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Zrkh
29.03.2012, 23:27
Hallo,
ich weiß die Auswahl des Sub-Forums ist etwas kritisch, aber ich denke hier habe ich die besten Chancen auf praktizierende Mediziner zu treffen.
Es geht um folgendes:
Ich studiere im ersten Semester Medizin (Berlin/Modellstudiengang). Eigentlich war ich mir immer sicher, dass Medizin das richtige für mich ist, eine gute Kombination aus interlektuellen und handwerklichen Fertigkeiten,
ein abwechslungsreicher Alltag und eine im Krankenhaus relativ geschlossene Welt.
Wenn ich mir jetzt einen Bericht über den Berufsalltag ansehe, dann scheint mir der Beruf auch immernoch der richtige zu sein.
Das Problem ist, dass ich in der Uni immer das Gefühl habe, dass mir alles nicht exakt genug ist. Vieles sind Vermutungen und ungefähre Angaben, der eine Prof sagt A, der andere B (zumindest in klinisches Fächern - die Vorklinik scheint genauer zu sein) und 3 Jahre später sagt dann beide es wäre längst überholt, jetzt macht man das Gegenteil (stark übetrieben). Ich strebe eigentlich immer sehr nach Perfektion, nach determinstischen Entscheidungen auf Grundlage einer möglichst großen Datenbasis. Das scheint mir in der Medizin teilweise einfach nicht gegeben.
Intesivmedizin klingt auch ganz spannend, aber das ist es vermutlich auch nur solange man es nicht selbst macht :/
Dann geht es weiter mit den Menschen:
Ich arbeite eigentlich immer äußerst gerne mit Menschen zusammen, bin auch relativ aufgeschlossen usw.
Im Untersuchungskurs habe ich auch keine Probleme mit den Patienten zu reden, Anamnese zu machen (auch wenn man nat. im 1. Sem eh nicht so recht weiß was man aus der Befragung schließen kann^^), körperliche Untersuchung... alles kein Ding. Aber dennoch, sobald ich durch die Türen vorne ins Bettenhochhaus reingehe und die ganzen alten Menschen in ihren Bademänteln mit Perfusor durch die Gänge schleichen sehe (ist nicht böse gemeint) könnte ich mich einfach nur umdrehen und gehen.
Ich bekomme zunehmend das Gefühl, dass ich zwar gerne mit Menschen arbeite, aber vllt eher auf der Höhe ihrer Leistungsfähigkeit. Diese Morbidität schreckt mich irg ab, ohne dass ich genau bennen könnte warum.. da ist ja kein Ekel oder so dabei :/. Vllt liegt es aber auch nur daran, dass man sich ohne Fachwissen so völlig fehl am Platz fühlt? Wobei ich ja eig gar ncihts machen müsste, dieser Anblick reicht schon :/

Ich kann leider selbst wirklich nicht mehr beurteilen was ich will (ja, das ist doof^^) und schlittere langsam aber sicher echt in depressive Phasen.
Was ich von euch gerne wissen würde: Ging euch das anfangs ähnlich? Oder ist diese innere Abneigung doch ein deutliches Zeichen sämtliche Vernunft in den Wind zu schlagen und etwas anderes zu machen?
Es gibt ja sicher auch Fachgebiete in denen man weniger mit soetwas zu tun hat (Chirurgie? Labormed wäre mir glaube ich zu langweilig, Abwechslung ist mir sehr wichtig).

Ich bin ansonsten sehr vielseitig interessiert, ich hatte Physik und Informatik Leistungskurs und hatte daran auch ziemlich Spaß. Mathe war immer toll und ich interessiere mich auch sehr für Politik und Wirtschaftswissenschaften. Bio war auch immer recht interessant. Chemie war nie so 100% mein Fall, aber auch interessant (wobei der Lehrer auch recht komisch drauf war...).

Ich möchte mir nur relativ sicher sein, dass meine "Symptome" nicht ganz normal sind und ich in dem Beruf tatsächlich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht glücklich werden würde, ehe ich abbreche. Schließlich würde ich 1 Jahr Studium verlieren und das Medizinstudium bietet ja durchaus auch glänzende Aussichten auf dem Arbeitsmarkt... eine gesicherte Zukunft bei sehr ordentlichem Einkommen würde ich also auch aufgeben.

