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ner20
23.04.2012, 11:57
Heyho!
Ich hoffe, ihr habt alle in euer altes Leben zurück gefunden... ;)
Ok, es gibt mittlerweile ja schon gefühlte 100000 Kommentare zu eventuell angreifbaren Fragen, nur würde ich mich (auch persönlich) freuen, wenn wir vielleicht ein bisschen System in die Sache bringen könnten.
Eine einfach Beschwerde ohne entsprechende Literaturhinweise bringt wohl rein gar nichts. Deshalb dachte ich, dass es Sinn macht, entsprechende Quellen, oder gar schon fertige Ausarbeitungen hier zur Verfügung zu stellen. So können wir einmal auch die "Faulen" unter uns motivieren, vielleicht doch auch ein nettes Fax ans IMPP zu senden (nach dem Motto "Einer für Alle, Alle für Einen" :)). Und man hat damit direkt einen größeren Frangenpool. Auch wenn es einen nicht persönlich betrifft, erhöht sich doch damit die Chance, für viele Betroffenen noch den ein oder anderen Punkt zur Bestehensgrenze zu sammeln.
Zudem, haben viele von uns ja ein klein wenig Druck, da sie direkt weiter für die Mündliche Lernen müssen und somit nicht viel Zeit bleibt noch ausführliche Recherche zu betreiben.
Also, was denkt ihr?

amygdala1985
23.04.2012, 12:36
ich finde auch, dass das eine gute idee ist! ich habe mich aufgrund meiner anglophobie immer geweigert mich mit pubmed auseinanderzusetzen und das rächt sich jetzt, aber je mehr fakten und quellen desto besser! wenn jeder ein bißchen was dazu beitragen kann, können wir viel mehr erreichen!

ner20
23.04.2012, 14:49
Ok, also ich hab hier mal was zum Othämatom zusammengefasst. Also wer will, copy and paste :)

Tag 3, Frage 14, Auflag A
Es wird nach der Therapie des frischen Othämatoms durch einen Allgemeinmediziner gefragt. In der Literatur finden sich dazu unterschiedliche Angaben und Therapieansätze, wonach sowohl Antwort B, als auch Antwort E richtig wären.
Nach „Praxis der HNO- Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie“ von Strutz und Mann (2001) , Seite 562, wäre folgende Therapie die Korrekte: „Die Ohrmuschelhaut wird mit Matratzennähten adaptiert, so dass die vorher abgehobene Haut fest auf den Knorpel zu liegen kommt. Man kann das Hämatom am Übergang zur Skapha an der Ohrmuschelvordereite eröffnen. Bei Inzision an der Ohrmuschelrückfläche wird über ein Knorpelfenster das an der Vorderseite bestehende Hämatom entleert.“ Somit ist Antwort E richtig.

Im Buch „Chirurgie der Ohrmuschel: Verletzungen, Defekte, Anomalien“ von Hilko Weerda (2004) findet man auf Seite 27 folgende Anleitung: „ (…) bevorzugen die Hämatomausräumung durch eine Inzision von vorne in der Scapha, antehelix- oder Knochenfalte. Das häufig schon geronnene Blut wird ausgeräumt, beschädigter Knorpel entfernt und Granulationen wenn nötig abgeschabt. Nach Versäubern adaptieren wir die Haut mit Fibrinkleber, (…). Die operative Entfernung der anterioren Otserome und Othämatome ist nicht zu empfehlen, da der z.T. Intakte Knorpel oft sehr großflächig reseziert werden muss, um an das Hämatom heranzukommen.“
Danach ist Antwort B richtig.
Aufgrund der unterschiedlichen literarischen Angaben, ist die Frage mit gängigem Lehrbuchwissen nicht zu beantworten.

