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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Medizinstudium- ein Selbststudium?



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Kiddo
13.05.2012, 00:22
Hallo,

beim Lesen im Forum kam bei mir die Frage auf, ob das Medizinstudium nicht zu großen Teilen ein Selbststudium ist. Nun studiere ich leider selbst noch nicht, aber vielleicht mögt ihr, die ihr schon studiert, hier antworten. Ich würde mich sehr freuen.

Liebe Grüße.
Kiddo

milz
13.05.2012, 01:05
Mittlerweile wirst du eher beschult, ob du willst oder nicht.

Gesocks
13.05.2012, 01:11
Bin mir grad nicht im Klaren, ob das jetzt eine blöde Frage ist. In welcher Hinsicht "Selbststudium": Im (philosophischen) Sinne von Ergründung des eigenen Seins oder der Frage nach eigen- bzw. fremdverantwortlichem Lernen?

Kiddo
13.05.2012, 02:28
Bezogen auf letzteres. Wobei ich sagen muss, dass mir der philosophische Ansatz auch gut gefällt.

Sticks
13.05.2012, 07:00
Ich hätte "beides" angekreuzt.
Es gibt viele Seminare die sogar verpflichtend sind, in denen Inhalte noch einmal in kleinen Gruppen vertieft werden und Fragen erwünscht sind. Und es gibt die Zeit daheim oder in nicht geleitenden Gruppen die eigentverantwortlich sinnvoll zu nutzen ist. De Zeit des selberlernens überwiegt, aber die Uni lässt und da auch nicht im Regen stehen. Auch kann jeder Dozent oder Prof. angeschrieben oder angerufen, angesprochen werden und gibt Hilfe und Antwort.

Kandra
13.05.2012, 08:06
Du hast natürlich zu allererst mal die Möglichkeit die Vorlesungen zu besuchen. Dort wird dir der Stoff vom Dozenten vorgetragen. Da mir persönlich da der Satz "Da gehe ich jetzt nicht weiter drauf ein, das können Sie sich im Buch ansehen" zu oft fällt, bin ich dazu übergegangen, nicht mehr zu den Vorlesungen zu gehen und den Kram einfach direkt aus dem Buch zu lernen. Dahingehend ist es natürlich ein Selbststudium, da du dir doch das meiste zu Hause erarbeiten musst.

Healix
13.05.2012, 10:05
Vorlesungen sind zu häufig Zeitverschwendung. Die Praktika reichen von sehr gut bis zeitlich aufgeblasen (Arbeitsmedizin), von Umfang und Qualität ungenügend (zwei halbe Tage, dann wars das für Urologie) bis einfach schlecht (ein Nachmittag mitlaufen in der ZNA für UC). Manche versuchen es aber ehrlich und bemühen sich, Verbesserungen einzubauen. Die Innere geht in Mainz über drei Semester, wobei schon etwas an Lerneffekt rumkommt. Man muss aber durchaus viel selbst machen, um das ganze in Perspektive zu setzen und ins Gesamtwissen einzubetten. Zudem muss man gewisse Sachen in der Freizeit besuchen, weil man es sonst über Pflichtkurse nie lernen würde - EKG, Sono, etc.
Insgesamt lernt man an der Uni in manchen Fächern nicht mal das nötigste.

Kiddo
13.05.2012, 14:18
Ich hätte "beides" angekreuzt.
Es gibt viele Seminare die sogar verpflichtend sind, in denen Inhalte noch einmal in kleinen Gruppen vertieft werden und Fragen erwünscht sind. Und es gibt die Zeit daheim oder in nicht geleitenden Gruppen die eigentverantwortlich sinnvoll zu nutzen ist. De Zeit des selberlernens überwiegt, aber die Uni lässt und da auch nicht im Regen stehen. Auch kann jeder Dozent oder Prof. angeschrieben oder angerufen, angesprochen werden und gibt Hilfe und Antwort.

