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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ne anständige erste Stelle....was ich persönlich heute anders machen würde



pw76
09.04.2012, 14:56
In erster Linie betrifft das zwar mein Fach Radiologie, sollte aber in vielen Dingen für andere Fachgebiete zutreffen.

Die folgenden Tips sind meine persönlichen Erfahrungen, welche bei anderen schon wieder ganz anders gewesen sein können.

1. Prüft IMMER(!!!) über die Ärztekammer (z.B. NRW: http://www.aekwl.de/index.php?id=2786 ) die Weiterbildungsermächtigung BEVOR ihr unterschreibt.
Manche Chefärzte behaupten, Sie hätten die volle WB oder die WB für eine Zusatzbezeichung.
NUR die Ärztekammer kann da verlässlich und verbindlich Auskunft geben.

2. Wenn möglich, geht an ein größeres Haus: Hier ist das Spektrum größer und man kann seine WB
an einem Haus durchziehen. Ein Wechsel bei nur teilweise bestehender WB in ein anderes KH ist immer aufwendig und verursacht nicht selten Stress/Ärger mit den neuen Kollegen: Ich hab nach 3 Jahren in ein anderes Haus wechseln müssen, um dort MRT und Sono zu machen. Da es dort eine feste Rotation gab, musste ich "dazwischenrutschen". Das führte zu extrem nervigen Diskussionen, obwohl im Vorfeld mit dem Chefarzt alles im Detail ausgemacht war.

3. Schaut Euch den Stellenschlüssel an: Ich hab mir mal eine Abteilung angesehen, wo der Schlüssel 1-2-7 betrug, d.h. 2 OÄ und 7 Assis....da kann sich der OA nicht ordentlich um die Assis kümmern, besonders, wenn die meisten noch unerfahren sind. Fragt (nicht unbedingt den CA) nach der Fluktuation. Hohe Fluktuation = FINGER WEG

4. FÜHRT EUER LOGBUCH REGELMÄSSIG !!!!! mehr ist nicht dazu zu sagen...außer das es Chefärzte gibt, die einen mit dem Logbuch erpressen wollen, um länger zu bleiben... O-Ton: Sonst kann ich Ihnen das leider nicht bescheinigen....

5. Hospitiert unbedingt für ein paar Tage in der Abteilung: Nur so kann man die Stimmung etwas einschätzen und kommt in Kontakt mit den anderen, um Internas zu erfahren. Quatscht mit den MTRAs, Schwestern und Kollegen....

6. Wenn Ihr die Abteilung wechselt, macht einen sauberen Abgang....Die CA kennen sich untereinander, tauschen sich im Chefarztforum aus und reden mit dem alten Chef....glaubt mal nicht, dass die nicht miteinander telefonieren, bevor die sich ein faules Ei ins Nest legen....

7. Auch wenns blöd ist und Überwindung kostet: Lasst Euch wesentliche Dinge schriftlich geben: Besonders dann, wenn Ihr das Haus wechselt, um eine bestimmte Modalität o.ä. zu lernen: Am besten mit Datum des Beginns, Dauer und ganztägiger Einsatz....und sorgt dafür, dass die OÄ bei dem Gespräch mit dabei sind....dann wissen die, was Sache ist und keiner kann im Nachhinein das Gegenteil behaupten.



...to be continued....

DrSkywalker
09.04.2012, 15:02
Es gibt ein Chefarztforum?

Ist das hier bei Medi-Learn? Vielleicht so geheim, dass man nur mit Einladung reinkommt? Das wäre ja ein Ding!

Ansonsten: Danke für die Tipps, die meisten Dinge die du schreibst sind für mich selbstverständlich, aber vielleicht hilft es ja jemandem!

Solara
09.04.2012, 15:07
Ansonsten: Danke für die Tipps, die meisten Dinge die du schreibst sind für mich selbstverständlich, aber vielleicht hilft es ja jemandem!

Leider sind die nicht für jeden selbstverständlich!

Aber sehr gut zusammengefasst!!

Hab erst selbst eigene Leute auf genau diese Dinge aufmerksam machen müssen bzw jetzt steht einer da, der wechseln will und leider keine Eingriffe etc gesammelt (schriftlich) hat (und irgendwie scheint es jetzt auch schlecht nachvollziehbar zu sein, wann man was wie gemacht hat).

Also: lieber einmal zuviel eigendokumentiert als einmal zu wenig (auch wenn's lästig ist!)

Moorhühnchen
09.04.2012, 15:41
Leider sind die nicht für jeden selbstverständlich!

Aber sehr gut zusammengefasst!!

