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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Traumfach oder Traumbedingungen?



Moonchen
05.03.2012, 10:31
Hallöchen,

Erstmal zu meiner Situation: Ich habe im November letzten Jahres mein Examen gemacht und bin nun auf der Suche nach der 1. Stelle. Mein Wunschfach stand nach dem PJ eindeutig fest, und das war Pädiatrie. Hatte dann auch ab September fleißig insgesamt 20 Initiativbewerbungen verschickt - leider keine wirklich positive Rückmeldung. Hatte dann Mitte Februar bei insgesamt 50 Kliniken in ganz Deutschland angefragt ob dort demnächst was frei wird (so langsam geht mir nämlich auch das Geld aus, so dass ich wirklich allerspätestens Anfang Mai anfangen muss zu arbeiten) - auch hier leider meistens nur die Aussage, dass in nächster Zeit nichts frei wird.

Tja, habe mich dann also parallel für Innere Medizin beworben, was mir auch immer relativ viel Spaß gemacht hat, aber eigentlich immer meine Zweitwahl bezüglich des Fachs war. Und hier hatte ich ein Super-Vorstellungsgespräch + Hospitation: relativ kleines KH aber volle Weiterbildungsermächtigung, ca. 45km von meinem jetzigen Wohnort entfernt (Umziehen müsste man erstmal nicht, was mir auch echt recht wäre), das ganze Team supernett, geregelte Einarbeitung, elektronische Zeiterfassung, Überstunden gibt es zwar aber wohl nicht so viele, überschaubare Anzahl an Diensten, 1-Jahres-Vertrag der jedoch noch nie nicht verlängert wurde, Weiterbildung ist wohl auch super. Also wenn man Innere machen will denke ich eine Traumstelle und ich bin echt am Überlegen ob ich dort zusagen soll/will. Müsste mich bis zum Freitag entscheiden.

In der Zwischenzeit habe ich jedoch auch noch zwei Termine für Vorstellungsgespräche in der Pädiatrie diese Woche bekommen.
Krankenhaus A ist ca. 80km von meinem jetzigen Wohnort entfernt. Ich kenne einen Arzt der dort arbeitet - das Team soll wohl auch supernett sein, allerdings muss die Arbeitsbelastung hoch sein: 6-7 Dienste im Monat, erster Dienst nach ca. 4 Wochen, Überstunden können zwar aufgeschrieben werden, macht das Team aber wohl nicht so (sprich, ich als Einzige kann mir das dann wohl auch nicht leisten).
Krankenhaus B ist 300km von meinem Wohnort entfernt und über das Haus weiß ich leider noch gar nichts.

Tja, und nun zu dem Dilemma: Ich bin nicht grundsätzlich gegen einen Umzug, allerdings würde ich - wenn irgend möglich - schon gerne hier in der Umgebung bei meinem gewohnten Umfeld bleiben. Zumal ich denke,dass man zum Arbeitsleben einen geregelten Freizeit-Ausgleich braucht. Ich denke, dass es mir auch in der Inneren gefallen würde, aber wahrscheinlich nicht ganz so sehr wie in der Pädiatrie; schätze mich jedoch auch so ein, dass ich einen Fachwechsel, wenn ich erstmal eingearbeitet bin und ich ein nettes Team um mich rum habe, wahrscheinlich nicht durchführen werde (ich bin kompliziert, ich weiß ;) ).

Was meint ihr also - bequem sein und die Innere-Stelle in der Nähe annehmen oder auf jeden Fall das Wunschfach wenn auch die Arbeitsbedingungen nicht so gut wie dort wären?
Mir ist bewusst dass ich sowieso die beiden Vorstellungsgespräche abwarten muss, aber da ich mich dann ja bis Freitag entscheiden müsste hätte ich schon gerne etwas Input ;)

Sorry für den langen Text und danke schonmal für alle Antworten!
Moonchen

dreamchaser
05.03.2012, 10:57
Noch weisst du ja nicht, wie in den Pädiatrieabteilungen aussieht, also schau dir die beiden Kliniken erstmal an. Und wie es genau an den Kliniken aussieht erfährst du eh erst, wenn du dort ein paar Wochen arbeitest, auch wenn du hospitiert hast.

Bezüglich der Pädiatrieabteilungen kannst du dort ja mal fragen, ob eine Unterkunft im Personalwohnheim vorerst möglich wäre, gerade bei der Klinik, die weiter entfernt ist. Dann kannst du dort erstmal unterkommen, ohne den großen Umzug zu machen - und wenn es dir gefällt, dann kannst du immer noch komplett umziehen und kennst dort schon ein paar Leute. Und die Mietkosten in den Wohnheimen sind meistens sehr niedrig, da geht eine doppelte Miete.

Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen: du triffst an jedem Ort nette Menschen und auch solche, die du nicht gut leiden kannst. Man kann mit den richtigen Menschen im Umfeld auch aus (fast) jedem Ort etwas machen.
Und sollte deine Entscheidung auf die Innere fallen, dann kannst du diese Kenntnisse für jedes Fach nutzen (und oft auch anrechnen lassen). Schau dir die verschiedenen Arbeitsmodelle an (24h Dienste? Schichtdienste? wie viele WE?)und schreib dir Pro-/Contra-Listen für die Kliniken und entscheide dich danach. Und die Stelle wechseln kannst du immer noch.

WackenDoc
05.03.2012, 12:55
Wäre es denn ne Option, nicht in ner Klinik, sondern einer Praxis mit der Pädiatrie anzufangen und später in ne Klink zu wechseln?

