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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Beschneidung aus religiösen Gründen ist strafbar



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Relaxometrie
29.09.2012, 12:15
Die Forenregeln äußern sich nur zum Zitieren von Quellen außerhalb des Forums. Das Verfremden von Zitaten eines Forenbeitrags sollte aber unproblematisch sein, solang es nicht beleidigend und als Verfemdung klar erkennbar ist.
Sehr schade, daß hier nicht mehr Wert auf korrektes Zitieren gelegt wird. Ich kann gut damit leben, daß Michael72 meine Postings als "blabla-Geschreibsel" abtut. Daß Zitate aber so verfälscht werden dürfen, halte ich für unfair.


Ist jemand von Euch Mitglied in der Giordano Bruno Stiftung (http://www.giordano-bruno-stiftung.de/)? Deren aktuelle Kampagne gegen die Beschneidung finde ich sehr gut. Vor Jahren habe ich mal ein Buch des Vorstandssprechers der Gesellschaft gelesen und fand es sehr interessant. Danach ist meine Beschäftigung mit der Gesellschaft ein wenig im alltäglichen Informations-Overflow versackt. Aber es ist auf jeden Fall eine Überlegung wert, Mitglied zu werden.

milz
29.09.2012, 20:08
Ist jemand von Euch Mitglied in der Giordano Bruno Stiftung (http://www.giordano-bruno-stiftung.de/)?
Nö, aber ich werde jetzt mal 10 € spenden: http://www.helpedia.de/spenden-aktionen/pro-kinderrechte.

PS: Urologen und Montomery sprechen sich im Ggs. zu Kinderchirurgen und Kinderärzten für die rituelle Beschneidung aus. Schade dass man aus der Ärztekammer nicht austreten kann, das wäre jetzt mal ein guter Anlass.

LasseReinböng
29.09.2012, 22:34
Es wird bei der Minderheit der Konfessionslosen bleiben, da gehe ich jede Wette ein. So viele "Gezwungene" wirst du nicht finden. Soll ja gerade in ländlichen Gebieten Menschen geben, die wirklich an Gott und die Kirche glauben. :-meinung

Eine dichotome Aufteilung in religiös vs. konfessionslos ist nicht hilfreich - die meisten Menschen befinden sich eh irgendwo dazwischen und oszillieren zwischen Glaube und Skepsis, je nach psychischer Verfassung. Und ja, es gibt nicht wenige, die nur aus Tradition Kirchenmitglied sind....und wegen Hochzeiten und Beerdigungen. Ich kenne in meinem Freundeskreis niemanden, der fest an einen Gott glaubt, doch sind viele Kirchenmitglied.

Aber das ist hier nicht das Problem. Es geht darum, wie man mit Religion umgeht. Z.B. ob man in Schulen lehrt, dass die Welt von Gott in 6 Tagen erschaffen wurde oder ob man wissenschaftliche Erklärungsmodelle heranzieht. Oder ob man blind biblische Gebote befolgt und moderne Moralvorstellungen bzw. weltliche Gesetze meint ignorieren zu dürfen.

Und Letzteres findet ja gerade statt. Das ist schon etwas seltsam. Was maßen sich die Religionsgemeinschaften in unserer Gesellschaft da eigentlich an ?!

Shizr
29.09.2012, 23:05
[...]
Oder ob man blind biblische Gebote befolgt und moderne Moralvorstellungen bzw. weltliche Gesetze meint ignorieren zu dürfen.

Und Letzteres findet ja gerade statt. Das ist schon etwas seltsam. Was maßen sich die Religionsgemeinschaften in unserer Gesellschaft da eigentlich an ?!
Was sie sich immer angemaßt haben, seit es Religionen gibt. Mittler zwischen dem Menschen und einer höheren Instanz sein zu wollen, und damit unantastbar für dieses unheimlich lästige, nervige, kritische Hinterfragen.

Schließlich ist ein Mensch überhaupt nicht dazu berechtigt, ja gar nicht in der Lage, Gottes höchsteigene Weisung zu bewerten. Geschweige denn zu kritisieren!
Wenn in der Bibel steht "Tue A", und A zu tun verstößt gegen Grund- oder Menschenrechte... dann haben diese dämlichen Menschenrechte halt Pech gehabt.
Schließlich ist es Gottes Weisung, A zu tun, und wenn die Menschenrechte das nicht zulassen, muss man sie halt ignorieren. Gottes Weisung ist nun mal wichtiger als irgendwelche dussligen menschengemachten Regeln.


