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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Beschneidung aus religiösen Gründen ist strafbar



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Relaxometrie
10.10.2012, 20:11
Ich hab's vorhin auch gelesen und könnte kotzen!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Nochmal zum Verständnis: was genau ist der Sinn, daß in den ersten 6 Lebensmonaten auch eine nicht-ärztliche Person beschneiden darf? Ist das wieder ein Kniefall vor der jüdischen Glaubensgemeinschaft und deren Mohels, die ja wohl überwiegend am 8ten Lebenstag beschneiden? 8ter Tag plus ein wenig Pufferzeit, falls das Kind am 8ten Tag gerade indisponiert ist, ergibt dann diese 6-Monats-Regel?
Was ich für anfechtbar halte, ist die Passage, daß die Beschneidung auch von nicht ärztlichen Personen "nach den Regeln der ärztlichen Kunst durchgeführt werden soll". Das wiederum geht ja nur mit Narkose und Peniswurzelblock, und beides wird ein Mohel nicht durchführen.

WackenDoc
10.10.2012, 21:12
Toll-in nem Land, wo ich als Arzt nachts auf Station muss um ne Viggo zu legen, wo ich das Lasix selber spritzen muss und wo ich alle möglichen Leistungen als Arzt (ohne jegliche Aufsicht) nur erbrigen darf, wenn ich 1. nach min. 6 Jahren ne Approbation und min. 5 Jahre ne Facharztqualifikation hab (oder halt alternativ beweisen muss, dass ich auf Facharztstandard arbeite) und für jeden Mist nen Zusatzkurs brauch, dürfen medizinische Laien 1. die Art der Analgesie festlegen und 2. die Beschneidung selber durchführen.

Ist dann wenigstens das Gesundheitsamt für die Einhaltung von Hygienestandards zuständig?

Muriel
10.10.2012, 21:19
Schön auf den Punkt gebracht.

Skalpella
10.10.2012, 22:00
Ich hoffe, das Bundesverfassungsgericht kippt das Gesetz, so es denn tatsächlich in Kraft treten sollte. Da krieg ich Blutdruckspitzen, wenn ich nur daran denke, was hier gerade geschieht :-(

Shizr
10.10.2012, 22:10
Was ich für anfechtbar halte, ist die Passage, daß die Beschneidung auch von nicht ärztlichen Personen "nach den Regeln der ärztlichen Kunst durchgeführt werden soll". Das wiederum geht ja nur mit Narkose und Peniswurzelblock, und beides wird ein Mohel nicht durchführen.
Das Problem ist: Dieses Gesetz legitimiert die Beschneidung von Knaben per se.
Sinngemäß steht da "Es interessiert uns einen Dreck, warum ihr eurem Kind die Vorhaut absäbeln lasst... wenn ihr meint, dass ihr das wollt, dann viel Spaß dabei. Aber macht es halt richtig."

Das legitimiert nämlich kosmetische Beschneidungen (von Eltern, die finden, dass ein beschnittener Penis halt ästhetischer sei), "hygienische" Beschneidungen (von Eltern, die den Stuss glauben, in einem Industrieland mit entsprechend hohen Hygienestandards sei ein beschnittener Penis hygienischer als ein unbeschnittener) und "züchtige" Beschneidungen (von Eltern, die nicht wollen, dass das Kind an sich rumspielt, weil es davon ja blind wird und überhaupt in die Hölle kommt).

Und natürlich Beschneidungen weil wegen ist so. "Machen doch so viele, da wird es bestimmt was nützen."

Herr Mazyek sagt halt genau das, was ich von einem betonköpfigen Fundamentalisten erwarten würde.
"Kindeswohl, pah. Hier geht es um Religion, das ist viel bedeutender als so dämlicher neumodischer Quark wie Grundrechte!"

WackenDoc
10.10.2012, 22:40
Gibt es da keine Chance von unseren Berufsverbänden aus sich an die Medien wie Stern-TV, Akte o.ä. zu wenden?

Sebastian1
10.10.2012, 23:54
Ich glaube, die (Massen-)Medien werden das Thema aus dieser Sicht nicht adäquat beleuchten, da verbrennt man sich nämlich allzu leicht die FLossen dran. Dann lieber ne neue Staffel Big Brother und Konsorten.
Wer meine Beiträge hier im Thread gelesen hat, kennt meine Einstellung zu dem Thema und wird wissen, das ich bei diesem Gesetzentwurf das Grausen bekomme.

Es ist allerdings in der Tat schwierig, das realpolitisch umzusetzen, das muss man zugestehen, da große Bevölkerungsgruppen das Beschneidungsritual nunmal ausüben und weiter ausüben wollen und dafür vehement eintreten. Das macht es nicht richtiger, aber schwieriger. Ich würde mir hier einen differenzierteren Umgang der Politik mit den relevanten Vertretern und deren Urteil zu der Thematik bilden, nämlich denen, die das Kindswohl im Blick haben.

