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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wer darf spritzen?



Peterhansensen
29.06.2012, 13:55
Hallo Medigemeinde!

Ich arbeite neben dem Studium noch als Krankenpfleger, sodass sich bei mir schon seit einigen Monaten die Frage stellt (nicht nur auf die Pflege bezogen, sondern generell):

Wie ist die gesetzliche Regelung zum Setzen von Spritzen in Deutschland?

-Dass Ärzte und Heilpraktiker spritzen dürfen, ist ja bekannt.
-Dürfen auch Krankenpfleger spritzen? Evt. nur nach vorheriger Patientenaufklärung durch den Arzt?
-Welche anderen Berufsgruppen sind (neben Arzt & Heilpraktiker) rechtlich befugt, zu spritzen?
-Wird da zwischen s.c. und muskulären Spritzen unterschieden?
-Darf man "ungewerblich" als Laie einer anderen Person mit Ihrer Einwilligung spritzen verabreichen? Wer haftet dann, falls was schief geht?
-Darf jeder Laie in Deutschland einem anderen spritzen und dafür Kohle verlangen?

Ich weiß nur, dass in Deutschland, im Gegensatz zu zB Österreich die diesbezüglichen Regelungen recht lasch sind...

Hoffe auf Erleuchtung, :-top
PH

SuperSonic
29.06.2012, 14:19
Google mal nach "Delegierbarkeit ärztlicher Leistungen" und "Spritzenschein".

Peterhansensen
29.06.2012, 14:48
Danke! Mach ich !

Peterhansensen
29.06.2012, 19:52
Weiß noch jemand was?

WackenDoc
29.06.2012, 20:33
Mal ne andere Frage: WAS willst du WOHIN spritzen?

Peterhansensen
30.06.2012, 13:00
Es geht meistens um Insulin und Heparin subcutan.

WackenDoc
30.06.2012, 13:11
Was genau ist da die Frage? Ob du als Krankenpfleger das spritzen darfst? Oder Angehörige? Pflegedienst?

Peterhansensen
30.06.2012, 13:25
Meine Frage ist eine generelle:

Wer darf in Deutschland mit oder ohne Delegation vom Arzt (sc) spritzen?

Eilika
30.06.2012, 15:24
Also wir bringen das jedem Patienten bei, der es braucht... ich hab mir jetzt noch nie Gedanken drüber gemacht, ob das legal ist, wenn die sich das Zeug selber spritzen :-))

Evil
30.06.2012, 16:23
Sich selber darf man alles spritzen, auch Drogen. Bei Drogen ist nicht das Spritzen illegal, sondern der Besitz.
Wenn Du jemand anderem etwas injizierst, ist das zunächst mal Körperverletzung und damit strafbar. Um das aufzuheben, muß 1. der Patient einverstanden sein und 2. mußt Du die erforderliche Sachkenntnis besitzen. Letzteres ist in D aber nicht detailiert geregelt.

Absolute Arrhythmie
02.07.2012, 10:15
Afaik darfst du als Pfleger in D s.c. und i.m. spritzen, wenn du es gelernt hast. In manchen Häusern braucht man dafür nen Spritzenschein, in anderen nicht.
I.v. spritzen darfst du als Pfleger prinzipiell nicht, es sei denn du arbeitest auf Intensiv oder in der Anästhesie, da wird dann plötzlich davon ausgegangen dass du das kannst.
Der Patient muss natürlich der Injektion zustimmen und du musst wissen was du da wie tust, was du injizierst und warum, usw usf.

el suenio
02.07.2012, 10:58
Subkutan und i.m. darf man als Pfleger dann spritzen, wenn man es gelernt hat, also die entsprechenden Stunden in der Ausbildung hatte. Das ist normalerweise im zweiten Ausbildungsjahr gegeben. Fakt ist aber, dass eine sehr große Zahl an Pflegeschülern das auch schon vorher macht (i.m. nicht unbedingt, aber s.c.). Solang man es gezeigt bekommt, finde ich das nicht schlimm, in der Schule selbst wird es auch nicht besser gelehrt. Der Patient selber darf natürlich sowieso spritzen, wie und was er will. Bei den Angehörigen bin ich mir nicht sicher. Die dürfen es auch, aber was ist, wenn dabei irgendetwas passiert, wer muss dann dafür einstehen? Eigentlich der Angehörige, allerdings hat der ja gar nicht die entsprechende Ausbildung. Gut, andererseits müsste er die Aufgabe ablehnen, wenn er sich nicht dazu in der Lage fühlt.