Regina1
23.04.2012, 15:21
Hei,
ich hab mal was zu der TBC Meldepflicht geschrieben:

Frage Nr. 88 Auflage B, Tag 2: Meldepflicht bei Tuberkulose
In den folgenden Ausführungen zu oben genannter Frage nehme ich Bezug auf die Falldefinitionen des Robert Koch-Instituts zur Übermittlung von Erkrankungs- oder Todesfällen und Nachweisen von Krankheitserregern – Ausgabe 2007, 36 M.-Tuberculosis-Komplex außer BCG (Tuberkulose). Dort ist ein Fall namentlich über die zuständige Landesbehörde an das RKI zu melden bei klinisch diagnostizierter, klinisch labordiagnostisch bestätigter und auch einer klinisch-epidemiologisch bestätigten (Klinisches Bild einer Tuberkulose, ohne labordiagnostischen Nachweis, aber mit epidemiologischer Bestätigung) Tuberkulose. Da sich Frage 88 explizit auf die Fallstudie Nummer IV bezieht, in der Fr. Sonja V einen damaligen Lebensgefährten mit vor 6 Jahren offener Tuberkulose angibt, ist meines Erachtens die Tuberkulose epidemiologisch bestätigt, womit Antwort D: namentliche Meldung bei Nachweis des Erregers und Antwort E: namentliche Meldung bei Verdacht auf die Erkrankung in diesem Fall ebenfalls als richtig gewertet werden müsste.

P.S. Das mit dem Othämatom find ich gut so, vielleicht kannst du bei dem Knorpelfenster irgendwo noch reinschreiben, dass man dies eher bei rezidivierenden Othämatomen macht und nicht bei frischen?

ner20
23.04.2012, 15:25
Und wenn wir schon bei Tuberkulose sind...

Tag 2, Frage 66, Auflage A

Es wird nach den Nebenwirkungen in Form von Arthralgie und Myopathein bei einem bestimmten Tuberkulostatikum gefragt. Auch hier kommen zwei der genannten Medikamente als korrekte Antwort in Frage. Anhand der Roten Liste, lässt sich das Nebenwirkungsprofil eindeutig nachvollziehen.:

„ Rifampicin:
(r) Gelenk- u. Muskelschmerzen (s. r lupusähnliches Syndrom)
(s) Gelenk- u. Muskelschmerzen (s. s grippeähnliches Syndrom)
r Lupusähnliches Syndrom mit Fieber, Schwächegefühl, Muskel- u. Gelenkschmerzen, Auftreten antinukleärer Antikörper (sehr selten)
s Grippeähnliches Syndrom (,,Flu-Syndrom") mit Fieber, Schüttelfrost, Exanthem, Übelkeit, Erbrechen, Gelenk- u. Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, allgemeinem Schwächegefühl (fast ausschließlich nach intermittierender [3–6 Monate nach Therapiebeginn] bzw. nicht regelmäßiger Einnahme u. umso häufiger, je höher die Einzeldosis u. je länger das Zwischenintervall)
Hinweis: Das ,,Flu-Syndrom" kann durch tägliche Rifampicin-Gabe (einschleichend dosieren) zum Verschwinden gebracht werden, evtl. Corticoid-Schutz.

Isoniazid:
(n) Myalgien, Arthralgien (s. n Immunsystem)
n Überempfindlichkeitserscheinungen: Exantheme (u. a. akneiform bes. bei jüngeren Pat.), pellagraähnliche Hautsymptome, exfoliative Dermatitis, Stevens-Johnson-Syndrom, Photosensitivität, Fieber, Asthma, Myalgien, Arthralgien, Quincke-Ödem, Lupus erythematodes ...“

Somit müsste bei dieser Frage sowohl Antwort B, als auch Antwort D als richtig gewertet werden.

ner20
23.04.2012, 15:58
Und weils so schön is, hier noch was zu Masern:

Tag 1, Frage 24, Auflage A

Nach Infektionsschutzgesetz, betrifft eine namentliche Meldung unter anderem auch Masern. Diese muss nach § 9Namentliche Meldung, (3) „unverzüglich, spätestens innerhalb von 24 Stunden nach erlangter Kenntnis gegenüber dem für den Aufenthalt des Betroffenen zuständigen Gesundheitsamt, „ erfolgen. Des Weiteren besagt § 28Schutzmaßnahmen: „(1) Werden Kranke, Krankheitsverdächtige, Ansteckungsverdächtige oder Ausscheider festgestellt oder ergibt sich, dass ein Verstorbener krank, krankheitsverdächtig oder Ausscheider war, so trifft die zuständige Behörde die notwendigen Schutzmaßnahmen, insbesondere die in den §§ 29 bis 31 genannten, soweit und solange es zur Verhinderung der Verbreitung übertragbarer Krankheiten erforderlich ist.“ Der hier genannte § 30 regelt Maßnahmen zur Quarantäne, die wie folgt lauten: „(1) Die zuständige Behörde hat anzuordnen, dass Personen, die an Lungenpest oder an von Mensch zu Mensch übertragbarem hämorrhagischem Fieber erkrankt oder dessen verdächtig sind, unverzüglich in einem Krankenhaus oder einer für diese Krankheiten geeigneten Einrichtung abgesondert werden. Bei sonstigen Kranken sowie Krankheitsverdächtigen, Ansteckungsverdächtigen und Ausscheidern kann angeordnet werden, dass sie in einem geeigneten Krankenhaus oder in sonst geeigneter Weise abgesondert werden, bei Ausscheidern jedoch nur, wenn sie andere Schutzmaßnahmen nicht befolgen, befolgen können oder befolgen würden und dadurch ihre Umgebung gefährden.“
Es wird also eindeutig dargelegt, dass nur das Gesundheitsamt entsprechende Quarantänemaßnahmen verordnen und einleiten darf. Da es sich bei Masern nicht um eine quarantänepflichtige Krankheit handelt, und Quarantänemaßnahmen im entsprechenden Kontext der Frage nicht genauer definiert sind, ist die entsprechende Antwortmöglichkeit nicht sicher zu werten und daher als korrekt auszuschließen. „Isolierungsmaßnahmen“, welche für ein entsprechendes Vorgehen im Krankenhaus typisch wären, könnten vom Verständnis her richtig gewertet werden. Des Weiteren ist nicht ersichtlich wo sich der Patient zum Zeitpunkt der Diagnosestellung befindet. Das weiter Vorgehen hängt entsprechend auch davon ab.

tbmeggirl
23.04.2012, 16:10
Danke für die gute Arbeit ner20. :)

kniebohrer
23.04.2012, 19:08
Frage A15 1. Tag - Abschwächung des Bizepssehnen- und Radiusperiostreflexes

Diese Frage ist nicht lösbar. Die Höhe der Schädigung wird in der Frage wie folgt angegeben: "In der Bildgebung zeigt sich ein rechtsseitiger Bandscheibenprolaps in Höhe von C6." In der Frage wird nicht weiter spezifiziert, ob sich die Angabe C6 auf den Wirbelkörper C6, die Bandscheibe C5/C6 oder C6/C7 oder aber die Spinalwurzel C6. Da ein Bandscheibenprolaps auf Höhe der Bandscheibe C5/C6 den Spinalnerven C6, auf Höhe der Bandscheibe C6/C7 aber den Spinalnerv C7 und schließlich auf Höhe der Wirbelkörpers C6 sowohl den Spinalnerv C6 als auch C7 betreffen kann, sind sowohl die Antwortmöglichkeiten Trizepssehnenreflex als auch Bizepssehnenreflex korrekt. Zur Überprüfung reicht ein kurzer Blick in den Benninghoff 16. Auflage Band 1 Seite 418, wo die Halswirbelkörper mit C1 etc. beschrieben werden. Deshalb wird ein Bandscheibenprolaps in der Korrekten Nomenklatur vom Radiologen mit der Angabe C5/C6 oder C6/C7 beschrieben.

Hat jemand schon ein Anschreiben parat? Oder schon an das IMPP geschrieben und könnte das hier als Beispiel zur Verfügung stellen?