"In Echt" wird das aber wohl leider nicht geschehen.

connyS
12.10.2012, 12:27
Es ist gewiss eine sehr heiße Debatte. Im Grunde genommen wäre es ja ideal wenn jeder erst in dem Alter beschnitten werden würde wo er selbst entscheiden kann. In dem Fall könnte man sämtliche ethischen Aspekte außer acht lassen. Die Würde bliebe erhalten und religiöse Rituale könnten auch bestehen bleiben.

McDübel
13.10.2012, 19:59
Ich denke man sollte das Übel an der Wurzel packen und Religionen (gewaltfrei) ausmerzen.

Ich denke, die Religionen haben sich mit ihrem Verhalten in dieser Sache auch irgendwo selbst ein Bein gestellt. Merken se aber nicht. Denn wer sich seit etlichen Jahren auf dem geschriebenen Wort ausruht, und nicht die eigene Hirse mal bemüht, von demjenigen/der Glaubensgemeinschaft kann man ja auch nicht viel erwarten. Gerade die "Wackelkandidaten", die vielleicht noch nicht ganz überzeugt gewesen sind, aber trotzdem "mit der Zeit gehen", werden der/ihrer Religion jetzt vermutlich gänzlich den Rücken kehren... :-))

McDübel
19.10.2012, 15:05
News: http://hpd.de/node/14172


Eigentlich hatte es eine Diskussionsveranstaltung zu dem von der Bundesregierung vorgelegten Gesetzentwurf zur Frage der Beschneidung von nicht-einwilligungsfähigen Jungen werden sollen. Da sich trotz intensiven Bemühens kein Befürworter der Knabenbeschneidung finden ließ, der seine Sichtweise und seine Argumente vorgetragen hätte, wurde der Abend zu einer Informationsveranstaltung. Der Kinderrechtler und Vorstandssprecher der Deutschen Kinderhilfe, Rolf Stöckel, und der emeritierte Strafrechtler Prof. Dr. Rolf Dietrich Herzberg trugen ihre Sichtweisen vor.

:-wand oder:


Er berichtete auch über die Wogen der Emotionalität, die z.B. dazu geführt haben, dass die deutsche Kinderhilfe vor drei Tagen eine Mail bekam – mit einem hebräischen Klarnamen als Absender -, in der stand: „Wer nicht beschnitten ist, der ist ein Nazi!“

:-wand


Eine Abgeordnete der SPD-Fraktion hat gesagt und ich mache mir abschließend ihre Worte zu eigen: ,,Ich möchte nicht, dass Deutschland in die Geschichte eingeht als das Land, das Körperverletzung an wehrlosen Kindern legalisiert wegen irgendwelcher Bibelstellen und Tausende von Jahren alten Traditionen. Der Respekt vor dem Leben - das ist doch unsere Lektion aus der Nazizeit".

:-top


http://www.diesseits.de/perspektiven/saekulare-gesellschaft/1350597600/gesetzentwurf-beschneidung-humanisten-nrw-schreiben-l


... ich kämpfe als Grüner dafür, dass wir auch solche Fragen vom Volk entscheiden lassen können. Es gibt Volksabstimmungen in den Kommunen, in den Ländern, jetzt haben wir eine europäische Volksabstimmung. Wenn alle Regeln, die es für solche Volksabstimmungen gibt – Unterschriftenlisten, Fristen und so weiter – wenn das alles eingehalten wird, sehe ich keinen Grund, warum das Volk nicht auch über die Beschneidung abstimmen sollte.

Fänd ich auch wohl gut! :-)

Irgendwie alles unbefriedigend, da man ja nicht wirklich was tun kann... Haben sich denn hier ein paar von Euch zusammen getan und einen Brief geschrieben bzw. ausgearbeitet? Der Vorschlag bzw. Gedanke kam hier ja mal... :-nix


*seufz*

Cicero
28.10.2012, 20:33
Hallo, habe mir zwar nicht alles hier durchgelesen, aber im großen und ganzen war ich über den sachlichen Ton der Debatte überrascht. Wer mal sporadisch bei SpiegelOnline mitgelesen hat, hat da anderes erwartet.
Könnte mir auch Vorstellen, dass die schnelle Okupation des Themas durch Polemiker weit rechts außen 1. für einen guten Teil des Unmuts unter Juden und Muslimen gesorgt hat und 2. die Politik dazu gezwungen hat, sich mittels eines Gesetzes davon abzugrenzen.