Wie ist das an anderen Unis? Könnt ihr das von euch so bestätigen?

epeline
13.05.2012, 17:47
ich hab jetzt mal vielleicht angegekreuzt,
wie viel man selbst macht oder amchen will, ist ja dir überlassen.
man bekommt schon viel vorgekaut durch die vielen pflichtveranstaltungen etc.
dennoch ist es nicht wie in der grundschule, wo jemand rumgeht und dir erzählt, dass du bis montag bitte seite 3-12 gelesen hast ;-)

ich denke aber, dass es studienfächer gibt, die einen deutlich stärkeren selbststudium-charakter haben^^

man soll einfach selbstständig sein, das bringt das erwachsen werden ja mit.

zum glück haben unsere oberstufenlehrer damals verstsanden, uns das mitzugeben, in dem wir selber mitschreiben mussten und es nciht mehr hieß: hier, das an der tafel bitte abschreiben, ihr habt dafür jetzt 10 min zeit, dann auswendig lernen ^^

Gesocks
13.05.2012, 20:32
Sehe ich genauso.
Bisher ist es eigentlich nicht viel anders als bei guten Lehrern in der Oberstufe, nur dass die Ressourcen (almighty Dozenten, Bibliothek, pubmed) erheblich besser sind. Bedeutet: Es gibt keine Hausaufgaben, aber Klausuren. Wer den Selbstanspruch hat, der möge sich eigenständig tiefer mit seinen Interessen auseinandersetzen, und kann dabei auf das Verständnis und die Hilfe der Lehrenden zählen. Uni-, Studienabschnitt- und Lerngeschwindigkeit-abhängig hat man für sowas natürlich nur begrenzte Zeit. Man kann und sollte sich bei entsprechendem Interesse durchaus über die Grenzen seiner Curricula hinweg entfalten, man darf aber nicht damit rechnen, dass einem das aktiv nahegelegt wird oder der intellektuelle Vorsprung am Ende gar messbaren Nutzen bringt. Letzteres würde ich aber als Bedingungen für ein "Selbststudium" nennen. Ich habe daher auch "Vielleicht" gewählt

Kiddo
13.05.2012, 20:35
Danke für die ausführlichen Antworten!

Solche Oberstufenlehrer hatte ich auch. Teilweise waren sie so gut, dass ich gar nichts mitgeschrieben habe, weil es alleine durch den echt guten Unterricht im Kopf blieb. War in der OTA-Ausbildung auch so.

Keenacat
13.05.2012, 20:39
Mitschreiben hat mich schon immer eher abgelenkt, ich resorbiere lieber (lesen oder vorlesen lassen). Insofern sind Vorlesungen eigentlich durchaus mein Ding, wenn sie halbgut gemacht sind. Leider bin ich stinkfaul und verschnarcht und deshalb selten hingegangen.
Weil ich so faul bin, hat sich auch das Selbststudium aufs nötigste beschränkt, und da hätt ich mir wiederum einiges erspart, wenn ich öfter mal in der Vorlesung gewesen oder da weniger geschlafen hätte...

Kiddo
13.05.2012, 20:43
Inwiefern hätten dir die Vorlesungen was gebracht?

Gibts da eine Eingrenzung des zu lernenden Stoffs oder eher bezogen auf mögliche Hinweise bezüglich Klausur?

Keenacat
13.05.2012, 20:50
Wenn ich mehr in Vorlesungen gewesen wäre, hätte ich passiv mehr aufgenommen und weniger nachlesen müssen. :-)

epeline
13.05.2012, 21:02
Mitschreiben hat mich schon immer eher abgelenkt, ich resorbiere lieber (lesen oder vorlesen lassen). Insofern sind Vorlesungen eigentlich durchaus mein Ding, wenn sie halbgut gemacht sind. Leider bin ich stinkfaul und verschnarcht und deshalb selten hingegangen.
Weil ich so faul bin, hat sich auch das Selbststudium aufs nötigste beschränkt, und da hätt ich mir wiederum einiges erspart, wenn ich öfter mal in der Vorlesung gewesen oder da weniger geschlafen hätte...


