Erfolgreich forschen ohne Tierversuche?

[Karoline.Walter]

frage steht im titel. bin nicht prinzipiell gege tierversuche allerdings könnte ich das töten oder operieren an mäusen etc. pp. nicht übers herz bringen. was habti hr für erfahrungen gemacht? muss man als assistenzarzt noch selber töten oder machen das andere in der arbeitsgruppe und man kümmert sich eher um die auswertung?

[Nemesisthe2nd]

kommt drauf an... ich hätte es nicht machen müssen während der dr-arbeit... meine Postdoc war auch nicht besonders begeistert von den tierexperimenten und reisst sich nicht unbedingt drum nochmal so ein projekt zu haben...

aber das ist doch augenwischerei... selbst wenn du nicht direkt tiere tötest... wieviele Zellkulturen brauchen FCS zum wachsen.. und FCS ist Fetal Calf Serum. Natürlich stellt man das nicht selber her, aber die Firmen machen das Zeug auch nicht aus Luft und Liebe...
Oder die ganzen Antikörper können auch nur durch Einsatz von Tieren hergestellt werden...

also ob du die viecher nun selber um die ecke bringst oder das wer anders für dich erledigt ist moralisch kein großer unterschied...

aber so wie ich dich verstanden habe willst du das nur nicht selber machen... das sollte schon möglich sein sich davor zu drücken, vor allem weil man das ganze ja auch erstmal lernen muss, den schein zur handhabung von versuchstieren machen muss etc.
Wenn du gleich sagst dass du das nicht willst und dich halt auf Zellkultur, Histo etc beschränkst wird sich sicherlich jemand anderes finden, der sich um die Tiere kümmert... Kann aber auch gut sein, dass es AG-Leiter gibt die sagen: "nee das gehört jetzt dazu..."

btw. bist du vegetarier...?

[epeline]

ich forsche ja an menschen ^^

[Karoline.Walter]

kommt drauf an... ich hätte es nicht machen müssen während der dr-arbeit... meine Postdoc war auch nicht besonders begeistert von den tierexperimenten und reisst sich nicht unbedingt drum nochmal so ein projekt zu haben...

aber das ist doch augenwischerei... selbst wenn du nicht direkt tiere tötest... wieviele Zellkulturen brauchen FCS zum wachsen.. und FCS ist Fetal Calf Serum. Natürlich stellt man das nicht selber her, aber die Firmen machen das Zeug auch nicht aus Luft und Liebe...
Oder die ganzen Antikörper können auch nur durch Einsatz von Tieren hergestellt werden...

also ob du die viecher nun selber um die ecke bringst oder das wer anders für dich erledigt ist moralisch kein großer unterschied...

aber so wie ich dich verstanden habe willst du das nur nicht selber machen... das sollte schon möglich sein sich davor zu drücken, vor allem weil man das ganze ja auch erstmal lernen muss, den schein zur handhabung von versuchstieren machen muss etc.
Wenn du gleich sagst dass du das nicht willst und dich halt auf Zellkultur, Histo etc beschränkst wird sich sicherlich jemand anderes finden, der sich um die Tiere kümmert... Kann aber auch gut sein, dass es AG-Leiter gibt die sagen: "nee das gehört jetzt dazu..."

btw. bist du vegetarier...?

danke! ja ich bin vegetarierin.
mein problem ist aber tatsächlich der akt des tötens an sich. ich sehe schon ein dass es in der forschung tierversuche braucht. finde es nur einfach traurig, die mäuse in ihrem käfig mit klettergerüst und kleinem haus spielen zu sehen und dann kommt man eines tages vorbei und bringt die tiere um. ich bringe das einfach nicht übers herz. das kann man albern finden oder auch nicht. ich habe aber angst dass ich die stelle nicht bekomme wenn ich sage, dass ich keine tierversuche durchführen will. d.h. ich kann die tiere nicht im stall besuchen, nicht füttern, nicht operieren und nicht töten. der umgang mit gewebeproben im labor dagegen wäre dann für mich okay.

[Keenacat]

Informier dich genau darüber, was deine Aufgabenbereiche in der Arbeitsgruppe sein werden. Je nach Thema musst du auch in einer Arbeitsgruppe, in der an Versuchstieren geforscht wird, nicht unbedingt direkt mit den Tieren und dem Töten selbiger in Kontakt kommen. Wenn dein gewähltes Thema das allerdings beinhaltet, musst du dir überlegen, dir was anderes zu suchen.
Die Versorgung der Versuchstiere (füttern, Ställe reinigen) obliegt meist doch eh nicht den Arbeitsgruppen, oder? Ich meine, dafür haben die Institute Tierpfleger. Als Wissenschaftler kommst du sicherlich wenn eher mit dem Töten/Operieren/Manipulieren der Tiere in Kontakt und weniger mit den alltäglichen Verrichtungen.

[Rico]

In meiner Abteilung haben glaub nur zwei Leute überhaupt die Lizenz zum (Mäuse) töten... der Rest forscht halt am Menschen oder der Kultur...

