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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Anästhesie- was sollte man "mitbringen"?



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MummyPat
05.04.2012, 13:35
Hi,

an die Anästhesisten unter Euch...

Welche Eigenschaften und "Talente" sollte man mitbringen für dieses Fach und was wäre eher hinderlich :-)) ?

Was habt Ihr für Erfahrungen gemacht?


Beispiel, damit Ihr ungefähr wißt, was ich meine:

Ist es nur was für "Technikfreaks" :-music oder ist das "mit den vielen Geräten / Knöpfen / Schaltern" gut machbar?

Wie siehts mit Physio aus, muß man da auch eher hochbegabt sein :-oopss ?

Was sind so die Hauptaufgabengebiete im Arbeitsalltag? Prämediziert jeder und machen alle Schmerztherapie?

Und wie sind so die Kernarbeitszeiten (auch bei 50%-Stellen z.B.)?

Eher 2-3 volle Tage oder jeden Tag halbtags? Uhrzeiten?

Danke und vlG!

Eilika
05.04.2012, 18:13
Schwierig zu beantworten, weil doch recht stellen- und klinikabhängig. Aber ich versuchs mal.
Was sollte man mitbringen: Interesse am Fach und Interess am Umgang mit Patienten (JAAA, die schlafen nicht immer alle und wenn sie nicht schlafen, dann sind sie in einer Ausnahmesituation und müssen gut betreut werden).
Was hinderlich ist, keine Ahnung... vielleicht zu viel Detailleversessenheit und wenn man alles zu eng sieht. Ist meiner Meinung nach doch eher ein pragmatisches Fach und nicht eines für solche, die getrocknete Weinbeeren ausscheiden...
Ich bin weder Technik- noch Physiofreak und vermisse beides nicht sonderlich. Prämedizieren gehört dazu, ich mach es gern. Andere machen es nicht so gern. Und klar, wenn ich in der Sprechstunde war und 20 Patienten an einem Vormittag gesehen habe, dann hängt mir Prämedizieren auch zum Hals raus. Aber wohldosiert ist es OK. Und bei uns macht auch jeder Schmerzdienst (Schmerzvisite der diversen gelegten Schmerzkatheter vor allem).
Kernarbeitszeiten ist schwer zu sagen, da ich ja in CH und nicht in D arbeite. Bei uns sind Teilzeitstellen tageweise besetzt. 50% also zum Beispiel immer Mittwoch, Donnerstag und jeden zweiten Freitag. Bei uns funktionniert das gut so. Halbtageweise stelle ich mir zumindest in meiner Klinik schwierig vor.

LasseReinböng
05.04.2012, 20:24
Prämedizieren eigentlich auch Anfänger ? Kann ja kritisch sein, wenn jemand mit NYHA IV oder irgendwelchen ungünstigen Medis noch an Bord auf den Tisch gelegt wird weil der Prämedizierende bestimmte Probleme und Kontraindikationen nicht erkannt hat.

Rico
05.04.2012, 22:35
Welche Eigenschaften und "Talente" sollte man mitbringen für dieses Fach und was wäre eher hinderlichLink (http://www.medi-learn.de/foren/showthread.php?t=64058&highlight=falscher+arzt)

Moorhühnchen
05.04.2012, 23:05
Prämedizieren eigentlich auch Anfänger ? Kann ja kritisch sein, wenn jemand mit NYHA IV oder irgendwelchen ungünstigen Medis noch an Bord auf den Tisch gelegt wird weil der Prämedizierende bestimmte Probleme und Kontraindikationen nicht erkannt hat.Es gibt Kliniken, wo GERADE die Anfänger zum Prämedizieren geschickt werden, weil man keine Zeit hat, sie gescheit einzuarbeiten. Dort, wo ich angefangen habe, war es üblich, die ersten 6 Monate komplett im OP zu verbringen und erstmal die Grundlagen einer Narkose zu lernen und erst dann dem Patienten erklären zu müssen, was da eigentlich passiert. Natürlich kann man auch einfach über "Zahn- und Weichteilschäden, Heiserkeit, Aspiration und Nüchternheit etc. pp" aufklären, aber so mancher Patient hat dann doch mal die ein oder andere Frage, die man gerade zu Beginn schlechter beantworten kann.