Religionen haben sich schon immer angemaßt, ihre Glaubenssätze über jedes weltliche Recht stellen zu dürfen. Und sie werden - solange es sie gibt - das auch für alle Zukunft tun.

McDübel
30.09.2012, 08:32
Ja, das nennt sich Kritikphobie! Hier ein schöner Artikel dazu: http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-09/religion-ideologie-respekt :-top

milz
30.09.2012, 10:22
http://www.extremnews.com/berichte/vermischtes/885d1419d0758b3

Zitat "Der Familienpolitiker Norbert Geis (CSU) begrüßte hingegen das Eckpunktepapier. Eine Beschneidung sei "nicht so ein schwerer Eingriff" und könne auch von einem geschulten Nicht-Mediziner vorgenommen werden, sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung"."

Herr Geis ist als studierter Theologe bestimmt der Richtige, um das zu beurteilen. Zuerst habe ich mich aufgeregt, aber nach einer kurzen WP-Recherche war auch hier alles klar:

https://de.wikipedia.org/wiki/Norbert_Geis#Politische_Positionen

Liebe Leute, wer CDU/CSU wählt sorgt dafür, dass solche Gestalten in den Bundstag kommen!!! Denkt bitte mal darüber nach. Da kann man auch gleich die Braunen wählen.

Und hier die nächste Granate:

Zitat "Stephan Thomae (FDP), Mitglied des Rechtsausschusses, sagte, dass die Grundrichtung richtig sei. Der Staat dürfe nicht bestimmen, wie Religionen ihre Traditionen ausüben."

Ach so ist das. Bühne frei für Vodoopriester, Mädchenbeschneider und Co.

Argh, ich welchem Jahrhundert leben wir eigentlich?

Relaxometrie
30.09.2012, 10:41
Herr Geis ist als studierter Theologe bestimmt der Richtige, um das zu beurteilen.
Mir ist Herr Geis auch schon mehrfach durch Meinungen aufgefallen, die ich in keinster Weise teile. Aber zu seiner Ausbildung: er hat nicht ausschließlich Theologie studiert, sondern auch Philosophie und Jura.

milz
30.09.2012, 11:52
Mir ist Herr Geis auch schon mehrfach durch Meinungen aufgefallen, die ich in keinster Weise teile. Aber zu seiner Ausbildung: er hat nicht ausschließlich Theologie studiert, sondern auch Philosophie und Jura.
Hat aber scheinbar nichts genützt (oder es übersteigt einfach mein geistiges Niveau, kann natürlich auch sein).

Evil
30.09.2012, 14:53
Religionen haben sich schon immer angemaßt, ihre Glaubenssätze über jedes weltliche Recht stellen zu dürfen. Und sie werden - solange es sie gibt - das auch für alle Zukunft tun.
Naja, sie sollen halt das Bedürfnis des Menschen nach spiritueller Sinnsuche befriedigen, was per se nur sehr schlecht objektivierbar möglich ist. Hat schon seinen Grund, warum es aktuell so einen großen Esoterik-, "Fernöstliche Weisheiten"- und Fantasy-Markt gibt, die Menschen WOLLEN an etwas glauben.
Ich bin mir auch nicht sicher, ob Leistungsdruck, Alkohol und die derzeitige gesellschaftliche Beschleunigungstendenz da als Alternativen so viel besser sind.

Michael72
30.09.2012, 16:33
Naja, sie sollen halt das Bedürfnis des Menschen nach spiritueller Sinnsuche befriedigen, was per se nur sehr schlecht objektivierbar möglich ist. Hat schon seinen Grund, warum es aktuell so einen großen Esoterik-, "Fernöstliche Weisheiten"- und Fantasy-Markt gibt, die Menschen WOLLEN an etwas glauben.
Ich bin mir auch nicht sicher, ob Leistungsdruck, Alkohol und die derzeitige gesellschaftliche Beschleunigungstendenz da als Alternativen so viel besser sind.

Sehr guter Post. Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen und sagen, die Menschen müssen an etwas glauben. Es gab da vor ein paar Jahren einen durchaus lesenswerten Artikel in der Welt (http://www.welt.de/welt_print/kultur/article8423718/Wie-Gott-das-Gehirn-der-Glaeubigen-ruhigstellt.html), der versucht einen neurobiologischen Ansatz der Religion aufzuzeigen. Letztlich, und das ist meine persönliche Meinung, ist auch der atheistische Glaube an das Nichts nur eine weitere Religion unter vielen, die mitunter wesentlich fanatischer verteidigt wird als alle anderen.

milz
30.09.2012, 17:37
Atheisten glauben nicht an "nichts", sondern nur an ein Universum ohne skurile Fantasiewesen. Agnostikern ist es sowieso egal.

