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NickRiviera
01.05.2012, 10:40
http://www.dw.de/dw/article/0,,15913549,00.html

"In Berufen, in denen besonders viele Fachkräfte fehlen, soll die Gehaltsschwelle sogar nur noch bei knapp 35.000 Euro liegen. Das bedeute aber nicht, dass dieser Mindestlohn der Preis sei, zu dem Ingenieure und Ärzte nach Deutschland kommen sollten, sondern es sei eine Untergrenze, die die Richtlinie festlege, betont der Bundesinnenminister."

Was haltet ihr davon?
Verbesserte Arbeitsbedingungen durch mehr Kollegen (falls diese neue Regelung denn wirklich nicht-Europäer anziehen sollte) oder Lohndumping durch die geringe Gehaltsschwelle?

Kackbratze
01.05.2012, 10:47
Primäres Lohndumping, wobei die Kollegen, die für das Geld bei uns anfangen werden, definitiv eine Verstärkung in der Abwanderung der "einheimischen" Ärzte hervorrufen werden, bzw. wenn die Verwaltungen bei Gehaltsverhandlungen auf die BlueCard verweisen, werde ich gleich vom Verhandlungstisch aufstehen.

ARIhl
01.05.2012, 19:46
Ausländische Fachkräfte sind keine Billigarbeitskräfte die zur Lohndumpingpreisen arbeiten würden, sie haben nämlich auch bestimmte Vorstellungen von einer "Lebensqualität" auf die sie nicht verzichten möchten. Sie werden ja auch rechnen können wieviel am Ende des Monates übrig bleibt, sie werden in Deutschland leben und nicht im jeweiligen Herkunfsland (wo die Lebenserhaltungskosten niedriger sind).

So viele werden es sicher nicht werden, da ja zumal seit einiger Zeit die Möglichkeit besteht für nicht-Europär als Arzt in D zu arbeiten.

Kackbratze
01.05.2012, 21:05
Es werden nicht viele sein, aber die Verwaltungen werden trotzdem mit ihnen argumentieren um die eigenen Verträge zu drücken.

Thomas24
02.05.2012, 16:48
Ohnehin sind die dahinter stehenden Gedankengänge sehr aufschlussreich-

1) Wenn ein Gut knapp wird, kann man es "woanders" einkaufen (?!?)
2) Anstatt die Arbeitsbedingungen für die hier (für sehr teures Geld) ausgebildeten Arbeitskräfte so zu gestalten, dass man diese im Land und/oder im Job halten kann, möchte man willige Arbeitskräfte nach Deutschland holen (und lässt die eigenen Arbeitskräfte weiter in andere Berufsfelder und in nahe/ ferne Länder abwandern).
Die Schweiz, Skandinavien etc. danken.
3) Um den neu zu importierenden Arbeitskräften die Attraktivität des Standortes Deutschlands zu verdeutlichen, möchte man die hier gesuchten Arbeitskräfte mit abgesenkten Lohnuntergrenzen anlocken.

Es bleibt festzuhalten: knappe Güter zeichnen sich dadurch aus, dass man Sie überall in ähnlicher Qualität problemlos nachkaufen kann, und das auch noch zu günstiger werdenden Preisen.
Komisch, jeder BWLer erzählt einem das genaue Gegenteil.
Aber anscheinend geht der nächste Nobelpreis für Ökonomie bitte an diese Bundesregierung...

Kackbratze
02.05.2012, 18:34
...und die zuarbeitenden Beamte.

Thomas24
02.05.2012, 22:55
Ehre, wem Ehre gebührt- nicht wahr?^^

Kackbratze
03.05.2012, 07:48
Es wird aber immer irgendwoher irgendwen geben, der für diese Gehalt hier arbeitet.
Ob der dann tatsächlich ein Studium hinter sich gebracht hat, oder bloss ein unterschriebenes kopiertes Blatt vorlegt, steht auf einem anderen Zettel.

Thomas24
03.05.2012, 16:57
Ich glaub nicht, das kasachische Drucker oder moldawische Kopierer schlechtere Ergebnisse liefern, als unsere...

Unvergessen: "Dr. Dr. Clemens Bartoldy" (eig. Herr Postel und gelernter Briefträger), oder aber auch der Überflieger aus der Chirurgie der Erlangen ("Dr. med und Dr. rer. oec" aus Oxford, nebenbei auch "FA für Viszeral- Thorax und Unfallchirurgie"... aber unter 30 wohlgemerkt!), hat nur leider die Urkunde aus Oxford und seine Approbation nicht sorgfältig genug mit Photoshop überarbeitet... und Oxford in der gefakten Urkunde falsch zu schreiben ist schon naja... :-wow
Und das sowas dem Personaldezernat nicht aufgefallen ist, sondern erst nach einem "dezenten Hinweis" eines ehemaligen Komilitonen unseres Überfliegers aufgefallen ist, ist ja auch keine Glanzleistung.
Die "Kollegin" aus der Kinderklinik des UKE, die auf kritische Aufforderung bitteschön ihre Approbation *im Original* mal vorzulegen, im Namen ihrer Schwester einen bedauernden Brief aufgesetzt hat, dass "Sie unerwartet verstorben" sei (WTF??!), ist mir auch noch im Gedächtnis... inklusive unterirdischer Berichterstattung auf SpOn und co.
Tenor: Sie war doch eine so tolle, engagierte und tüchtige Ärztin, ihr fehlten halt nur die Examina...*facepalm*

Da kann mich ein Dr. (univ. Plodiv) oder so wirklich nicht schrecken...^^
Vielleicht ist das Examen sogar echt...