Hab erst selbst eigene Leute auf genau diese Dinge aufmerksam machen müssen bzw jetzt steht einer da, der wechseln will und leider keine Eingriffe etc gesammelt (schriftlich) hat (und irgendwie scheint es jetzt auch schlecht nachvollziehbar zu sein, wann man was wie gemacht hat).

Also: lieber einmal zuviel eigendokumentiert als einmal zu wenig (auch wenn's lästig ist!)
Richtig! Gerade in der Anästhesie ist es ja vielerorts üblich, Narkoseart etc. direkt in der Patientenmaske im Computer einzutragen (bei mir gab's das einmal via "medico/s" und einmal wurden die Protokolle über "medlinq" eingescannt). Beide Chefs haben behauptet, es sei am Ende der WB-Zeit kein Problem, sich die benötigten Zahlen einfach aus dem System zu ziehen. Ich hab dem Frieden nicht getraut und trotzdem Kleber gesammelt!

War auch gut so, denn bei Stelle 1 bekam ich zwar am Ende eine Excelliste, die wundervoll aufgeteilt war nach Intubation, LAMA, SPA, ISK, trallala, aber wichtige Eingriffe, wie zB. die intracraniellen spuckt das System nicht aus. Auch nicht die Anzahl der ZVKs oder die Kindernarkosen. Einzige Möglichkeit die intracraniellen Eingriffe herauszufinden: die Patienten heraussuchen, die aus dem neurochirurgischen Saal auf ITS verlegt wurden (das kann das System nämlich....) und zugehörige OP-Protokolle versuchen zu bekommen - ODER eben eine gute Dokumentation mittels Aufklebern. Sobald ein intracranieller Eingriff in einem anderen Saal stattfand (weil Notfall), wurde es mit der Suche schwierig!

Bei Stelle 2 war das ähnlich: Unterscheidung nach Narkoseform bekam das System gut hin, aber abdominelle Eingriffe wurden nicht extra aufgelistet. Bei Sectios stand dies zum Glück dabei. Bei geburtshilflichen Eingriffen wieder nicht. Und überhaupt war mein Chef der Meinung: "Das sind viel zu viele Narkosen. Das unterschreib ich Ihnen nicht alles!"

Es geht nichts über eine gute eigene Dokumentation. In der Anästhesie noch relativ einfach, wie ich finde. Aber auch in anderen Fächern unerläßlich!

Keenacat
09.04.2012, 17:52
Danke für die klasse Zusammenfassung!
Kleine Frage an alle WBler: Wie sammelt ihr die Klebchen? In ner Kladde mit Notiz zum Eingriff oder wie?

Muriel
09.04.2012, 18:31
Kurze Ergänzung bzw. andere Sichtweise zum Stichwort Stellenwechsel:
Sicher ist es schwierig, wenn man als Wechsler in eine bestimmte Rotation muss/will und sich so ggf. so die alteingesessenen Kollegen zum "Feind" macht, weil man sich "vordrängelt". Dennoch halte ich einen Stellenwechsel während der Weiterbildung für extrem wichtig und kann ihn nur jedem ans Herz legen. Eine andere Sichtweise zu erleben, zu sehen, dass völlig andere Therapiekonzepte trotzdem oder auch gerade deswegen zum Ziel führen etc., ist wirklich wichtig. Es gibt in jedem Fach so viele Philosophien und nicht für alles gibt es Leitlinien, da ist es nur gut, wenn man mal andere Dinge gesehen hat, um sich dann selber das für einen am besten Passende herauszufischen. Daher ein unbedingtes Anraten zum Stellenwechsel, selbst dann, wenn es wie beim Huhn auch mal danebengehen kann. Irgendetwas bringt solch ein Wechsel immer :-meinung

wjsl
09.04.2012, 20:04
Was dieses Chefarztforum ist würde mich auch interessieren. Woher weißt du übrigens, dass die sich alle gegenseitig kennen? Gilt das nur für Chefs des gleichen Faches oder auch interdisziplinär gesehen?

Aber danke für die Tipps. Finde ich auch gar nicht so selbstverständlich, zumindest in meinem Fall nicht.

Evil
09.04.2012, 21:09
Der Zutritt zum Chefarztforum wird nur bei Vorlage von mindestens 2 Kreditkarten und Nachweis leitender Mitgliedschaft in mindestens 1 Fachgesellschaft freigeschaltet. Diese Sicherheitsmaßnahmen sind unabdingbar, damit Vertreter der GKV sich da nicht hineinschmuggeln. In Anlehnung an die Freimaurer wurde es "Die Freien Heilkundigen" genannt.
MEDI-LEARN besitzt allerdings (noch) keinen Zutritt, aber daran arbeiten wir :-)

DrSkywalker
09.04.2012, 21:16
Was dieses Chefarztforum ist würde mich auch interessieren. Woher weißt du übrigens, dass die sich alle gegenseitig kennen? Gilt das nur für Chefs des gleichen Faches oder auch interdisziplinär gesehen?


