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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Für Chemie-/Physik-Laien: Modellstudiengang oder Regelstudiengang?



med_com
27.06.2012, 14:38
Hallo alle miteinander!

erst vor kurzem habe ich mein Abi bestanden und bin nun auf der Suche nach einem geeigneten Studienort für mich. Da ich aus Niedersachsen komme, würde sich natürlich ein Studium an der MHH anbieten. Doch der Modellstudiengang "hannibaL" hat mich etwas verunsichert... Soweit ich das verstanden habe ist diese Studiumform sehr praxisnah und man hat schon nach wenigen Wochen erste Patientenkontakte... Natürlich klingt das super und echt interessant.
Doch ich muss anfügen, dass ich in Chemie und Physik kaum Grundwissen besitze (seit der 10. Klasse abgewählt). Deshalb stellt sich nun meine Frage: Was ist für Chemie- und Physik-Laien geeigneter: Ein Modellstudiengang oder ein Regelstudiengang?

Denn soweit ich das verstanden habe, geht es beim Regelstudiengang in der Zeit der Vorklinik hauptsächlich um Chemie und Physik. Dabei könnte ich ja einiges nachholen und mein Wissen in diesen Bereichen auffrischen/erweitern. Natürlich muss ich dass wohl auch aus Eigeninitiative, doch wenn ich nebenbei auch Vorlesungen dazu habe, könnte es hilfreicher sein, oder?
Ich gehe nämlich davon aus, dass beim Modellstudiengang ein größeres Chemie- und Physik-Vorwissen vorausgesetzt wird als beim Regelstudiengang. Denn hier gehts ja sofort zur Prxis über...

Außerdem verunsichern mich auch die größere Anzahl an Prüfungen im Modellstudiengang. Dazu wollte ich gerne Fragen, in welchen zeitlichen Abschnitten solche Prüfungen kommen und ob diese mündlich oder Multiple-Choice sind? Auf wie viele Prüfungen kommt man denn in einem Tertial beim Modellstudiengang (z.B. HannibaL)?


Erstmal vielen Dank im Voraus! Ich würde mich über Euere Infos echt freuen!


P.S.: Und noch eine Frage zu hochschulstart.de: Hab ich es richtig verstanden, dass wenn ich z.B. Hannover an 1. Stelle meiner Ortpräferenz setze und tatsächlich angenommen werde, ich die restlichen 5 Angaben nicht mehr wahrnehmen kann? Oder ist es auch möglich von mehreren dieser Unis angenommen zu werden und dann später eine auszuwählen?
Und wenn mich z.B. Hannover zu einem Auswahlgespräch einlädt und ich dort nicht überzeugen kann, kann mich keine andere Uni mehr annehmen?

med_com
27.06.2012, 16:39
Kann keiner helfen?

maniac89
27.06.2012, 17:20
Ich denke nicht, dass im Modellstudiengang mehr Kenntnisse vorausgesetzt werden. Habe gerade mal auf der Internetseite von Hannover über die Studienpläne geschaut und das sieht eher so aus, als ob die grundsätzliche Gliederung des Studiums (also Naturwissenschaftliche Grundlagen in den ersten beiden Jahren, danach die verschiedenen Fachgebiete der Medizin) beibehalten wurde, man während der ersten beiden Jahre aber eben schon an Untersuchungsmethoden etc. herangeführt wird und das dann parallel neben Physik, Chemie etc läuft.
Übrigens machen Chemie und Physik auch im Regelstudiengang nur einen kleinen Teil der Vorklinik aus, an meiner Uni wurde das im ersten Semester abgehakt. Die großen Brocken sind eher Anatomie, Physiologie und Biochemie.

Zum Auswahlverfahren: Wenn du für eine Uni die Zulassung hast, bist du raus aus dem Verfahren, die nachrangigen Wunschorte werden dann nicht mehr berücksichtigt.
Wenn du eine Uni mit Auswahlgespräch auf dem ersten Platz hast, wird soweit ich weiß die Zulassung erst Ende September verschickt, da bis dahin feststeht, ob du genommen wurdest. D.h. wirst du nach dem Auswahlgespräch abgelehnt, kannst du noch für anderen, nachrangige Unis genommen werden.

med_com
27.06.2012, 18:16
OK, erstmal vielen Dank für die Antwort! Also in dem Punkt "Vorausgesetztes Chemie-/Physik-Vorwissen" unterscheiden sich die Studiumsysteme kaum... Aber bekommt man in einem dieser beiden mehr bzw. weniger Unterstützung in diesen Fächern? Oder ist das auch ungefähr gleich?

Zum Auswahlgespräch: Also kann ich mit anderen Unis, die die unteren Plätze meiner Rangliste besetzen, erst nach einer Ablehnung der oberen Uni in Verbindung treten... Dann muss man sich echt ziemlich gut überlegen, was man an erster Stelle tut.
Wenn aber z.B. Hannover als Kriterium für eine Vorauswahl die 1. Ortspräferenz angibt, macht es wohl kein Sinn, Hannover an zweiter Stelle zu stellen, oder? Entweder an 1. oder gar nicht... Sonst besetzt es einen Platz der Ortspräferenz völlig unnötig.

med_com
30.06.2012, 18:26
Auf dem ersten Blick fallen mir folgende Vor-und Nachteile auf:

Modellstudiengang:
+ Praxisorientiert
+ Früher Patientenkontakt (schon nach 2 Wochen)
+ Berufsorientiert
+ / - viele regelmäßige Prüfungen
- Eher verschult, mit unflexiblem Stundenplan (zumindest in Hannover)

Regelstudiengang:
+ / - Klare Trennung zwischen Klinik und Vorklinik
+ / - "Nur" zwei große Prüfungen
+ Flexible Vorlesungen, Stundenpläne etc.
- Patientenkontakt erst nach 2 Jahren


Falls ihr noch Vor- und Nachteile habt, wäre ich euch echt dankbar, wenn ihr diese ergänzen würdet. :)

stef1
04.07.2012, 13:40
Hallo,
also ich studiere an der MHH, vielleicht kann ich etwas helfen.
Eine Besonderheit sind die Propädeutikumswochen, zu Beginn des 1. Studienjahres sind es 3 Wochen, danach zu jedem weiteren Tertialanfang 1 Woche.. da werden dann von bestimmten Organsystemen / Leitsymptomen anatomische+ physiologische Grundlagen erläutert, Erkrankungen vorgestellt, es kommen viele Patienten in die Vorlesungen.. man hört sich mal gegenseitig ab, am Ende schreibt man eine (einfache ;) ) Klausur über die Woche.