Bin für jeden Vergleichswert, Tipp und eigentlich auch für alle anderen Antworten dankbar :-))

Gruß
Zrkh

Kackbratze
30.03.2012, 06:01
Perfektion gibt es nur in der plastischen Chirurgie ;-)
Im Ernst, Du bist noch sehr früh im Studium, mach bitte ein paar Praktika bei verschiedenen "echten" Ärzten und höre nicht ausscließlich auf Elfenbeinturm-Mediziner. Uniprofs haben einen anderen Blickwinkel auf die Medizin, der verunsichern kann.
Nach den Praktika hast Du mehr Einblicke und kannst dich orientieren und schauen, was Du willst.

P.S. an die Alten musst Du dich gewöhnen. Das sind nunmal deine Patienten, wenn Du als Arzt arbeiten willst. Ausnahme sind Pädiatrie und deutsche Geburtshilfe. In Italien hast Du noch Gianna Nanini im Kreissaal.

EKT
30.03.2012, 08:04
Ich strebe eigentlich immer sehr nach Perfektion, nach determinstischen Entscheidungen auf Grundlage einer möglichst großen Datenbasis. Das scheint mir in der Medizin teilweise einfach nicht gegeben.

Praktische Medizin ist keine Naturwissenschaft, eher eine Art Kunst (im Sinne von "Können").


Aber dennoch, sobald ich durch die Türen vorne ins Bettenhochhaus reingehe und die ganzen alten Menschen in ihren Bademänteln mit Perfusor durch die Gänge schleichen sehe (ist nicht böse gemeint) könnte ich mich einfach nur umdrehen und gehen.... Diese Morbidität schreckt mich irg ab, ohne dass ich genau bennen könnte warum... dieser Anblick reicht schon :/

Ging mir ähnlich am Anfang (hab auch in Berlin begonnen). Ist vielleicht auch eine Erschrecken vor der eigenen Endlichkeit und kommenden Morbidität. Es hilft nur, sich dem bewußt zu stellen und auch theoretisch damit auseinanderzusetzen.


...und schlittere langsam aber sicher echt in depressive Phasen.

Meinst du wirklich?;-)

oskarius
30.03.2012, 09:41
ich kann dich gut verstehen; hatte nach einigen semestern medizin bzw der vorklinik auch sowas wie eine "identitätskrise" - ging dann soweit, dass ich einfach ein semester ausgesetzt und nur gearbeitet habe..Ich hatte während der vorklinik zu sehr aus den augen verloren, was ich da eigentlich warum mache.. Aber nach dem halben Jahr arbeiten (verschiedenes) wars wieder klarer.. :-) Später habe ich auch einige Komilitonen erlebt, die sich solche Fragen im Verlauf des Studiums gestellt haben; letztlich ändert sich beispielsweise bei vielen die anfängliche Facharzt-Favouritisierung x-mal während des Studiums...Das muss man ausprobieren; in den vielen Praktika und Kursen des Studiums wirst du ganz sicher noch einiges Spannendes erleben und auch noch einige Male mit einigen Fächern/Dozenten hadern.. Trotzdem bietet die Medizin eben so unendlich viele mögliche Arbeitsbereiche, auch ausserhalb der Klinik/Patientenbetreuung.. Letztlich vermittelt dir das Studium ja nur die Basics, aber eben auch die Fähigkeit (im besten Falle), selbstständig kritisch das Gelernte zu hinterfragen (gerade wenn verschiedene Profs verschiedenes sagen oder sich zB. Therapiekonzepte ständig überwerfen; so läufts ja oft auch im Alltag..) und letztlich daraus ein Fundament für die eigene Entscheidung zu basteln..

Relaxometrie
30.03.2012, 10:17
interlektuellen
:-))
*SCNR*
Deine hier aufgeführten Gedanken sind mir aber trotzdem sympathisch.


