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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Interpretation des Serumeisenspiegels



Zibaro
15.06.2012, 14:44
Hallo zusammen!

Im Rahmen meiner aktuellen Beschäftigung mit dem Eisenstoffwechsel und aus gegebenem Anlass würde ich euch um eine Einschätzung bitten. Es geht um folgende Konstellation:
Patient mit erhöhtem Serumeisen (1. Messung 37,0 µmol/l , 2. Messung 35,7, Abstand drei Monate, Abnahme ungefähr zur gleichen Tageszeit), aber normalem Ferritin (jeweils um 70 µg/l). Die Werte wurden zufällig im Rahmen einer Studie erhoben, es besteht keine klinische Symptomatik, keine anderen auffälligen Laborwerte. Zu erwähnen ist vielleicht der hohe Hb von 17,0 - 17,5.
Wenn man so die Fachliteratur wälzt, liest man viel über die physiologische Schwankungsbreite und geringe Aussagekraft des Serumseisens. Das Ferritin ist ja nach einhelliger Meinung der bessere Wert, wenn es z.B. um die DD eines Eisenmangels oder einer Hämochromatose geht. Trotz alledem: bedarf der beim Patienten erhöhte Fe-Wert einer weiteren Abklärung? Oder haltet ihr das, besonders unter Berücksichtigung des normwertigen Ferritins, für nicht angebracht?

Ich bin gespannt auf eure Meinungen.

Ein schönes Wochenende euch allen!

Felix

Evil
15.06.2012, 15:10
Ein Blutbild sollte vielleicht auch mal gemacht werden zur Beurteilung der Erythrozytenmorphologie, bestehen irgendwelche Beschwerden, sonstige klinische Auffälligkeiten? Eisen, Ferritin und Hb allein sind etwas wenig aussagekräftig...

Zibaro
15.06.2012, 15:25
Achso, sorry. BB wurde natürlich auch gemacht. Und da fiel nichts weiter auf, AST/GGT/ALT ebenfalls unauffällig.

Und es besteht wie gesagt keine klinische Symptomatik, lt. Patient wurden die Eisenwerte auch zum ersten Mal bestimmt, daher leider auch kein Vergleich mit früheren Werten möglich.

Leider findet sich in den Standardlehrbüchern der Laboratiumsmedizin/Hämatologie auch nicht wirklich was zur Interpretation bzw. der Relevanz von isoliert (!) erhöhtem Serumeisen...

dantheg
16.06.2012, 02:28
Transferrinsättigung wäre interessant aber mit einem normalen Ferritin ist eine Eisenüberladung nicht sehr wahrscheinlich. Sonst ist aus dem erhöhtem Eisen wahrscheinlich nichts zu machen. Warum wurde denn überhaupt Eisen beim Patienten bestimmt? Zum Hb ... besteht eine chronische Hypoxie? Klinische Angaben sind vielleicht ein wenig hilfreich.

Zibaro
16.06.2012, 10:00
Die Eisenbestimmung erfolgte wie gesagt im Rahmen einer Studie, wobei es bei der Studie eher um Blutfette/Cholesterin ging als um andere Parameter. Warum das freie Eisen überhaupt bestimmt wird, konnte mir niemand so wirklich sagen. Scheint eher aus Gewohnheit passiert zu sein denn aus wissenschaftlichen Gründen. Ferritin hätte ja auch gereicht, wenn man denn den Eisenstatus erheben wollte.
Eine chronische Hypoxie besteht nicht, der Patient ist auch relativ jung und sportlich, gehört außerdem zur gesunden Kontrollgruppe der Studie. Also keine Vorgeschichte und keine aktuellen Beschwerden.

Ich war mir nur unsicher, was ich für eine Empfehlung/Meinung abgeben soll, als ich von ihm darauf angesprochen wurde.
Würdest du also von weitergehender Diagnostik absehen?

THawk
16.06.2012, 13:13
Zur Interpretation des Serumeisens vielleicht hilfreich:
http://www.laborlexikon.de/Lexikon/Infoframe/e/Eisen.htm

Für mich hat das Eisen nur im Zusammenhang mit Ferritin und ggf. Transferrin (und, bei Uni machbar, lösl. Trans.-Rezeptor) eine Relevanz, ohne kann man es nicht interpretieren, allein aufgrund seiner hohen kurzfristigen Variabilität.

Zibaro
17.06.2012, 09:25
Vielen Dank für Deine/eure Antworten.

Also ist eine weitere Abklärung in diesem Fall gar nicht notwendig, wenn ich das richtig sehe und die Literatur dazu berücksichtige. Die Frage ist also eher, warum dann überhaupt Serumeisen bestimmt wird (von der DD einer Einsenresorptionsstörung/Intoxikation mal abgesehen)...

Wie handhabt ihr das, standardmäßig erstmal nur Ferritin-Bestimmung und dann bei Auffälligkeiten ggf. weitere Laborparameter?

Evil
17.06.2012, 13:28
Standardmäßig wofür?

Zibaro
17.06.2012, 20:56
Zur Bestimmung des Eisenstatus oder zur DD einer Anämie beispielsweise.

dantheg
17.06.2012, 22:06
Naja Eisenstatus bestimmt man nicht standardmäßig außer man hat irgendwelche Anzeichen einer Überladung (etwa Diabetes oder Zhirrose etwa) und die weitere Abklärung einer Anämie macht man meist nur wenn man eine Anämie hat (der Patient von dir hatte eher eine Polyzythämie). Aber wenn der Verdacht vorliegt (wie gesagt, den Eisenstatus bestimmt man nicht standardmäßig) mache ich Ferritin, Transferrin und Eisen (und daraus die Transferrinsättigung). Beim Ferritin muss man halt aufpassen da es bei Entzündung erhöht ist.

Zibaro
18.06.2012, 08:27
Danke für eure Antworten!
Naja, ich muss sagen, dass ich Hb-Werte von 17 bis 17,5 recht häufig, vor allem bei jüngeren und männlichen Blutspendern, sehe, ohne dass ich da eine Polyzythämie vermuten würde.
Die Eisen-/Ferritinbestimmung war ja in diesem Fall zufällig (studienbedingt), sodass ich nach dem bisher Gesagten davon ausgehe, dass bei dem Patienten nicht zwingend eine weitere Diagnostik erfolgen muss.