Kackbratze
03.05.2012, 17:56
Die sprechen dann aber auch kein Deutsch, was dann die Patienten auf die Palme bringen wird. Was bringt ein echtes Examen aus Plovdiv, wenn die Patienten doch lieber den falschen Arzt aus Dettmold bevorzugen?

Thomas24
03.05.2012, 20:34
Tscha, dann werden in Zukunft halt weniger "Türkisch für Mediziner" Kurse angeboten werden müssen,
sondern mehr "Bulgarisch/ Rumänisch/ Russisch für Patienten" Kurse- die Tendenz geht ja eh immer mehr zum nicht deutschsprachigen Personal, auch ohne Blue Card Initiative:-D
Die hiesige Herz- Thoraxchirurgie ist unterhalb der CA/ OA Ebene beispielsweise fest in nahöstlicher Hand.

Alternativ kann der Patient im Jahr 2020 ja auf einem Smartphone App mit dem Finger zeigen, wo es wehtut und auf einer visuellen Analogskala, wie schlimm der Schmerz ist- das wird der Doc schon verstehen. Die weitere Anamnese wird dann vielleicht etwas zäh... aber vielleicht ist Siri im Jahr 2020 polyglott und dolmetscht gern-

Wenn die Patienten dann *immer noch* unbedingt auf einem deutschsprachigen Arzt bestehen sollten, bitte- die Schweiz und Skandinavien sind nicht sooo weit weg.:-wow

Kackbratze
03.05.2012, 21:57
Nein, via "Pro-Version" der App wird direkt mit einem deutsch sprechenden Arzt verbunden.
Extra-Verbindungskosten können dabei anfallen.

gnuff
03.05.2012, 22:29
Deutschland hat immer noch nicht verstanden, dass es nicht ausreicht "Deutschland" zu sein. Man glaubt nach wie vor, dass "Ihr Kinderlein kommet..." rufen muss, und der Laden läuft. Deutschland hatte noch nie eine organisierte Einwanderung. Ich habe selbst erlebt, wie ein grosser deutscher Klinikkonzern Ärzte aus Polen mit ulkigen Versprechungen nach Deutschland gelockt hat und die armen Schweine dann sich selbst überlassen hat. Wer Qualität haben will muss etwas dafür tun, dass sollte man gerade in Deutschland wissen, da man ja schliesslich davon lebt den Rest der Welt mit Qualität zu bewerfen. Dieses ewige Geflenne weil die Importärzte kein Deutsch können. Das hat man davon wenn man Menschen ins Land holt und auf die Verantwortung schei$$t. Das ist nur der Anfang, was nötig ist, ist ein klares System aus Ausbildung und Integration... dann klappt' s auch mit dem Doktor...

Thomas24
03.05.2012, 22:32
Verantwortungsvolle Ausbildung und Integration?? Im deutschen Gesundheitswesen??

Sorry... aber das ist gerade aus-
du bist ja nicht umsonst weit im Norden, wirst ja deine Gründe gehabt haben^^

gnuff
03.05.2012, 22:33
korrekt...

Kackbratze
03.05.2012, 22:59
...dann weisst Du ja, warum das nicht klappt.
Die Beratungsresistenten, denen auch ein Sprachkurs nicht hilft, lassen wir mal aussen vor.

Thomas24
03.05.2012, 23:12
Tscha, von meinen indischen Kollegen hatten viele die USA, Kanada, UK, einige auch Singapur oder Australien als potentielle Auswanderungsziele auf dem Zettel... niemand Deutschland.

Komisch aber auch...das ein Land, das seine eigenen Ärzte/ Ingenieure etc. aus sattsam bekannten Gründen exportiert,
nicht als die Top Destination für die Leistungsträger der Welt gilt... aber mit der Blue Card und den abgesenkten (?!?!) Lohnuntergrenzen kommen sicherlich alle in Scharen, um im schönen Deutschland arbeiten zu wollen...

Kackbratze
04.05.2012, 07:37
Absolut. Gerade die Entlohnung ist einer der Hauptgründe.

PsychoFan
04.05.2012, 10:29
Eine weltweit verbreitete Eigenschaft der Politiker ist, dass sie nach einer gewissen Bodeständigkeit verlieren und anfangen in den Wolken zu schweben.

Als Ausländer kann ich über die Größenideen doch nur schmunzeln. Deutschland ist kein Traumland. Vorallem nicht für flexible und risikobereite Ärzte. Statt Import von Ärzten zu fördern, die sich so wenig schätzen, dass sie bereit sind für Dumpinglöhne hierzulande zu arbeiten, sollte man doch eher die Hürden beseitigen, die es in Deutschland so schwer machen, mit Medizin wirklich gut zu verdienen. Freier Markt, mit Möglichkeit von Haupt- oder Zusatzverdienst im privaten Sektor statt Zwangskassenmedizin für alle - das ist die Lösung.

LasseReinböng
04.05.2012, 10:32
Da sehe ich eher sprachliche und soziale Gründe, warum niemand nach Deutschland kommt.

Es ist doch ein großer Unterschied, ob man z.B. als Inder in ein englischsprachiges Land zieht und die Sprache schon (fast) auf Muttersprachenniveau kann oder ob man als Erwachsener im Falle Deutschlands noch mal bei Punkt null anfangen muß.

Zudem sind wir kein Einwanderungsland in dem Maße wie Kanada oder Australien es z.B. sind.

Man grüsst den Ausländer freundlich, aber privat zu sich nach hause lädt man ihn nicht ein.