Zum Thema Halbtagsstellen: ich habe einige Kolleginnen und Kollegen, die zwischen 50 und 80% Teilzeit arbeiten. Das funktioniert in der Anästhesie eigentlich ziemlich gut. Die meisten machen dies tageweise, also zB. eine Woche 2 Tage, die nächste Woche 3 Tage. Ich habe aber auch eine Kollegin gehabt, die jeden Tag um 11:30 Uhr ausgelöst werden mußte..... aufgrund der speziellen Gegebenheiten in der Klinik fanden das einige Kollegen ziemlich problematisch (MummyPat, falls Du genaueres wissen willst, bitte PN :-) ). Kernarbeitszeit war zwischen 7:00, bzw 7:30 und 16 Uhr. Allerdings gibt's an vielen Kliniken für den OP-Betrieb auch einen Spätdienst.

Ich bin kein großer Technikfreak, aber letztlich ist ein Narkosegerät auch nicht anders aufgebaut als die Bedienung eines Handys. *find*
Die Frage, ob man fit in Physio sein muß, hab ich mir vorher auch gestellt. Und ich bin zu dem Schluß gekommen, daß Physio-Kenntnisse von Vorteil sind, aber wenn man nicht so die Ahnung davon hat, geht's auch ganz gut! :-D

Das hier
Was hinderlich ist, keine Ahnung... vielleicht zu viel Detailleversessenheit und wenn man alles zu eng sieht. Ist meiner Meinung nach doch eher ein pragmatisches Fach und nicht eines für solche, die getrocknete Weinbeeren ausscheiden... ist besonders wichtig! Du wirst in der Anästhesie immer viele Freestyler finden. Eine Narkose nach Rezept gibt es nicht, auch gibt es wenig "richtig" und "total falsch".
Du arbeitest eng mit der Anästhesiepflege zusammen, da geht's nicht ohne gegenseitiges Vertrauen! Und Du hast nicht immer einen OA dabei, den Du gerade fragen kannst, ob das jetzt so richtig ist.


Was sind so die Hauptaufgabengebiete im Arbeitsalltag? Prämediziert jeder und machen alle Schmerztherapie?Hauptaufgaben sind in den ersten Monaten bis Jahren schon eher die Narkoseführung und das Prämedizieren (ja, jeder!), später auch Intensiv. In beiden Kliniken, wo ich bisher gearbeitet habe, muß man in Grundzügen auch zumindest etwas Schmerztherapie beherrschen - also die Pumpenvisite machen und ggf. auch mal Schmerzkonsile bei nicht-beherrschbaren Schmerzen (hab da eigentlich immer Rücksprache mit einem OA gehalten, weil ich das viel zu selten gemacht habe, um wirklich Ahnung davon zu haben)

So, das war erstmal mein Senf. :-)

GOMER
06.04.2012, 10:44
Die Frage, ob man fit in Physio sein muß, hab ich mir vorher auch gestellt. Und ich bin zu dem Schluß gekommen, daß Physio-Kenntnisse von Vorteil sind, aber wenn man nicht so die Ahnung davon hat, geht's auch ganz gut! :-D

Ich (als Anfänger) habe den Eindruck, daß meine Physiokenntnisse die einzig echte Grundlage meiner Arbeit sind und dafür sorgen, daß meine Patienten nicht dumm oder tot wieder aufwachen. Zumindest hinterfrage ich die meisten meiner Schritte physiologisch, bzw. versuche Probleme, mit denen ich konfrontiert bin physiologisch anzugehen, anstatt Leitsätze à la "RR niedrig -> Akrinor, RR -> Fentanyl" anzuwenden.