Michael72
30.09.2012, 18:30
Atheisten glauben nicht an "nichts", sondern nur an ein Universum ohne skurile Fantasiewesen. Agnostikern ist es sowieso egal.

Wenn Du sagst, dass Atheisten nicht an "nichts" glauben, wie würdest Du dann formulieren, was Atheisten glauben, was nach dem Tod kommt?

LasseReinböng
30.09.2012, 20:47
Sehr guter Post. Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen und sagen, die Menschen müssen an etwas glauben. Es gab da vor ein paar Jahren einen durchaus lesenswerten Artikel in der Welt (http://www.welt.de/welt_print/kultur/article8423718/Wie-Gott-das-Gehirn-der-Glaeubigen-ruhigstellt.html), der versucht einen neurobiologischen Ansatz der Religion aufzuzeigen. Letztlich, und das ist meine persönliche Meinung, ist auch der atheistische Glaube an das Nichts nur eine weitere Religion unter vielen, die mitunter wesentlich fanatischer verteidigt wird als alle anderen.

Gerade der neurobiologische Ansatz macht doch deutlich, daß die Religionen dem vulnerablen und überforderten menschlichen Gehirn entspringt. Im Gegensatz zur Wissenschaft, Philosophie und Ethik, die auch dem ZNS entstammen, darf jedoch in der Religion nix kritisiert und hinterfragt werden, man kriegt das Erklärungsmodell der jeweiligen Kirche reingewürgt - zutiefst antidemokratisch imho.

Michael72
01.10.2012, 06:22
Gerade der neurobiologische Ansatz macht doch deutlich, daß die Religionen dem vulnerablen und überforderten menschlichen Gehirn entspringt.

Das ist wie mit dem Huhn und dem Ei. Es kommt auf den Blickwinkel an. Ist man ungläubig, dann muss die Erklärung genügen, dass das insuffiziente Gehirn sich etwas zusammenfantasiert, weil darüber hinaus nichts existiert. Ist man gläubig, dann ist die Erklärung für den Glauben, das eine wie auch immer geartete Allmacht den Menschen eben so geschaffen hat, dass er glauben muss.


Im Gegensatz zur Wissenschaft, Philosophie und Ethik, die auch dem ZNS entstammen, darf jedoch in der Religion nix kritisiert und hinterfragt werden, man kriegt das Erklärungsmodell der jeweiligen Kirche reingewürgt - zutiefst antidemokratisch imho.

Zunächst mal kann Religion aus sich heraus nicht demokratisch sein, sie ist kein politisches System, auch wenn die Menschen immer wieder versuchen, sie dazu zu machen. Die großen Religionen gehen von einem oder mehreren Göttern aus, die den Menschen geschaffen haben (ob in sieben Tagen oder durch Evolution spielt keine Rolle, sie stecken dahinter) und ihm eine Lebensanleitung mit Verhaltensregeln gegeben haben. Folgt man dem Glaubenssystem einer Religion, dann ist das gottgegebene Regelwerk für den Gläubigen der Massstab, an dem sich weltliche Regelwerke, die menschengemacht sind, zu orientieren haben. Selbstverständlich kann man das kritisieren und hinterfragen, letztlich wird aber der Atheist das Glaubensmodell beispielsweise des Christen nie vollständig verstehen können, da ihm der Glaube fehlt. Das bringt es mit sich, dass Diskussionen um Religion nur frustran verlaufen können, weil jede Diskussion sehr schnell an dem Punkt ist, an dem Fragen nur noch durch den Glauben oder Nichtglauben beantwortet werden.

Evil
01.10.2012, 11:43
Wobei ich zu bedenken gebe, daß Ihr Euch hier auf die prophetischen Religionen mit Ursprung im Nahen Osten beschränkt. Das gilt nur eingeschränkt für die mystischen Religionen und noch weniger für die weisheitlichen des Fernen Ostens.
Ein Atheist dürfte sich mit einem Zen-Anhänger gut verstehen, denn der strebt ja gerade das Nichts, das Entkommen aus dem Symbol- und Gottesglauben an.

Michael72
01.10.2012, 15:47
Wobei ich zu bedenken gebe, daß Ihr Euch hier auf die prophetischen Religionen mit Ursprung im Nahen Osten beschränkt. Das gilt nur eingeschränkt für die mystischen Religionen und noch weniger für die weisheitlichen des Fernen Ostens.