Fr.Pelz
23.04.2012, 19:18
Kniebohrer, gut geschrieben, nur in deinem 3. Satz fehlt ein Verb am Ende. Hier http://www.medi-learn.de/foren/showthread.php?t=77905&page=3 hatte ich schonmal ein mögliches Anschreiben beschrieben.

kniebohrer
23.04.2012, 19:21
Vielen Dank!

muffinman
24.04.2012, 11:42
Frage A15 1. Tag - Abschwächung des Bizepssehnen- und Radiusperiostreflexes

Diese Frage ist nicht lösbar. Die Höhe der Schädigung wird in der Frage wie folgt angegeben: "In der Bildgebung zeigt sich ein rechtsseitiger Bandscheibenprolaps in Höhe von C6." In der Frage wird nicht weiter spezifiziert, ob sich die Angabe C6 auf den Wirbelkörper C6, die Bandscheibe C5/C6 oder C6/C7 oder aber die Spinalwurzel C6. Da ein Bandscheibenprolaps auf Höhe der Bandscheibe C5/C6 den Spinalnerven C6, auf Höhe der Bandscheibe C6/C7 aber den Spinalnerv C7 und schließlich auf Höhe der Wirbelkörpers C6 sowohl den Spinalnerv C6 als auch C7 betreffen kann, sind sowohl die Antwortmöglichkeiten Trizepssehnenreflex als auch Bizepssehnenreflex korrekt. Zur Überprüfung reicht ein kurzer Blick in den Benninghoff 16. Auflage Band 1 Seite 418, wo die Halswirbelkörper mit C1 etc. beschrieben werden. Deshalb wird ein Bandscheibenprolaps in der Korrekten Nomenklatur vom Radiologen mit der Angabe C5/C6 oder C6/C7 beschrieben.

Hat jemand schon ein Anschreiben parat? Oder schon an das IMPP geschrieben und könnte das hier als Beispiel zur Verfügung stellen?

Hallo Kniebohrer, ewig gut, du hast total recht mit der Frage!!! Allerdings ist mir aufgefallen, dass es sich dabei um Frage A 15 von TAG 2 handelt! Solltest du vl noch ändern bevor dus dem IMPP schickst. Aber den Text finde ich gut und ich denke, die Frage hat gute Chancen aus dem Rennen genommen zu werden, bzw. A und B ls richtig gewertet zu bekommen!!
LG und ich drücke die Daumen!!!

muffinman
24.04.2012, 11:44
Super geschrieben ner20, Danke für die gute Recherche! Das muss das IMPP gelten lassen!!! :-winky

ner20
24.04.2012, 15:12
Wars das schon??? Keiner mehr noch ne Ausarbeitung?? Was ist z.B. mit der Glomerulonephritis- Frage???
:confused:

wjsl
25.04.2012, 00:23
Habt ihr das alles, was ihr hier schreibst schon abgeschickt? Oder hat es überhaupt irgendjemand hier abgeschickt?

Die Masern waren wirklich zweideutig, aber die minimal change lässt sich wohl nicht so gut anfechten; eine isolierte Proteinurie mit minimaler Hämaturie ohne sonstige Befunde hat in dem Alter kaum DDs. IgA Nephropathien führen eher zu chronischen Zuständen, die sich erst im Erwachsenenalter bemerkbar machen, so weit ich weiß.

Wie ist das übrigens mit der Viagrafrage? Wird das nicht bezahlt, sofern ein glaubhaftes Attest vorliegt, dass es für die psychische Gesundheit essentiell sei? Meine das mal wo gehört zu haben, kann aber nichts mehr dazu finden.

Fr.Pelz
25.04.2012, 09:24
Habt ihr das alles, was ihr hier schreibst schon abgeschickt? Oder hat es überhaupt irgendjemand hier abgeschickt?

