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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : In welchem Fach die wenigste Bürokratie



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McDreamy
19.07.2012, 18:21
Also der Titel sagts ja schon... Ich hab nun im PJ gemerkt, dass mir der Papierkram schwer auf die Nerven geht. Ich weiss ich weiss, falscher Beruf ;-). Nein aber ernsthaft: Ein bisschen Büroarbeit schreckt mich nicht, aber in der Inneren hab ich das Gefühl, den ganzen Tag vom Computer zu hocken und wenn zwischendurch mal was handwerkliches zu tun ist (Pat. untersuchen, Blut abnehmen, etc.) dann ist das fast irgendwie lästig. Dabei hätte ich es lieber umgekehrt - viel am Patienten und wenig Büroarbeit.
Ganz blauäugig bin ich zwar nicht, da ich ja theoretisch von fertigen Kollegen schon vorgewarnt war. Aber ein bisschen enttäuscht dann doch. Um ehrlich zu sein, hab ich mir den Arztberuf dann doch etwas anders vorgestellt.

Deshalb meine Frage:

In welchen Fächern entkommt man dem lästigen A-Briefe-Schreiben denn am ehesten? Wo verbringt man die meiste Zeit am Patienten?

dreamchaser
19.07.2012, 18:27
In der Anästhesie schreibst du am wenigsten Briefe würde ich mal sagen - du arbeitest eben an einem oft schlafenden Patienten. Dokumentation wirst du hier aber auch finden.

wjsl
19.07.2012, 18:29
Zwar sind, zumindest was Arztbriefe angeht, chirurgische Chefs normalerweise etwas weniger pingelig als internistische, aber das Wichtigste ist die Frage, ob es eine Stationssekretärin, einen Kodierdienst und die Möglichkeit Briefe zu diktieren(war schon in Abteilungen, wo alles per Hand getippt werden musste) gibt. Also eher hausabhängig.

Relaxometrie
19.07.2012, 18:30
In der Anästhesie musst Du -außer auf der Intensivstation- keine Arztbriefe schreiben. Das ist natürlich wunderbar. Aber Bürokratie gibt es in der Anästhesie auch.
Das Narkoseprotokoll ist zum Großteil ein Beweismittel und auch da denkt man oft "aus forensischen Gründen schreibe ich das-und-das mal lieber auf". Die während der OP regelmäßig aufgeschriebenen Daten (Vitalparameter, Beatmungsparameter, Medikamente.....) zwingen einen aber auch zur regelmäßigen Beobachtung, so daß das Narkoseprotokoll (mit gewissen Abstrichen) weitgehend seine Berechtigung hat.
Beim Prämedizieren bekomme ich regelmäßig Plaque, wenn ich mich durch diese furchtbaren Akten wühle und nach relevanten Infos suche. Gruselig!!! Ein wilder Wust aus handgeschriebenen Zetteln/Formularen und ausgedruckten Listen/Formularen/Befunden.
So gerne ich in die Innere gehen würde: der "bürokratische Stationsschrott" (MDK-Anfragen, Rehaanträge.........) hält mich davon ab.

Peter_1
19.07.2012, 18:45
Ich muss mal wieder Werbung für die Allgemeinmedizin machen. Arztbriefe gibt es nicht, Anfragen von Versicherungen etc. hat man durch eine funkt. Praxissoftware und vorbereitende MFA s schnell erledigt.
Ich habe deutlich weniger Bürokratie wie im Krankenhaus und deutlich mehr Patientenkontakt. Dokumentieren muss man natürlich auch penibel, aber das geht mit Hilfe von hinterlegten shortcuts sehr fix. Auch wenn die hausärztl. Kollegen immer über die Bürokratie stöhnen, im Vergleich zur Bürokratie im Krankenhaus ist das in einer HA-praxis wie Urlaub :-))

Miss_Verständnis
19.07.2012, 20:01
wjsl, du klingst immer, als hättest du schon an zig verschiedenen Häusern gearbeitet...

netfinder
19.07.2012, 21:23
Radiologie. Ganz klar. Deine Befunde sind bereits deine Arztbriefe und das wars mit der Dokumentation.

