PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Autoaggressivität bei Jugendlichen



Seiten : [1] 2

Marion_EU
29.06.2003, 23:28
Was mich mal interessieren würde ist ob man während des Studiums eigentlich auch etwas über ein derartiges Krankheitsbild lernt? Wie sollte ein Allgemeinmediziner mit so einem Krankheitsbild umgehen?? Was meint ihr dazu?
Ich denke das viele Allgemeinmediziner damit ganz schön überfordert sind.
Was mich auch interessieren würde ob man dadurch entstandene Narben später korrigieren kann.

Rico
29.06.2003, 23:45
Ja, theoretisch im Psychiatrie-Kurs, hängt aber vom Dozenten ab. Kinder- und Jugendpsychiatrie wird ein bisserl stiefmütterlich behandelt... auch vom GK her...

Ein Allgemeinmediziner sollte sojemanden an entsprechende Stellen verweisen (also Kinder- und Jugendpsychiater oder entsprechend geschulte Psychotherapeuten).

Froschkönig
29.06.2003, 23:48
Hmm....kommt drauf an. Wenn die autoagressiven Handlungen im Drogenrausch oder ähnlichem verübt werden, ist es ja kein eigenes Krankheitsbild. Handgelenksschnitte zwecks Selbstmord sind meist eine Aufmerksamkeitsforderung und dann gibt´s da noch den Morbus Münchhausen, bei dem sich die Patienten selbst Wunden zufügen und sie durch Kot oder ähnliches infizieren, um im Krankenhaus zu bleiben. Ansonsten gibt es noch gewisse Erbkrankheiten, die mit Autoagressiven Tendenzen einhergehen (Lesh-Nyhan-Syndrom z.B.). Mehr fällt mir akut nicht ein. Was meinst Du damit denn genau ???

Man kann prinzipiell immer versuchen, Narben zu korrigieren. wenn es jedoch ganz kleine Narben sind, werden sie durch die Korrektur auch nicht besser. Die schlimmsten narben sind meistens die, die wirklich tief gehen und quer zu den Hautspaltlinien verlaufen. Soetwas kann man z.B. mit einer so genannten Z-Plastik zu korrigieren versuchen.

Marion_EU
30.06.2003, 00:50
Original geschrieben von Froschkönig
Was meinst Du damit denn genau ???

Man kann prinzipiell immer versuchen, Narben zu korrigieren. wenn es jedoch ganz kleine Narben sind, werden sie durch die Korrektur auch nicht besser. Die schlimmsten narben sind meistens die, die wirklich tief gehen und quer zu den Hautspaltlinien verlaufen. Soetwas kann man z.B. mit einer so genannten Z-Plastik zu korrigieren versuchen.

Ich meine Jugendliche (hauptsächlich junge Mädchen) die sich durch eine Posttraumatische Belastungsstörung(z.B sexuelle Gewalt) selbst verletzen.

Was ist eine Z-Plastik und kann man damit auch großflächiges vernarbtes Gewebe korrigieren?

Marion_EU
30.06.2003, 00:54
Original geschrieben von Rico
Ein Allgemeinmediziner sollte sojemanden an entsprechende Stellen verweisen (also Kinder- und Jugendpsychiater oder entsprechend geschulte Psychotherapeuten).
Das ist ja der Regelfall ! Aber ich meinte eigentlich etwas anderes. Durch den Psychotherapeuten wird ja nur die Ursache der Autoaggressivität behandelt aber der Allgemeinmediziner behandelt die Verletzungen und muß daher ja auch irgentwie mit dem Krankheitsbild umgehen.

milz
30.06.2003, 01:40
Also, bei dem Thema fallen mir spontan die Jack Ass-Nachahmer-Schwachköpfe ein.
Denen ist aber wohl nicht mehr zu helfen.


Durch den Psychotherapeuten wird ja nur die Ursache der Autoaggressivität behandelt aber der Allgemeinmediziner behandelt die Verletzungen und muß daher ja auch irgentwie mit dem Krankheitsbild umgehen.

Ist jetzt nicht böse gemeint, aber was erwartest Du denn?
Mit ein paar guten Ratschlägen und in 10 Minuten wird man so 'ne Psyche nicht wieder einrenken. Entweder kann man demjenigen empfehlen, eine Therapie zu machen oder bei akuter Selbstgefährdung eine Einweisung durchsetzen. Was willst Du sonst tun?

Ductus Botalli
30.06.2003, 08:53
@ Marion_EU:

Also was Du meinst ist glaube ich die Borderline Krankheit!!
Und darüber hab ich bisher nur kurz was in Psychologie gelernt.

Insgesamt finde ich,dass der "richtige" (auch psychologisch richtige) Umgang mit Patienten innerhalb des Medizinstudiums vernachlässigt wird!
entweder man hat von naturaus ein gutes Feeling im Bezug auf Menschen oder man hat ein Problem! Beibringen tut einem das niemand!!

