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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Allgeinmedizin WB Gehalt



BieneMaja
16.03.2012, 16:53
Hallo zusammen,
ich war ewig nicht hier im Forum unterwegs und habe mit der Suchfunktion leider nix Brauchbares gefunden...aaaalso: ich habe (WB Nordrhein) die Basis-WB Allgemeinmedizin fertig und ´gehe jetzt in die Praxis,wenn ich mir das finanziell leisten kann. Habe hier was von 2500 Bruttogehalt gelese...das ist doch ein Scherz, oder? Wer kann sich das leisten? Ich habe Kinder und bin vom KH mit Diensten an 5000 gewöhnt. Also mit weniger muss man rechnen, aber mit dere Hälfte? Also würde mich freuen, wenn ihr Allgeminmedizin-WBs mal schreiben würdet, was man realistisch an Gehalt fordern kann....:-)

Danke:-)

DrSkywalker
17.03.2012, 15:30
Die KV-Förderung liegt bei 3500 Euro p.Monat. Im Raum Bayern weiß ich sicher, dass es kein Problem ist, eine Stelle zu finden, die analog nach Krankenhaustarif aufgestockt wird. Dienste fallen natürlich weg. Wer nur 2500 zahlen will darf getrost als Kollegenausbeuter bezeichnet werden. Viel Erfolg bei der Stellensuche, es gibt genug Praxen, die einen Weiterbildungsassistenten mit Kusshand nehmen würden!

hmg
18.03.2012, 17:21
Wie schon geschrieben wurde, liegt die KV-Förderung bei 3500 EUR pro Monat für maximal 2 Jahre (sofern die Klinik-Pflichtzeit schon absolviert wurde!). In NRW gibt es darüber hinaus noch zusätzliche Fördermöglichkeiten, wenn man die Weiterbildung in einem Bereich absolviert, in dem die hausärztliche Versorgung gefährdet ist bzw. eine Gefährdung droht. Auch für die Niederlassung in so einem Bereich kann man Fördermittel beantragen.

Für die Weiterbildung in einem unterversorgten bzw. drohend unterversorgten Gebiet gibt dann vom Land nochmal bis zu 775 EUR zusätzlich pro Monat, ebenfalls für maximal 2 Jahre. Mehr Infos dazu unter http://hausarzt.nrw.de.

GOMER
18.03.2012, 17:50
Also bekommt der Praxisinhaber 3500€? Oder bekommt der Assistent die 3500€ direkt von der KV?

Zum Thema: Wenn man 3 Jahre Berufserfahrung in der Inneren hat, dann sollte man für den Praxisinhaber schon eine erhebliche Entlastung darstellen. Das muss diesem auch was wert sein. Ich würde mal mind. 5 bis 10€ pro Arbeitstunde ansetzen, die man über die 3500€ hinaus bekommen sollte. Bei einer 40 Stundenwoche also etwa insgesamt etwa 4300 bis 5100€ pro Monat.

hmg
18.03.2012, 18:16
Der Praxisinhaber bekommt 3500 EUR für den Assistenten - d.h. von den 3500 EUR werden die Steuern und Arbeitnehmer-Anteil für Krankenversicherung, Ärzteversorgung usw. abgezogen. Den Arbeitnehmer-Anteil für Krankenversicherung, Ärzteversorgung etc. muß der Praxisinhaber noch zusätzlich zahlen! Das ist also genau wie in der Klinik.

Natürlich ist es wünschenswert, daß der Praxisinhaber noch etwas drauflegt - aber vielen hausärztlichen Praxen geht es heutzutage wirtschaftlich nicht so gut, daß sie auf 5000 EUR (zzgl. Arbeitnehmerabgaben!) aufstocken können. Außerdem muß man auch realistisch bleiben - im öffentlichen Dienst/VKA bekommt man aktuell im 4. WBJ 4487.55 EUR bzw. im 5. Jahr 4809.21 EUR. Ich denke, brutto zwischen 3500 und 4500 EUR in der Praxis sind realistisch, mehr aber auch nicht.

Dafür hat man in der Regel in der Praxis viel mehr Freizeit als in der Klinik, keine Dienste, jeden Abend und jedes Wochenende frei. In der Zeit kann man sich doch auch z.B. mit Diensten in der Klinik oder Notarztdiensten ein paar Euro dazuverdienen und dabei gleichzeitig weitere Erfahrungen in Akut- & Notfallmedizin sammeln.

