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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Frage zu statistischen Arbeiten



DocEmmetBrown
02.05.2012, 19:22
Leider habe ich bisher noch keine Doktorarbeit begonnen. Vor einem Jahre hatte ich mal kurz angefangen zu suchen, musste das Vorhaben aus privaten Gründen aber verschieben. Aktuell bin ich im 8. Semester und möchte mich nun aber auf die Suche begeben. Ganz zu Beginn sei gesagt, dass ich später keine wissenschaftliche Karriere anstrebe. Aus diesem Grund suche ich eine Arbeit, die mit dem entsprechenden Fleiß noch während meiner Studienzeit abgeschlossen werden kann. Wichtig wäre zudem, dass die Zeiteinteilung möglichst flexibel ist. Wegen dieser Vorrausetzungen und der Tatsache, dass ich Statistik relativ interessant finde, erscheint mir inzwischen eine statistische Arbeit als beste Möglichkeit für mich.

Zuerst will ich noch mal kurz sichergehen, dass mein Verständnis von statistischen Arbeiten korrekt ist:
Bei einer statistischen Arbeit dienen bereits dokumentierte Patientendaten, zum Beispiel OP-Berichte, Fieberkurven oder Labordaten als Quelle der im Zuge der Fragestellung benötigten Daten. Wäre also, vom Prinzip her, der Vergleich zweier Operationsmethoden anhand der aus der Krankenakte ermittelten Liegedauer bis zur Entlassung eine statistische Fragestellung?

Kann man bei einer statistischen Arbeit relativ viel Arbeit daheim erledigen oder nimmt das Heraussuchen der Daten aus den Patientenakten, was ja schon allein aus Datenschutzgründen doch bestimmt in der Klinik erfolgen muss, die meiste Zeit ein?

Meint ihr, dass es realistisch erscheint, eine statistische Arbeit, die zwischen 8. und 9. Semester begonnen wird, noch vor Ende des Studiums abzuschließen, ohne ein Freisemester zu nehmen, besonders, wenn man während den Semesterferien unter der Woche tagsüber arbeiten bzw. Famulaturen machen muss? Später als Arzt in Weiterbildung erscheint es mir nicht mehr so realistisch, die Arbeit noch zu beenden.

Haltet Ihr es für sinnvoll, direkt bei der ersten E-Mail zu schreiben, dass man eine statistische Arbeit sucht oder sollte man das eher vorsichtig in einem Gespräch zur Sprache bringen?

Vielen Dank für eure Antworten.

Kackbratze
02.05.2012, 19:37
Die Datenaquise kann sehr zeitaufwendig sein, je nachdem ob das alles sauber dokumentiert wurde oder ob Du wirklich alles selber raussuchen musst.
Das "mal eben in 2 Semestern" oder so wird in den wenigsten Fällen oder im anonymen Internet, wo es keiner nachprüfen kann, klappen. Wenn Du einen realistischen Doktorvater hast, der deine Arbeit auch auf Herz und Nieren prüft bist Du trotzdem mindestens 3 Semester dabei.
Eine einmal begonnene Arbeit kann man auch während der Arbeit beenden, es ist alles eine Frage der Organisation und des Willens, weswegen es da keine absolute Antwort gibt.

Und was den Wunsch einer statistischen Arbeit anbetrifft, den würde ich gleich offen kundtun, sonst verschwendest Du im Zweifel auch die Zeit des Professors, der dich dann zum Gespräch bittet, welches für beide Seiten frustran endet.

miss megamind
03.05.2012, 13:18
Hallo!

Ich habe auch eine statistische, also retrospektive Arbeit gemacht.
Mir ging es da genauso wie dir: Ich möchte später im Beruf auch nicht forschen und habe mich deswegen für diese Art der Doktorarbeit entschieden. Im Nachhinhein muss ich sagen, es war genau die richtige Wahl. Viele meiner Freunde hatten große Probleme in ihren experimentellen Doktorarbeiten und letztendlich haben alle viel länger als geplant dafür gebraucht.

Ich habe bei der Bewerbung um eine Doktorarbeit offen dargelegt, dass ich gerne eine statistische Doktorarbeit machen möchte. Ich glaube, dass dies auch immer ganz gut bei den Oberärzten ankam, da ich gleich mit offenen Karten gespielt habe.

