PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Von Psychologie zu Medizin wechseln



Moejoe
21.04.2012, 19:25
Heyho,

studiere gerade im zweiten Semester Psychologie und mir gefällt es eigentlich ganz gut. Mein Ziel ist eine eigene Praxis.
Denke dennoch momentan, wie sehr viele Kommilitonen, darüber nach zu Medizin zu wechseln und würde mich dort nicht unbedingt auf Psychiatrie, etc. festlegen.

Gibt es hier jemanden, der sowohl Psy als auch Med studiert hat. Was würdet ihr sagen? Ist es wirklich so sehr viel lernintensiver als Psy? (ich empfinde das Psy Studium zwar schon als Lernintensiv, aber es hält sich, finde ich, trotzdem in Grenzen). Das sind jetzt für mich nicht die Hauptaspekte, von denen meine Entscheidung abhängt, aber die Punkte interessieren mich einfach.

Bin auch sonst über jeden Ratschlag glücklich.

Hoffe hier kann mir jemand helfen.

Liebe Grüße
euer Moe

Liliac
21.04.2012, 20:05
also von mir persönlich kann ich nichgt berichten, aber meine beste freundin studiert psychologie. ich hab sie auch mal gefragt warum sie nicht über medizin und psychatrie gegangen ist, sie meinte darauf, dass sie eben die ganze medizin nicht interessiert, sie hatte keine lust auf vorklinische fächer und die folgende ausbildung zum arzt. Sie möchte da halt weitesgehend somatik und psyche trennen, bzw weniger scharf ausgedrückt möchte sie von anfang an den schwerpunkt auf die psyche legen.

Ich denke in der prüfungszeit sind beide fächer stressig jedoch muss ich sagen, im vergleich zu anderen studiengängen scheint es bei ihr schon eher ruhiger zu zugehen, kann aber auch an jeder uni anders sein, ihr freund beschwert sich allerdings schon manchmal, dass ers bei seinem wirtschaftsstudium deutlich stressiger hat =)

ich weiß, ist jetzt nicht sonderlich hilfreich, aber ich hoffe es hat dir trotzdem wneigstens ein bisschen gebracht =)

Moejoe
21.04.2012, 20:42
hey liliac,

vielen dank für deine infos.

denke gerade der ansatz psyche und somatik zu trennen ist ein guter gedanke. ich glaube mich interessiert eher das ganzheitliche und würde wohl auch ganz gerne den ganzen rest lernen. bei den vorklinischen fächern wäre ich mir nicht so ganz sicher, aber na ja.

meiner meinung nach ist das schwierige bei psychologie, die meist unklare abgrenzung des prüfungsstoffes.

mal sehen, was hier sonst noch so die leute schreiben - danke dir auf jeden fall!!! ;-)

lg
moe

Liliac
21.04.2012, 20:48
ja ich denke, wenn du weißt, ob du nur psyche und bisschen somatik (neuro usw) später machen willst, dann ist psychologie definitiv das richtige (wie bei meiner freundin), wenn dich aber die gesamtheit interessiert (bei medizin hast du natürlich "alles" von kopf bis fuß :D) ist medizin nicht falsch.

Das mit den prüfungen denk ich mir, was meine freundin so erzählt hört sich nicht immer einfach an, ich denke die klausuren sind schlicht ganz anders aufgebaut in den beiden studiengängen, hat wohl dann auch mehr mit persönlichen vorlieben zu tun, was einem eben mehr liegt =)

was mich mal interessieren würde, wie planst du das wechseln?