Relaxometrie
06.04.2012, 11:16
versuche Probleme, mit denen ich konfrontiert bin physiologisch anzugehen, anstatt Leitsätze à la "RR niedrig -> Akrinor, RR -> Fentanyl" anzuwenden.
Wie sind denn Deine Gedankengänge, wenn der RR beispielsweise direkt nach der Narkoseeinleitung erstmal in die Tiefe schnellt?

Moorhühnchen
06.04.2012, 11:17
Ich (als Anfänger) habe den Eindruck, daß meine Physiokenntnisse die einzig echte Grundlage meiner Arbeit sind und dafür sorgen, daß meine Patienten nicht dumm oder tot wieder aufwachen. Zumindest hinterfrage ich die meisten meiner Schritte physiologisch, bzw. versuche Probleme, mit denen ich konfrontiert bin physiologisch anzugehen, anstatt Leitsätze à la "RR niedrig -> Akrinor, RR -> Fentanyl" anzuwenden.Und zu welchen Schlüssen bist Du da so gekommen?

Relaxo war schneller....

lara162
06.04.2012, 13:29
Leitsätze à la "RR niedrig -> Akrinor, RR -> Fentanyl" anzuwenden.
Solche Leitsätze hat doch, mal ganz im Ernst, sicher keiner?! :-D


...daß meine Patienten nicht (...) tot wieder aufwachen.
Und die Physiologie würde mich auch interessieren. ;-)


Ansonsten sollte man vielleicht eine gewissen Ruhe und "coolness" in der Anästhesie mitbrigen, die einem hilft in sich rasch entwickelnden, brenzligen Situationen schnell, aber gelassen zu reagieren. Ich denke, zu einem gewissen Umfang kann man die Eigenschaft aber auch von den meisten erlernt werden.

GOMER
06.04.2012, 13:36
Sind die Fragen ernst gemeint, oder provokativ? Alle nüchternen Patienten haben ein Volumendefizit. Das gleiche ich mittelfristig durch Zuführung von Flüssigkeit aus, bei kurzfristigen Blutdruckabfällen erhöhe ich das HZV (und damit den RR) durch Vorslasterhöhung mit Trendelenburglagerung. Sympathikomimetika benutze ich nur, wenn es mir unausweichlich erscheint. Das ist sicherlich nicht der Weisheit letzter Schluss, aber ich habe mir das so physiologisch hergeleitet und fahre bisher ganz gut damit.

@lara162: Ich habe das schon öfter gehört.

Eilika
06.04.2012, 13:54
Ich glaube ja nach wie vor nicht, dass jeder nüchterne Patient ein echtes Volumendefizit hat. Hat jeder von uns morgens ein Volumendfizit, nachdem er 6-8 Stunden geschlafen hat? Vielleicht ein kleines. Aber wenn ich ne Narkose bekomme, darf ich bis zwei Stunden vorher Tee, Wasser, Sirup, Traubensaft und Co trinken. Da hab ich doch kein relevantes Volumendefizit :-nix
Da glaub ich doch eher ans Disoprivan als Auslöser meiner Hypotonie nach Einleitung. Klar bekommen die Patienten von mir auch lieber nochmal nen Bolus Voluven oder so, aber im Zweifel greife ich rasch zum Ephedrin. Meist langen da ja auch einmalige kleine Dosen und das Problem des Einleitungs-Blutdruck-Tiefs hat sich erledigt.

lara162
06.04.2012, 14:00
Ich denke, die Fragen waren durchaus mit einem kleinen Schmunzeln und nicht als reine Provokation gemeint! ;-)

Meines Wissensstandes nach geht man heute aber eher von einem relativ unwesentlichen präoperativen Volumendefizit aus (ausgenommen das 5 Tage nüchterne Ömchen), so dass die früher eher übliche, großzügige perioperative Volumensubstitution aufgrund der erheblichen Nebenwirkungen eher kritisch gesehen wird und es eigentlich (Ausnahmen bestätigen die Regel) als günstig anzusehen ist, frühzeitig der hypnotikabedingten Vasodilatation durch Vasokostriktiva entgegenzuwirken (oder alternativ mal die Dosierung ersterer zu überprüfen).
Früher galt man durchaus als guter Anästhesist, wenn man keine Vasokostriktiva eingesetzt hat, heute hat sich das Blatt da etwas gewendet. Volumen macht zwar Druck, aber darüber hinaus noch einiges weiteres.