Evil
18.03.2012, 20:00
Hinzu kommt, daß die Regelleistungsvolumina in den unterschiedlichen Kammern teilweise extrem voneinander abweichen. Ein bayerischer Hausarzt bekommt pro Patient wesentlich mehr als ein westfälischer (ÄKWL ist bundesweit Schlußlicht, was die RLV angeht) und hat demzufolge einenr deutlich höheren Umsatz bei gleicher Patientenzahl.

WackenDoc
18.03.2012, 20:03
So wie ich das inzwischen mitbekommen hab, sehen einige Praxen zu, dass sie Leistungen außerhalb des Regelleistungsvolumens anbieten und damit das eigentliche Geld machen:
- DMP
- Vorsorge
- IGEL-Leistungen
...

Muriel
18.03.2012, 20:04
DMP??

Evil
18.03.2012, 20:10
Disease-Management-Programme: Asthma, COPD, KHK, Diabetes
Die Patienten kommen alle 3 Monate zur Kontrolle, die Kassen bekommen dafür auch einen eigenen Zuschuß.

GOMER
18.03.2012, 20:26
Wie hoch sind die Arbeitgeberanteile? Das sind 9,95% für die Versorgung und 50% der Krankenversicherung. Bei GKV und 3500€ Brutto also gerade mal rund 900€. Das sind bei 40h/Woche 5,60€ pro Stunde. Findet Ihr nicht, daß das mehr an Durchlauf, daß man realisieren kann mit Assistent, etwas mehr wert sein sollte? Auch wenn ich Verständnis habe für die Angespannt Lage der Hausärzte. Immerhin gibt man für die Arzthelferin deutlich mehr aus.

LasseReinböng
18.03.2012, 20:30
Hinzu kommt, daß die Regelleistungsvolumina in den unterschiedlichen Kammern teilweise extrem voneinander abweichen. Ein bayerischer Hausarzt bekommt pro Patient wesentlich mehr als ein westfälischer (ÄKWL ist bundesweit Schlußlicht, was die RLV angeht) und hat demzufolge einenr deutlich höheren Umsatz bei gleicher Patientenzahl.

So ist es, die Unterschiede bei den RLV zwischen den Kammern innerhalb eines Fachgebietes können enorm sein.

http://www.impulsunternehmensberatung.de/53.html

Muriel
18.03.2012, 20:36
Und von den dort angebenen Zahlen können wir zumindest heute nur noch träumen. Ich sage nur 12,91€ :-keks

Noch mal zum DMP: Eine 3-Monatskontrolle eines Diabetikers läuft außerhalb des RLV? Warum? Und was für Zuschüsse bekommen die Kassen dafür?

Berlinerin
19.03.2012, 09:15
Hallo zusammen,

ich wollte zum Thema noch folgendes beitragen:

Hab 1/2010 den Praxisteil der FA - Ausbildung angefangen (im Raum Bonn) und bin damit inzwischen fertig. Ich habe während der 2 Jahre WB in der Praxis die 3500 Euro Förderung bekommen, keinen Cent mehr. Das war anfangs schon bitter auf dem Gehaltszettel ;-). Dafür waren die Arbeitszeiten aber auch etwas netter als in der Klinik. Insgesamt habe ich mich trotzdem oft sehr ausgebeutet gefühlt und würde es so auch nicht mehr machen wenn ich nochmal die Wahl hätte. Ich hatte mir damals ca. 5 Praxen, die WB - Assis gesucht haben, angeschaut und mehr als die Förderung hätte keine gezahlt, deshalb hab ich das damals gemacht. Heute würde ich lieber länger suchen, außerdem hat sich der Mangel an WB - Assistenten sicher nochmal verschärft in den letzten 2 Jahren.
Inzwischen bin ich in einer anderen Praxis (die allerdings auch einiges größer und umsatzstärker ist als meine Lehrpraxis), die WB - Assistentin dort bekommt 5200 Euro brutto, was sicherlich schon ein überdurchschnittlich gutes Gehalt ist. Aber ich finde, mind. 4500 Euro kann man verlangen für Vollzeit und das würde ich dir auch raten.
Übrigens: meine Vorgängerinnen in meiner Weiterbildungspraxis haben noch für 2040 Euro BRUTTO (die damalige Förderung) gearbeitet. Die haben weniger verdient, als die Arzthelferinnen... Das hätte ich mir gar nicht leisten können.

@Muriel: soweit ich weiß, gibt es für jedes ausgefüllte DMP -Formular ca. 20 Euro mehr pro Patient und Quartal außerhalb des RLV. Je nach DMP gehören da unterschiedliche Angaben rein ins Formular bzw. werden beim Pat. kontrolliert, beim Diabetiker z.B. HbA1c, Fußuntersuchung, Mic - Test usw. Extra vergütet wird das allerdings eben nur, wenn der Patient in dieses DMP - Programm eingeschrieben ist, sonst nicht. Woher die Kassen die Gelder nehmen, weiß ich auch nicht.