Falls Du nochmehr über Borderliner wissen möchtest guck mal hier (http://www.borderline-community.de/borderline/index.htm)

Bye der Ductus

Marion_EU
30.06.2003, 11:01
Original geschrieben von milz
Also, bei dem Thema fallen mir spontan die Jack Ass-Nachahmer-Schwachköpfe ein.
Denen ist aber wohl nicht mehr zu helfen.



Ist jetzt nicht böse gemeint, aber was erwartest Du denn?
Mit ein paar guten Ratschlägen und in 10 Minuten wird man so 'ne Psyche nicht wieder einrenken. Entweder kann man demjenigen empfehlen, eine Therapie zu machen oder bei akuter Selbstgefährdung eine Einweisung durchsetzen. Was willst Du sonst tun?
Therapie logisch keine Frage aber ich finde das der Arzt auch ein bischen Fingerspitzengefühl und menschliches mitgefühl aufbringen muß.
Einweisung ist bei akuter suizidalität sicherlich richtig aber man kann doch nicht einen Menschen der sich über Jahre mehr mals die Woche selbst verletzt jedesmal einweisen. :-?

Rico
30.06.2003, 11:46
Original geschrieben von Marion_EU
... aber der Allgemeinmediziner behandelt die Verletzungen und muß daher ja auch irgentwie mit dem Krankheitsbild umgehen. Die Verletzungen wird eher ein Chirurg behandeln, also mein Hausarzt zieht bloß Fäden - mehr als einen Stich macht der nicht (kann er auch gar nicht abrechnen).
Die jetzt irgendwie besonders zu behandeln... ich weiß nicht... schließlich ist das beste doch die kausale Therapie und die soll der Psychotherapeut/Psychiater.
Also ich würd die Wunde richten und nicht irgendwie versuchen, da jetzt noch ein paar helfende Worte loszuwerden, weil ich ja nicht weiß, welche Taktik der Psychotherapeut verfolgt undob ich dem da nicht irgendwie entgegenarbeite.


Original geschrieben von Ductus Botalli
Also was Du meinst ist glaube ich die Borderline Krankheit!!
Und darüber hab ich bisher nur kurz was in Psychologie gelernt.Das is ja auch Psychopathologie und die gehört mehr ins Themengebiet der Psychiatrie und nicht in die Psychologie.

Übrigens kannst Du nicht einfach jedem Selbstverletzer eine Borderlinestörung anhängen, da gehört noch mehr dazu, vor allem eine Instabilität des eigenen Selbstbildes, die sich nur bei extrem schweren Verläufen in selbstverletztendem Verhalten äußern kann.
Bei den Borderlinern steht selbstgefährdendes Verhalten im Vordergrund wie hochriskantes Autofahren, wahlloser Geschlechtsverkehr, Mißbrauch von Drogen...

Aber auch Depressive könnne mal selbstverletzendes Verhalten an den Tag legen ohne irgendwas mit Borderlinern zu tun zu haben.


Original geschrieben von Marion_EU
Therapie logisch keine Frage aber ich finde das der Arzt auch ein bischen Fingerspitzengefühl und menschliches mitgefühl aufbringen muß.Logisch, keine Frage, mußt Du eigentlich bei jedem Patienten machen...

Marion_EU
30.06.2003, 18:13
Original geschrieben von Rico
Die Verletzungen wird eher ein Chirurg behandeln, also mein Hausarzt zieht bloß Fäden - mehr als einen Stich macht der nicht (kann er auch gar nicht abrechnen).

Das mag verschieden sein meine Hausärtzin macht sowas. Mach allerdings auch selbst kleinere OPs.


weil ich ja nicht weiß, welche Taktik der Psychotherapeut verfolgt undob ich dem da nicht irgendwie entgegenarbeite.
Meistens stehen die Psychotherapeuten aber auchin Kontakt mit dem behandelnden Allgemeinmediziner.

Die jetzt irgendwie besonders zu behandeln... ich weiß nicht... schließlich ist das beste doch die kausale Therapie und die soll der Psychotherapeut/Psychiater.
Also ich würd die Wunde richten und nicht irgendwie versuchen, da jetzt noch ein paar helfende Worte loszuwerden
Du würdest also die Wunde nähen und den Patienten stillschweigend wegschicken???Naja ich weiß nicht


Logisch, keine Frage, mußt Du eigentlich bei jedem Patienten machen...
Aber ich denke mal du brauchst mehr Fingerspitzengefühl für so einen Patienten als wie für jemanden mit einem Bandscheibenvorfall

Rico
30.06.2003, 18:23
Original geschrieben von Marion_EU
Meistens stehen die Psychotherapeuten aber auchin Kontakt mit dem behandelnden Allgemeinmediziner.Theoretisch...