Zum Zeitaufwand: Meist sammelt man ja riiießige Mengen an Daten, je nach Krankheit und Fragestellung zw. 100 und 1000 PAtienten. Das nimmt natürlich einiges an Zeit in Anspruch. Das Gute daran ist, du kannst dir die Zeit meist völlig selbst einteilen, gehst in die Klinik, schaust die Akten durch und dokumentierst alles Wichtige in deiner Excell-Tabelle. Ich habe das immer am Stück 3-4 Wochen in den Semesterferien und am Wochenende gemacht, habe am Tag mit Übung ca. 20-30 Patienten geschafft und war dann nach 2 Semestern mit der Datensammlung und der Auswertung fertig.

Was nochmal einiges an Zeit in Anspruch nimmt, aber mit ein bissel Disziplin auch während dem PJ gut geht: Die Doktorarbeit zu schreiben. Dafür braucht man ca. nochmals so lange wie fürs Daten sammeln etc. (Wenn man wie ich keinerlei Erfahrung mit dem Schreiben von wissenschaftlichen Arbeiten hat; Das z.B. auch nie in der Schule trainiert hat etc) Aber an den Studientagen im PJ geht das ganz gut.

Also ich glaube, eine statistische Doktorarbeit kannst du in 2 Semestern vor dem PJ und den 2 Semestern im PJ gut hinbekommen!!

LG Miss

bristol
03.05.2012, 13:43
Bist du sicher, dass du eine Doktorarbeit machen willst, wenn du spaetere Forschung sowieso ausschliesst?
Noch ein Punkt faellt mir ein: Es kann sein, dass du - auch wenn du die Arbeit bekommst - nicht sofort anfangen kannst, weil du z.B. erst noch einen Ethikantrag stellen musst, und das kann dauern.

Kackbratze
03.05.2012, 15:40
Der Ethikantrag kann tatsächlich bis zu 2 Semester extra dauern :-kotz


Bist du sicher, dass du eine Doktorarbeit machen willst, wenn du spaetere Forschung sowieso ausschliesst?

DAS wirst Du auch von irgendwelchen Profs. oder OAs zu hören bekommen, teilweise auch wesentlich unhöflicher.
Ignoriere es. Es geht um dich, nicht um irgendwelche hypothetischen Fragestellungen.
Nicht jeder der einen Führerschein hat, fährt auch Auto.
:-meinung

DocEmmetBrown
03.05.2012, 18:57
@bristol
Auch für die Bewerbung an peripheren Häusern wird eine Promotion wohl immer positiv aufgenommen werden. Und wenn nur die promovieren würden, die später auch weiterforschen wollen, hätten vermutlich nicht 3/4 aller Ärzte auch an peripheren Häusern einen Doktortitel. Im Übrigen will ich mich ja auch intensiv mit der Thematik der Doktorarbeit auseinandersetzen. Das Risiko, dadurch das Studium zu verlängern, will ich aber halt nicht eingehen.

@Kackbratze
Reagieren denn viele so negativ auf die Frage nach statistischen Arbeiten? Vermutlich gibt es doch einige Studenten, die statistische Fragestellungen bearbeiten.

Kackbratze
03.05.2012, 19:12
Ich habe damals meine Anfragen in der Form gestaltet und habe neben "keinen" Antworten auch 2 Antworten bekommen, die absolut unhöflich waren.
Frei zitiert: "wenn man schon so eine Idee von einer Dissertation hat, sollte man es besser ganz lassen, da Dissertationen nur den Leuten vorbehalten sein sollen, die sich damit wirklich auseinandersetzen wollen und wissenschaftlich arbeiten wollen".
Wobei der Tonfall und auch die Wortwahl noch negativer waren.

Das eine Dissertation "nur" der Beweis ist, dass man wissenschaftlich arbeiten kann, vergessen viele Leute immer.

DocEmmetBrown
03.05.2012, 20:17
@Kackbratze/miss megamind
Wie hattest du dein Anschreiben formuliert? Hast du einfach statistische Arbeit geschrieben oder hattest du das noch weiter konkretisiert?