Letzten Endes ist es ein Witz, dass es da überhaupt ein extra Gesetz gab. Wenn man mal sachlich darüber nachdenkt, was juristisch passiert ist:

Ein Kölner Gericht hat festgestellt, dass die Einwilligung der Eltern einen ausschließlich religiös motivierten ärztlichen Eingriff nicht rechtfertigt, hat den behandelnden Arzt aber freigesprochen, weil er dies nicht wissen konnte (Verbotsirrtum).
Normalerweise hätte soetwas dafür gesorgt, dass sich z.B. ein jüdischer oder muslimischer Arzt nachdem er eine Beschneidung aus den o.g. Gründen durchgeführt hat selbst anzeigt und bis zum Bundesverfassungsgericht durchfechtet, um klarzustellen, ob die Argumentation des Kölner Gerichts so richtig ist (wie das ja z.B. auch bei der Sterbehilfe mal diskutiert wurde).

Das Problem ist eben, dass das Grundgesetz das Recht auf körperliche Unversehrtheit UND das recht auf freie Religionsausübung schützt (und nebenbei auch das Recht der Eltern über ihre Kinder zu bestimmen, wenn es nicht u.U. höheren Rechten widerspricht). Also hätte das Verfassungsgericht entscheiden müssen, welche Rechte wie zu bewerten sind. Was dabei rausgekommen wäre, ist in meinen Augen relativ unklar.

Letztenendes ist das ganze erstmal (!) eine eher formaljuristische Angelegenheit (Wie muss aufgeklärt werden?), die Anlass gegeben hat, über Beschneidung (und nebenbei Taufe etc. , s.o.) zu diskutieren. Das muss nicht schlecht sein, aber die Debatte hat mit unter durchaus verletzende und unsachliche Töne zu Tage gefördert (auf beiden Seiten).

Und übrigens, zum irgendwann hier mal angesprochenen Thema "lasst uns doch einfach machen, was die Mehrheit will" - GENAU DAS ist der Grund, warum es das Grundgesetz gibt: Damit die Mehrheit nicht mit Minderheiten machen kann, was sie will. Und deswegen wäre es gut gewesen, dass mal abschließend zu klären: Ist das übers Grundgesetz gedeckt oder nicht.

Meine persönliche Meinung zur Beschneidung ist übrigens relativ unentschlossen. Ich fänd es gut, wenn man das auf einen Zeitpunkt der Einwilligungsfähigkeit verschiebt, also 18 oder auch evt. 14 (freie Religionswahl). Zumindest für Muslime scheint dies ja eine adäquate Lösung zu sein. Im Judentum scheint eine Kompromisslösung da schwieriger.

milz
11.11.2012, 21:51
"(Berlin) - Der von der Bundesregierung vorgelegte Gesetzentwurf zur Legalisierung der Beschneidung von nichteinwilligungsfähigen Jungen zieht erste, sehr beunruhigende internationale Folgen nach sich: Mohamed Kandeel, Professor für Gynäkologie und Geburtshilfe an der Universität in Menofiya, Ägypten, und darüber hinaus Mitglied der Genfer Stiftung für Medizinische Ausbildung und Forschung, kurz "gfmer", die eng mit der Weltgesundheitsorganisation zusammenarbeitet, fordert eine weltweite Legalisierung bestimmter Formen weiblicher Genitalverstümmelung. Kandeel führt dazu aus, negative Folgen für die betroffenen Frauen seien nicht nachweisbar - es sei deswegen nicht einzusehen, dass die Beschneidung von Jungen erlaubt sein soll und die von Mädchen dagegen weltweit geächtet."

http://www.verbaende.com/news.php/Befuerchtungen-bestaetigt-TERRE-DES-FEMMES-protestiert-gegen-Aufruf-zur-Legalisierung-weiblicher-Genitalverstuemmelungen?m=86743

Wahrscheinlich will der Typ einfach nur verhindern, dass sich Ägypten zur Komikernation macht, nachdem selbst im Gutmenschenstaat Deutschland nun gesetzlich verankert werden soll, dass die körperliche Unversehrtheit von Kindern als drittrangig anzusehen ist (nach Religionsfreiheit und "Erziehungsrecht" der Eltern).

Ob unsere Urologenverbände und Montgomery das auch so sehen? Die AAP hatte ja schon einen entsprechenden Vorstoß gewagt, also wäre das gar nicht mal so abwegig.

