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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie gehts nach Elternzeit weiter?



fkp22
20.06.2012, 10:49
Hallo :)

Ich wend mich mal an die erfahrenen unter Euch mit einer Frage, die mit seit Tagen keine Ruhe lässt ;) Also, zu mir ich hab letztes Jahr im Oktober 2011 Examen gemacht (alles in Regelstudienzeit, Examensnote war ne 2) und gleichzeitig meine Promotion abgeschlossen. Bin unerwartet Schwanger gewesen und unser Sohn kam im November 2011 zu Welt. Wir haben einen Krippenplatz ab März 2013, so lange möchte ich schon gern noch zu Hause bleiben. Jetzt hab ich ein bissl Angst, wenn mich dann im April 2013 bewerbe, dass mich keiner einstellt, weil ich keine Berufserfahrung hab und so lange zu Hause war. Ich hab auch keine Ambitionen an ner Uni zu arbeiten, eher erstmal Innere an nem peripheren Krankenhaus. Und ein weiteres Kind ist in den nächsten Jahren auch nicht in Planung :) Meint ihr mich stellt irgendjemand ein?

Würd mich echt freuen, wenn mich jemand aufbaut :-winky

Liebe Grüße,
Sandra

hiddl
20.06.2012, 12:50
Ja, Dich stellt jemand ein! Gerade Innere an einem peripheren Haus sollte kein Problem sein - in Vollzeit. Willst Du das, Vollzeit arbeiten, hast Du einen Krippenplatz, der das abdecken würde oder (in meinen Augen noch besser) einen Vater zum Kind, der die Betreuung mit übernehmen kann? Den bräuchtest Du ja wahrscheinlich auch für Dienste.

Teilzeit mag schwieriger sein, da tun sich manche Kliniken nach meiner Erfahrung doch etwas schwer. Außerdem verlängert sich natürlich die Weiterbildungszeit entsprechend, ist die Frage, ob man das will.

Lg,Ute

fkp22
20.06.2012, 14:59
Voll/Teilzeit muss ich noch schauen, bin mir noch nicht so sicher.. 75% wäre super. Die Krippe hat bis 17 Uhr auf. Meinen Mann kann die Betreuung leider gar nicht übernehmen, der arbeitet in der Inneren an der Uniklinik und will habilitieren, dh. er forscht nach Feierabend .. Wenn ich Dienste hab muss er halt Urlaub nehmen oder die Omas springen ein.. mir ist eigentlich nicht so wichtig, dass ich in 5 Jahren meinen Facharzt hätte..

hiddl
21.06.2012, 08:59
Voll/Teilzeit muss ich noch schauen, bin mir noch nicht so sicher.. 75% wäre super. Die Krippe hat bis 17 Uhr auf. Meinen Mann kann die Betreuung leider gar nicht übernehmen, der arbeitet in der Inneren an der Uniklinik und will habilitieren, dh. er forscht nach Feierabend .. Wenn ich Dienste hab muss er halt Urlaub nehmen oder die Omas springen ein.. mir ist eigentlich nicht so wichtig, dass ich in 5 Jahren meinen Facharzt hätte..

Puh, jetzt bin ich lange drum rum geschlichen und habe überlegt, ob ich überhaupt noch mal antworte, oder ob das ganze dann ausartet, aber jetzt mache ich es doch.
Zuerst noch mal zu Deiner Situation: Klar, Facharzt in 5 Jahren muss nicht das Ziel sein. Falls Du aber nur 50% arbeitest, dann wären es schon 10 Jahre, vielleicht wollt Ihr doch auch noch mal ein zweites Kind, dann verlängert sich noch mal alles. Auch bei Teilzeit ist nicht gesagt, dass Du immer so Deine Funktionen bekommst wie Du sie brauchst... Ich denke also auch, unter 75% macht - wenn man die ganze FA-Weiterbildung noch vor sich hat - nicht so viel Sinn.

Und jetzt zu Deinem Mann, ich versuche höflich zu bleiben: Aber sind es nicht genau diese Typen, die sich so gar nicht um die Kinder kümmern "können", weil das ihrer Karriere im Weg steht, diejenigen, die diese Strukturen unterhalten? Wieviele Dienste wirst Du machen im Monat? 5 vielleicht, davon ja auch am WE. Wäre es wirklich so schlimm, wenn Dein Mann an 3 oder 4 Tagen im Monat sagen würde, heute muss ich pünktlich raus, meine Frau hat Dienst und ich muss das Kind holen? Würde das seiner Karriere wirklich schaden? Und wenn es das täte, will man so ein System unterstützen? Was ist, wenn Euer Kind mal krank ist (das wird dauernd vorkommen im ersten Krippen-Winter)? Musst dann immer Du zu Hause bleiben? Oder könnte auch der Karriere-Mann sich vorstellen, morgens in der Klinik anzurufen, weil er mal spontan nicht kann? Oder müssen das immer Deine Kollegen ausbaden? Und wenn das so wäre, wäre es dann nicht verständlich, wenn man lieber keine Frauen einstellt?
Vielleicht ist Euer Kind ja ein Mädchen, dann versucht doch zumindest ihretwegen ein bißchen von "er macht Karriere, sie hält den Rücken frei" abzuweichen.

