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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : "Es gibt keine guten Anästhesisten"



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Jugulum
30.06.2003, 15:01
Patientin ohne Narkose operiert -> http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,255201,00.html

Wie kann so etwas passieren? Sieht man nicht anhand der Kreislaufparameter das der Patient unter massivem Stress steht? Wieso wird man nicht ohnmächtig? Wie kann man für so eine Tortur als Entschädigung nur lausige 5000 Euro anbieten?

Fragen über Fragen...

Jugulum

Rübe
30.06.2003, 15:06
Solchen Leuten sollte man die Lizenz entziehen!!! :-??? Solche Fehler sind auch nicht durch Geld zu entschädigen.
Die arme Frau... :-((

Alles wird gut
30.06.2003, 15:30
üble Nummer.... verdammt üble Nummer, Mann!

5.000 € sind auch wirklich der reinste Hohn als Entschädigung! :-???

Aber was heisst eigentlich "Der Narkoseschlauch ist nicht richtig angebracht worden"??? Das hiesse doch, dass die (relaxierte) Frau auch 45 Minuten nicht richtig beatmet wurde.....!?! ...oder haben die Ösis da ne andere Technik...

Melon_Man
30.06.2003, 15:33
Was muss das für eine Anästhesistin gewesen sein *grusel*

5000 Euros sind wirklich lächerlich

Rico
30.06.2003, 16:17
Original geschrieben von Alles wird gut
Aber was heisst eigentlich "Der Narkoseschlauch ist nicht richtig angebracht worden"??? Das hiesse doch, dass die (relaxierte) Frau auch 45 Minuten nicht richtig beatmet wurde.....!?! ...oder haben die Ösis da ne andere Technik... Kann sein, daß die Frau noch Spontanatmung gehabt hat, die Atemmuskulatur hält relativ lange gegen Relaxantien durch...

Außerdem stand da ja nicht, daß der Beatmungsschlauch nicht richtig angeschlossen war... vielleicht war ja der Verdampfer für's Narkosegas nicht richtig angeschlossen und beatmet war sie schon ordentlich; wobei das allerdings - wie jede Diskonnektion - einen Alarm auslösen sollte.
Aber mit Alarmen schienen die es da ja nicht so zu haben... :-notify
Oder es war ne TIVA und der Perfusor hat das Diso irgendwo unter nem Tuch in ne Pfütze gepumpt weil er nicht angeschlossen war oder der Dreiwegehahn falsch stand.
Das gäbe auch keinen Alarm (außer den Vitalparametern....)

Trotzdem *kopfschüttel*

Alles wird gut
30.06.2003, 16:25
Bei ner Unterleibs-OP mit Spontanatmung wäre der Chirurg aber sicher auch ganz schön nervös geworden... :-?
Und eigentlich ist doch eine Narkose mit ausschließlich Gas und Relaxans auch nicht üblich- wo war das Fenta und das Propofol.... :-???

Rico
30.06.2003, 16:39
Weiß ja nicht was das für'n Einfriff war... wenn er extraperitoneal war (z.B. irgendwelche Starffungs-OPs), dann merkt der Chirurg gar nichts von der Atmung.
Und ich wüßte spontan auch nicht, wie der Chirurg zwischen Spontanatmung und meschineller Beatmung anhand der Bewegungen, die bei ihm ankommen unterscheiden soll....

Also das Propofol flutet ja Ratzfatz auch wieder ab, das hält grade mal zur Einleitung, dannach geht's dann (regulär) mit Gas weiter.

Wo das Schmerzmittel war is ne gute Frage, ich glaub bei der TIVA könnte man relativ wenig bis gar keins nehmen, aber bei ner Gasnarkose...:-nix

Rico
30.06.2003, 18:03
Hab grad einen Beitrag im Fernsehen drüber gesehen:

Es war ne TIVA und der Schlauch is rausgeflutscht.
Die 5000€ will die Versicherung des Krankenhauses zahlen, der Chef vom KH meint auch, daß das nicht angemessen ist.

Froschkönig
30.06.2003, 22:13
Original geschrieben von Rico
Wo das Schmerzmittel war is ne gute Frage, ich glaub bei der TIVA könnte man relativ wenig bis gar keins nehmen, aber bei ner Gasnarkose...:-nix

Also ich kann jetzt nicht für sämtliche OP´s sprechen, aber bei ner Bauch-OP unter TIVA nimmt man schon Schmerzmittel : Entweder über PDK, wenn vorhanden oder man benutzt ebenso einen Perfusor mit Remifentanil zum Beispiel.

Und das der Schlauch bei der TIVA rausgerutscht ist, mag ja passieren, aber anscheinend hat die Ärztin nie einen Blick auf ihren Patienten und ihre Geräte geworfen....

milz
30.06.2003, 23:44
Mit EEG-Monitor (www.snaphandheld.com/de/about/) wäre das sicher vermeidbar gewesen.
Diese Geräte haben sich leider noch nicht durchgesetzt. Oder habt ihr bei Euch sowas ?

Rico
30.06.2003, 23:57
Äh... nee, und weil schweineteuer wird sich das auch bei uns nicht so schnell durchsetzen.

Außerdem braucht man kein EEG-gerät für ein paar tausend Euro, sondern es langt ja völlig alle paar Minuten mal den Patienten anzuschauen, die korrekte Lagerung zu überprüfen, alle Leitungen und ein Auge auf die Vitalparameter zu haben.

Wenn diese Basics des Anästhesistenberufs wie in diesem Fall grobst vernachlässigt werden, dann reißt ein EEG das auch nicht mehr raus.