lg

EKT
22.04.2012, 09:48
@Moejoe
Habe auch zuerst Psychologie studiert mit therapeutischem Ziel. Habe jedoch gemerkt, daß dieser Denkansatz und diese Herangehensweise ("mit Papier und Stift") für die Behandlung psychisch Kranker nicht ausreichend sind.
Man sollte umfassend medizinisch gebildet sein, daß heißt den Menschen ganzheitlich zu betrachten lernen, um psychisch Kranke zu behandeln. Ein Auseinanderreißen von Körper und Seele ist nicht hilfreich - ganz besonders nicht in Fächern wie der Psychiatrie, Psychosomatik!
Zum andereren erfährt man im Medizinstudium von Anfang an eine "ärztliche Sozialisation", d. h. die volle Ausrichtung auf den Kranken mit allem, was dazugehört, z. B. nicht einen Büroalltag zu haben und um 17 Uhr nach Hause zu gehen, sondern möglicherweise nachts um 2 Uhr helfen zu müssen, d. h. auch, nicht nur "saubere Gespräche" zu führen, sondern evtl. durch Exkremente zu schreiten (beide Bsp. in Abgrenzung zum klinischen Psychologendasein). Und das ist gut so!!!
Ich kann nur ermutigen zu einem Wechsel in die Medizin, ein paar Semester Psychologie sind keine verlorene Zeit. Selbst bin ich mittlerweile Oberarzt in der Psychiatrie, habe mich aber auch immer für die somatischen Fächer interessiert, dort Zeiten in Famulatur, PJ und Assistenzzeit verbracht.

Moejoe
22.04.2012, 18:25
@ Liliac

Hmm wie meinst du das mit der Planung? Werde mich halt per ZVS bewerben ganz normal. Ein Quereinstieg ist, soweit ich weiß, nicht möglich, da sich die Fächer zu sehr unterscheiden.

@ EKT
Ich mache mir eigentlich in erster Linie Gedanken über die Anforderungen des Medizinstudiums. Was waren hier deine Erfahrungen im Vergleich zum Psychologiestudium. Stimmt es, dass man "rund um die Uhr" mit Lernen beschäftigt ist? Ist der Anspruch wirklich um so viel höher? Danke dir im Voraus.

EKT
22.04.2012, 18:48
Man muß sich im Medizin-Studium viel besser organisieren und strukturieren (einschließlich Lerntechniken), um die hohen zeitlichen Anforderungen (häufig Veranstaltungen von früh morgens bis abends, oft ohne größere Pausen) und Lernmengen (zumindest im Grundstudium) zu bewältigen. Wenn man das hinbekommt, ist man keineswegs rund um die Uhr mit Lernen beschäftigt.

Der Anspruch des Medizinstudiums im Sinne eines "Studiums" oder intellektueller Reifung ist viel geringer als in anderen Fächern. So gibt es z. B. kaum so etwas wie Hausarbeiten oder Referate, nicht mal eine "Abschlußarbeit" wie in anderen Fächern Diplom, Bachelor, Magister, Master ist notwendig -> an dieser Stelle steht die freiwillige Doktorarbeit. Vielmehr muß man eine Unzahl von "Kursbausteinen" absolviert haben, um sich schließlich zum Examen melden zu können.

Im schlechtesten Fall kann man sich so das Selberdenken und vor allem das Sprechen und Formulieren gründlich abgewöhnen bzw. sie gar nicht erst entwickeln, wie es so manch einer am Beginn der Assistenzarztzeit an sich festgestellt hat.

NaCl
23.04.2012, 14:19
Hallo,
bin Dipl-Psych und studiere jetzt Medizin. Habe in der Klinik gesehen, dass mir das rein Psychologische nicht reicht, aber auch allgemeines medizinisches Interesse war vorhanden (nicht nur psychatrisches). Außerdem hat mich die Therapeutenausbildung abgeschreckt. Die muss man natürlich auch in der FA-Psychiatrie-Ausbildung machen, allerdings zu angenehmeren Konditionen. Wenn du dich insgesamt für naturwissenschaftliche Dinge interessierst, ist vor allem die Vorklinik in Medizin gut zu bewältigen (ich finds toll, dass ich jetzt langsam weiß, wo welches Medikament ansetzt). Das Klinische find ich eh interessant. Ich habe ja noch auf Diplom studiert, deswegen kann man das mit den heutigen Ansprüchen wahrscheinlich nicht vergleichen, aber ich finde das Medizinstudium tausendmal zeitaufwendiger. Die Inhalte sind nicht unbedingt schwierig, die Masse machts. Außerdem gibt es mehr Kurse/Praktika mit Anwesenheitspflicht. Aber es ist definitiv machbar!!!
Hast du denn schonmal ein Praktikum bei nem Psychologen (Klinik oder Praxis) gemacht? Dann kannst du vielleicht besser einschätzen, ob du das machen willst. Und dann würd ich in den Ferien ein Pflegepraktikum machen, das würdest du eh brauchen und hilft evtl bissl bei der Entscheidung.