Und zu meinem Hintergrund: Ich habe lange an einer Uni-Klinik gearbeitet und werde dort demnächst auch (in Teilzeit!, man muss die Nische nur finden) wieder einsteigen. Es gibt dort viele Oberärzte, alle habilitiert, fast alle mind. 3 Kinder (kein Scherz), bei keinem hat man im klinischen Alltag etwas von den Kindern mitbekommen. Nur einer, inzwischen sogar mit Professur (und 4 Kindern), hat immer auch mal kranke Kinder abgeholt, ist früher los, weil er xy zum Geigenunterricht bringen musste o.ä. Seiner Karriere scheint es nicht nachhaltig geschadet zu haben und ich glaube, die anderen zeigen einen "vorauseilenden Gehorsam", der wahrscheinlich gar nicht nötig wäre. Vielleicht solltet Ihr da noch mal drüber nachdenken.

fkp22
21.06.2012, 09:18
Hallo :)
Danke für deine ehrliche Antwort :) Wir haben schon viel darüber geredet, leider ist das bei ihm alles nicht so einfach und sein Chef tut das übrige dazu..Mein Mann hätte gerne auch 2 Monate Elternzeit genommen, aber sein Chef meinte, dass er danach nicht mehr wiederkommen brauche .. also so viel dazu ;)
Noch haben wir ein bissl Zeit, ich werds auf jeden Fall nochmal ansprechen!

Liebe Grüße

Colourful
21.06.2012, 13:09
Für Leute, die meinem Mann sagen, dass er nach zwei Monaten Elternzeit nicht wiederkommen braucht, würde ich nicht arbeiten und auch das System nicht weiter unterstützen, in dem ich meinen Mann da den Rücken freihalte.
Das ist doch eine absolute Unverschämtheit! Kommt der aus dem Mittelalter?

Und nee, ich bin gar keine Power-Emanze, oder so, ich finde nur, dass das einfach etwas mit Anstand zu tun hat, dass ein Mann sich auch um seine Kinder kümmern darf.

Espressa
21.06.2012, 17:29
Naja, vielleicht war das nur etwas zu herb formuliert.
Bei uns ist der Fall ähnlich, mein Mann hat nur einen einzigen Kollegen. Der kann ja nicht mal eben die doppelte Arbeit machen, und ebenso wenig wird für 2 Monate ein neuer eingestellt, ganz abgesehen davon dass es gar nicht funktionieren würde.
Da ist es auch irgendwie "klar" dass es für den Betrieb nicht klappt mal eben in Elternzeit zu gehen. Und er mag seine Arbeit, und will die ja auch weiterhin machen, da verscherzt man es sich nicht einfach so und prügelt die eigenen Rechte mit aller Gewalt durch.
Ist schon klar, man findet evt. Lösungen wenn man lang genug sucht, es kann ja auch mal wer länger krank sein und deshalb ausfallen, dann muss es auch gehen. Aber ich hab auch Verständnis wenn man nicht alles umkrempelt wenn es nicht unbedingt sein muss.

hiddl
21.06.2012, 19:21
Bei uns ist der Fall ähnlich, mein Mann hat nur einen einzigen Kollegen. Der kann ja nicht mal eben die doppelte Arbeit machen, und ebenso wenig wird für 2 Monate ein neuer eingestellt, ganz abgesehen davon dass es gar nicht funktionieren würde.
Da ist es auch irgendwie "klar" dass es für den Betrieb nicht klappt mal eben in Elternzeit zu gehen.

Aber der "Betrieb" von dem wir hier reden ist eine internistische Abteilung einer deutschen Universitätsklinik, da wird es ja hoffentlich mehr als zwei Assistenzärzte geben.
Und wenn der Mann eine Frau wäre, dann müsste es ja auch gehen.
Es gäbe ja auch die Möglichkeit, nicht ganz aufzuhören, sondern vielleicht Teilzeit zu arbeiten, damit irgendein Forschungsprojekt nicht ganz liegen bleibt. Bei meinem Mann (der ist nicht Arzt, sondern Ingenieur, die sind aber auch nicht gerade für ihre Familienfreundlichkeit bekannt) hieß es auch, dass das nicht geht mit Teilzeit, aber siehe da, es hat drei Jahre lang recht gut funktioniert. Vieles ist eine Frage des wirklichen Wollens.

Colourful
21.06.2012, 19:28
Espressa - bei einem Kleinunternehmen mit insgesamt 2 Mitarbeitern ist das auch etwas ganz anderes, das ist mir durchaus klar. Aber wie hiddl schon schrieb, an einer Uniklinik sollten ja ein paar mehr Leute beschäftigt sein.