Keine Sorge, falls du da irgendwelche Befürchtungen hast, du wirst irgendwo, in irgendeinem Fachgebiet, sicher noch einen Chef finden, der deine Ex-Chefs nicht kennt :-))

Rico
09.04.2012, 21:24
Es gibt ein Chefarztforum?Das waren exkat meine Gedanken als ich das gelesen hab, aber siehe da: Zumindest für Radiologen gibt es ein
Chefarzt-Forum (https://cafrad.drg.de/login/). :-notify

Kostet immerhin 100€ im Jahr, da lob ich mir doch ML...

DrSkywalker
09.04.2012, 21:27
Das waren exkat meine Gedanken als ich das gelesen hab, aber siehe da: Zumindest für Radiologen gibt es ein Chefarzt-Forum (https://cafrad.drg.de/login/). :-notify

Das machen wieder nur die technik-affinen Radiologen-Nerds...bis das bei den Kardiologen ankommt sind die Chefposten durch unsere Generation besetzt. Und die Foren liegen dann naürlich hier bei Medi-Learn. Und ich habe dann in 20 Jahren immer noch diesen meinen Account hier und werde immer noch rumtrollen :-))

Moorhühnchen
09.04.2012, 21:39
Daher ein unbedingtes Anraten zum Stellenwechsel, selbst dann, wenn es wie beim Huhn auch mal danebengehen kann. Irgendetwas bringt solch ein Wechsel immer :-meinungJupp, so isses, Das letzte Jahr empfand ich zwar persönlich als Quälerei und gerade der Abschied war dann doch nicht so schick, wie ich es mir selber gewünscht hätte - aber das lag definitiv nicht an mir allein!!
Die Alternative wäre ja eine Rotation ans Partnerhaus gewesen, mit dem selben Chef wie vorher, wo aber doch vieles sehr ähnlich gehandhabt wird wie bei meiner ersten Anä-Stelle. So habe ich doch nochmal andere "Praktiken" gesehen und für mich entschieden, daß es dort, wo ich war, eigentlich alles ziemlich gut organisiert ist. Das verliert man ja manchmal aus dem Blick.
Und trotz aller "Enttäuschungen" empfand ich es nicht so schlimm, wie bei meinem katastrophalen Start in der Neuro.

Zum Thema Klebchen sammeln: viele meiner Kollegen sammeln diese in einem kleinen Büchlein. Klebchen, kurze Notiz über ASA-Klassifikation, Art der Narkose und sonstige Maßnahmen (ZVK, auch Bluttransfusionen wie ich letzte Woche leidvoll feststellen mußte, als Cheffe das Logbuch ausfüllen wollte) und Art des Eingriffs - fertig. Ich bevorzuge zum Sammeln allerdings die Trennblätter aus dem Narkoseprotokoll als Klebeunterlage, ich kenne mich nämlich: ein Büchlein würde bei mir wahrscheinlich recht schnell verschwinden, wenn eines der beklebten Trennblätter verschwindet, isses net ganz so schlimm! :-))
Nach knapp 3 Jahren hab ich nun 2 volle Ordner (ca. 1500 Narkosen schätze ich).
Fleißige übertragen das dann regelmäßig in eine Exceltabelle, aber das hab ich ganze 3 Wochen durchgehalten........... Cheffe meinte, bei der Anmeldung zum FA wurde auch die ausgefüllte und unterschriebene Tabelle aus dem Logbuch zählen. Mal sehen......

Einem meiner ehemaligen OÄ wurde übrigens auf dem Weg zur FA-Anmeldung der Ordner mit den Klebchen aus dem Auto gestohlen worden - er ist trotzdem FA geworden. :-D

WackenDoc
09.04.2012, 21:45
Ich glaub ja, dass sich die Chefs durch die einschlägigen Foren klicken und ne Art "Blacklist" machen.
Wenn dann ne Bewerbung auf einen passen könnte, der auf der Liste steht, wird´s dann einfach nix mit der Einladung zum Bewerbungsgespräch.

Lava
10.04.2012, 09:00
Ich glaub ja, dass sich die Chefs durch die einschlägigen Foren klicken und ne Art "Blacklist" machen.
Wenn dann ne Bewerbung auf einen passen könnte, der auf der Liste steht, wird´s dann einfach nix mit der Einladung zum Bewerbungsgespräch.