Da verbringst du dann allerdings die wenigste Zeit am Patienten (jedenfalls nicht an dem in Fleisch und Blut). :-))

Kackbratze
19.07.2012, 21:28
Zwar sind, zumindest was Arztbriefe angeht, chirurgische Chefs normalerweise etwas weniger pingelig als internistische, aber das Wichtigste ist die Frage, ob es eine Stationssekretärin, einen Kodierdienst und die Möglichkeit Briefe zu diktieren(war schon in Abteilungen, wo alles per Hand getippt werden musste) gibt. Also eher hausabhängig.

Echt? In welchen, der 1000 Kliniken die Du kennst ist das denn so?
Die meisten Häuser haben Sekretärinnen, Diktiergeräte und Kodierassistenten, aber ein Diktiergerät wird nicht mit Luft und Liebe besprochen und eine Sekretärin tippt auch nur Dinge, die ihr vorgesagt werden.

*kopfschüttel*

stennadolny
19.07.2012, 21:37
In der Psychiatrie ist die Doku - je nach Haus, Sub-Fachbereich, Oberarzt oder aber Zuweiserklientel - teilweise ein Horror: Etwa, wenn man hochkomplexe, stationäre PT-Fälle, deren Verlauf über Monate geht, selbst mit der Hand dokumentieren und abschließen (AB) muß, weil die Klinik das Sekretariat eingespart hat.

In den Stellenanzeigen steht natürlich etwas anderes: "Dokumentationsassistenten" und so....

Problem ist auch, daß Niedergelassene oftmals exorbitante Eigen- und Fremdanamnesen im Brief erwarten, selbst aber bei der Zuweisung auch nach jahrelanger eigener Behandlung bzw. bei "Neuem Patienten" mehr als knausern ("DD Schizo" oder "Alkohol ?" oder "Viele Probleme !"). Behörden wollen immer mehr Doku, die man den armen Pat. nicht vorenthalten möchte. Supergau soll die Forensische Psychiatrie sein mit ihren Wälzern an Doku und Arztbriefen.

Fächer wie Augen, Nuk oder auch Labor kommen ebenfalls weitgehend ohne allzu gestelzte Doku aus.

Thomas24
19.07.2012, 22:02
Neee... zwar sind die Briefe verhältnismässig kurz, aber die Menge macht das Gift.
Jeder ambulante bekommt einen Brief, jeder stationäre sowieso- und der MDK fragt oft genug, warum der Pat. xy so lange stationär war (oder überhaupt stationär). Dazu kommen noch Op Berichte etc.

wjsl
19.07.2012, 22:03
In den beiden chirurgischen Abteilungen und der operativen Intensivstation, wo ich im PJ war, gab es weder das eine noch das andere. Klar kann es sein, dass das selten ist, aber es kommt vor.

Mich wundert es aber schon etwas, dass du als Chirurg es abzustreiten scheinst, dass die Internisten bezüglich Briefen doch ein wenig mehr gepiesakt werden. Wäre ja schlimm, wenn das zusätzlich zu den OP-Berichten auch noch dazu käme. Den absoluten Horror diesbezüglich gab es an unserer Uniklinik in der Kardio; da haben die Assistenten den ganzen Tag fast nichts anderes macht als Briefe zu schreiben und vor allem zigfach zu korrigieren. Und zwar nicht nur ein paar, sondern alle.

Kackbratze
19.07.2012, 22:08
Mich wundert es aber schon etwas, dass du als Chirurg es abzustreiten scheinst, dass die Internisten bezüglich Briefen doch ein wenig mehr gepiesakt werden. Wäre ja schlimm, wenn das zusätzlich zu den OP-Berichten auch noch dazu käme.