Es gibt wohl das Phänomen, daß manche bei der üblichen Konzentration von Anästhetika keinen Bewußtseinsverlust erleben und die ganze OP wie wach, aber eben hilflos mitbekommen.
Das sind zum einen erstmal weniger als man denkt, denn die meisten, die meinen, so ein Erlebnis gehabt zu haben erinnern, wenn man genauer nachfragt, Ereignisse nach der Ausleitung aber noch im OP oder auf dem Weg zum Aufwachraum, zum anderen sind die ja in der Regel ordentlich analgesiert, sodaß die "nur" die psychisch unangebehme und belastende Situation der Vollrelaxation erleben, aber keine Schmerzen wahrnehmen.
Für dieses relativ kleine Patientenkollektiv macht das EEG-Monitoring Sinn, aber wie gesagt sind es wohl zu wenig, um die Investitionen zu rechtfertigen.
:-meinung

milz
01.07.2003, 11:38
Wenngleich solche Extremfälle wie oben selten sind, bekommen Patienten doch öfters als man denkt, was von der OP mit. (Nein, nicht bei LA :-D ) und das spricht sich auch rum und erzeugt bei vielen Leuten die Angst, daß Ihnen das auch passieren könnte. (Ich bin davon auch nicht frei.)

Man kann Unfähigkeit wohl nicht durch HiTech ersetzten.
Das Gerät finde ich aber trotzdem gut, da sich hiermit
1.)die Narkosetiefe besser steuern läßt als nur über Puls und RR und damit Medis eingespart werden (Überhang, Kosten).
2.)Das Gerät auch einen Wettbewerbsvorteil bietet, auch wenn die Geräte teuer sind, wenn der Anästhesist (nicht nur) dem Elektiv-OP-Patienten diesen "Service" als zusätzliche Sicherheitsgarantie verkauft, den sie woanders nicht bekommen. Und das würde sich auch rumsprechen.

Ob sich daß im Einzefall rechnet, kann ich natürlich so nicht beurteilen.

Der Peach
01.07.2003, 13:46
die Aktion hat einiges vom Horrorfilm Anatomie ....
eigentlich sogar fast genau wie im film....

live bei der eigenen Op dabei.
Muss echt übel sein :-((

Babe
01.07.2003, 18:32
... was mir bei der ganzen Story noch etwas "unklar" ist...

Warum konnte sich die Pat. nicht irgendwie bemerkbar machen?? Was weiß ich, z.b. mit´nem Bein strampeln..., etc.?? Hauptsache irgendwie Bescheid geben..., dass sie alles mitbekommt???

:-???

Babe
01.07.2003, 18:36
:-oopss

... habe gerade überlesen.., dass die Pat. ein muskelbetäubendes Mittel bekommen hat...

aber es muss doch trotzdem irgendeine Möglichkeit geben, sich als pat. bemerkbar zu machen??? Ohne die Schmerz-Totur ertragen zu müssen? Oder irre ich mich da jetzt???

Melon_Man
01.07.2003, 19:18
ja meines Wissens kann man nach einer Applikation von Muskelrelaxanzien sich in keinster Weise mehr bemerkbar machen.

Zum Threadtitel: Müsste eigentlich "Es gibt keine guten Anästhesistinnen " heissen :-)) . War schließlich eine Frau dran schuld

Froschkönig
01.07.2003, 19:43
Original geschrieben von Babe
:-oopss

... habe gerade überlesen.., dass die Pat. ein muskelbetäubendes Mittel bekommen hat...

aber es muss doch trotzdem irgendeine Möglichkeit geben, sich als pat. bemerkbar zu machen??? Ohne die Schmerz-Totur ertragen zu müssen? Oder irre ich mich da jetzt???

Abgesehen davon, daß Schmerzen körperlichen Streß auslösen und man den eigentlich gut an den gemessenen Parametern erkennen kann, können sie sich nach Vollrelaxation nicht mehr bemerkbar machen. Allerdings sind die Patienten bei den wenigstens OP´s so dermaßen vollrelaxiert (Es sei den, der Anästhesist steht da drauf, ist aber eigentlich nicht der Fall), daß sie nicht zwischendurch mal fertigbrächten, zu schlucken oder ähnlich subtile bewegungen. Einem guten Anästhesisten fällt sowas auf, allerdings erkennt ein guter Anästhesist auch an den vitalwerten, wenn der Patient medikamentös unterversorgt ist....

Rico
01.07.2003, 20:09
Original geschrieben von Melon_Man
War schließlich eine Frau dran schuld Hat aber auch ne Frau bemerkt, daß da was schief ging....

Jugulum
01.07.2003, 22:25
Original geschrieben von Froschkönig


Abgesehen davon, daß Schmerzen körperlichen Streß auslösen und man den eigentlich gut an den gemessenen Parametern erkennen kann, (...)

Das ist genau das, was ich am wenigsten verstehe. Was muß die arme Frau für einen Puls/Blutdruck und was weiß ich nicht noch alles gehabt haben. Da sind doch schließlich noch mehr Leute bei so einer OP. Fangen die Monitore ab einer bestimmten Schwelle nicht von alleine an zu piepen?

Wird man nicht irgendwann ohnmächtig, bei solchen Schmerzen?

Sani
01.07.2003, 22:28
Original geschrieben von Jugulum
Fangen die Monitore ab einer bestimmten Schwelle nicht von alleine an zu piepen?

Kommt darauf an, wie man die Alarmgrenze einstellt...