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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mit Kälte gegen Muskelkater



Kandra
08.06.2012, 18:52
Da ich gerade zufällig auf diesen Link hier gestoßen bin:
http://www.spiegel.de/sport/fussball/em-2012-franck-ribery-in-der-kaeltekammer-a-837835.html

Ist das tatsächlich möglich auf diese Weise einen Muskelkater zu verhindern? Der beruht doch auf einer Muskelverletzung und durch die Kälte behindert man doch die "Reparatur" oder geht das dann darum die Entzündung einzudämmen?
Und -110°C? Also ich hab im Labor mal nen Tropfen flüssigen Stickstoff auf die Hand bekommen (ok zugegeben, das sind -160°C), das gab ne hübsche Brandblase.
Mal davon abgesehen, dass ich nach so ner Aktion vermutlich eher mit Lungenentzündung im Krankenhaus statt auf irgendnem Sportplatz zu finden wäre :-oopss

wjsl
08.06.2012, 23:03
Der Flüssigstickstoff hat eine Koagulationsnekrose verursacht, das Kältebad dagegen scheint darauf abzuzielen Stoffwechselvorgänge abzubremsen. Wenn chemische Reaktionen langsamer verlaufen, wird unter Umständen weniger Glykogen vor dem Wettkampf abgebaut, oder es fällt weniger Laktat an, mit dem man an den Start geht. Dass in der kurzen Zeit schon eine Art Adaptation stattfindet kann mich mir nämlich schwer vorstellen.

Einfacher wäre es wohl, ein Schmerzmittel gegen den Muskelkater zu nehmen. Man bezeichnet damit ja nur das unangenehme Gefühl, das mit den Mikroläsionen verbunden ist; diese selbst sollten jetzt eigentlich nicht das große Problem sein.

Kackbratze
09.06.2012, 09:59
Scherzmittel gegen Muskelschmerzen bei Sportlern => Ivan Klasnic.


Wenn chemische Reaktionen langsamer verlaufen, wird unter Umständen weniger Glykogen vor dem Wettkampf abgebaut, oder es fällt weniger Laktat an, mit dem man an den Start geht. Dass in der kurzen Zeit schon eine Art Adaptation stattfindet kann mich mir nämlich schwer vorstellen.

Okay, und warum geht er dann nach dem Training in das Bad und nicht vorher?

bipolarbär
09.06.2012, 13:04
Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Ob es jetzt aber wirklich -110°C sind oder nicht sei mal dahingestellt.

Stephan0815
09.06.2012, 13:44
In ersten Studien heißt es, daß damit der Schmerz bei Muskelkater, gegenüber einfacher Passivität, um 20 % reduziert würde (Quelle rbb-02.03.12 ... ). Ob die damit jetzt bloß die Intensität meinen oder die Schmerzdauer lass ich mal dahingestellt. Das angestrebte Prinzip scheint irgendwie ne Art "Kaltstellung" der Schmerzfasern zu sein - ob diese Studien was taugen, ich weiß ja nicht, die Hauptintention ist wohl ein "wenn´s schee macht!" - Effekt als Placebo schätz ich mal... :-oopss

Kandra
09.06.2012, 14:34
Habe gerade die Antwort von Dr. Müller-Wohlfahrt selbst bekommen ;)


Nach dem Laufen: Der Freizeitsportler hat schwere Beine - warm baden oder Eis drauf?
Die Beine sind müde, der Körper überhitzt - dann bemühen wir uns darum, die Körperkerntemperatur zu senken, damit alle Regenerationskräfte für den Muskel bereitstehen. Solange die Kerntemperatur erhöht ist, regeneriert der Körper nicht. Er braucht dann viel Energie, um die Temperatur aus eigener Kraft zu senken. Deswegen müssen bei Bayern und der Nationalmannschaft direkt nach dem Spiel alle Spieler in die Eiswasserwanne. Damit wird der Körper runtergekühlt auf die normale Temperatur, und dann kann die Erholung auf Hochtouren laufen.

http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/37627/1/1

Hoppla-Daisy
09.06.2012, 15:26
wie gut, dass ich nicht bei Bayern oder der Nationalelf bin :-)) ... Eiswasserwanne, brrrrrrrrrrr