Grombühlerin
22.06.2012, 06:56
Also wenn du wirklich so auf dich gestellt bist, was die Kinderbetreuung betrifft, würde ich nochmal überdenken, ob es richtig ist, in ein kleines peripheres Haus in die Innere zu gehen. Ich spreche da leider aus Erfahrung, um 17:00 Uhr Kind abholen wäre da absolut unmöglich gewesen. Und wenn um 17:00 Uhr die Krippe schließt, heißt das, die wollen um diese Zeit die Tür abschließen, d.h. du musst vorher kommen, deinem evtl. müden und unwilligen Kind die Schuhe und die Jacke anziehen und das gebastelte Wekt bewundern etc. D.h. 10 Minuten früher mindestens musst du da sein.
Dann brauchst du Fahrzeit und ein bisschen Puffer falls der Kindergarten nicht gerade neben der Klinik ist.

Hör dich mal um, aber in meinem Bekanntenkreis kommt in der Inneren niemand um 16:30 raus... (ich mache u.a. deshalb jetzt ein anderes Fach, war beim Wechsel aber noch kinderlos).
Also auf jeden Fall hospitieren, die Assistensten fragen und beobachten und nicht alles glauben, was der Chef im Vorstellungsgespräch erzählt.

Übrigens, auch mein Mann und die Firma wo er arbeitet haben es überlebt, dass er Stunden reduziert hat. Bis auf die Sekretärinnen reine Männerwirtschaft, Elterzeit ist dort total unüblich.

Aber ich weiß, Unikliniken sind die letzten Inseln des Feudalsystems....... ist nicht so einfach.

hiddl
22.06.2012, 07:48
Übrigens, auch mein Mann und die Firma wo er arbeitet haben es überlebt, dass er Stunden reduziert hat.
Das finde ich übrigens viel wichtiger als diese zwei Monate Komplett-Elternzeit. Damit ist doch niemandem so richtig geholfen. Klar, man kann mal in Ruhe in Urlaub fahren und die Zeit genießen, aber die Kinderbetreuung und -erziehung hört ja üblicherweise nach 14 Monaten nicht auf. Da finde ich es sinnvoll, wenn beide Stunden reduzieren oder zumindest die Betreuung irgendwie tageweise organisieren oder einer bringt, einer holt, wie auch immer.
Dass das gerade für Männer an Uni-Kliniken nicht so einfach durchzusetzen ist, weiß ich, regt mich aber trotzdem auf. Und ein bißchen mehr Mut würde ich mir da von den Herren schon auch wünschen.

lara162
22.06.2012, 16:18
In dem peripheren Haus, wo ich ein PJ Tertial in der Inneren gemacht habe, gab es eine Ärztin, die als Berufsanfängering nach 2 Jahre Elternzeit neu angefangen hatte. Zeitlich hatte sie mein ich eine 3/4 Stelle (die Regelung in diesem Haus war 3 Wochen arbeiten, 1 Woche frei). Sie hat die Stelle problemlos bekommen. In der Einarbeitungszeit war sie jedoch abends immer sehr lange da (bis 20/21Uhr), weil sie mit der Stationsarbeit/Briefe schreiben etc. noch nicht hinterher kam und - verständlicherweise - war sie dementsprechend fertig (ist in der Inneren aber glaube ich oft so am Anfang (hörensagen)).
Da sie nach 2 Jahren immer noch da gearbeitet hat, vermute ich, das hat sich schnell gelegt.

Ich denke bei der Stellensituation heute dürfte es überhaupt kein Problem sein. Sehr viele fangen nicht direkt nach dem Examen an, die obligatorische Seele baumeln lassen, Reise bis Weltreise mit Freizeiten von 6 bis 12 Monaten sind ja nichts seltenes. Daher würde ich mir da nicht so die Sorgen machen.

Elfer
23.06.2012, 20:42
Hallo!
Natürlich wirst du eine Stelle finden. Ob Teilzeit oder Vollzeit zu arbeiten besser ist (oder funktioniert) ist vorher ganz schwer zu sagen. Aber In manchen Abteilungen ist es auch möglich, vielleicht in "schwierigen Zeiten" zu reduzieren, um später wieder aufzustocken. Ich denke, dass da die Verwaltungen und Chefs mancmal flexibler sind, als man glaubt.

Für die Krippeneingewöhnung viel Zeit einplanen! Da gibts manchmal Tränen und das wird nur schlimmer, wenn man dann noch Druck hat, rechtzeitig zur Übergabe zu kommen.

Das dein Mann keine Elternzeit nehmen konnte oder eben Vollzeit weiter arbeitet ist doch okay. Manchmal geht es eben nicht anders. Solange ihr als Familie happy seid, ist das doch kein Nachteil.

Wir haben neben Krippe und Großeltern noch einen Babysitter. Der kommt, wenn ich Nacht- und Spätdienste habe.

Oganisiert euch einfach ein Netz aus Betreungs- und Bezugspersonen.

Viele Grüße und viel Glück!