Die Masern waren wirklich zweideutig, aber die minimal change lässt sich wohl nicht so gut anfechten; eine isolierte Proteinurie mit minimaler Hämaturie ohne sonstige Befunde hat in dem Alter kaum DDs. IgA Nephropathien führen eher zu chronischen Zuständen, die sich erst im Erwachsenenalter bemerkbar machen, so weit ich weiß.

Wie ist das übrigens mit der Viagrafrage? Wird das nicht bezahlt, sofern ein glaubhaftes Attest vorliegt, dass es für die psychische Gesundheit essentiell sei? Meine das mal wo gehört zu haben, kann aber nichts mehr dazu finden.

Das haben wir schon in einem anderen Thread diskutiert, das die kaum anfechtbar ist. Dazu hab ich sogar letztens ein Urteil gesehen, wonach ein Beamter geklagt hat, auf Bezahlung des Viagras, er ist aber gescheitert. Das wird nicht übernommen, außer für PAH, aber darum gings ja nicht.

Keenacat
25.04.2012, 09:32
Wie ist das übrigens mit der Viagrafrage? Wird das nicht bezahlt, sofern ein glaubhaftes Attest vorliegt, dass es für die psychische Gesundheit essentiell sei? Meine das mal wo gehört zu haben, kann aber nichts mehr dazu finden.

Nein.
http://www.medi-learn.de/foren/showthread.php?t=77873

tbmeggirl
25.04.2012, 14:57
Habt ihr das alles, was ihr hier schreibst schon abgeschickt? Oder hat es überhaupt irgendjemand hier abgeschickt?

Die Masern waren wirklich zweideutig, aber die minimal change lässt sich wohl nicht so gut anfechten; eine isolierte Proteinurie mit minimaler Hämaturie ohne sonstige Befunde hat in dem Alter kaum DDs. IgA Nephropathien führen eher zu chronischen Zuständen, die sich erst im Erwachsenenalter bemerkbar machen, so weit ich weiß.

Wie ist das übrigens mit der Viagrafrage? Wird das nicht bezahlt, sofern ein glaubhaftes Attest vorliegt, dass es für die psychische Gesundheit essentiell sei? Meine das mal wo gehört zu haben, kann aber nichts mehr dazu finden.

Ja, ich habs getan aber ob die IMPP einige Fragen aus der Wertung nehmen, weis ich nicht. Ich warte einfach ab und hoffe für die beste!

wjsl
25.04.2012, 21:48
Super, vielen Dank!

muffinman
26.04.2012, 07:42
So, hab mit nem Kumpel zusammen zwei Briefe ans IMPP geschickt und folgende Fragen gerügt:
- TBC Nebenwirkung Myopathie
- Bandscheibenprolaps C6 (Triceps oder Biceps?)
- Masern
- Nebenwirkung Radiojodtherapie
- NYHA

Heute ist der letzte Tag zum Rügen, also schickt ab, was ihr könnt :-top

wjsl
26.04.2012, 15:40
Ich hab leider kein Faxgerät und bin mit meinem Brief jetzt erst fertig geworden, aber die Deadline endet schon heute; könnte deshalb jemand von euch mit Faxgerät das noch möglichst heute absenden? Vielen Dank!

25.04.2012


An: Institut für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen
- Rechtsfähige Anstalt des öffentlichen Rechts -


Sehr geehrte Damen und Herren,

ich wende mich an Sie um Fragen aus dem aktuellen 2. Staatsexamen (Frühjahr
2012) im Fach Humanmedizin zu beanstanden.
Folgende Fragen sind mit den gegebenen Antwortmöglichkeiten nicht korrekt oder
eindeutig zu beantworten. Alle Fragen beziehen sich auf Auflage A, angegeben wird zuerst der Tag und dann die Nummer der Frage.