Aber das nur am Rande, war hier ja eigentlich nicht Thema. :-)


*edit*

Eilika war schneller ;-)

Kandra
06.04.2012, 14:51
Ich glaube ja nach wie vor nicht, dass jeder nüchterne Patient ein echtes Volumendefizit hat. Hat jeder von uns morgens ein Volumendfizit, nachdem er 6-8 Stunden geschlafen hat? Vielleicht ein kleines. Aber wenn ich ne Narkose bekomme, darf ich bis zwei Stunden vorher Tee, Wasser, Sirup, Traubensaft und Co trinken. Da hab ich doch kein relevantes Volumendefizit :-nix

Wieso darf man als Patient dann immer ab Mitternacht nichts mehr trinken? Einfach damit die sicher nicht kurz vorher was zu sich nehmen oder was hat das dann für einen Grund?

GOMER
06.04.2012, 14:55
4-2-1 muß man wahrscheinlich wirklich nicht anwenden. Aber wenn ich die Leute frage, wann zuletzt was getrunken, kommt häufig: vor 19 Uhr. Wenn ich den Pat. dann um 9.30Uhr in der Einleitung liegen habe sind das weit über 12h. Wenn ich zwölf Stunden nix getrunken habe, bekomme ich saumäßigen Durst, und meiner (äußerst beschränkten) Erfahrung nach: Hört dieses Auf und Ab vom Blutdruck meistens dann auf, wenn mal ein dreiviertel Liter 1/1 E reingelaufen ist.

Egal, und BTT: ich bleibe dabei, ohne Physio geht in der Anästhesie nix.:-)

@Kandra: Inzwischen sagt man bis 2h vor OP klare Flüssigkeiten erlaubt, allerdings machen nur wenige Patienten davon Gebrauch.

Moorhühnchen
06.04.2012, 15:53
Egal, und BTT: ich bleibe dabei, ohne Physio geht in der Anästhesie nix.:-)

@Kandra: Inzwischen sagt man bis 2h vor OP klare Flüssigkeiten erlaubt, allerdings machen nur wenige Patienten davon Gebrauch.Oft sind es ja nichtmal die Patienten, die von sich aus nix mehr trinken.... ich habe schon sehr oft auf meine Frage, warum sie so lange nichts getrunken hätten, obwohl ich es explizit anders auf dem Prämed-Protokoll geschrieben habe, die Antwort bekommen: "Die Schwestern haben's mir verboten!". Da frag ich mich dann manchmal, warum ich den Patienten überhaupt noch aufkläre. Bei wirklich klapprigen Opis bin ich bisweilen dazu übergegangen, nicht nur auf dem Prämed-Bogen das "klare Flüssigkeit bis 2h prä-op" rot anzumarkern, sondern noch einen extra Zettel auf die Akte zu kleben "Gebt dem armen Mann was zu trinken!!!" und das mit den Schwestern abzusprechen. :-))

Häufig sind ja auch nicht die OPs am frühen Morgen das Problem, sondern die, die mittags/nachmittags stattfinden, und die Patienten dann wirklich dehydriert eingeschleust werden. :-nix
Fairerweise muß man auch sagen, daß für die Schwestern auf Station feste Angaben wie "trinken bis 6:00 Uhr" leichter umzusetzen sind wie "trinken bis 2h prä-op". Die wollen ja schließlich nicht schuld sein, wenn der Patient doch mal früher abgerufen und dann wieder ausgeschleust wird, weil "nicht nüchtern"....