Feuerblick
05.03.2012, 14:12
Wenn dir die Bedingungen in den beiden Päd-Häusern nicht wirklich zusagen, spricht doch nichts dagegen, erst einmal Innere zu machen ohne Umzug und in aller Ruhe die passende Päd.-Stelle zu suchen. Kenntnisse in Innerer Medizin sind garantiert nie von Nachteil. Und Kohle käme auch erst mal rein...

psycho1899
05.03.2012, 22:04
Wäre es denn ne Option, nicht in ner Klinik, sondern einer Praxis mit der Pädiatrie anzufangen und später in ne Klink zu wechseln?

Glaubst Du, dass es sinnvoll ist, seine Weiterbildung in einer Praxis zu beginnen? Ich denke, ich würde es - für mein Fach - nicht empfehlen können bzw. hätte es für mich überhaupt nicht vorstellen können. Und suchen Praxen tatsächlich absolute Berufsanfänger ohne jegliche klinische Erfahrung?

Ansonsten hat es dreamchaser schön zusammengefasst... erst Mal beide Päd-Kliniken anschauen und dann entscheiden. Wenngleich 1 J Innere sicherlich nie verkehrt ist, kann ich auch verstehen, dass der Threadersteller zögert und Angst hat, in der Inneren hängen zu bleiben ;-)

Im Zweifel würde ich mich eher für mein Traumfach entscheiden und etwas schlechtere Arbeitsbedingungen schlucken; ist aber meine persönliche Meinung.

WackenDoc
06.03.2012, 06:30
Hängt sicher vom Fachgebiet ab.
Ich wollte einfach nur eine weitere Option aufzeigen.

Picknicker
06.03.2012, 10:23
Ich würde die Innere-Stelle nehmen. Man braucht Innere für fast alles und mit Berufserfahrung wird man von den Pädiatern sicher lieber genommen, als als Berufsanfänger, d.h. es sollte auch später kein Problem sein, ne Stelle in der Pädiatrie zu bekommen.
Die Bedingungen sind offensichtlich sehr gut, also zuschlagen!

Moonchen
06.03.2012, 12:07
Schonmal vielen lieben Dank für eure Antworten!

Wie psycho auch sagte: Ich habe halt etwas Angst, dass ich in der Inneren hängenbleibe - der Mensch ist ja bequem, und wenn man erstmal eingearbeitet ist, Fortschritte macht und die Bedingungen nicht allzu schlecht sind überlegt man es sich sicherlich 2x ob man dann wieder in etwas relativ Ungewisses wechselt. Zumal das Haus zwar "nur" 45km von meinem jetzigen Wohnort entfernt ist, mit den Öffentlichen aber äußerst schlecht erreichbar - für eine bestimmte Zeit geht das sicherlich, aber längerfristig würde ich dann schon Umziehen, und dann ist man ja auch erstmal wieder gebundener. Weiterhin werden auch den Facharzt für Päd auch nur 1/2 Jahr Innere angerechnet - je länger ich da bleibe desto weniger lohnt es sich also zu wechseln.
Meint ihr denn wirklich, dass ein Chef eher einen Neuen einstellt, der Berufserfahrung in einen fremden Fach hat als jemanden, der frisch von der Uni kommt?

Nun ja, ich warte mal meine Gespräche morgen und übermorgen ab und melde mich dann nochmal :-D

lg
Moonchen

LasseReinböng
06.03.2012, 16:51
Wurde die Alternative KiJu-Psychiatrie als Einstieg schon erwähnt ? Schließlich sind die Krankheitsbilder in der Päd ja doch anders als in der Inneren, wage ich mal zu behaupten, obwohl ich die Päd-Vorlesung immer geschwänzt habe... es sind halt keine kleinen Erwachsenen.:-D

Espressa
06.03.2012, 17:18
Also ich hätte nieeeemals eine andere Fachrichtung gemacht. Und Innere schon grad dreimal nicht, das ist so mit das schlimmste was ich mir vorstellen kann. Klar, Kenntnisse darin sind sicherlich von Vorteil, und zwar so ziemlich für alles, aber es ist in meinen Augen das mit frustrierendste Fach mit multimorbiden alten Menschen von denen man die allermeisten nicht "heilen" wird. So ziemlich das Gegenteil von Pädiatrie, wo die doch jungen Patienten doch häufig genesen.

Überleg dir gut was du wirklich machen willst. Fühlst du dich zur Kinderheilkunde berufen dann mach das.
Gerade als junger Mensch findet man überall schnell Anschluss, auch wenn die Stadt weiter weg ist. Bin selbst zweimal berufsbedingt umgezogen, erst ca. 200 km, dann 500 km weit weg. Ging alles, und Glück im Privatleben findet man oft dort wo man es am wenigsten erwartet.

Feuerblick
06.03.2012, 17:32
Naja, Moonchen schrieb ja, wenn ich mich recht erinnere, dass sie sich Innere durchaus vorstellen kann. Und dann wäre das durchaus eine Option.
@Moonchen: Was die Anrechenbarkeit angeht, sollte man sich da nicht allzu festlegen. Mein Ausflug in die Chirurge wurde mit NULL Monaten auf meine spätere Facharztweiterbildung in der Augenheilkunde angerechnet. Trotzdem betrachte ich die Zeit nicht als verschwendet. Ich habe da eine Menge gelernt... auch und gerade Stressresistenz! :-meinung