Das Problem ist, dass ich in der Uni immer das Gefühl habe, dass mir alles nicht exakt genug ist.
Echten Naturwissenschaftlern dreht es wirklich den Magen um, wenn sie die medizinische "Wissenschaft" erleben. Aber der menschliche Organismus ist nunmal kompliziert und keine robotergesteuerte, nach 100%ig klaren Regeln funktionierende Maschine. Deswegen wird man sich in der Patientenbehandlung immer "nur" dem aktuellen Stand der Wissenschaft anpassen können, der sich aufgrund der Forschung mehr oder weniger häufig ändern kann.
Diese Änderungen können ja auch durchaus spannend sein. Was ich anstrengend/nervig finde, ist die Tatsache, daß manche Profs/Ärzte vom hohen Ross herab sich und ihre (von mir aus tatsächlich aktuellste) Lehrmeinung genial finden und alles Althergebrachte arrogant als "obsolet" bezeichnen.


Vieles sind Vermutungen und ungefähre Angaben, der eine Prof sagt A, der andere B (zumindest in klinisches Fächern - die Vorklinik scheint genauer zu sein) und 3 Jahre später sagt dann beide es wäre längst überholt,
Die Medizin ist keine exakte Wissenschaft. Von daher gibt es unterschiedliche Meinungen und Herangehensweisen. Solange sie als "eine mögliche Variante" vorgetragen werden, finde ich es normal, daß sich nicht alle einer Meinung sind. Anstrengend wird es in der Situation, die ich oben beschrieben habe (stures Beharren auf der eigenen, vermeintlich allerbesten und einzig wahren Option).

Da Du ja wahrscheinlich noch jung bist, und nicht um jedes Jahr feilschen musst, und Du mit dem Medizinstudium andererseits nicht wirklich komplett unglücklich klingst, würde ich dafür plädieren, daß Du noch 'ne zeitlang weiterstudierst. Warte doch mal die Biochemie (auch, wenn Chemie Dir nie wirklich lag) und die Physiologie ab. Das sind ja echte Naturwissenschaften, in denen es "korrekt" zugeht. Vielleicht ändern diese beiden Fächern Deine Sichtweise nochmal. Oder sind diese Fächer bei Euch schon in das erste Semester integriert?
Hast Du das Pflegepraktikum schon gemacht? Oder ist das nicht erforderlich (ich kenne den Lehrplan des Modellstudiengangs nicht).

Zrkh
30.03.2012, 12:11
Znächst einmal vielen Dank an alle, die geantwortet haben und es noch tun!



*SCNR*

Jaja, es war schon spät, idR werfe ich nicht so mit Fehlern um mich... hoffe ich :-))




Was ich anstrengend/nervig finde, ist die Tatsache, daß manche Profs/Ärzte vom hohen Ross herab sich und ihre (von mir aus tatsächlich aktuellste) Lehrmeinung genial finden und alles Althergebrachte arrogant als "obsolet" bezeichnen.

Oh ja! Das stört mich auch gewaltig, zumal man immer das Gefühl hat nichts wirklich relevanets zu lernen, wenn 2 Profs sich nicht einigen können und einfach stur (trotz Nachfrage) zwei völlig contraire Ansichten lehren.




Da Du ja wahrscheinlich noch jung bist,

19 ;)



Oder sind diese Fächer bei Euch schon in das erste Semester integriert?
Hast Du das Pflegepraktikum schon gemacht? Oder ist das nicht erforderlich (ich kenne den Lehrplan des Modellstudiengangs nicht).

Bei uns ist jetzt alles in Themenmodule aufgeteilt. Also zB Haut oder Niere oder nach Zellorganellen. Und diese Module behandeln dann jeweils alles für dieses Modul relevante aus anderen Fächern.
Beispielsweise gab es eine Themenblock Energiestoffwechsel, da wurden dann halt der Aufbau und die Stoffwechselwege / Transportmechanismen von Glucose und Fetten gelehrt. Dazu typische Erkrankungen des Energiestoffwechsels und deren Ursache.
Aufbauend auf die Fette kam dann Membranaufbau. Auch wieder relativ strukturformellastig.
Dann geht es halt weiter mit Reizleitung usw.
Also gibt es bei uns zB kein Fach Biochemie im eigentlichen Sinne, sondern man macht zu jedem Thema Biochemie, Anatomie, Physiologie und Anfänge der Pathologie.
Das ist einerseits recht interessant, andererseits lernt man halt gerade in Chemie wirklich nur sehr wenig an Zusammenhängen, weil man eben eher abgeschlossene Stoffwechselwege auswendig lernt, als sie soweit zu verstehen, dass man sie sich auch selbst herleiten könnte (das mag ich an Mathe, Physik und Informatik so, alles extrem logisch aufgebaut).