Original geschrieben von Marion_EU
Du würdest also die Wunde nähen und den Patienten stillschweigend wegschicken???Naja ich weiß nicht Nee, ich würde ihn/sie an den Psychotherapeuten verweisen und mich natürlich normal mit ihr unterhalten, aber an der Psyche rumtherapieren würde ich nicht, weil
a) es nicht meine Aufgabe ist (sondern die des Psychotherapeuten)
b) ich nicht dafür ausgeblidet bin
c) der Zeitrahmen einer Wundversorgung völlig ungeeignet ist für therapeutische Gespräche.

Original geschrieben von Marion_EU
Aber ich denke mal du brauchst mehr Fingerspitzengefühl für so einen Patienten als wie für jemanden mit einem Bandscheibenvorfall Einverstanden, aber was erwartest Du hier? Ein Patentrezept? Das gibt's nicht...

Alles wird gut
30.06.2003, 18:50
Original geschrieben von Marion_EU

... aber man kann doch nicht einen Menschen der sich über Jahre mehr mals die Woche selbst verletzt jedesmal einweisen. :-?

Man kann aber auch als Allgemeinmediziner nicht mehrmals die Woche ein ausführliches, einfühlsames Gespräch mit der Person halten!
Das Problem hierbei liegt doch häufig darin, das diese Personen sich eigentlich gar nicht wirklich helfen lassen wollen- und das ist nun mal die wichtigste Voraussetzung!
Häufig ist der Auslöser einer Autoaggression ein vermindertes Selbstwertgefühl, da kann, wenn überhaupt, nur ein Psychtherapeut was dran ändern.
Viele verletzen sich ja meist auch so, dass ein Arztbesuch danach nicht nötig ist (Zigarrettenverbrennungen, kleinere Schnitte...) und wenn dann "ab und zu" mal eine Naht oder Verband nötig wird, dann glaubt man vielleicht auch einfach die Ausreden über die Entstehung und erkennt den Ernst der Lage gar nicht.
"Menschlichkeit" als Prüfungsfach fände ich auch super... aber formulier da mal Fragen mit 5 Antwortmöglichkeiten von a-e zum Thema....

Marion_EU
30.06.2003, 18:53
Original geschrieben von Rico
Theoretisch...
Nee, ich würde ihn/sie an den Psychotherapeuten verweisen und mich natürlich normal mit ihr unterhalten, aber an der Psyche rumtherapieren würde ich nicht, weil
a) es nicht meine Aufgabe ist (sondern die des Psychotherapeuten)
b) ich nicht dafür ausgeblidet bin
c) der Zeitrahmen einer Wundversorgung völlig ungeeignet ist für therapeutische Gespräche.
Einverstanden, aber was erwartest Du hier? Ein Patentrezept? Das gibt's nicht...
Nix für ungut ist aber wahrscheinlich auch eine Ansichtssache aber interessiere mich halt eben für dieses Thema. Aber was mich noch mehr interessiert sind Möglichkeiten der Narbkorrektur.
:-)

Rico
30.06.2003, 19:08
Was würdest Du Dir denn konkret vorstellen?
"So nicht" und "so auch nicht" bringt die Sache ja nicht unbedingt voran...

Es gab übrigens schonmal vor einiger Zeit einen Thread zum Thema SVV und Medizinstudium (http://www.medi-foren.de/showthread.php?s=&threadid=3289&highlight=svv), da steht einiges über SVV im Allgemeinen drin und es sind auch einige Seiten über das Thema verlinkt...

Pünktchen
30.06.2003, 19:34
Hallo marion :-)

ich halte es wie meine Vorgänger.
Ein Allgemeinmediziner hat meiner Meinung nach die Aufgaben, ein solches Verhalten zu erkennen, zu beobachten und zu handeln in dem er Wunden versorgt und professionelle Hilfe anbietet. Mehr kann er nicht machen und sollte er auch nicht machen, denn er begibt sich auf unbekanntes Territorium...

Menschen mit SVV haben Probleme, die man nicht in 5 Minuten lösen kann. Sie bedürfen professioneller psychiatrischer Hilfe und selbst dann kann man die Ursachen nicht "bekämpfen".


Durch den Psychotherapeuten wird ja nur die Ursache der Autoaggressivität behandelt aber der Allgemeinmediziner behandelt die Verletzungen und muß daher ja auch irgentwie mit dem Krankheitsbild umgehen .

