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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Verschluss der äußeren Gehörgänge - Taubheit möglich?



Kyutrexx
26.04.2012, 19:17
Hallo Leute,

ich schau mir gerade fürs Physio Praktikum das Anleitungsheft an. Da sind immer so Fragen drin, die man beantworten kann (prüft nie einer nach). Meist regen die dazu an, sich mit dem Stoff zu befassen.
Überprüft werden sie aber nicht.

Eine Frage hier, Thema Sinnesphysiologie, ist, ob der Verschluss der äußeren Gehörgänge zu Taubheit führen kann.

Hab hin und her überlegt, aber ich komm auf keine vernünftige Lösung.

Dem Prinzip nach würde ich sagen: nein.
Wenn die Gehörgänge verschlossen sind, arbeiten die Nerven (Schallempfindung) ja trotz allem noch.

JEDOCH: ständig fehlender Reiz dürfte die Neurone desensibilisieren und damit - auf lange Sicht - eine Schallempfindungsstörung bewirken.

Oder irre ich mich da?
Beim Weber-Versuch machts ja auch GLONG auf der kranken Seite, weil durch den verlängerten Verbleib des Schalls im Gehörgang die Neurone sensibilisiert werden.
Daher der Gedanke mit der Taubheit durch fehlende Impulse.

McDübel
26.04.2012, 20:51
So etwas kam mal bei uns in einer Altfrage vor....demnach gehen ca. 5dB bei Verschluss des äußeren Gehörgangs verloren. Übrigens ist der "äußere" Gehörgang nicht das Mittelohr mit seinen Gehörknöchelchen, wie du es beim Weber-Versuch meinst. ;-)
Würde also mal behaupten, dass es nicht zu einer Taubheit kommt...

netfinder
26.04.2012, 21:17
So ne Taubhaut ist ja auch was anderes.

McDübel
26.04.2012, 21:59
So ne Taubhaut ist ja auch was anderes.

:-D Hoppela

@Kyutrexx: Es kommt bei Verstopfung des äußeren Gehörgangs oder bei einem Mittelohrschaden zu einer Schallleitungsschwerhörigkeit. Der äußere Gehörgang hat ja die Aufgabe, den Schall an das Mittelohr, also sprich über das Trommelfell+Gehörknöchelchen, die ja den Schall auf das ovale Fenster deutlich verstärken, weiterzuleiten. Dadurch hört man den Ton mit der Stimmgabel über die Luftleitung ja auch länger, als über die Knochenleitung. Taub wird man also nicht, sondern entwickelt "nur" eine Schwerhörigkeit.

epeline
27.04.2012, 11:46
kann mir das auch nicht vorstellen, auch mit oropax hört man ja noch was... :-nix

WackenDoc
27.04.2012, 12:02
Also zumindest einseitig passiert da gar nichts.

Z.n.2jähriger Hörminderung bei Cerumen obturans. Nach Entfernung hat die Patientin wunderbar gehört und geglaubt, ich wäre der liebe Gott.

Muriel
27.04.2012, 12:16
Ich frage mich hier gerade, ob es einen Unterschied macht, in welchem Alter das auftritt. Also ob es ähnlich einer Amblyopie so etwas wie eine "Amblyoakusis" gibt.

McDübel
27.04.2012, 12:43
Z.n.2jähriger Hörminderung bei Cerumen obturans.

Nääh...ich glaub´s ja wohl net...nach 2 Jahren (!!) kommt die Gute angedackelt, um sich mal die Lauscher durchspülen zu lassen...? Tss :-oopss :-))

WackenDoc
27.04.2012, 12:52
Ne, McDübel, war noch krasser. Die war wegen was ganz anderem da und hat dann mal gefragt, ob wir uns auch mal das Ohr anschauen könnten, sie würde seit 2 Jahren nix mehr drauf hören.
Hab da schon gedacht- ok, wird wohl das Alter sein, ist in diesem Land eh nix zu machen, Hörgeräte gibbet hier nicht. Aber reinschauen schadet ja nix. War ne liebe alte Dame.
Und siehe da- ein Cerumen obturans, was sich auch noch relativ einfach entfernen lies.

epeline
27.04.2012, 12:52
*schauder*

WackenDoc
27.04.2012, 12:54
War aber nicht hier in Deutschland.

Rico
27.04.2012, 15:31
Ich frage mich hier gerade, ob es einen Unterschied macht, in welchem Alter das auftritt. Also ob es ähnlich einer Amblyopie so etwas wie eine "Amblyoakusis" gibt.Ja, ich glaub schon.
Im Säuglings-/Kleinkindalter, wenn die ganzen neuronalen Bahnen und Zentren noch alle richtig formiert werden müssen, dann führt eine Reizdeprivation zu einem Ausbleiben der Entwicklung der entsprechenden Zentren.