Pflegepraktikum muss man bei uns auch noch machen, habe ich aber noch nicht. Einerseits weil ich in dieser vorlesungsfreien Zeit genug mit meiner Wohnsituation zu kämpfen hatte, andererseits weil es mich ehrlich gesagt ziemlich abgeschreckt hat. Die reine Pflege von Menschen ohne irgendwie fachlich, akadamisch arbeiten zu können ist wirklich das allerletzte, dass ich meinem Leben machen möchte und da man ja weder ausgebildeter Pfleger noch weit im Studium ist...
Ich habe daher etwas die Befürchtung, dass ich danach dann letztlich wirklich wechseln würde, ohne dass es wirklich angemessen wäre. Eben weil der Teil, der mich am Beruf interessiert wegfällt und der, der mich nicht interessiert den Fokus bildet. Nachher verknüpfe ich das Praktikum noch innerlich mit dem Arztberuf, dann ist alles vorbei :/

Wobei ich es sicher trotzdem machen kann, wie gesagt ich bin da relativ leidlos. Überhaupt kann mich eigentlich kaum irgendetwas das mich wirklich abschreckt, es ist nur irg das Ausbleiben der positiven Gefühle :/

Man ich hasse es, wenn sich Emotionen in rationale Entscheidungsprozesse einmischen... gibts da keine Medis gegen? xD


Ich bin mir eigentlich relativ sicher, dass mich zB ein Mathestudium mehr befriedigen würde. Nur muss man imo auch ein wenig auf den sich anschließenden Beruf schauen. Und da scheint mir "Arzt" einfach relativ abwechslungsreich zu sein, ich bin einfach kein Routinemensch.
Nach einem Mathestudium würde man halt zu einer Bank oder Versicherung gehen und Risiken von irgendetwas "berechnen". Aber da kenne ich ein paar Leute, die das machen und es besteht wohl zu 90% daraus Zahlen von einer in die andere Excel-Tabelle zu überführen und diese dann durch das fertige Simulationsprogramm laufen zu lassen. Das steht einfach in keiner Relation zur Ausbildung, obwohl es recht ordentlich bezahlt wird (so ~60k).
Die Chance solche Programme zu entwickeln haben wohl leider nur die wenigsten.
Forschung wäre glaube ich nicht mein Ding, habe mal 2 Monate Praktikum in der Neurophysio. gemacht, das geht mir alles zu langsam, viel zu viele Vermutungen und monatelanges Messen auf gut Glück, nur um dannfestzustellen, dass die Daten nutzlos sind :/
Insofern könnte ich mir den Alltag als Arzt schon gut vorstellen, voraussgesetzt, diese leichte Abneigung gegen fehlende Exaktheit und Morbidität verschwindet noch... ansonsten wird es die Hölle :-oopss

Gruß Zrkh

Feuerblick
30.03.2012, 12:49
Wer glaubt, dass der Arztalltag immer spannend ist und nicht in Routine erstickt, der täuscht sich! Arztsein IST zu mindestens 90% nur Routine. Nur manchmal kommt ein Patient dazwischen, bei dem man wirklich "akademisch" arbeiten muss und nicht Therapiestandards abarbeiten. Täusch dich da besser mal nicht!
Was deine Abneigung gegen kranke alte Menschen angeht: Es werden sicher nicht weniger werden - eher mehr! Wenn dich das jetzt schon stört, obwohl du noch nicht mal wirklich Patienten behandelst, dann solltest du gut nachdenken, ob du wirklich Arzt werden willst.
Das Pflegepraktikum gehört dazu - auch wenn du dir die Arbeit in der Pflege nicht vorstellen kannst. Da wirst du also durchmüssen. Nach deinen Emotionen fragt da niemand!
Und wenn dir alles zu langsam geht, dann wirst du als Arzt auch enttäuscht werden. Viele Therapien brauchen Zeit, bis man einen Erfolg sieht. Und das "Rumprobieren" samt fehlender Exaktheit wird dir auch regelmässig begegnen.

