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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Anästhesie oder Kardiologie



fabius
17.06.2012, 13:28
Ich stecke momentan in einem Dilemma bei der Facharztwahl und komme nicht wirklich weiter. Ich habe jetzt mein Examen in der Tasche und möchte jetzt im August als Assistent beginnen. Ich habe Dank meiner Dr. Arbeit und persönlicher Kontakte gute Chancen auf eine Stelle in der Kardio in einem großen Haus. Eigentlich wollte ich immer Kardiologie machen. Ich habe jetzt dort mit einigen Assistenten gesprochen und vor 19- 20 Uhr geht dort keiner nach Hause. Dies soll auch während der Facharztausbildung so bleiben.
Während dem PJ habe ich als Wahlfach Anästhesie gemacht und hatte dort sehr viel Spass. Die Assistenten sind alle Punkt 16 Uhr nach Hause gegangen und habe alle einen zufriedenen Eindruck gemacht.
Da ich gerne eine Familie und auch meine Kinder aufwachsen sehen möchte, spiele ich gerade mit dem Gedanken in die Anästhesie zu gehen. Ich habe nur meine Zweifel ob ich auch noch in 15 Jahren Spass an diesem Fach hätte. Man kann sich nur schwer niederlassen und ist immer abhängig vom Chirurgen. Zudem hat man keine "eigenen" Patienten.
Bin momentan echt ratlos. Vielen Dank schon mal für Anregungen!

dreamchaser
17.06.2012, 21:01
Es gibt auch Kardiologien, in denen man pünktlich nach Hause kommt. Ich gehe so gut wie immer vor 18 Uhr nach Hause, bin allerdings gerade auch auf der Privatstation, wo die 2. Visite erst spät stattfindet. Sonst wäre das auch früher (und ist es auf anderen Stationen auch).

bluejam
18.06.2012, 08:21
man kann durchaus noch nach 15 jahren anästhesie spaß daran haben. kommt aber darauf an, ob dir der OP kram liegt und ob du mit chirurgen klar kommst. ;) denke das ist ein grund, warum so viele nebenher notarzt fahren, da dies doch einen sehr abwechslungsreichen arbeitsalltag beschert und man auch mal tageslicht sieht. ist aber auch nicht für jeden...

kardio, großes haus.. joa, schon nett, aber was du beschreibst ist eher die regel. das geht auch ganz anders, allerdings eher an kleineren häusern.
ich wollte früher auch mal kardio machen. nach 2 pflegepraktika und 2 famulaturen auf der inneren war mir klar, dass der stationsmist nichts für mich ist. das PJ tertial bestätigte dies. dauerstress pur. nein danke.

Miss
18.06.2012, 12:34
Ich muß ganz ehrlich sagen, daß ich mich auch wegen des Freizeitfaktors und der Möglichkeit der Teilzeittätigkeit *erstmal* für Anästhesie entschieden habe. In vielen Häusern ist es üblich, daß man als Internist bis 19-21 Uhr im Haus bleibt (und Überstunden meist nicht bezahlt werden), und das stieß mir schon übel auf. Viel arbeiten tun wir alle, aber das kann ich auch problemlos in der Zeit von 7 - 16 Uhr, und wenn ich mal länger bleibe (kommt ja wahrscheinlich fast überall vor), dann kommt das auf mein elektronisches Stundenkonto und verpufft nicht einfach.

Die vielfältige Möglichkeiten mit OP (spannend(er, wenn man fortgeschrittener in WB ist -und lange nicht so anstrengend wie ITS), ITS, Schmerztherapie (falls man sich dafür interessiert) und Notfallmedizin (vielfältig, hauptsächlich internistisch, man sieht mal was Anderes, und auch lange nicht so anstrengend -im Durchschnitt- wie das Schichten) machen die Anästhesie für mich interessant. Auf ITS hat man dann ja auch seine *eigenen* Patienten.

Dieses Rumgeplänkel mit Chirurgen gibts natürlich, aber richtige Probleme hat man eigentlich nur mit den Vollbratzen, der Rest respektiert uns schon dafür, was wir halt so machen. Ist halt eher ein Allround-Fach mit vielen praktischen Anteilen, ganz oft ist vieles recht entspannt, gepaar mit kurzen Adrenalinmomenten, wo die meisten Sandmännchen doch die Ruhe bewahren (ob das am Naturell, am Fach oder an der Routine damit liegt, kann ich gar nicht so genau sagen).

Ich persönlich würde wahrscheinlich in fast jedem Fach meine Nische finden und das für mich Interessante finden, auch wenn ich davor lange Innere/ Gastro machen wollte, trauer ich ich dem nicht wirklich nach. Hätte mir bestimmt auch gefallen, aber jetzt fühl ich mich in der Anästhesie sehr wohl. Ein anderer wird vielleicht Zeit seines Lebens dem anderen Fach nachtrauern, dann sollte man so ne Entscheidung gut überlegen bzw. vielleicht in beide Fächer mal reinschauen, nach nem Jahr zu wechseln, ist ja kein Problem, sondern auf jeden Fall hilfreich für später.

dreamchaser
18.06.2012, 18:26
Es gibt in jedem Fach gute und schlechte Arbeitsbedingungen - unabhängig von der Größe des Hauses.
War 4 Jahre in einer recht großen Kardiologie, elektronische Zeiterfassung, bezahlte Überstunden, bin gegen 17 Uhr gegangen.
Jetzt auch große Kardiologie, Überstunden werden selbst aufgeschrieben, heute mal wieder um 17 Uhr gegangen (wie so durchschnittlich).