PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Anästhesie-Prämedikation



Relaxometrie
02.05.2012, 20:55
Hi an die Anästhesisten unter Euch:
Mich interessiert, wie die Prämedikation bei Euch abläuft, und ob es auch so chaotisch zugeht. Ich habe ja vor einem Monat die Stelle gewechselt, kenne also bisher 2 Anästhesie-Abteilungen, und in beiden Abteilungen ist es ein Krampf. Irgendwie denke ich während der Prämedikation oft, daß ein Flugzeug schon längst abgestürzt wäre, wenn Flüge so chaotisch organisiert werden würde, wie die Prämedikation, oder wie viele Stationen im Krankenhaus.
Bei meiner neuen Stelle (größere Haus, als vorher) ist es so, daß ein Assistent den ganzen Tag prämediziert. Außerdem ist man noch für die Entlassungen der Patienten nach ambulanten OPs zuständig. Irgendwann entsteht meist eine Phase, in der sich das System durch andauernde Anrufe (Nachmeldungen der diversen operierenden Fachbereiche für noch akut anstehende OPs, Entlassungswünsche der ambulanten Patienten, Infos von Stationen, daß der gesetzliche Betreuer jetzt erreichbar ist.....) selbst zum Erliegen bringt, weil man vor lauter Telefoniererei gar nicht mehr zur eigentlichen Arbeit kommt. Wenn man auf die Stationen kommt, und Auskunft über den ein oder anderen Patienten haben möchte, ist eine häufige Antwort der Pflege "nö, über den Patienten kann ich nichts sagen, ich komme gerade aus dem Urlaub". Und bis man überhaupt mal jemanden von der Pflege zu Gesicht bekommt, der nicht gerade in mindestens 2 andere Dinge verwickelt ist, vergeht auch oft 'ne Weile, so daß ich auf den Stationen oft das Gefühl bekomme, daß auch dort ein riesiges Organisationschaos herrscht und fast alle bis zum Anschlag belastet/überlastet zu sein scheinen.
Wie sind die Verhältnisse bei Euch?

nightingale
03.05.2012, 07:53
Ja, wache Patienten sind anstrengend und Prämed ist eine Strafe ;-)

In den Häusern, in denen ich gearbeitet habe, hat sich auch keiner um diesen Job gerissen und es wurden teilweise Listen gemacht, wer schon wieviel prämediziert hat etc.

Dadurch, dass die Patienten meist nicht nach Termin, sondern stossweise kommen und dann oft auch nicht geprimt sind, also Fragebogen nicht ausgefüllt, kein EKG dabei, geschweige denn Labor, kann man teilweise nur noch das Chaos verwalten. Stosszeit zwischen 10 und 14 Uhr, danach ebbt es langsam wieder ab. Irgendwann ist dann auch dieser Tag vorbei :-)

MD23
03.05.2012, 09:00
Off topic: So ähnlich sieht der normale Stationsalltag in den anderen Fächern aus :) und den müssen die Nicht-Anästhesisten noch neben den OPs erledigen.

Keenacat
03.05.2012, 09:02
Off topic: So ähnlich sieht der normale Stationsalltag in den anderen Fächern aus :) und den müssen die Nicht-Anästhesisten noch neben den OPs erledigen.

:-keks
Glückwunsch, du fleißiger, fleißiger Nicht-Anästhesist.

mainzer
03.05.2012, 09:23
@relaxometrie:
wir haben eine prämed-ambulanz (wartebereich, 3 zimmer, davon ein kinderzimmer, anmeldetresen), die dem aufwachraum (awr) angegliedert ist...
mo-do sitzt draußen eine schwester und lenkt die prämed schonmal in die richtige bahn...akten abnehmen, zettel zum ausfüllen geben, rr, p, spo2 messen und auf dem prämed-zettel eintragen; dann akten in den awr geben, damit die kolleGEN, die dort prämedizieren sie der reihe nach abarbeiten...
besetzung IM awr: 2 kollegen, die prämedizieren; davon hat einer den nef-piepser in der tasche + ein für p-patienten ansprechbarer oa (der aber je nach gusto/zeit auch mal nicht-p-patienten prämediziert wenn er sonst nix zu tun hat...).

blöd/stressig/unglaublich chaotisch wird es wie folgt:
- fr ist die "anmelde"-schwester nicht draußen, so dass alles über ärztliches und nicht-ärztliches personal des awr läuft (dort sind meistens 2 schwestern eingeteilt für insgesamt 7 awr-betten)
- die halbtags arbeitende kollegin (8-12.45) ist im awr eingeteil und den ganzen vormittag nef-gefahren, hat demzufolge nicht prämediziert und alles ist am armen anderen kollegen hängengeblieben, der jedoch nicht gleich morgens mit der prämed anfangen konnte, da der akutschmerzdienst vorher noch versorgt werden wollte...;-)
der kollege, der um 12.45 nef-zwecks ablöse dann in den awr kommt ist meist nicht zu beneiden..., was dazu geführt hat, dass das nef immer häufiger nur noch ganztags (also hier: 8-17) von EINER person besetzt wird (n8 fahren wir hier ja auf selbstständiger basis)...