Vielleicht weil ich schon Kontakt mit dem realen Leben hatte?
Und was ist daran schlimm, wenn auch chirurgische Patienten einen vernünftigen Brief mit nach Hause bekommen?

Stiles
20.07.2012, 05:36
Also ich hatte in meiner Chirurgiezeit nicht das Gefühl, weniger Schreibkram an der Backe zu haben. Und die Briefe Innere vs. Chirurgie geben sich nicht viel. Klar, die geplante und komplikationslose Lap-Galle, die nach zwei Tagen wieder heim darf, ist schnell diktiert. Aber angeblich gibt es ja auch z.B. Tumorchirurgie, Revisionen, komplizierte Verläufe...

Und zu kurze insuffiziente Briefe sowie auch viel zu lange und unübersichtliche Briefe kriegt man doch aus allen Abteilungen gleichermaßen oft zu sehen. Prägnante Briefe mit den wesentlichen Infos sind viel zu selten. Außer in der Viszeralchirurgie am Hause, die kriegen das gut hin.

Übrigens fallen in der Inneren die OP-Berichte weg, fiel mir auf :-wow

Zum Thema: Notarztfahren ist sehr, sehr schreibkram-arm. Ich hoffe, wsjl kann das bestätigen...

Kackbratze
20.07.2012, 05:39
Dafür gibt es dabei dann kein Diktiergerät oder eine Kodierassistentin. Da ist noch Handarbeit angesagt. Zumindest in den Kliniken, die ich kenne.

WackenDoc
20.07.2012, 06:39
Dafür kannste ziemlich viel einfach nur ankreuzen (jetzt weiss, ich warum ich jahrelang Kreuzen geübt hab)- der Text an sich hält sich ja in Grenzen.
Irgendwie such ich aber noch die richtige Methode, während der Fahrt auch leserlich zu schreiben.

FUMANCHU
20.07.2012, 18:51
Aber ich finde: kein NEF/RTW ohne Kodierassistent/in-am besten mit Brechschale bei Einsatzfahrt mit sosi

dreamchaser
20.07.2012, 19:22
In den beiden chirurgischen Abteilungen und der operativen Intensivstation, wo ich im PJ war, gab es weder das eine noch das andere. Klar kann es sein, dass das selten ist, aber es kommt vor.

Mich wundert es aber schon etwas, dass du als Chirurg es abzustreiten scheinst, dass die Internisten bezüglich Briefen doch ein wenig mehr gepiesakt werden. Wäre ja schlimm, wenn das zusätzlich zu den OP-Berichten auch noch dazu käme. Den absoluten Horror diesbezüglich gab es an unserer Uniklinik in der Kardio; da haben die Assistenten den ganzen Tag fast nichts anderes macht als Briefe zu schreiben und vor allem zigfach zu korrigieren. Und zwar nicht nur ein paar, sondern alle.

Jaja, natürlich schreiben Kardiologen den ganzen Tag nur Briefe und tun sonst nix anderes - das Schlimme ist ja, dass du den Schrott, den du hier teilweise schreibst auch noch glaubst. Ich bin seit 4,5 Jahren in der Inneren resp. Kardiologie, habe in meinem Berufsleben eine sehr überschaubare Zahl von Briefen korrigiert (nichtmal 50) und schreibe glücklicherweise nicht den ganzen Tag Briefe. Weder an dem einen Haus, noch am anderen...

Kackbratze
20.07.2012, 21:00
Ich dachte 14k Arztbriefe und 20k Arztbriefkorrekturen gehören zum Weiterbildungskatalog zum Kardiologen?!?
Hab ich mich da verlesen?

dreamchaser
20.07.2012, 21:02
Oh shit...da hab ich ja noch jede Menge zu tun bis zur Facharztprüfung nächstes Jahr. Ich fahr mal kurz nochmal in die Klinik, paar Fehler in die Briefe einbauen, damit ich wieder fleissig korrigieren kann.

Kackbratze
20.07.2012, 21:33
Im 5. WBJ fehlen doch maximal noch 10 Stück, oder?