superkan
23.04.2012, 18:58
Ich habe auch vorher mein Diplom in der Psychologie gemacht, obwohl ich schon nach dem (damaligen) Vordiplom eigentlich gemerkt habe, dass mich Medizin auch (vllt sogar mehr!) interessiert. So habe ich mich jedes Jahr auf einen Studienplatz für Medizin an meiner Heimatuni beworben, denselben auch bekommen, wollte aber mein Psychostudium nicht einfach so abbrechen, so dass ich den Studienplatz also letztenendes immer abgeben musste. So habe ich mich in 8 Semestern zur Diplomarbeit abgemüht und anschließend dann Medizin studiert. Bin mittlerweile fast fertig, habe "nur" noch meine mündliche Prüfung in knapp 8 Wochen... und muss sagen: Wenn dich Medizin echt interessiert, dann wechsle sofort wie möglich!

Ich habe selbst damals noch auf Diplom studiert, aber jetzt höre ich von Freunden, die Psycho auf Bachelor/Master studieren, dass das Psychostudium auch ziemlich anstrengend geworden ist. Das war damals bei uns nicht so (ich hatte im Hauptstudium teilweise nur 4 SWS pro Woche :D). Aber mit meinem Diplom kann ich beruflich nicht viel anfangen, außer dass es bei der Bewerbung vielleicht meinen zukünftigen Chef beeindruckt (was man heutzutage bei dem Ärztemangel eh nicht mehr nötig hat) und - naja - meine Frau beeindruckt hat :D

Mit der heutigen Erkenntnis würde ich mir auch das Vordiplom sparen und gleich Medizin studieren. Du kannst ja das Sommersemester nutzen, um in dich mal reinzuhorchen, dir medizinische Vorlesungen anzugucken, Praktika zu machen, um dich bis zur Deadline für einen Medizinstudienplatz zu bewerben.

Wäre ich damals nach dem Vordiplom gewechselt, wäre ich schon seit über 2 Jahren fertig und im Beruf. Just my two cents.

Moejoe
25.04.2012, 10:23
Also bis hierhin schon mal vielen Dank für eure ausführlichen Informationen - ihr helft mir wirklich weiter.

Ich würde zusammenfassend sagen, dass das Medizinstudium auf jeden Fall arbeitsintensiver zu sein scheint als das jetzige Psychologiestudium. Aber nicht unbedingt auf der intelektuellen Ebene, sondern vielmehr, was das Thema Anwesenheit und Stoffmenge angeht.
Allerdings fällt, soweit ich das verstehe eine entscheidende Komponente weg, die beim Bachelor/Master Psychologiestudium sehr an den Nerven zehrt. Hier zählt nämlich jede Note von der ersten Klausur an mit in den Bachelor-schnitt herein. Für die Klinische Psychologie ist z.B. der momentane NC für einen Masterstudienplatz an unserer Uni bei 1,7 und das sorgt schon ab dem ersten Semester für einen enormen Konkurrenzkampf unter den Kommilitonen/innen neben einem steten Leistungsdruck. Zumindest dieser Aspekt scheint beim Medizinstudium wegzufallen. Sehe ich das richtig?

LasseReinböng
25.04.2012, 12:18
Deine Zensuren aus Klausuren während des Medizinstudiums fließen nicht in die Examensnote mit ein sondern erscheinen lediglich auf dem Zeugnis ( interessiert aber niemanden).

Auch bei den Staatsexamina muß man notenmäßig kein Überflieger sein um später eine Stelle zu kriegen.