alles in allem klappt die prämed schon ganz gut; sobald wir patienten gesehen haben pflegen wir (oder die anmelde-schwester draußen) die daten in unser elektronisches op-programm ein und schreiben parallel dazu noch einen eigenen NUR für die anästhesie bestimmten op-plan (ganz altmodisch in word).
lustige späße um 16.00 à la: "hier ist der oa xyz der gefäßchirurgie...wir hätten hier noch 3 varizen und einen fem-pop. bypass zum prämedizieren für morgen" gibt es natürlich auch...prinzipiell ist wohl die ansage von op-koordination und unserm chef an alle abteilungen, dass nachmeldungen bis 14h zu erfolgen haben...die realität ist oft anders ;-).
nunja, genug geweint...alles in allem klappt das schon ganz gut...
achja..vergessen zu erwähnen..patienten (gerne p!), die meinen das system untergraben zu müssen und bereits um 8h vor dem awr zwecks prämed sitzen werden bis 9.30 knallhart sitzengelassen oder wieder auf station geschickt..denn da ein kollege den akut-sz-dienst betreut (s.o.) fangen wir mit regulären prämeds erst um 9.30 an; basta!

mainzer
03.05.2012, 09:27
Off topic: So ähnlich sieht der normale Stationsalltag in den anderen Fächern aus :) und den müssen die Nicht-Anästhesisten noch neben den OPs erledigen.

ein kollege von uns ist grad für 6 monate in die viszeralchirurgie entliehen (wir bekommen dafür eine chirurgin auf die intensivstation für deren fa-rotation auf eine intensiv halt...) und erzählt uns jeden tag aufs neue, wie entspannend es doch mit stationsarbeit und op ist....
der schaut sich halt aber auch die patienten genau an, kontrolliert blutwerte (dadurch vermeidet man so unschöne sachen bei patienten, die elektiven op's zugeführt werden sollen wie: k+ bei 2,7...vom stationsarzt zwar umkringelt aber nicht ausgeglichen...o-ton: " ja, gesehen hab ich's aber schlimm fand ich's nicht"...UND WARUM ORDNET MAN DANN BE's AN, WENN ES DOCH KEINE KONSEQUENZ HAT....werd ich nie verstehen.
auf jeden fall schafft es dieser entliehene anästhesiologischer kollege (zeitlich) regelmäßig z.b. sowohl für die chirurgische, als auch für die anästhesiologische seite des eingriffs aufzuklären...nur mal so als beispiel...und "jammern" hab ich ihn ehrlich gesagt in den vergangenen 2 monaten auch noch nicht gehört...und wir haben nicht die kleinste viszeralchirurgie...und der kollege ist grad vater von 2 kleinen kindern geworden....
so, das musste jetzt mal sein :-)

Miss
03.05.2012, 09:29
Off topic: So ähnlich sieht der normale Stationsalltag in den anderen Fächern aus :) und den müssen die Nicht-Anästhesisten noch neben den OPs erledigen.
Tja, wir haben aber doch ein paar mehr Patienten, so 40-50, wo wir uns ja auch mal kurz in die Akte einlesen müssen ;-)

Miss
03.05.2012, 09:29
ähm, das geht ja gar nicht bei Euch :-meinung

Bei uns sind 2 (-3 -eigentliche Planung, Realität sieht meistens anders aus) fest für die Prämed eingeplant, das heißt die beiden gehen morgens los und prämedizieren noch den Rest für den Tag. Danach stürzt man sich dann auf den Patientenauflauf, der schon mit den Hufen scharrend vor der Ambulanz wartet, die Sekretärin (!!!!!!! :-) ) kommt gegen halb neun, neun aus dem Schreibbüro oder nach Hilfeschrei von uns auch früher (sie ist in Gold nicht aufzuwiegen!!!! :-love).

Wenn wir super besetzt sind, sind wir zu dritt, da haben wir schon ordentlich zu tun, meist sind wir zu zweit, leider werden krankheits- oder urlaubsbedingte Lücken mit der Zweitbesetzung gestopft, so daß man oft allein anfängt und erst vom Spätdienst um 11 oder 12 Uhr unterstützt wird.

Dadurch, daß unsere Sekretärin die Anfragen nach Prämedikation entgegennimmt und die Patientendaten erstmal aufnimmt und Vitalparameter erfaßt und die Patientenflut ordnet, kann man viel einfacher arbeiten. Es ist die Hölle, wenn sie mal im Urlaub ist.

