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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Psy-Weiterbildung: Tiefenpsychologie vs. Verhaltenstherapie



Dr. Glucosidase
01.03.2012, 21:05
Hallo,

mache seit 1,5 J. FA-Weiterbildung in tiefenpsychologisch/psychodynamischer Richtung. Komme damit aber nicht gut zurecht, empfinde sie deutlich belastender als meinen früheren Job in ner Uniklinik (Somatik, Arbeitspensum doppelt so hoch, Mobbing etc).
Kenne die kognitiv-verhaltenstherapeutische Arbeit nur aus Büchern und da scheint es mir, dass sie emotional weniger belastend ist. Hat jemand Erfahrung auf beiden Gebieten?

Hab keine Idee, wie ich für mich die VT ausprobieren kann: Wenn ich mit meinen Patienten einfach VT-isch arbeite, fliege ich (mein Chef ist Hardcore-Analytiker). Einfach zur VT-Weiterbildung wechseln und mit meinen Patienten weiter TP-isch arbeiten bringt's schon gar nicht. Hospitation kenne ich nur als "kannst mit ins Autogene Training, in die Kunst- und Lauftherapie gehen" - das erleichtert mir die Entscheidung auch nicht. Wie habt Ihr Eure richtige Richtung für Euch rausgefunden? Einfach (die Klinik gewechselt und) überraschen lassen?

Bin gespannt auf Eure Antworten!

EKT
02.03.2012, 19:28
Welche Art FA-Weiterbildung ist das? Warum ist es für dich belastend? Ist es die Arbeit mit den Patienten oder die Auseinandersetzung mit dir selbst?

Dr. Glucosidase
03.03.2012, 14:31
FA Psychosomatik, wobei der Somatik-Teil bei uns nur etwa 2 Stunden pro Woche ausmacht.

Zu schaffen macht mir eindeutig die Arbeit mit den Patienten (Selbsterfahrung find ich mittlerweile ganz gut). Anfangs war das auf bestimmte Störungsbilder beschränkt (F60.3, Narzissten und passiv-Aggressive), aber damit hab ich umgehen gelernt. Jetzt fühle ich mich chronisch-diffus belastet, schraube mich während der Arbeitszeit in was Maniformes hoch und breche in der Freizeit in was Depressiv-Somatisierendes ein.

Hab einfach den Punkt erreicht, wo ich mir nur noch die Frage stelle: VT ausprobieren oder zurück in die Somatik?

stennadolny
03.03.2012, 15:25
Man sollte vielleicht mal mit dem Psycho-Vokabular aufhören und @EKT nicht gleich herumpsychologisieren: Arbeit mit (richtig) Psychisch Gestörten ist auf Dauer IMMER sehr anstrengend, vor allem im Psychotherapiebereich.

Wenn ich schon höre, daß:
Wenn ich mit meinen Patienten einfach VT-isch arbeite, fliege ich (mein Chef ist Hardcore-Analytiker). dann sollte man solche Opossums einfach meiden. Klingt etwas sektiererisch - so etwas gibt es in München z.B. im Psychsomatik-Bereich auch, weil da ein Provinzheini seine Eigene Suppe kochen mußte.

Daß man bei einer Hospitation nicht zur Einzelsitzung zugelassen wird, ist normal (warum auch ?)

Die "eigene" Richtung gibt es nicht. Hängt vielmehr von Kollegen, Vorbildern, Mentoren und der Literatur ab, die man liest. Und auch vom Patientengut, das man bekommt. In der VT machen schlichte Phobien oder Zwänge meist kein Problem, aber wehe man hat mal einen hochkomplexen Schizophrenen, der eigentlich eine ausgewachsene kombinierte Persönlichkeitsstörung mit massivem Krankheitsgewinn ist.......

Würde an Deiner Stelle schlicht mal das Psychiatriejahr angehen oder gar ein halbes Jahr Innere zwischenschieben, um etwas anderes zu sehen und so den Horizont zu erweitern. Kannst ja auch auf eigene Faust schon jetzt über Ausbildungsinstitut/Privatsupervision mit VTler in VT hineinschnuppern; die meisten VTler, die ich kenne (mache es genauso) sind da recht offen und keineswegs "hardcore" im Gegensatz zu manchen TP und den meisten (jawohl !) Analytikern.