1/13 Eine TAA sollte frühzeitig ablatiert werden, da das Zeitfenster nur sehr kurz ist, bevor eine Antikoagulatorische Vorbehandlung eingeleitet werden müsste:
„Symptomatisch: 2 Therapiestrategien, die prognostisch gleichwertig sind:
1. Frequenzkontrolle (FK):
1.1. Tachyarrhythmia absoluta: Medikamentöse Normalisierung der Kammerfrequenz
• Digitalis: lnd: Herzinsuffizienz (in Kombination mit Betablockern)
Digitalis senkt die Kammerfrequenz (negativ dromotrope Wirkung).
NW, Kl, Dosierung: Siehe dort!
• Antiarrhythmika:
- Verapamil (lsoptin®): Bei Patienten ohne Herzinsuffizienz sehr wirksame Substanz zur
Normalisierung der Kammerfrequenz bei Tachyarrhythmie
NW, Kl, Dosis: Siehe Stichwort Verapamil
- Betarezeptorenblocker: lnd.: Bes. Tachyarrhythmie durch Hyperthyreose sowie Tachyarrhythmie
bei Herzinsuffizienz. Betarezeptorenblocker und Verapamil nicht kombinieren
(Gefahr des AV-Biockes).
NW, Kl, Dosis siehe Stichwort "Betablocker"
• Wenn in seltenen Fällen eine ausreichende Reduktion der tachyarrhythmischen Kammerfrequenz
medikamentös nicht erreichbar ist, besteht die Möglichkeit einer AVKnotenablation
+ VVI-Schrittmacherimplantation.
1.2. Bradyarrhythmia absoluta ist meist durch eine AV-Leitungsstörung verursacht. Bei symptomatischer
Bradykardie Indikation zur Schrittmachimplantation: VVI(R)-Schrittmachertyp
mit frequenzadaptiver Stimulation wegen der oft vorhandenen chronotropen Inkompetenz
bei Belastung.
2. Rhythmuskontrolle (RKl = Regularisierung von Vorhofflimmern = Überführen in einen
Sinusrhythmus:
Trotz verbessertem HZV (um bis zu 20 %) trat in der RAGE-Studie unter RK häufiger eine
Herzinsuffizienz auf. Da in der PAFAC-Studie 70 % der VF-Rezidive asymptomatisch waren
(nicht bemerkt wurden), wird auch bei RK eine Antikoagulation empfohlen.
Nachteil: Hohe Rezidivrate, Proarrhythmien durch die verwendeten Antiarrhythmika; andere
NW durch die Antiarrhythmika, häufigere Notwendigkeit einer Schrittmachertherapie
Voraussetzungen für einen Regularisierungsversuch:
• Vorhofflimmern besteht nicht länger als ca. 12 Monate (Orientierungswert)
• Kein Vorliegen einer fortgeschrittenen kardialen Grunderkrankung
• Linker Vorhof < 50 mm 0
• Therapierbare Ursachen beseitigt (z.B. Hyperthyreose)
• Kein Vorliegen eines Siek-Sinus-Syndroms (vorher Schrittmacher legen!)
• Mitralfehler nur im Stadium I oder II.
-286-
• Patienten mit kardialen Grunderkrankungen, insbes. Herzinsuffizienz, sollten stationär unter
Monitorkontrolle regularisiert werden (Gefahr von proarrhythmischen NW bei medikamentöser
Regularisierung!). Serum-Kalium und QT-Zeit müssen normal sein.
• Begleitende Gabe von Kalium-Magnesiumpräparaten kann möglicherweise proarrhythmische
NW von Antiarrhythmika vermindern.
Die Erfolgsaussichten eines Regularisierungsversuches verschlechtern sich:
- Wenn der Durchmesser des linken Vorhofs> 4,5 cm beträgt
- Bei reduzierter Pumpleistung des Herzens
- Bei längerer Dauer des Vorhofflimmerns
• Wenn das Vorhofflimmern länger als 48 h besteht. erfolgt eine Thromboembolieprophylaxe
mit Antikoagulanzien mindestens 4 Wochen vor der Regularisierung oder sicherer Ausschluss
von Thromben im linken Vorhof (TEE). Fortsetzen der Antikoagulanzientherapie