Das versteh ich nicht ganz...wie meinst du bitte das nur??? Also normalerweise steht ja immer noch in der Medizin die Ursachenbekämpfung im Vordergrund (es gibt auch Ausnahmen)....man kann doch nicht einfach herumdoktern und denken...ok ich hab die wunde versorgt und ein paar Worte gesprochen und dann wird das wieder...und nächste woche kommt er wieder, aber macht ja nix ich helf ihm ja...das halte ich für eine verkehrte Einstellung :-((


was ich für erstaunlich halte, genauso wie magersüchtige sind mir doch während meines Medizinstudiums öfters autoaggressive KommilitonInnen begegnet und die Wunden werden komischer weise ganz offen getragen :-(( *grübelgrübel*


Gruß
Pünktchen

Marion_EU
30.06.2003, 19:41
Original geschrieben von Rico
Was würdest Du Dir denn konkret vorstellen?
"So nicht" und "so auch nicht" bringt die Sache ja nicht unbedingt voran...

Es gab übrigens schonmal vor einiger Zeit einen Thread zum Thema SVV und Medizinstudium (http://www.medi-foren.de/showthread.php?s=&threadid=3289&highlight=svv), da steht einiges über SVV im Allgemeinen drin und es sind auch einige Seiten über das Thema verlinkt...

Ich habe mir das alte Thread zu dem Thema mal durchgelesen.
Ich finde es ganz schön eingebildet das manche sagen das Leute denen das Schicksal einer Erkrankung an SVV erspart geblieben ist bessere Ärzte würden als die, die an SVV erkrankt waren.
Ich glaube das Leute die an SVV erkrankt waren wenn sie gesund sind sehr gute Ärzte werden können. :-meinung

Marion_EU
07.07.2003, 20:42
Original geschrieben von Pünktchen
Hallo marion :-)
Menschen mit SVV haben Probleme, die man nicht in 5 Minuten lösen kann. Sie bedürfen professioneller psychiatrischer Hilfe und selbst dann kann man die Ursachen nicht "bekämpfen".



Das versteh ich nicht ganz...wie meinst du bitte das nur??? Also normalerweise steht ja immer noch in der Medizin die Ursachenbekämpfung im Vordergrund (es gibt auch Ausnahmen)....man kann doch nicht einfach herumdoktern und denken...ok ich hab die wunde versorgt und ein paar Worte gesprochen und dann wird das wieder...und nächste woche kommt er wieder, aber macht ja nix ich helf ihm ja...das halte ich für eine verkehrte Einstellung :-((


So war das eigentlich auch nicht gemeint. Ich bin auch der Meinung das eine Psychotherapie unverzichbar ist.
Ich meinte nur das der Psychotherapeut ja Gespräche führt und keine Wunden näht. diese wird ja ein Allgemeinmediziner nähen und ich meinte das dieser viel Verständnis und Fingerspitzengefühl aufbringen muß.



was ich für erstaunlich halte, genauso wie magersüchtige sind mir doch während meines Medizinstudiums öfters autoaggressive KommilitonInnen begegnet und die Wunden werden komischer weise ganz offen getragen :-(( *grübelgrübel*


Gruß
Pünktchen
Was meinst du damit ?? Die alten Narben oder wirklich frische Wunden werden offen getragen??? :-???

Froschkönig
07.07.2003, 20:51
Original geschrieben von Marion_EU
Was meinst du damit ?? Die alten Narben oder wirklich frische Wunden werden offen getragen??? :-???

Wenn es ähnlich ist wie in den mir bekannten fällen, werden zwar nicht tropfende Schnitte gezeigt, aber tie typischen Handgelenksbandagen und ähnliches offen zur Schau gestellt, so das man da seine eigenen Schlüsse ziehen kann.

Marion_EU
07.07.2003, 21:04
Original geschrieben von Froschkönig


Wenn es ähnlich ist wie in den mir bekannten fällen, werden zwar nicht tropfende Schnitte gezeigt, aber tie typischen Handgelenksbandagen und ähnliches offen zur Schau gestellt, so das man da seine eigenen Schlüsse ziehen kann.
Davon halte ich gar nichts! Denn ich glaube wenn man akut daran erkrankt ist hat man im Medizinstudium nichts zu suchen.Ich bin der Meinung das man sich nicht für die Narben schämen muß wenn man die Krankheit überwunden hat.

Froschkönig
07.07.2003, 21:09
Original geschrieben von Marion_EU

Davon halte ich gar nichts! Denn ich glaube wenn man akut daran erkrankt ist hat man im Medizinstudium nichts zu suchen.

Wenn Du schon zugibst, daß es eine Krankheit ist, dann halte ich es für ziemlich eingebildet, zu verlangen, daß man Sie bis zum Studienbeginn überwunden haben sollte. Wer von uns kann sich seine Krankheiten und deren Erscheinung schon aussuchen ??????

Wenn ich also während des Studiums erkranke, sollte ich Dir zu Folge abbrechen ? Ein bißchen viel verlangt, oder ?