Leelaacoo
02.07.2012, 12:00
Afaik darfst du als Pfleger in D s.c. und i.m. spritzen, wenn du es gelernt hast. In manchen Häusern braucht man dafür nen Spritzenschein, in anderen nicht.
I.v. spritzen darfst du als Pfleger prinzipiell nicht, es sei denn du arbeitest auf Intensiv oder in der Anästhesie, da wird dann plötzlich davon ausgegangen dass du das kannst.


Wobei sich mir nie erschlossen hat, warum auf der Normalstation z.B. Pantozol i.v. pur nicht von der Pflege gegeben wird, aber in ner 50er Flasche NaCl als Kurzinfusion auf einmal gar kein Problem ist...weshalb meine lieben Kollegen ALLES als KI aufschreiben...
Aber zum Glück bin ich auf ITS ;-)

LG Lee

Peterhansensen
04.07.2012, 23:29
Danke Leute für die vielen Infos!

Ich liebe euch!

Absolute Arrhythmie
05.07.2012, 12:11
Wobei sich mir nie erschlossen hat, warum auf der Normalstation z.B. Pantozol i.v. pur nicht von der Pflege gegeben wird, aber in ner 50er Flasche NaCl als Kurzinfusion auf einmal gar kein Problem ist...weshalb meine lieben Kollegen ALLES als KI aufschreiben...
Aber zum Glück bin ich auf ITS ;-)

LG Lee

Genau das habe ich mich auch immer gefragt... Auf ITS hat man als Pfleger plötzlich Superkräfte wahrscheinlich ;) Und auf Normalstation laufen nur blöde Affen rum - so oder so ähnlich *fg*

Peter_1
11.07.2012, 09:11
Genau das habe ich mich auch immer gefragt... Auf ITS hat man als Pfleger plötzlich Superkräfte wahrscheinlich ;) Und auf Normalstation laufen nur blöde Affen rum - so oder so ähnlich *fg*

Das liegt ganz einfach daran, dass es berufspolitisch nicht gewollt ist. Pflegedienstleitungen und Pflege wehren sich in vielen Häusern mit Händen und Füssen gegen Aufgaben auf Normalstation wie zB spritzen, Blutentnahmen, Braunülen legen. Das Argument ist, dass dies "Arztaufgabe" wäre, obwohl das nirgendwo geregelt ist, ausser in den jeweiligen "Haustraditionen". Es würden sonst andere wichtige Pflegeaufgaben nicht ausreichend erledigt werden können. In Arztpraxen und auf Intensivstationen ist es völlig normal, dass die Pflege, bzw. MFA s alle diese Dinge (nach Einweisung) ohne Probleme durchführen. Dass eine Ausweitung der mediz. Handlungen in der Pflege ein starkes Argument für den Erhalt, bzw. den Ausbau von qualifiz. exam. Pflegepersonalstellen wäre, das wird komischerweise nicht thematisisert.

Absolute Arrhythmie
11.07.2012, 09:29
Das liegt ganz einfach daran, dass es berufspolitisch nicht gewollt ist. Pflegedienstleitungen und Pflege wehren sich in vielen Häusern mit Händen und Füssen gegen Aufgaben auf Normalstation wie zB spritzen, Blutentnahmen, Braunülen legen. Das Argument ist, dass dies "Arztaufgabe" wäre, obwohl das nirgendwo geregelt ist, ausser in den jeweiligen "Haustraditionen". Es würden sonst andere wichtige Pflegeaufgaben nicht ausreichend erledigt werden können. In Arztpraxen und auf Intensivstationen ist es völlig normal, dass die Pflege, bzw. MFA s alle diese Dinge (nach Einweisung) ohne Probleme durchführen. Dass eine Ausweitung der mediz. Handlungen in der Pflege ein starkes Argument für den Erhalt, bzw. den Ausbau von qualifiz. exam. Pflegepersonalstellen wäre, das wird komischerweise nicht thematisisert.

Hmm, und während die Pflege Viggos legt und Blut abnimmt, wer wäscht dann die Patienten, reicht Essen an, bereitet Infusionen zu, richtet Medikamente, bereitet die Patienten für Untersuchungen vor, überwacht Patienten nach Operationen?
Diese Tätigkeiten sind bereits Argumente für den Erhalt qualifizierten Pflegepersonals.
Also während wir die Arbeit der Ärzte machen, wer macht unsere in der Zeit?

Leelaacoo
11.07.2012, 10:25
Hmm, und während die Pflege Viggos legt und Blut abnimmt, wer wäscht dann die Patienten, reicht Essen an, bereitet Infusionen zu, richtet Medikamente, bereitet die Patienten für Untersuchungen vor, überwacht Patienten nach Operationen?
Diese Tätigkeiten sind bereits Argumente für den Erhalt qualifizierten Pflegepersonals.
Also während wir die Arbeit der Ärzte machen, wer macht unsere in der Zeit?