Und wann wird eig. wieder die Prügelstrafe salonfähig? Eine saftige Backpfeife hat ja bekanntlich auch noch keinem geschadet. So wenig wie Beschneidung daheim auf dem Küchentisch (vgl. den 3. Link).

http://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache:d-U6YthHQ1kJ:www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736%2810%2961042-2+&cd=1&hl=de&ct=clnk&gl=de

http://www.thejewishweek.com/features/new-york-minute/fleshing-out-change-circumcision

</ironie>

Brutus
23.11.2012, 09:49
Hier erzählt ein Betroffener seine Meinung zu der Debatte. (http://www.derwesten.de/staedte/bochum/die-gegenseite-wird-nicht-einmal-gehoert-page2-id7318904.html)
Schade, dass das bisher eigentlich fast gar nicht gehört wurde...

Relaxometrie
23.11.2012, 10:17
Hier erzählt ein Betroffener seine Meinung zu der Debatte.
Die Meinung des Mannes unterstütze ich voll und ganz.
Aber der Artikel ist trotzdem nicht gut, den er lebt -diesesmal in der argumentativen Richtung der Beschneidungsgegner- auch von Übertreibung.

"Denn in Talkshows tummelten sich nur Befürworter" ist definitiv nicht wahr. Als das Thema neu in den Medien war, habe ich mich eine Zeit lang damit befasst, habe auch die oder andere Gesprächsrunde gesehen, und da waren auch immer Beschneidungsgegner. Allerdings war das unter anderem auch eine Gesprächrunde bei Phoenix. Ich weiß nicht, was bei RTL & Co. so gesendet wurde.

"im aktuellen Gesetzgebungsprozess zur Erlaubnis der Beschneidung – heute ist die erste Lesung im Bundestag – würden die Gegner nicht einmal gehört" ist so auch nicht richtig. In einem kurzen Ausschnitt der gestrigen Debatte im Bundestag kamen zumindest zwei Abgeordnete zu Wort, die gefordert haben, die Beschneidung frühestens bei 14-jährigen vorzunehmen.

Brutus
23.11.2012, 11:18
^^ Da hast Du recht. Aber leider nähert sich die WAZ immer mehr der BLÖD an.
Die schaffen es, selbst gute Stories auf unterstes Niveau runterzuschreiben. Manchmal hat man das Gefühl, der Praktikant hat die Artikel geschrieben und das Word-Rechtschreibprogramm hatte gerade einen Totalausfall...

Aber nichtsdestotrotz finde ich es gut, dass der junge Mann als "Betroffener" offen dazu Stellung nimmt. Da wurde ja immer nur argumentiert, es würde alles viel zu heiß gekocht, weil wirkliche Probleme / Nebenwirkungen gäbe es ja gar nicht und deswegen würde es ja auch keine "Betroffenen" geben...

Linda.1001
23.11.2012, 11:48
Entschuldigt bitte falls es platt klingt, aber...
haben Mediziner jetzt nichts anderes zu tun als um n bisschen Haut am Pimmel zu diskutieren? :-nix Meine Güte, dass das so hohe Wellen schlägt wundert mich. Es gäbe weiss Gott wichtigere Themen. Was für eine lächerliche Diskussion.

McDübel
23.11.2012, 11:52
Sag mal Linda, hast du einen am Sender?? :-(

Relaxometrie
23.11.2012, 11:54
Entschuldigt bitte falls es platt klingt, aber...
haben Mediziner jetzt nichts anderes zu tun als um n bisschen Haut am Pimmel zu diskutieren?
Ups, da spricht eine Vollblutmuslima oder Vollblutjüdin? *totalverwundertguck*


Es gäbe weiss Gott wichtigere Themen. Was für eine lächerliche Diskussion.
Das ist halt immer das Totschlagargument, wenn einem eine Diskussion nicht in den Kram passt: "Es gibt wirklich wichtigere Dinge". Ja, es gibt viele wichtige Dinge, die es in der Medizin zu regeln/ändern/diskutieren gibt. Und die unsägliche Beschneidungspraxis ist eins davon!!!

Relaxometrie
23.11.2012, 12:01
haben Mediziner jetzt nichts anderes zu tun als um n bisschen Haut am Pimmel zu diskutieren?
Und überhaupt......wenn es nur "ein bißchen Haut am Pimmel" ist: warum lasst Ihr sie dann nicht einfach dran :-nix

milz
23.11.2012, 12:05
Entschuldigt bitte falls es platt klingt, aber...
haben Mediziner jetzt nichts anderes zu tun als um n bisschen Haut am Pimmel zu diskutieren? :-nix Meine Güte, dass das so hohe Wellen schlägt wundert mich. Es gäbe weiss Gott wichtigere Themen. Was für eine lächerliche Diskussion.
Diskussionen über die Rechte und den Schutz von Kindern sind also lächerlich? Vor allem wenn sich Ärzte davon angesprochen fühlen? O.K... Ich lass jetzt mal meine Kinder tätowieren, das geht bestimmt auch in Ordnung. Ist schließlich mein Eigentum. ;-)