nach erfolgter Regularisierung für mindestens 4 Wochen, da durch atriale Dysfunktion nach
Kardiaversion (atrial stunning) erhöhtes Thromboembolierisiko besteht. Dauerantikoagulation
bei Vorliegen von Risikofaktoren (s.o.).
Anm.: Falls durch TEE Thromben im Herzen sicher ausgeschlossen werden konnten, kann
auf die 4wöchige Antikoagulation vor Kardiaversion verzichtet werden. ln jedem Fall erfolgt
Antikoagulation nach Kardioversion.“ Herold Innere Medizin, 2011, S.286-287
Laut Herold Innere Medizin ist also die Kardioversion allen anderen Maßnahmen gleichwertig, somit existieren 2 Möglichkeiten und die Frage ist nicht eindeutig zu lösen.
1/26 Die Hände waren Endpunkt der Übertragung, usprünglich war MRSA nur im Rachen, und somit ist der Beatmungsschlauch auch als Ausgangs(Anfangs)punkt der Übertragung zu werten.
2/12: Im vorliegenden Fall wären sowohl ein TTE/TEE als auch ein Röntgenthorax möglich. Da allerdings erfahrungsgemäß ein Röntgengerät in den meisten OPs schneller und leichter verfügbar ist als ein TTE oder gar TEE, würde sich diese Diagnostik anbieten, insbesondere da letztere auch nicht mehr als eine Rechtsherzbelastung nachweisen können, sich andererseits in 40% aller Fälle selbst bei einer Lungenarterienembolie sichtbare Veränderungen im Röntgenbild nachweisen lassen. Da beides keine sichere Diagnostik ist und vor allem eine schnelle Diagnose wichtig ist, halte ich die Frage nach schneller Verfügbarkeit für die Wichtigste. Somit halte ich beide Lösungen für möglich und die gestellte Frage für nicht eindeutig beantwortbar, da keine der angegebenen Möglichkeiten zuverlässig ist:
Zitat aus dem Herold Innere Medizin 2011, S.815:
„Echo mit Farbduplex:
1. Ausschluss anderer Erkrankungen (linksventrikuläre Pumpfunktionsstörung, Aortendissektion,
Perikarderguss, Mitralklappenabriss u.a.)
2. Die Echountersuchung zur Diagnose der LE ist nicht sehr sensitiv/spezifisch. Bei Obstruktion
> 30 % der Lungenstrombahn finden sich Hinweise auf eine rechtsventrikuläre (RV) Dysfunktion.
Sie ist ein wichtiges Kriterium für die weiteren Entscheidungen und Prognose.
-Abschätzung des systolischen Pulmonalarteriendruckes ist über die maximale Regurgitationsgeschwindigkeit
des Blutes durch die insuffiziente Trikuspidalklappe möglich.
Cave: Nicht bei gleichzeitiger linksventrikulärer Pumpfunktionsstörung und Mitralinsuffizienz.
- Indirekte Zeichen für akute Druckbelastung des rechten Ventrikels bei hämedynamisch bedeutsamer
LE:
D Dilatation und meist auch Hypokinesie des rechten Ventrikels
D Diastalische (paradoxe) Bewegung des Kammerseptums zum linken Ventrikel hin
("D-Form" des linken Ventrikelsanstatt rund)
- Ev. direkter Thrombusnachweis im rechten Herzen oder in der A. pulmonalis (transösophageale
Echokardiografie =TEE)
Röntgen: Das Thoraxbild gibt nur in ca. 40% unsichere Hinweise. Gestaute A. pulmonalis, akute Herzvergrößerung,
einseitiger Zwerchfellhochstand, Auftreten von "Gefäßlücken" größerer Lungenarterienäste
im Röntgennativbild; Westermark' Zeichen: Passagere lokale Aufhellung; einseitiger
kleiner Pleuraerguss, bei Lungeninfarkt“
2/92: a-Methyldopa gilt durchaus als ein Reservemedikament bei therapierefraktärer Hypertonie:
http://anaesthesiologie-intensivmedizin.universimed.com/artikel/der-schwierig-einstellbare-hypertoniepatient