KURZ: Wenn du einen Beruf möchtest, in dem alles schnell und exakt abläuft, dann solltest du das mit dem Medizinstudium lassen!

Rico
30.03.2012, 12:57
Abneigung gegen Mobidität für einen Arzt ist ungefähr so als hätte ein Automechaniker ein Abneigung gegen Motoren. :-D

Aber selbst für solche hält die Medizin die primär präventiven Fächer wie Arbeitsmedizin bereit.

WackenDoc
30.03.2012, 13:08
Da wären dann die Patienten auch nicht so alt. Dafür braucht man halt Innerezeit.

Zrkh
30.03.2012, 14:22
Abneigung gegen Mobidität für einen Arzt ist ungefähr so als hätte ein Automechaniker ein Abneigung gegen Motoren. :-D

Aber selbst für solche hält die Medizin die primär präventiven Fächer wie Arbeitsmedizin bereit.

Motoren mag ich auch nicht :-keks Hoffnungsloser Fall :-heul
Nunja ich habe halt gehofft, dass das vllt vielen/allen so ging und sich dann noch gibt.

Ich glaube Arbeitsmedizin wäre nichts für mich. Das mag sich zwar noch ändern, aber im Moment brauche ich einfach kräfitg Belastung, um zufrieden zu sein. Und wenn es das Studium nicht bietet, dann lerne ich halt noch ne Sprache, mache irgendwelche Projekte oder Wettbewerbe... ich brauche irg einfach Druck. Ich schätze Arbeitsmedizin da als deutlich seichter ein (wobei ich mich da auch komplett irren mag :/), was ja eig ne gute Eigenschaft ist, aber mir nicht liegen würde.

Peter_1
30.03.2012, 14:57
Na, ja das mit der "Exaktheit" ist kein ausschliessliches Manko der Medizin sondern letztlich jeder Wissenschaft die sich irgendwie mit lebenden Organismen auseinandersetzt. Wer Exaktheit im Sinne von 1+1=2 braucht für den wären vielleicht Dinge wie Maschinenbau, Mathematik, Chemie, bzw. ein Ingenieursstudiengang richtig. Wenn das jetzt ein Riesenmanko für Dich ist, dass es eben nur tendeziöse Aussagen gibt in der Medizin und dass Therapieregime sich alle 3 Jahre ändern, bzw. je nach Patient vollkommen anders aussehen können, dann sehe ich in der Medizin schwarz für Dich (obwohl genau das eigentlich das "intelektuelle" in der Medizin ist, sonst könnte man ja auch nen Computerprogramm schreiben welches den Job erledigt). Was Morbidität angeht, da gibt es schon so Nischenfächer, kannst ja Sportmedizin machen, Musterungsarzt bei der Bundeswehr werden (gibt es die noch die so was ausschliesslich machen?), Labormediziner, FA für Biochemie, FA für Anatomie, Pathologe, Hygiene u. Umweltmedizin, oder Pharmakologe werden... Die Frage die sich automatisch aber aufwirft: wozu macht man Medizin, wenn man nichts mit Krankheiten zu tun haben will? Wenn ich recht verstehe, dann ist Deine Motivation: 1. kurzweilige Abwechslung, 2. gute Berufsaussichten. 1. gibt es glaube ich in allen etwas anspruchsvolleren Berufen mal mehr, mal weniger, 2. gibt es durchaus auch für andere Berufe. Ich finde es fehlt irgendwie der Spass an der med. Materie, bzw. an einer Vorstellung was Dir denn Spass machen könnte (und wenn es nur ein kleiner Teilbereich ist). Du kannst sagen was alles nicht geht, bzw. wozu Du keinen Bock hast, frag Dich vielleicht mal umgekehrt was gehen könnte, bzw. wozu Du Lust hättest. Ansonsten gibt es im Leben nichts was nur Positivseiten hat (da ist sie wieder die fehlende Exaktheit), sondern fast alles hat auch negative Aspekte, die Frage ist nur was überwiegt denn für einen persönlich.