Wenn das doch bloß mal so wäre! Dann wäre uns der ein oder andere Vollhonk erspart geblieben :-(

Sebastian1
10.04.2012, 09:48
Einem meiner ehemaligen OÄ wurde übrigens auf dem Weg zur FA-Anmeldung der Ordner mit den Klebchen aus dem Auto gestohlen worden - er ist trotzdem FA geworden. :-D


Schick :-D
Ich habe zunächst auch klebchen gesammelt, als ich dann allerdings mal merkte, wie viele unsortierte Zettel das wurden, habe ich mir eine Exceltabelle gebastelt, die mittlerweile recht übersichtlich geworden ist und in der ich immer direkt bei der Narkose meine
Häkchen setze, die zählt mittlerweile alles zusammen, was ich für den FA-Nachweis brauche und ich kann jedes Narkoseprotokoll
auf Wunsch raussuchen, da ich die Protokollnummern mit reinschreibe. Hat sich bewährt :O

Hoppla-Daisy
10.04.2012, 10:16
Dazu habt ihr Narkotiseure ja auch genügend Zeit bei so ner Narkose :-)). Alle anderen sind dann am Rödeln ;-).

Moorhühnchen
10.04.2012, 10:59
Ich habe zunächst auch klebchen gesammelt, als ich dann allerdings mal merkte, wie viele unsortierte Zettel das wurden, habe ich mir eine Exceltabelle gebastelt, die mittlerweile recht übersichtlich geworden ist und in der ich immer direkt bei der Narkose meine Häkchen setze, die zählt mittlerweile alles zusammen, was ich für den FA-Nachweis brauche und ich kann jedes Narkoseprotokoll auf Wunsch raussuchen, da ich die Protokollnummern mit reinschreibe. Hat sich bewährt :OWie genau machst Du das? Exceltabelle auf dem Klinikrechner? Smartphone? Find ich ne coole Sache, würde aber bei mir allein schon daran scheitern, daß man im OP ja nie selbst auf dem Rechner angemeldet ist....... :-nix
Ich möchte nicht wissen, wie viele Stunden und Tage ich schon mit dem Zählen der Eingriffe verbracht habe. :-oopss Immer wenn man gerade damit fertig ist, fällt einem auf, daß man etwas bestimmtes ja noch gar nicht berücksichtigt hat....

Aber immer noch besser als eine Kollegin von mir, die keine Klebchen gesammelt hatte und der der Chef letztes Jahr (aus Ärger über ihre Kündigung??) erzählt hatte, das Computersystem würde noch nicht funktionieren. Die hat sich an zwei Tagen insgesamt 16 Stunden in die Prämedambulanz setzen müssen und alle Ordner mit den abgehefteten Protokollen einzeln durchsehen müssen........... sowas nenn ich unter aller Sau. :-keule

Hoppla-Daisy
10.04.2012, 11:08
Ich druck mir immer meinen OP-Bericht nochmal aus für meinen Ordner :-). Und der wird auch sofort abgeheftet!

Sebastian1
10.04.2012, 11:22
Wie genau machst Du das? Exceltabelle auf dem Klinikrechner? Smartphone? Find ich ne coole Sache, würde aber bei mir allein schon daran scheitern, daß man im OP ja nie selbst auf dem Rechner angemeldet ist.......

Exceltabelle auf dem Klinikrechner. Die Tabelle liegt in nem persönlichen verzeichnis, aber in einem öffentlichen Ordner und ist gegen Manipulationen passwortgeschützt. da wir eh ein PC-basiertes narkoseprotokoll verwenden, habe ich am anästhesiearbeitsplatz also auch einen "eigenen" Rechner, da ist das neben der anderen Dokumentiererei am PC lediglich ein weiterer handgriff. Und gegen irrtümliche Löschungen schicke ich mir die Tabelle halbwegs regelmäßig selbst als EMail zu, so dass selbst wenn das krankenhausinterne Backup versagen würde, ich immer noch an aktuelle Daten rankomme.

Achja, was nicht drin ist, sind die geforderten Intensivtätigkeiten, aber das wird eh problemlos bescheinigt nach der dort vollständig abgeleisteten Intensivzeit. Für die narkosen ists im vergleich zur früheren Dokumentation jedenfalls deutlich einfacher.
Und wenn ich nicht in der Klinik dokumentieren könnte, dann könnte das immer noch zu Hause anhand von klebchen oder aufgeschriebenen Daten (ich finde es ja prinzipiell bedenklich, Patientendaten in den eigenen Besitz zu nehmen, und wenn es nur zum Dokumentationszweck ist. Da finde ich Protokollnummern erheblich weniger bauchschmerzbelastet, da ich selbst bei Verlust der Tabelle sicher wäre, dass nur jemand, der ohnehin zugang zu unserem Narkosesystem besitzt, auch die Daten wieder einem Patienten zuordnen könnte. Aber ich kann jederzeit nachweisen, bei welchen Patienten ich welche eingriffe gemacht habe.)