Wenn ich mehr in Vorlesungen gewesen wäre, hätte ich passiv mehr aufgenommen und weniger nachlesen müssen. :-)

kann ich komplett so unterschreiben :D

WackenDoc
14.05.2012, 12:31
Es gibt übriges mehrere Punkte, die recht tückisch sind:
1. Zumindest in meinem Studium haben die Profs ganz gerne von ihren neuesten Forsuchungsergebnissen erzählt (was interessieren mich hochexperimentelle Gentherapien bei seltenen Lebererkrankungen, die ich im Leben nicht mehr sehen werde), aber dafür die Basics vergessen.
2. Was meine Profs erzählt haben, war nicht immer so ganz auf dem aktuellen Stand der Empfehlungen.
3. Glaubt blos nicht, dass in Klausuren nur das dran kommt, was auch in der Vorlesung kam und für´s Examen müsst ihr eh alles lernen.
Beispiel: Chirurgie ging bei uns über 2 Semester und ich Dummerchen hab gedacht, dass in der Teilklausuer nach dem 1. Semester auch das dran kommt, was in dem Semester Thema der Vorlesung war. Tja- falsch gedacht- es kam der komplette Stoff dran.
4. Gerade um praktische Fähigkeiten muss man sich oft selber kümmern.

Im Gegensatz zur Schule interessiert auch keinen, ob du mit dem Stoff mitkommst oder nicht. Kann höchstens in Seminaren oder Praktika mal sein, dass sich mal nen Assistent erbarmt, wenn ein Student mal was nicht kapiert hat.

Healix
14.05.2012, 14:26
Gerade die Punkte 3 und 4 machens eigentlich aus. Nur weil die Klausur allgemeine Patho heißt, bedeutet das nicht, dass die im gleichen Semester stattfindende Vorlesung allgemeine Patho den Stoff abdeckt. Da greift ein Effekt, der auch vor dem Examen immer grassiert. Die Leute denken, wenn sie x machen (Exaplan, Lernplan, Vorlesungen besuchen) haben sie eine Garantie, y (Klausur / Examen) zu bestehen. Das ist nicht so. Es ist häufig nicht mal der beste Weg. Genau so werden in den ersten Vorklinik- und Kliniksemestern immer wieder Leute behaupten, dass "Klausur z AUF GAR KEINEN FALL bestanden werden kann, wenn man nicht in der Vorlesung war!". Das ist auch nicht so. Nicht verarschen lassen. Ich hab immer viel lieber zu Hause gelernt, weil ich ein anderes Tempo und andere Bücher hatte, die mit der Vorlesung nicht unbedingt übereingestimmt haben.

schmuggelmaeuschen
15.05.2012, 09:44
wir hatten in der Ausbildung einen Prof, (der auch an der Uni die Mediziner gemacht hat) der hat gerne 2 Woche vor der Klausur Dinge ausgeschlossen und sie dann trotzdem in der Klausur gefragt

Kiddo
15.05.2012, 16:16
Diese Art von Dozenten kenne ich auch.

Wie viel Stoff kann man realistisch behalten und welchen Stellenwert nehmen Altklausuren denn nun wirklich ein?

Kandra
15.05.2012, 18:45
Kommt drauf an, wie du lernst und ob du ein Superbrain bist oder nicht ;) Ich weiß vom letzten Semester Anatomie pessimistisch geschätzt 90% nicht mehr und da geht es optimistisch geschätzt 90% meiner Kommilitonen nicht anders. Wir sind atm im Neuroseminar glaube so 18 Leute, davon weiß eine alles, 2 ein bisschen was und der Rest gefühlt nix mehr ;) Ist sehr schade, würde ich auch gerne ändern aber durch das Bulimie-Lernen bleibt halt nix hängen. Hab mir aber für die Semesterferien fest vorgenommen, alles nochmal zu wiederholen. Auch im Hinblick aufs Physikum vllt keine schlechte Idee.

Altklausuren kommt aufs Fach an. Wir hatten in Anatomie und Histo letztes Semester jeweils neue Profs, da brachten dir die garnichts. In Bio und Chemie waren sie aber doch eher bestehensrelevant ^^