epeline
30.03.2012, 15:01
ich bin ja immer wieder erstaunt, was manche erstis sich so für gedanken machen.
irgendwie ist mein gemüt da doch einfacher gestrickt und in der lange, dinge einfach mal hinzunehmen.

ich mein, du bist im ersten semester! welche großen eindrücke vom beruf kann man da schon haben, geschweige denn vorstellungen über das spätere fachgebiet.

entspann dich doch einfach ein bisschen, genieß die studienzeit, und gucke, was noch so auf dich zu kommt.

Zrkh
30.03.2012, 15:17
ich bin ja immer wieder erstaunt, was manche erstis sich so für gedanken machen.
irgendwie ist mein gemüt da doch einfacher gestrickt und in der lange, dinge einfach mal hinzunehmen.

ich mein, du bist im ersten semester! welche großen eindrücke vom beruf kann man da schon haben, geschweige denn vorstellungen über das spätere fachgebiet.

entspann dich doch einfach ein bisschen, genieß die studienzeit, und gucke, was noch so auf dich zu kommt.

Das mit den fehlenden Eindrücken ist genau das Problem ;)
Der Eindruck vom Studium ist eher nicht so positiv, vom Beruf habe ich keinen wirklichen.
Aber vermutlich sollte ich es wirklich einfach hinnehmen und fertig passieren. Mehr als dass ich meine Patienten nicht leiden kann, kann ja nicht passieren :/

kra-
30.03.2012, 15:29
...und damit wärst du bestimmt auch nicht der erste. ;)

Ich glaube deine Einstellung zu den Multimorbiden liegt auch daran, dass man sowas als "Normalo" gar nicht kennt. Meine erste bettlägerige Omi im Rettungsdienst ist mir auch im Gedächtnis geblieben, obwohl das rückblickend nichts besonderes war. Man wird nur im normalen Leben von so etwas total abgeschirmt, da ist eine gewisse reflektorische Distanz glaube ich üblich. Mach erstmal deine Pflegepraktika und frage doch mal einen Arzt in deiner Stadt, ob du bei ihm hospitieren kannst, und dann sieht die Sache vielleicht schon wieder ganz anders aus.

Laelya
30.03.2012, 15:57
Das mit den fehlenden Eindrücken ist genau das Problem ;)
Der Eindruck vom Studium ist eher nicht so positiv, vom Beruf habe ich keinen wirklichen.
Aber vermutlich sollte ich es wirklich einfach hinnehmen und fertig passieren. Mehr als dass ich meine Patienten nicht leiden kann, kann ja nicht passieren :/

wenn ich nach der vorklinik entschieden hätte oder allgemein vom studium, dann würde ich wahrscheinlich schon sehr lange nicht mehr medizin studieren ;)

die praktikas haben es mir immer wieder gezeigt, dass es der richtige beruf für mich ist (und hoffentlich bleibt das auch so)
die pflegepraktikas fand ich wirkllich ätzend, man wurde nicht für voll genommen, oft sogar einfach fertig gemacht, weil "ichg" ja später der arzt sein würde... aber die patienten haben es mir gedankt. So oft wie ich in meinem gesamten Studiumsdasein von patienten gehört habe "Sie werden mal eine tolle Ärztin" kann ich gar nicht mehr zählen und genau dass ist es was mich bestätigt.
Und alte menschen sind nicht immer schlimm...es gibt viele die sind herzlich und auf die freut man sich...natürlich gibt es auch die, die man am liebsten sofort wieder aus dem untersuchungszimmer schieben wollen würde ;)

Wenn du erstmal zu den Famulaturen kommst merkst du recht schnell ob die Medizin etwas für dich ist. ich denke in der Vorklinik kann man das nicht wirklich einschätzen

also kopf hoch, wie die anderen schon sagten: genieß die studienzeit, du bist jung und hast die möglichkeit die dinge einfach auf dich zukommen zu lassen

kra-
30.03.2012, 16:10
Also mir sind die ganzen Alten inzwischen viel lieber als so manches, was da in den Mittvierzigern rumläuft. Die haben noch richtig Respeckt und sind immer total dankbar, wenn man sich um sie kümmert. Ich glaub Zrkh muss einfach mal ein paar Berührungsängste abbauen.