Ich hab ja nicht behauptet, daß Physiokenntnisse hinderlich sind.... aber ich glaub, ich komm auch ganz gut zurecht, ohne jemals die große Leuchte in dem Fach gewesen zu sein. Und das was Du angesprochen hast, verbuche ich einfach unter "Grundkenntnisse". :-D ;-)

Eilika
06.04.2012, 16:08
Also, ich werde, bevor ich am Dienstag ins Spital einrücke, noch nen schönen grossen Becher schwarzen Tee (ausnahmsweise sogar mit Zucker) trinken. Weil nämlich, ich muss um acht da sein, aber ich komm eh nicht vor zehn in den OP... vor meiner ist irgendeine 120-Minuten-OP.
Und das mit Mitternacht ist bei uns das Essen. An sich sagen wir essen bis 6 Stunden präoperativ. Aber da erklären wir der Einfachheit halber sie dürfen bis Mitternacht Essen. Wenn ich den Patienten aber sage, dass sie ruhig noch Wasser und Tee trinken dürfen, dann sagen die ganz oft "muss ich nicht, kann ich mir verkneifen, geht auch mal ohne". Da redet man zum Teil schon gegen ne Wand, wenn man denen erklärt, dass es sogar eher sinnvoll ist, noch was zu trinken :-nix

Miss
06.04.2012, 16:18
Ich würd auch sagen, daß Flexibilität gar keine schlechte Voraussetzung für das Fach ist. Technische Kenntnisse habe ich eigentlich wenig gehabt, aber man lernt das alles mit der Zeit. Ich fand meine theoretischen Kenntnisse gar nicht hinderlich, praktisches lernt man im Laufe der Zeit, man bekommt viel Unterstützung von der Pflege (die hat vor allem viel praktische Erfahrung, mit dem Theoretischen sieht es oft nicht sooo gut aus, mußte ich ehrlich gesagt feststellen), wenn man das alles zusammen nutzt, kommt man ganz gut klar.
Am Anfang bekommt man (meistens, leider nicht überall :-() viel Unterstützung bei der Narkoseführung, man muß das einfach lernen.
Gerade Prämedizieren mußte ich als Anfänger viel (viel zu viel :-oopss), da wars dann aufgrund von Personalmangel oft mal so, daß ich einen anspruchsvolleren Saal noch nicht händeln konnte und gegen den erfahreneren Kollegen ausgetauscht wurde *seufz* Gerade die Prämedikationen sind für größere Eingriffe bei multimorbiden Patienten auch nicht ohne, da muß man sich auch ein bißchen reinfuchsen, und gerade am Anfang nochmal Rücksprache halten mit OÄ und fachärztlichen Kollegen.

Teilzeit: da gibt es bei uns in der Klinik alles von 10 %, einmal die Woche einen Tag, bis 80%, von tageweise (bestimmte Tage) bis bestimmte Regeln wie von 9.30-15.30, von 7.30-13.30 oder von 11-15.00, wirklich fast alles, z.T. nicht sehr sinnig, für die Kollegen z.T. schwierig, aber ist halt mal so.

Alzheimer
06.04.2012, 21:13
Hört dieses Auf und Ab vom Blutdruck meistens dann auf, wenn mal ein dreiviertel Liter 1/1 E reingelaufen ist.
Solche Pauschalaussagen sprechen nicht gerade für die Anwendung des Physiologiewissens. Die meisten Pat. sind älter und haben oft eine Herzinsuffizienz und diese Pat. kann ich recht schnell in eine Dekompensation befördern, wenn ich zuviel Flüssigkeit gebe. Auch bei Darmeingriffen wird eher ein restriktives Flüssigkeitsmanagement angestrebt um Ödeme und somit Anastomoseninsuffizienzen zu vermeiden. Man sollte also immer abwägen und individuell entscheiden, wobei es auch Pat. Gibt, welche großzügig Flüssigkeit brauchen (Sepsis etc.). Um die Ursache eines Symptoms richtig zu therapieren muss ich diese erkennen. dafür benötigt man Wissen in Physiologie, Pathophysio und Pharma ganz sicher.

teletubs
06.04.2012, 21:27
Also, ich werde, bevor ich am Dienstag ins Spital einrücke, noch nen schönen grossen Becher schwarzen Tee (ausnahmsweise sogar mit Zucker) trinken. Weil nämlich, ich muss um acht da sein, aber ich komm eh nicht vor zehn in den OP... vor meiner ist irgendeine 120-Minuten-OP.