Hab mal was gesehen von irgendeiner (glaub indischen) Sekte, die zur Meditation ein Ohr verstopfen und ein Auge verbinden und das so teils monatelang belassen. Die ganz radikalen machen das auch mit ihren Kindern und bei den ganz kleinen verursacht das eben Seh- und Hördefizite.

Kyutrexx
27.04.2012, 19:05
@WackenDoc: nach deiner Schilderung ist dann wohl klar wie die Antwort lautet ^^.
War die Patentin denn danach besonders schallempfindlich?

Könnte man das ganze irgendwie auch noch begründen?

Also den Erhalt der Hörleistung meine ich.
Kann mir das noch nicht so recht herleiten ...

Hier ein Versuch: das Ausbleiben der Reize führt zur Erhöhung der Sensibilisierung der Nervenzellen für Neurotransmitter.
Demnach müsste dann aber eben nach Entfernen des Pfropfes eigentlich eine besonere Schallempfindlichkeit vorliegen.

WackenDoc
27.04.2012, 19:13
ne physiologische Begründung hab ich leider nicht für dich.Und wie gesagt- das war einseitig, nicht beidseitig.
Also über übermäßige Lautstärke hatte sie sich nicht beschwert.

Muriel
27.04.2012, 19:30
Ich kenne das Phänomen Cerumen obturans selber. Ich habe es allerdings nicht zwei Jahre sondern nicht mal zwei Tage ausgehalten, ohne mir das mal schön frei pusten zu lassen. Danach stieg ich ins Auto und war der festen Überzeugung, der Motor sei kaputt, weil der so laut war. Seit der Nacht bzw. der darauffolgenden, denn sie mussten noch besorgt werden, schlafe ich mit Ohrenstöpseln, weil mich die Straße vor dem Haus störte, weil ich die Vögel morgens um vier hätte erschießen können etc.... Auch wenn ich merke, dass sie da wieder ne Menge angesammelt hat, scheue ich doch sehr vor einem erneuten HNO-Besuch zurück, da ich diesen "Schock" nicht noch mal haben möchte. Ich kann dem ja schlecht sagen "Bitte saugen Sie nur die Hälfte weg" ;-)

McDübel
27.04.2012, 22:25
Hier ein Versuch: das Ausbleiben der Reize führt zur Erhöhung der Sensibilisierung der Nervenzellen für Neurotransmitter. Demnach müsste dann aber eben nach Entfernen des Pfropfes eigentlich eine besonere Schallempfindlichkeit vorliegen.

Das glaube ich nicht. Weiß es aber auch nicht genau und denke jetzt einfach mal laut...

Die Aufhebung der Hörminderung (die Entfernung des Pfropfes) passiert ja plötzlich, und wenn man bedenkt, dass die Bildung des Pfropfes ja einige Zeit benötigt, kann ich mir schon vorstellen, dass die eigentlich "normale" Hörleistung nun als "laut bzw. lauter" empfunden wird. Meiner Meinung nach findet kein kompletter Reizverlust bei Gehörgangverstopfung statt (siehe Hörminderung und nicht Hörverlust). Wenn man sich nicht gerade Zement in den Gang gekippt hat, wird dieser wohl nicht unbedingt zu 100% schalldicht verschlossen. Hm...oder was meinst du genau? :-nix

Kyutrexx
28.04.2012, 08:25
So in etwa das gleiche ^^.
Vielleicht sagen die Damen und Herren Physiologen zu dem Thema auch nochmal was. Leider werden nämlich die Fragen dann meist gar nicht weiter erläutert.

Ggf. schreib ich aber einem von denen nochmal und lass mir was dazu sagen - und poste es dann hier.

McDübel
28.04.2012, 10:38
Ggf. schreib ich aber einem von denen nochmal und lass mir was dazu sagen - und poste es dann hier.

Das ist ne gute Idee :-))

LasseReinböng
29.04.2012, 11:43
Ich kenne es auch, daß man nach einem frei gespülten Ohr in der Anfangsphase erstmal alles lauter wahrnimmt. Es findet also wohl eine Sensibilisierung statt, auf welcher Ebene auch immer... Haarzellen, N. cochlearis, oder weiter zentral. Wenn man nun bei einem Kind in einer bestimmten Entwicklungsphase den Gehörgang mit Zement zukippt, dann kann ich mir schon vorstellen, daß da im PNS oder ZNS etwas verkümmert bzw. nicht richtig ausgbildet wird, analog zu den Augen.