Außerhalb der Propädeutikumswochen findet aber natürlich auch an der MHH fächerorientierter Unterricht statt, d.h. in Anatomie, Zellbiologie usw. getrennt.

Grundsätzlich gibt es (zumindest im 1. Jahr) viel Anwesenheitspflicht, da du jeden Nachmittag (kürzere, und längere) Kurse hast, zu denen du gehen musst!
Die Vorlesungen sind allesamt freiwillig. Ausnahme: ca. 2 Klinikervorlesungen jedes Tertial (Ärzte der MHH oder anderer Kliniken führen z.B. eine Knie-TEP-OP im Hörsaal an einer Leiche vor) Die sind aber eigentlich immer sehr interessant!

Im 1. Jahr gibt es außerdem die Klinische Visite, bei der man in Kleingruppen von 5 Leuten einer Station zugeordnet wird, und insgesamt 5-6 Visiten auf den jeweiligen Stationen mitmacht.

Überdurchschnittliche Nawi-Vorkenntnisse werden in Hannover nicht erwartet


mach dir deswegen mal keine Sorgen ;) Etwas tricky ist die Physik, weil man da z.T. auch Aufgaben als Zulassungsvoraussetzung zu den Pflichtkursen rechnen muss.. mit etwas Fleiß und Austausch mit anderen Studenten aber durchaus machbar. Ebenfalls werden die Physikklausuren im Moment erst im 2. Studienjahr geschrieben.

Wegen Chemie musst du dir eigentlich keine Sorgen machen. Es gibt bei uns hervorragende, sehr günstige Nachhilfe in Chemie (dazu wirst du mehr erfahren, sobald du angefangen hast zu studieren ;)... ich habe vermutlich noch weniger Ahhnung von Chemie als du, beide Klausuren aber "gut" bestanden :)

Wegen des Modulsystems hat man auch keine große Physikumsprüfung, was einerseits zu einer relativ hohen Prüfungsdichte führt, auf der anderen Seite dir aber den Schreckens-Endgegner "Physikumsprüfung" erspart.. Anatomie, Chemie, Zellbiologie, usw. hast du nach dem 1. Jahr abgehakt.

Zum Thema Berufsorientierung auch noch: schon im 2. Jahr gibt es Wahlpflichtfächer (z.B. Anästhesie, Notfallmedizin, Handchirurgie), in denen du mit Uniklinik-Ärzten der entsprechenden Fachrichtungen schon in die "richtige" Arbeit reinschnupperst. Außerdem das Modul "Diagnostische Methoden" (mehr dazu kannst du auf der MHH-Seite lesen)

Noch zur Ortspräferenz: ja, du MUSST Hannover an 1. Stelle angeben, sonst erfüllst du die Voraussetzungen für eine AWG-Einladung nicht. Einladungen gabs zum letzten WS bis ca. 1,7.. davon haben auch etliche einen Platz erhalten.

Angenehm ist auch, dass Pendeln komplett entfällt... die MHH ist ein riesiger Komplex, in dem Hörsäle, Uniklinik, Labore usw. zusammengeführt sind. Das Pendeln zur Uni ist dank sehr gutem Nahverkehr (Straßenbahnen, Busse, S-Bahnen) auch kein Problem.

Insgesamt ist Hannover schon ganz in Ordnung :)
Wenn du noch Fragen hast, immer her damit!

med_com
04.07.2012, 20:26
WOW, echt vielen, vielen Dank für deine ausführlichen Infos! Ich habe in letzter Zeit immer mehr mit der MHH geliebäugelt und nachdem ich deine Infos gelesen habe, fühle ich mich darin bestärkt! ;)
Erstmal fallen mir keine großen Fragen mehr ein, diese werden sich aber mit Sicherheit noch ergeben... :)) Jedenfalls hat erstmal Hannover den 1. Platz in meiner OP sicher! ;)

Die folgenden Plätze weiß ich noch nicht genau, wahrscheinlich werde ich aber auch u.a. Köln und Bonn angeben.

stef1
05.07.2012, 12:42
Gut! Also auch in Hannover ist das Studium kein Zuckerschlecken, gerade die Anatomie wird (logischerweise) deinen Zeitplan im 1. Jahr bestimmen, den Rest muss man irgendwie nebenbei bewältigen... aber um nochmal auf deine Ausgangsfrage zurückzukommen, werden im Modellstudiengang die Naturwissenschaften sicher nicht detaillierter behandelt als im Regelstudiengang. Und wegen Chemie muss man sich - zumindest im Moment - keine großen Sorgen machen.

Ich hatte damals auch Bochum und Köln als 2./3. OP angegeben, bin aber natürlich froh, dass es an der MHH geklappt hat.
Dann viel Glück fürs Zulassungsverfahren!
Hier noch Tipps unseres Asta fürs AWG!
http://www.asta.mh-hannover.de/2012/06/27/auswahlgesprache-ws-1213/