mt
23.06.2012, 15:03
Stimmt, Konkurrenzkampf habe ich hier noch keinen erlebt - im Gegenteil! Man unterstützt sich gegenseitig, lernt gemeinsam, bei uns gibt es ein festes System, wie man die Altklausuren und Lösungen der Praktikumsskripte wirklich allen Kommilitonen zur Verfügung stellen kann. Selbst die Einführungsveranstaltungen, die von älteren Semestern organisiert werden, sind sehr viel ausführlicher, als bei befreundeten Germanistik- oder Anglistikstudenten. Bei uns wurde sogar dafür gesorgt, dass jeder irgendwo Anschluss findet und eine feste Gruppe hat, mit der man anfangs weggeht etc. Konkurrenz ist bei mir überhaupt nicht zu spüren - wozu auch? Wir bekommen doch sowieso alle einen Job, wenn wir nur gemeinsam das Studium schaffen.
Und die Prüfungen brauchst du zumindest in der Vorklinik (danach keine Ahnung) nur bestehen, außer du willst einen Sitpendiumsplatz oder bist bei der Bundeswehr oder so. Ansonsten gilt: Bestehen ist alles, spätestens beim vierten Versuch ;)


Insgesamt finde ich es zeitweise richtig stressig; Leuten, die psychisch instabil sind (wir haben schon einige Kommilitonen mit Magersucht, Bulimie etc), würde ich es eher weniger empfehlen. Aber auch für die ist es machbar. Wenn du also nicht gerade ein psychisches Wrack bist, in Prüfungszeiten ein gewisses Durchhaltevermögen aufweist und nicht gleich hinschmeißt, und auch bereit bist, mal für einpaar Wochen oder auch für ein Semester auf Freizeit im großen und ganzen zu verzichten, ist es machbar. Denn es kommen auch immer wieder entspanntere Zeiten.

l0r3n4
18.08.2014, 12:45
Hallo, ich hätte mal eine Frage:
(entschuldigt bitte, dass ich sie bereits in ein anderes Forum gepostet habe, aber ich denke hier passt sie viel besser rein)

Ich habe dieses Jahr zwar eine Einladung zum Ham-Nat in Berlin bekommen (Abischnitt 1,1), aber nur auf gut Glück teilgenommen und mir keinen Erfolg erhofft, da ich in der Oberstufe Chemie abgewählt habe und dieser Test ja doch sehr Chemie-lastig ist.

Mein Plan istes jetzt, mich für das SoSe 2015 zu bewerben und bis zum Ham-Nat im Februar es zumindest zu versuchen, meine Lücken in Chemie zu füllen (ich hoffe einfach mal, dass ich mit meinem Schnitt nicht ALLE Fragen dieses Tests richtig beantworten muss).

Allerdings möchte ich in dieser Zeit auch nicht zu Hause rumhocken, und habe daran gedacht mich für Psychologie in der HU einzutragen (habe bereits eine Zulassung). Auf der Internetseite steht ja, dass das Studium eine naturwissenschaftliche Ausprägung hat und ich dachte mir, dass ich dadurch vll auch meine Bio- und Mathekenntnisse etwas auffrischen könnte. Allerdings weiß ich auch nicht, wie anspruchsvoll dieses Studium ist und ob ich dann überhaupt Zeit hätte, mir nebenbei Chemie beizubringen.

Meine Frage an euch ist: hat jemand von euch selbst mal begonnen, Psychologie (an der HU) zu studieren oder kennt jemanden, der das tut? Ich mache mir nämlich auch Sorgen, dass ich es eben nicht schaffe, Chemie nachzuholen und dann Medizin sowieso nichts für mich wäre.. Aber versuchen möchte ich es auf jeden Fall!

EKT
20.08.2014, 09:23
Willst du Medizin studieren oder nicht? Mit welchem Ziel? Wenn du jetzt auf Psychologie studieren willst, nehme ich an, dich interessieren die Psycho-Fächer in der Heilkunde? Dann ist Medizin immer die bessere Wahl (wie ich schon in etlichen postings dargelegt habe)!

Chemie nachzuholen ist keine große Sache: Hol dir den "Zeeck" und arbeite ihn durch!

Ich habe auch mal an der HU Psychologie studiert und bin glückerlicherweise noch bei der Medizin gelandet, mittlerweile FA. Sie sind dort vielleicht ein wenig "naturwissenschaftlicher" als in anderen Fakultäten, im Grundstudium ist die Biopsychologie ganz gut, im Hauptstudium liegt der Schwerpunkt auf ingenieurpsychologischen Fragen, die Promotion schließt man mit "rer. nat." ab.

Aber nochmal: falls dich Psychiatrie und Psychotherapie interessieren, dann geh in die Medizin und das sollte mit einem Schnitt von 1,1 nicht so schwer sein!