Dass die Prämedikation im Chaos versinkt, ist schade...so ungern ich dass öfter als 1x/2 Wochen mache, umso wichtiger finde ich gute Prämedikationen -und daß das gut organisiert ist, weil man so viel effektiver arbeiten kann (Überraschung :-))). Auf Station sollen die Patienten, die noch für den nächsten Tag ausstehen, mit Aufklärungsbogen ausgestattet werden und Akte, Planette und Labor plus Prämed.protokoll etikettiert sollte bereit stehen. Sonst kanns schon mal vorkommen, daß wir an nem arbeitsreichen Tag wieder abziehen und bescheid sagen, daß wir wiederkommen, wenn sie *soweit* sind ;-) natürlich mach ich auch oft was selbst, wenns dringend oder wichtig ist.

Eilika
03.05.2012, 17:26
Wir (kleines Haus) organisieren das irgendwie spontan. Montags Vormittags ist Prämedsprechstunde, das ist das einzige, was eingeteilt wird. Da ist dann ein Assistent für die Prämedikation der Patienten der laufenden Woche, die erst am OP-Tag eintreten oder ambulant operiert werden. Donnerstags Nachmittags ist nochmal ne Mini-Sprechstunde (meist nur 3-4 Patienten, also maximal 1 Stunde) für die am OP-Tag eintretenden Patienten vom Montag.
Die übrigen Patienten treten bei uns am OP-Vortag ein. Und zwar entweder um 11:00 Uhr oder um 13:00 Uhr. Davon gibt es eine Liste, das sind je nach Tag und so meist so 8 bis maximal 15 Patienten. Und wer von uns Assistenten aus dem OP kommt, geht eben prämedizieren. Der erste fängt an, der nächste der rauskommt, ruft an und fragt, wo er noch hinkann und so weiter. Funktionniert bei uns eigentlich gut und wenn sich da jemand der Oberärzte einmischen würde in die Organisation, dann gäbe es denke ich nur Chaos...

ehemalige Userin 24092013
03.05.2012, 18:43
Bei uns und auch im vorherigen Haus liefs ähnlich wie bei Eilika. Gegen frühen Nachmittag steht das OP Programm für den nächsten Tag, dann teilen sich Assis und OA`s in entsprechende Sääle ein und gehen die Patienten dafür anschauen. Geht aber eben nur, wenn die Pflege die aktuell laufende Narkose allein hüten kann, ggf, allein ausleiten kann usw....

Ansonsten gibts eben auch diese Prämedisprechstunde, wobei ambulante OP`s unter Umständen auch erst am eigentlichen Tag angesehen werden, der Anästhesist kann ja "jederzeit" eben weg....

lara162
04.05.2012, 15:47
Wie haben eine Ambulanz, wo fast alle Patienten vorstellig werden (es sei denn sie sind bettlägrig, isoliert etc). Die Patienten werden von den Schwestern am Tresen aufgenommen (Vorarbeit zugegebenerweise mäßig) und wir holen uns die Patienten dann einzeln in die Zimmer.

An guten Tagen sind 3 Ärzte fest in der Ambulanz eingeteilt und die Wartezeit der Pat. hält sich in Grenzen. An schlechten Tagen ist 1 Arzt alleine da und ggf. 30 Akten in der Warteschleife. Der Unmut der Pat. ist dann entsprechend.
Prämeds auf Station werden in der Regel in der Dienstzeit (ab 16h) von dem diensthabenden Ambulanzler gemacht, sollten Kollegen im Saal frei werden, helfen die dabei.

Dass man seinen eigenen Pat. für den den nächsten Tag prämediziert kommt eher nur mal "ausversehen" vor.

Brutus
08.05.2012, 13:54
Tja, ich habe beide Verfahren kennengelernt.
in meinem ersten Haus war es so, dass erst mal das OP-Tagesprogramm abgearbeitet wurde, und danach gingen alle raus zum Prämedizieren. Das ging so lala. Wenn eben viel zu tun war, oder eben viele Nachmeldungen, dann kam man halt auch erst um 16 Uhr oder auch später raus... Manchmal hat dann auch der Intensivling mitgeholfen... Aber eben alles chaotisch. Eine wirkliche Liste gabs auch nicht. Die einzelnen Abteilungen hatten einen OP-Plan, der irgendwann dann mal als endgültige Fassung verkauft wurde. Prämediziert wurde auf den Stationen, oder im ambulanten OP, gerade so, wie es passte...

Im zweiten Haus gabs eine Prämedkationsambulanz. Der Diensthabende des Tages hat ab 10 Uhr prämediziert, bis 16 Uhr. Die Patienten kamen von den Stationen zum Prämedikationszimmer. Vorbereitet? Fehlanzeige! Naja, ab 15:30 Uhr war man die Ambulanz dann los, weil man zur ITS-Visite ging und danach in den OP. Dann mussten die anderen weitermachen...

Insgesamt sicherlich in beiden Häusern nicht optimal gelöst. Wobei ich eigentlich sehr gerne prämediziert habe. Ich habe mir allerdings auch meistens Zeit gelassen. Wenns nötig war, ging eine Routine_Aufklärung auch mal in weniger als 10 Minuten, aber ich hab eigentlich lieber mit den Patienten geredet. Und durch schnelle Prämedikationen war auch nicht eher Feierabend. Also, warum soll ich dann Turboaufklärungen machen...