitsbedingungen gegründet, die es in anderen Ländern so nicht gibt.
Medizin ist immernoch primär Arbeit und Arbeit gehört bezahlt.

Natürlich möchte man dafür bezahlt werden, anders geht es ja nicht. Aber man kann und muss sich ja auch mit dem Gehalt abfinden und man hat zusätzlich eben noch den immateriellen Wert seiner Arbeit, die bestimmt sinnvoller ist als, wesentlich besser bezahlt, Fußballprofi oder so etwas zu sein, obwohl man sicherlich mehr Stress und Druck und so hat.

Ich denke mal so war das gemeint und so habe ich das auch verstanden.

magertopfen
26.02.2012, 16:27
Stimme dir zu, Kackbratze. Das war keine besonders gut gewählte Formulierung - die Betonung liegt darin auf "auch" - natürlich bin ich der Meinung, dass man sich für angemessene Bezahlung und Arbeitsbedingungen einsetzen muss.

Ich finde aber, man kann sich, um das Gefühl der Ungerechtigkeit etwas in Zaum zu halten, trotzdem vor Augen halten, dass medizinische Arbeit auch immaterielle Belohnung zu bieten hat - für mancheinen mehr noch als vielleicht andere Berufe - ist aber sicher individuell verschieden. Das schließt nicht aus, dennoch für gute Arbeitsbedingungen einzustehen. Im Gegenteil - diese sind sogar Voraussetzung für eine "gute" Medizin, die auch Spaß macht und Erfüllung bringt.

hansfritz
26.02.2012, 16:46
jede arbeit muss spass machen und trotzdem bezahlt werden, so weit so klar :-)
andere frage: wieso sollte arzt besser als ein lehrer bezahlt werden,
das fragt aber keiner :-)
vllt. weil die menschen mehr angst haben krank zu werden, als blöd durch das leben zu gehen?
jede tätigkeit m.M. nach wird so bezahlt, wieviel es für die anderen wert hat?

Kackbratze
26.02.2012, 18:51
andere frage: wieso sollte arzt besser als ein lehrer bezahlt werden,
das fragt aber keiner

Der Arzt muss nicht besser als ein Lehrer bezahlt werden, es sollte nur die Arbeit so bezahlt werden, wie sie geleistet wird.
Wenn ich jetzt in 5 Nachtdiensten in Folge komplett durchgekeult habe und keinen Schlaf hatte und trotzdem "nur" einen Bereitschaftsdienst mit entsprechendem Abschlag bezahlt bekomme, frage ich mich, wo da die gerechte Bezahlung für die geleistete Arbeit bleibt.

Die "warum soll der XXX-Beruf besser als der Arztberuf sein"-Diskussion mit den entsprechenden Gehaltsvorstellungen der jeweils antretenden Arbeitsgruppen sind per Boardsuche gut zu erreichen und sollten hier nicht diskutiert werden. :-meinung

hansfritz
26.02.2012, 23:17
C’est la vie:-))

mit so was wie "5 Nachtdiensten in Folge" kenn ich mich NOCH nicht,
ich hoffe, damit werde ich mich schon früher oder später auseinandersetzen.

zu Deiner und meiner verteigung, Kackbratze: :D
allein für das MedizinStudium sollte man mehr später verdienen dürfen

alles wieder gut? :)

Kackbratze
26.02.2012, 23:54
Ich habe dein Posting nicht als Angriff aufgefasst, keine Sorge.

Was die 5 Nachtdienste anbetrifft, die waren NICHT in einer Woche, aber alle innnerhalb von 3 Wochen, weswegen man danach schon ein bischen "durch" ist und sich fragt, warum es als Bereitschaft bezahlt wird, wenn es doch alles Andere als blosses "bereit sein" ist.

Und ja, es gab wegen solcher Probleme schon mehrfach Eingaben bei der Verwaltung, aber "ruhige Dienste" ruinieren wieder den Schnitt, so dass am Ende die kühlen Rechner in der Verwaltung, die pünktlich und ohne Nachtdienste nach Hause gehen, den längeren Hebel haben.