LasseReinböng
30.03.2012, 17:29
die praktikas

ich konnts mir nicht verkneifen... bitte nicht Übel nehmen.

Meridion
30.03.2012, 18:12
Medizin ist vor allem ein Riesenfeld; und Du bist im ersten Semester. Das allein reicht eigentlich schon. Einfach mal noch 2 Jahre weiterstudieren und dann sehen. Auch wenn ich mich mit der Aussage vielleicht in die Nesseln setze. Mit 19 und frisch an der Uni kann man doch gar keine Perspektive haben, erstmal kommen lassen, entspannt bleiben.

Ansonsten:

Man kann dir, wenn du punktgenaue Ergebnisse, Therapien, Rechnereien willst und dazu noch nen abwechslungsreichen Alltag ohne Routine, nur empfehlen kleine, auch patientenfernere Fächer auszuprobieren in den Praktika und diese an Häusern der Maximalversorgung abzuleisten.

Wenn du 'ganz normal' in die Patientenversorgung gehst werden 95% der Arbeit routinemäßiges Wasser rein, Wasser raus, Kalium rein, Kalium raus, Blutdruck hoch, Blutdruck runter; und das Dokumentieren derselbigen, sein. Von chirurgischen Fächern, die selbst an der Uni oft im Stil von "joa, komm, das nehmwer noch bis zur Faszie mit" ablaufen ganz zu schweigen.

Das heisst nicht dass Medizin keinen Spaß macht, es macht sogar sehr viel Spaß. Aber die wenigen anankastisch angehauchten Überflieger die ich während meines Studiums kennengelernt habe sind dann tatsächlich NICHT am Patienten sondern irgendwo gelandet (Controlling, Patho, Medizininformatik).

Meridion

netfinder
30.03.2012, 18:15
Wobei man schon sagen muss, dass du auch in den patientenfernen Fachbereichen reine Routineaufgaben wirst erledigen müssen; teilweise sicher noch mehr als in den patientennahen Bereichen.

Skalpella
30.03.2012, 19:13
Wir haben das Handwerkliche noch nicht wirklich weit genug gestrickt. Man kann wirklich viel handwerklich machen. Und das geile -wie ich finde- ist, dass es, umso routinierter man ist und umso mehr Erfahrung man hat, desto cooler ist es. Schau Dir doch mal ein paar chirurgische Fächer an. Oder Anästhesie. Oder Intensivmedizin :-love Man kann den ganzen Tag Katheter schieben, schneiden, knoten, nähen. Und da doch jeder Patient ein wenig anders ist, ist vielleicht die 100. Lipomentfernung nicht mehr sooo spannend, aber es kommen immer wieder interessante Fälle dazwischen. Von komplexeren viszeralchirurgischen Geschichten mal ganz abgesehen.
Klar muss man auch viel sprechen, noch mehr schreiben und dokumentieren. Aber das gehört dazu. *find* Und das muss man auch mögen. Wenn der Patient Vertrauen hat, weil man so nett ist, oder kompetent, oder weil man etwas so gut erklärt hat, oder weil man schon mal einen anderen Eingriff gut hinbekommen hat, dann macht das echt Spaß!.
Wegen der Perfektion, oder Deinem Anspruch darauf: Wenn es Dich frustriert, etwas nicht ganz hundertprozentig zu machen oder machen zu können, oder zu dürfen, dann lass es. Eine gewisse Frustrationstoleranz sollte gegeben sein. Vor Allem, da man auch mit Menschen arbeitet, die halt auch nicht perfekt sind. Und die halt schon ihre 60 Packyears haben(manchmal).



Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass ich meinen Job mag? :-love