Kackbratze
09.06.2012, 15:48
Hmm, Eiswasserbaden.
Ich muss wieder im Winter in die Heimat *seufz*

Brutus
09.06.2012, 15:50
Habe gerade die Antwort von Dr. Müller-Wohlfahrt selbst bekommen ;)
http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/37627/1/1
Hmmm. Ist das jetzt Evidence-based? Und wenn, Grad A, B oder C??? :-))
Vielleicht ist das aber auch nur MW basiert. Und wenn ER das sagt, dann muss es ja stimmen! :-))

bipolarbär
10.06.2012, 18:56
Dr. Poikilotherm und das Eiswasser...

Stephan0815
11.06.2012, 09:48
Hab mich mal "schlau" gemacht und google befragt... großteils heißt es, daß es ja "allseits bekannt sei, daß die Kühlung von überhitzten Körperteilen von Vorteil wäre", "[...]schon Hippokrates meinte[...]" usw. Einmal fiel noch das Stichwort "progressiv", danach war ich endgültig im homöopathischen Film angekommen. Dann noch ein Auszug aus einem Bericht zu dieser Kryotherapie, widerspricht sich meines Erachtens mit dem, was da im Namen von Müller-Wohlfahrt in der Süddeutschen so veröffentlicht wird.

"DIE KÄLTEKAMMER IN DER PRAXIS
Die Sitzung geschieht unter paramedizinischer Aufsicht. Man muss einen medizinischen
Fragebogen ausfüllen (um Bluthochdruck- oder Herzprobleme zu verhindern), sich
ausziehen, dicke Socken und Handschuhe überstülpen, ein Stirnband über die Ohren und
eine chirurgische Maske über Mund und Nase ziehen. Dann kann man eintreten … Nachdem
man kurz durch eine erste Schleuse bei –10 °C und eine zweite bei –60 °C gegangen ist, tritt
man in die auf –110 °C abgekühlte Kammer. Die Körpertemperatur sinkt nicht, oder nur
sehr gering. Die der Haut kann bis zu 10 °C oder gar 5 °C erreichen – wie übrigens bei der
lokalen Anwendung von Eis oder einer Kältekompresse.
Man bleibt höchstens einige Minuten. Auch muss man sich etwas bewegen. Die Kälte sei
beißend, berichten die Benutzer, jedoch leichter erträglich als befürchtet. Man kann über
Mikrofon und Lautsprecher mit der Person, welche die Kammer überwacht, kommunizieren.
Wenn die Patienten herauskommen, sind sie begeistert, in Form und bereits ein bisschen
süchtig danach – am nächsten Tag möchten sie schon wieder hinein."

Stephan0815
11.06.2012, 09:56
Das Nachfolgende hört sich für mich auch eher danach an, daß es das gibt, weil es ja irgendeine positive Wirkung haben muss, auch wenn man sich nicht so ganz drauf einigen kann, wofür und daß Studien, die den Erfolg übereinstimmend belegen sollen, noch nicht genügend ....uhm... sagen wir mal.. "in Auftrag gegeben wurden".

"Kältekammern wurden in den 1980er-Jahren in Japan entwickelt und anschließend nach
Deutschland und Polen exportiert, ursprünglich zur Behandlung von Problemen wie
etwa Rheuma und Arthritis (Gelenkentzündung). Diese Behandlung wird nur in wenigen
medizinischen Zentren angeboten, oft in Verbindung mit Kurhäusern. Sie ist nach wie vor
umstritten, da noch nicht genügend wissenschaftliche Studien vorliegen. Dennoch wird sie
in immer mehr Schönheitszentren praktiziert, da sie angeblich Zellulitis entgegenwirkt."

roxolana
13.06.2012, 12:42
Also ich habe mit Hitze beim Muskelkater einige Erfahrungen gemacht. Sowohl bei schon bestehendem extremen Muskelkater (den Muskel sehr heiß abduschen) als auch zur Prophylaxe (Sauna nach dem Sport). Das hat bei mir immer sehr gut gewirkt. Insofern kann ich mir nicht wirklich vorstellen, warum Kälte vorteilhaft und Wärme schädlich bei einem Muskelkater sein soll.