Das ist zwar ein Argument, aber ein haltloses in meinen Augen...damit unterstützt man letztlich weder den eigenen Berufsstand noch die Qualität...andersrum wird ein Schuh draus: es braucht viel MEHR Pflegekräfte, damit eben die Aufgaben, die auch einen qualifizierten GKP ausmachen, erfüllt werden können...aber Verwaltungen und Konzerne aller Art profitieren von dem dauernden Ärzte vs. Pflege - Aufgaben-Gehacke, weil es so schön vom Pflegenotstand ablenkt (streiten sich zwei usw)....fast alle jungen Leute in der Pflege würden GERNE solche Aufgaben eigenverantwortlich übernehmen, aber hey, sie kommen ja kaum mit der Waschrunde rum...das geht ja garnicht. Da müsste man von beiden Seiten ins gleiche Horn blasen und sich für mehr Pflegekräfte/ ein bessseres Betreuungsverhältnis stark machen...bei uns auf der Peripherie gibts nächtens 1 GKP für bis zu 30 Leutchen..und die werden immer kränker, weil der Rest ja ambulant läuft...da zieh ich auch mal die Infusionen auf und saug ab usw....geht nicht anders, könnte in der Zeit aber sicher andere Dinge tun, wenn genügend (und v.a. gut ausgebildete und noch motivierte) Pflege da wär...aber dass man nach Jahren mit Betten/Waschen/Essen richten als junger Mensch auch irgendwann zum Zyniker wird und Dienst nach Vorschrift schiebt, ist ja nur allzu verständlich...

Ich kann es schon nicht mehr hören, wenn dieses "wir machen die Arbeit der Ärzte" kommt...nein, da liegen andere Dinge im Argen!

LG lee

Evil
11.07.2012, 11:28
Hmm, und während die Pflege Viggos legt und Blut abnimmt, wer wäscht dann die Patienten, reicht Essen an, bereitet Infusionen zu, richtet Medikamente, bereitet die Patienten für Untersuchungen vor, überwacht Patienten nach Operationen?
Diese Tätigkeiten sind bereits Argumente für den Erhalt qualifizierten Pflegepersonals.
Sind sie nicht. Patientenwaschen und Essenanreichen können genausogut von unqualifiziertem Hilfspersonal durchgeführt werden, und genau das sind die Tätigkeiten, die am meisten Zeit in Ansruch nehmen.
Wenn die Pflegenden nicht aufpassen, werden sie zunehmend durch Unqualifizierte ersetzt werden, da wette ich drauf.

Peter_1
11.07.2012, 12:36
Hmm, und während die Pflege Viggos legt und Blut abnimmt, wer wäscht dann die Patienten, reicht Essen an, bereitet Infusionen zu, richtet Medikamente, bereitet die Patienten für Untersuchungen vor, überwacht Patienten nach Operationen?

Ich wollte die Zweischneidigkeit dieses Argumentes vorweg nehmen, aber Du bringst es dann halt doch wieder, manche Dinge sind anscheinend tief verankert. Interessant zumal Du selber zuvor zwischen den Zeilen schreibst Du fändest Deine Arbeit nicht wertgeschätzt (...die Affen...). In eigentlich fast allen mir bekannten Ländern (und auch hier in Deutschland in einigen Häusern) funktioniert das übrigens wunderbar, ohne dass die Patienten schmutzig sind. Vermutlich sind sie sogar deutlich besser versorgt, weil nicht 3 Stunden auf den einzig vorhandenen Dienstarzt zum Legen einer Viggo und zum geben eines i.v. Medikamentes gewartet werden muss, sondern zeitnah dieselbe Arbeit durch nun mal zahlenmässig häufiger vorhandenes und dafür auch qualifiziertes Pflegepersonal erledigt wird. Auch würden Verwaltungen gezwungen werden qualif. Pflegepersonal einzustellen und nicht bloss angelernte Hilfskräfte und nicht nur eine bis zwei exam. Kräfte pro Schicht. Denk doch einfach mal darüber nach!

Denn genau darauf:


Patientenwaschen und Essenanreichen können genausogut von unqualifiziertem Hilfspersonal durchgeführt werden, und genau das sind die Tätigkeiten, die am meisten Zeit in Ansruch nehmen.
Wenn die Pflegenden nicht aufpassen, werden sie zunehmend durch Unqualifizierte ersetzt werden, da wette ich drauf.

wette ich nicht nur, sondern der Alltag zeigt es mir bereits jetzt!