Eine Erhöhung des Natriumspiegels bietet im übrigen Risiken wie die zentrale pontine Myelinolyse, die es abzuwägen gilt, insbesondere da mit der Entfernung des Tumor auch die Natriumspiegel sich wieder normalisieren würden. Tolvaptan ist außerdem primär zugelassen für andere Indikationen: Vasopressin receptor antagonists and their role in clinical medicine. Narayen G, Mandal SN. Department of Nephrology, Medwin Hospital, Chirag Ali Lane, Hyderabad, Andhra Pradesh, India. Indian J Endocrinol Metab. 2012 Mar;16(2):183-91.
2,93 Bei einer Hypokaliämie tritt typischerweise eine Obstipation auf, allerdings bedingen sich Hypokaliämie und Alkalose immer auch gegenseitig: Bei Alkalose hat man verstärkte Aldosteronaktivität, was zwangsläufig eine Hypokaliämie bedingt. Somit treffen mehrere richtige Lösungen auf die gestellte Frage zu.
3/35: Für eine artifizielle Störung ist die Beeinträchtigung im Alltag zu stark; Gleichgültigkeit gegenüber dieser kann auch bei Borderlinepatienten auftreten, da laut ICD-10 oft ein Gefühl von Leere und somit Distanzierung von Körper und Selbst, außerdem eine unberechenbare und somit zum Teil inadäquate Stimmung vorliegt:
F60.3 - Emotional instabile Persönlichkeitsstörung (Borderline-Störung)
Eine Persönlichkeitsstörung mit deutlicher Tendenz, Impulse ohne Berücksichtigung von Konsequenzen auszuagieren, verbunden mit unvorhersehbarer und launenhafter Stimmung. Es besteht eine Neigung zu emotionalen Ausbrüchen und eine Unfähigkeit, impulshaftes Verhalten zu kontrollieren. Ferner besteht eine Tendenz zu streitsüchtigem Verhalten und zu Konflikten mit anderen, insbesondere wenn impulsive Handlungen durchkreuzt oder behindert werden. Zwei Erscheinungsformen können unterschieden werden: Ein impulsiver Typus, vorwiegend gekennzeichnet durch emotionale Instabilität und mangelnde Impulskontrolle; und ein Borderline- Typus, zusätzlich gekennzeichnet durch Störungen des Selbstbildes, der Ziele und der inneren
Präferenzen, durch ein chronisches Gefühl von Leere durch intensive, aber unbeständige Beziehungen und eine Neigung zu selbstdestruktivem Verhalten mit parasuizidalen Handlungen und Suizidversuchen. Für eine Diagnose der " emotional instabilen Persönlichkeitsstörung " müssen folgende Kriterien erfüllt sein:
1. Deutliche Tendenz, unerwartet und ohne Berücksichtigung der Konsequenzen zu handeln
2. Deutliche Tendenz zu Streitereien und Konflikten mit anderen, vor allem dann, wenn impulsive Handlungen unterbunden oder getadelt werden
3. Neigung zu Ausbrüchen von Wut oder Gewalt mit Unfähigkeit zur Kontrolle explosiven Verhaltens
4. Schwierigkeiten in der Beibehaltung von Handlungen, die nicht unmittelbar belohnt werden
5. Unbeständige und unberechenbare Stimmung und mindestens 2 der folgenden Kriterien müssen für die Diagnose "Borderline Typus" vorliegen:
1. Störungen und Unsicherheit bezüglich Selbstbild, Zielen und "inneren Präferenzen" (einschließlich sexueller)
2. Neigung, sich in intensive, aber instabile Beziehungen einzulassen, oft mit der Folge von emotionalen Krisen
3. Übertriebene Bemühungen, das Verlassenwerden zu vermeiden
4. Wiederholte Drohungen oder Handlungen mit Selbstbeschädigung
5. Anhaltende Gefühle von Leere“