Kackbratze
03.05.2012, 21:58
Ich habe das noch weiter konkretisiert, insbesondere dass ich kein Freisemester möchte.

miss megamind
04.05.2012, 13:54
Huhu!

Ich habe mein Anschreiben in etwa so formuliert: "Ich würde mich gerne bei Ihnen um eine Doktorarbeit bewerben. Ich suche v.a. nach einer statistischen Doktorarbeit und würde mich sehr über ein Angebot freuen. Vielen Dank für Ihre Hilfe, etc etc.." Ich hab darauf nur nette Antworten bekommen, leider zu 90% Absagen, da es nur experimentelle Arbeiten zu vergeben gab. Aber ein netter Dozent hatte dann doch eine statistische Arbeit für mich ;-)! Unverschämte Antowrten habe ich nicht bekommen, es gibt ja auch gar keinen Grund dazu! Man muss sich für eine statistische Doktorarbeit doch nicht schämen!! Ich hatte den Eindruck, dass die Oberärzte es gut fanden, dass ich genau wusste, was ich wollte und es ihnen auf nette und höfliche Art auch gleich gesagt habe.

Tipp: Ich glaube in der Chirurgie gibt es auch immer viele statistische Doktorarbeiten zu vergeben....

LG Miss

wjsl
04.05.2012, 23:50
Wie schnell du was schaffst hängt von der konkreten Fragestellung und deiner Leistungsfähigkeit ab. Ich hab im 5.Semester die erste angefangen(wurde als das Protein isoliert war aber nicht weiter unterstützt, dann schien er zu haben was er wollte), Ende des 8.Semesters die zweite und noch vor dem PJ abgegeben. Allerdings habe ich auch nicht wirklich viel anderes nebenbei gemacht, um es vorsichtig auszudrücken, und auch nachts gingen auch mal ein paar Stunden dafür drauf. Aber gehen tut alles. Würde mir da an deiner Stelle keinen solchen Kopf drum machen, das wird schon.

Es gibt auch Datenbanken, die komplett digital in einer Tabelle vorliegen und nur noch ausgewertet werden müssen. Und eben die, die in Akten dokumentiert werden. Dann kannst du zum Beispiel in der Radiologie auch bestimmte Bilder selbst auf gewisse Kriterien untersuchen und somit ein Stück weit die Daten selbst sammeln. Das ist gar nicht so viel aufwändiger, aber wohl etwas motivierender und vor allem sicherer. Du kannst es auch ganz anders angehen und im Bereich Evidenzbasierte Medizin tätig sein, eine Metaanalyse machen. Das ist aber anspruchsvoller; wenngleich wiederum sicherer. Sofern du mathematisch begabter bist und bereit, dich intensiv in das Thema einzuarbeiten wäre das sicher auch eine gute Wahl.

Es gibt auch Laborarbeiten, die, sofern das Thema und die genauen Methoden gut umschrieben, etabliert, nicht allzu anspruchsvoll und von Anfang an festgelegt sind, "leichter" sein können als theoretische Arbeiten. Leider gibt es so was halt selten im Angebot.

Das Risikoreichste sind aber wohl tatsächlich klinische Studien; so viele Parameter hängen da gar nicht von dir ab, wie Rekrutierbarkeit, Compliance der Patieten, Dropoutrate usw. Kann auch gut gehen, aber manche Kommilitonen sind da auch böse reingefallen.

Kackbratze
05.05.2012, 09:25
@Kackbratze/miss megamind
Wie hattest du dein Anschreiben formuliert? Hast du einfach statistische Arbeit geschrieben oder hattest du das noch weiter konkretisiert?

Ich hatte geschrieben, dass ich eine Arbeit suche, die sich parallel zum Studium auch erledigen liess, das genaue Anschreiben hab ich (überraschenderweise) nicht mehr.
Am Ende hab ich eine klinisch-statistische Arbeit gemacht, dessen Datenerhebung parallel zum Studium relativ gut ging.
Schreibbeginn war vor dem PJ, Abgabe ca. 1,5Jahre nach dem Examen, da Ethikantrag und die Mitprüfer das Ganze in die Länge zogen.