Gruß Berlinerin

WackenDoc
19.03.2012, 09:39
Denkt dran, dass beim Vertrag auch so Dinge geregelt werden wie Fahrtkosten bei Hausbesuchen und Überstunden. Lasst euch blos nicht drauf ein, dass die Kosten dafür selber tragt. Entweder stellen euch die Inhaber ihr Auto zur Verfügung oder ihr bekommt die Kosten erstattet.
Dienste sollt ihr ja an sich mit machen (hab ich ja mal geschrieben, dass es sonst Probleme mit dem WB-Zeugnis geben kann). Meine Praxis hat die Dienste z.B. outgesourced aber es gibt die Möglichkeit, Dienste über die Notdienstzentrale zu machen, die auch ganz gut vergütet werden. Allerdings ist das nicht überall ohne Facharztanerkennung möglich.

Mit dem DMP-Zeugs: Ja, die Patienten müssen eingeschrieben sein und regelmäßig die Termine wahrnehmen. Bei Diabetes ist es so, dass die an ner Schulung teilnehmen sollen, einmal im Quartal ist ne kleine Kontrolle mit HbA1c, Nachfrage nach Problemen, RR? (macht bei uns das Assistenzpersonal) und einmal im Jahr ne große Untersuchung mit Blutentnahme, Füsse allgemein, Fusspulse, Vibrationsempfinden, RR, bei uns ist noch nen Ganzkörperstatus und Sono mit bei (weiss aber nicht, ob das laut DMP gefordert ist).

Ne zusätzliche Bezahlung außerhalb der Förderung sollte auf jeden Fall drin sein. Bei mir läuft das zwar ganz anders, aber meine Chefs haben schon fast nen schlechtes Gewissen, dass sie mir nichts zahlen.

Kleo13
19.03.2012, 17:51
hallo,
ich bekomme 3500€ Brutto 40 St/Wo inkl. Sa.!!!:-(

BieneMaja
19.03.2012, 18:17
Danke schonmal für die vielen Infos!!! Ich starte ab morgen meine Besichtigung div. Praxen und habe einige Vorstellungsgespräche, werde dann mal berichten:-)

Berlinerin
19.03.2012, 21:44
Puh - 40 h Woche für das Geld ist ja wirklich ätzend. Nach anderer Stelle umsehen würde ich sagen...
Ich hatte für das Geld zumindest "nur" 35 h, Samstag nur sehr selten. Allerdings wurde ich nur zu gerne als (kostenlose) Urlaubsvertretung und auch zum Notdienstemachen mißbraucht. Geld für Hausbesuchsfahrten gab's auch keins, allerdings waren daß i.d.R. nicht mehr als 1 oder 2 pro Woche.
Trotzdem, so rückblickend hätte ich mir besser was anderes gesucht.

Eine ehm. Kollegin aus dem Krankenhaus hat übrigens auch (in Köln) gerade was gefunden, sie bekommt 4000 Euro brutto für eine 28 h - Woche. Das finde ich auch ok :-)) . (Die freie Zeit könnte man ja dann noch für externe Dienste nutzen wenn man möchte).

Viel Glück bei der Praxissuche Biene Maja - und wie schon geschrieben - nicht über den Tisch ziehen lassen. Die Praxen suchen alle händeringend!!!!

LG Berlinerin

Grombühlerin
20.03.2012, 13:10
Ich weiß vom Höresagen, dass es wohl schwierig ist, mehr Geld als die genannte KV-Förderung einzufordern, wohl aber oft möglich ist, bei voller Förderung Teilzeit zu arbeiten. Vermutlich ist das dann als Vollzeit angemeldet.
Wäre das eine Option?

SynC
20.03.2012, 15:27
Letztens habe ich im Aerzteblatt eine Anzeige gelesen: Weiterbildungsassistent in Allg. Med. Praxis mit diabetologischem Schwerpunkt gesucht. Monatsgehalt 7000 Euro. Das kann wohl nur ein Scherz sein? :)

DrSkywalker
21.03.2012, 08:11
Letztens habe ich im Aerzteblatt eine Anzeige gelesen: Weiterbildungsassistent in Allg. Med. Praxis mit diabetologischem Schwerpunkt gesucht. Monatsgehalt 7000 Euro. Das kann wohl nur ein Scherz sein? :)

Habe die Anzeige auch gelesen. War Chiffre. Sowas kann auch gerne mal eine Lockanzeige von Headhuntern sein, die sich damit die Adressen ziehen, man weiß es aber nicht....