Nun ja, ich bin jetzt davon ausgegangen, dass der Löwenanteil der Menschen, mit denen ich hier diskutiere in Deutschland aufgewachsen ist. Deutschland ist, das kann man nicht wegdiskutieren, ein christlich geprägtes Land. Der grösste Zustrom kommt aus Ländern, deren Hauptreligion ebenfalls eine Buchreligion ist, insofern habe ich mir hier eine Verallgemeinerung erlaubt.


Ein Atheist dürfte sich mit einem Zen-Anhänger gut verstehen, denn der strebt ja gerade das Nichts, das Entkommen aus dem Symbol- und Gottesglauben an.

Bist Du Dir da sicher? Dem Zen-Buddhisten geht es doch darum, durch mentale Selbstkontrolle und Fokussierung auf das innere Nichts den Zustand des Buddha zu erreichen. Nun sind meine Kenntnisse des Buddhismus zugegebenermaßen begrenzt, aber zeichnet sich der Zustand des Buddha nicht durch die Gottesattribute Allwissenheit und übermenschliche Macht aus? Das würde doch bedeuten, dass auch der Zen-Buddhist an einen übermenschlichen Seinszustand glaubt, was ihn fundamental vom Atheisten unterscheiden würde.

Einem Atheisten kann es ja nicht um das innere Nichts gehen, dann bliebe ja schon zu Lebzeiten, mangels Existenz jedweder supernatürlicher Daseinsform, buchstäblich nichts mehr von ihm übrig, was dem Selbsterhaltungstrieb diametral entgegen steht. Vielmehr entsteht bei mir, leider, zunehmend der Eindruck, dass der westliche Atheist sein Weltbild hauptsächlich aus der Negation des Christentums bezieht.

Evil
01.10.2012, 16:16
aber zeichnet sich der Zustand des Buddha nicht durch die Gottesattribute Allwissenheit und übermenschliche Macht aus? Das würde doch bedeuten, dass auch der Zen-Buddhist an einen übermenschlichen Seinszustand glaubt, was ihn fundamental vom Atheisten unterscheiden würde.
Nö, der Zustand des Nirvana besteht in der völligen Auflösung des Seins. Und wenn da überhaupt nix mehr von Dir übrig ist, dann auch logischerweise keine Allmacht.
Und warum soll es einem Atheisten nicht auch um das innere Nichts gehen? Für ihn kommt es halt auf das diesseits an und darauf, dies dann eben bestmöglich zu gestalten. Wenn er also die Loslösung von allem idealisiert, kann er doch dann danach leben, das ist ja nicht zwingend gleichbedeutend mit Suizid.

Ich würd das so verinfachen: der Atheist glaubt daran, daß da nach dem Tode nix ist, und der Buddhist glaubt daran, daß er erst was dafür tun muß, damit nach dem Tode nix mehr ist.
So ähnlich wie Katholiken und Evangelen: erstere glauben, daß sie was dafür tun müssen, aus der Hölle herauszukommen, letztere glauben, sie seien schon heraus.

Mir persönlich gefiele ja die Walhalla-Geschichte am besten: Met saufen und von, ähm, gut ausgestatteten Walküren bedient werden, das hätte doch was :-D

Michael72
01.10.2012, 16:35
Nö, der Zustand des Nirvana besteht in der völligen Auflösung des Seins. Und wenn da überhaupt nix mehr von Dir übrig ist, dann auch logischerweise keine Allmacht.

Gut, dann behaupte ich jetzt einfach, dass ich mich auf das Rinzai-Zen bezogen habe.


Und warum soll es einem Atheisten nicht auch um das innere Nichts gehen? Für ihn kommt es halt auf das diesseits an und darauf, dies dann eben bestmöglich zu gestalten. Wenn er also die Loslösung von allem idealisiert, kann er doch dann danach leben, das ist ja nicht zwingend gleichbedeutend mit Suizid.

Das wäre dann das Soto-Zen.

Buddhismus ist nicht mein Thema, die Diskussion kann ich, ohne mich einzulesen, nicht ernsthaft führen.


Mir persönlich gefiele ja die Walhalla-Geschichte am besten: Met saufen und von, ähm, gut ausgestatteten Walküren bedient werden, das hätte doch was :-D

Hm, aber sich dafür von einem zwei Meter großen und zwei Meter breiten Nordmann eine Axt quer durch den Kopf treiben zu lassen, ich weiss nicht, ich glaube dafür bin ich zu sehr Schi$$er :-oopss

Evil
01.10.2012, 17:43
Weichei :-))

Womit der Bogen zurück zum Threadthema geschlagen wäre *g*

Michael72
01.10.2012, 18:38
Selber! :-D