Ist zwar fast OT, aber tu das. Also ich muss ehrlich gesagt gestehen, dass ich letztes Jahr nicht wusste, dass ich bei meiner elektiven OP noch trinken durfte. Bin morgens nüchtern ins Spital und habe gefleht, dass sie mir´nen Zugang legen, damit ich Flüssigkeit im HOCHSOMMER bekomme. :-blush Und so lange zu warten ins für den Patienten auch net schön. Und gemäss OP-Protokoll ist mein Blutdruck auch einmal so richtig im Keller gewesen...wen wundert´s.

Aber wenn ich das so lese, bin ich zuversichtlich, was da demnächst kommt :-lesen

Brutus
07.04.2012, 18:50
Hört dieses Auf und Ab vom Blutdruck meistens dann auf, wenn mal ein dreiviertel Liter 1/1 E reingelaufen ist. Egal, und BTT: ich bleibe dabei, ohne Physio geht in der Anästhesie nix.:-)

Solche Pauschalaussagen sprechen nicht gerade für die Anwendung des Physiologiewissens.
Naja, dafür nennt man das dann Erfahrung. :-))


Die meisten Pat. sind älter und haben oft eine Herzinsuffizienz und diese Pat. kann ich recht schnell in eine Dekompensation befördern, wenn ich zuviel Flüssigkeit gebe.
Von einem dreiviertel Liter Wasser??? Wie soll das denn gehen? Davon bleiben ja gerade mal genug intravasal übrig, um eine Portion Säuglingsnahrung fertig zu machen. So schnell dekompensiert der Otto-Normal-Alte nicht.
Denn die oben bemängelte Pauschalaussage spricht mindestens genauso wenig für fundiertes Physiologiewissen wie die Aussage, dass die meisten alten Patienten eine Herzinsuffizienz haben...


Auch bei Darmeingriffen wird eher ein restriktives Flüssigkeitsmanagement angestrebt um Ödeme und somit Anastomoseninsuffizienzen zu vermeiden. Man sollte also immer abwägen und individuell entscheiden, wobei es auch Pat. Gibt, welche großzügig Flüssigkeit brauchen (Sepsis etc.). Um die Ursache eines Symptoms richtig zu therapieren muss ich diese erkennen. dafür benötigt man Wissen in Physiologie, Pathophysio und Pharma ganz sicher.
Solche Aussagen kenne ich sonst nur von Operateuren! Die Anastomose ist kaputt gegangen, weil Du da zuviel Wasser draufgekippt hast. Auf der anderen Seite meckert man aber auch gerne über die bösen Vasokonstriktoren, weil die ja auch nicht gut für die Anastomosen sind...

Um jetzt eins klar zu stellen! Ich denke ja genauso, dass die Physiologie wichtig für die tägliche Arbeit ist. Man sollte schon verstehen, was man da so macht und warum jetzt das Medikament A bei Symptom B wirkt...
Andererseits finde ich es schon komisch, wie hier teilweise argumentiert wird.
Wenn der Blutdruck nach Narkoseeinleitung bei 40 systolisch liegt, dann mache ich mir nicht erst eine Flowchart warum jetzt der Druck wech ist... Da gilt einfach o.g. Merksatz: RR runter -> Akrinor -> Druck wieder gut -> weitermachen. /-> Druck nicht gut, nochmal Akrinor (+ ggf. das richtige Volumen), -> wenn nicht besser -> Arterenol und weiter Volumen.
Was spricht denn gegen Merksprüche? Im Studium weiß jeder, dass ein Kahn im Mondenschein... und dass Theo Lingen..., aber bei der Arbeit soll das dann nicht mehr gehen? :-nix ?