[schmuggelmaeuschen]

bei uns im Insitut gibt es ser viele AGs die ohne Tierversuche aus kommen und selbst in denen die töten müssen gibt es immer wieder Doktoranten die das nicht können/wollen, dann backt man einfach etwas öfters Kuchen und fragt eine nette TA ob die das für einen tuen kann. Am besten übernimmt man im Gegenzug eine andere ungeliebte Aufgabe der Kollegin/des Kollegen.
Ich hab schon öfters Mäuse töten und präppen, gegen spitzenstecken oder Autoklavendienst getauscht :-)

Erkläre deine Situation und frag einfach mal nett rum

[sascha88]

Hallo!
Cool, dass ich auch mal was beitragen kann. Ich fühle mich normalerweise immer recht überfordert, wenn ich sehe, auf welche Gedanken die Leute hier kommen, die ich mir bisher noch nicht gemacht hatte!
Ich kann etwas zu biochemische/molekularbiologischen Forschung sagen. Ich forsche an einer recht renommierten Uni, und habe auch schon mitveroeffentlicht, das sage ich jetzt nicht um angeben zu wollen, sondern, weil ich deshalb denke davon ein wenig Ahnung zu haben.
Generell ist zu sagen, dass es natürlich darauf ankommt, wie hoch du hinaus möchtest.
Die drei Topmagazine, CNS (Cell, Nature oder Science) erwarten im Normalfall eine Bestätigung der Ideen, die man ja oft erst in Zellkultur entwickelt, durch ein Tiermodell. Mir fallen da zwei Möglichkeiten ein, drumherum zu kommen: Die erste wäre, wenn du für das spezielle Projekt Patientenmaterial hättest, dass du untersuchen kannst. Die andere wäre, dass dein Projekt schon extrem bahnbrechend und gleichzeitig sicher ist. Beides sind m.E. aber ziemliche Ausnahmefälle, und da müsstest du zufälligerweise das passende Projekt, bzw. den passenden Principal Investigator bekommen, der auch gerne auf's Tiermodell z.B. aus ethischen Gründen verzichten möchte. Ich persönlich kenne da keinen. :-))

Aber Forschung ist cool, lass dich von Tierversuchen nicht entmutigen. Ich finde unsere Mäuse auch total süß, finde es auch nicht so schön, dass sie gezüchtet werden, um dann schnell wieder getötet zu werden (und das eventuell nachdem sie eine Krankheit durchlaufen haben), aber zumindest der Tod findet ja sehr schonend statt.
Und ohne das Tiermodell wäre eben Vieles nicht erforscht worden!

Lieben Gruss!
:-luigi

[Miss_H]

finde es nur einfach traurig, die mäuse in ihrem käfig mit klettergerüst und kleinem haus spielen zu sehen

Wo gibt es denn Klettergerüste und Häuser. Da wo ich war gab es mal ein Stück Zellstoff zum Haus bauen...


In meiner Abteilung haben glaub nur zwei Leute überhaupt die Lizenz zum (Mäuse) töten... der Rest forscht halt am Menschen oder der Kultur...

Wieso sollte man dafür eine Lizenz brauchen? Also im Biologiestudium tötet man schon im Grundstudium Tiere, zwar mit Anleitung, aber später auch alleine.


Ich kenne mich mit Medizin und Forschung noch nicht so gut aus. Willst du unbedingt in die Forschung? Im Bereich der Biologie gibt es viele die mit Hefen arbeiten oder Zellkultur. Töten nicht unbedingt Pflicht, aber häufig einfach eine tägliche Aufgabe.

[SuperSonic]

Wieso sollte man dafür eine Lizenz brauchen?
http://www.gesetze-im-internet.de/tierschg/__4.html

[Rico]

Wieso sollte man dafür eine Lizenz brauchen? Also im Biologiestudium tötet man schon im Grundstudium Tiere, zwar mit Anleitung, aber später auch alleine.weil man nicht einfach so heiter drauf los tierexperimentieren darf, sondern einen Fachkundenachweis braucht:
Tierversuche dürfen nur von Personen mit einschlägiger Fachkenntnis durchgeführt werden (§9 Abs.1 Tierschutzgesetz; Verwaltungsvorschrift zum Tierschutzgesetz vom 09.02.2000). Ein zentrales Element für den Nachweis dieser Fachkenntnis ist die Teilnahme an einem Kurs, in dem theoretische und praktische Grundkenntnisse zum Tierschutzrecht, zur Tierschutzethik und zur Versuchstierkunde vermittelt werden.

[schmuggelmaeuschen]

es gibt auch so zwischen Geschichten,
also man kann von jemanden der so eine Lizenz hat angelernt werden und dann darf man in einem gewissen Rahmen auch töten, wobei am ende eh nicht nachvollzogen werden kann wer wirklich welche Maus getötet hat und wer bloß seinen Namen dahin geschrieben hat.
Wobei es Tierversuche nicht nur an Mäusen gibt, für die großeren Tiere wird mit unter auch mal ein Tierarzt gerufen...
An toten Tieren arbeiten ist dann wieder etwas anderes, aber es ging ja nicht ums wer draf und wer nicht...

Ich bin froh, dass es bei mir nur Mäuse sind..

[ole_cranon]

rein aus Interesse. Da man an einer Uni ja forschen sollte, kann man das ganz ohne Labor machen also rein klinisch? Oder muss jeder mal ins Labor?

[Rico]

1. Gibt es auch an Unis z.T. reine Kliniker,2. Gibt's bei "der Forschung" alle Facetten zwischen reiner Laborarbeit und reiner klinischer Forschung. Wie immer je nach Abteilung: wenn die ganz großartig den XYZ123-Polymophismus von irgendeinem Gen beforscht, dann wird dort der Focus wohl eher im Labor liegen...